Tony war alles andere als glücklich damit, das hat man ihm angesehen. Er hat irgendwann einfach aufgehört zu reden, weil er begriffen hat, dass es keinen Sinn hat, nur noch runtergeschaut, betrübt genickt und meinte dann, er geht schlafen.

Dann habe ich mit Matt alleine geredet, zum ersten Mal seit Ewigkeiten. Er hat mich alles nochmal gefragt, was wir schon mit den anderen besprochen hatten, aber wusste genau, dass er allein andere Antworten von mir bekommen wird als alle in der Gruppe.

„Du musst mir was versprechen", sagte er, nachdem wir wieder stundenlang geredet hatten.

„Was denn?", wollte ich wissen.

„Sei am 25. Dezember bei Tony. Keine Ausreden, du kommst zum Weihnachtsessen dort, wir sehen uns wieder und du übernimmst ein bisschen Kuschelzeit mit Tony"

„Der bekommt einfach nicht genug, mh?", schmunzelte ich.

„Nope" Matt lächelte ebenfalls. „Manchmal will ich ihn echt einfach erwürgen, aber, dass wir in weniger als drei Monaten wieder zuhause sind, finde ich richtig blöd. Ich will ihn für mich behalten." Er schmollt leicht.

„Meinetwegen kannst du die Nervensäge gern ganz für dich alle haben, Matty. Je weniger der mir auf den Sack geht, desto besser für alle. Aber ja, ich komme zum Weihnachtsessen bei Tony. Weißt du, ob unsere Eltern auch was zusammen geplant haben? Heiligabend oder so?"

Matt schüttelte den Kopf. „Keinen Plan. Wird eine spontane Sache, glaub ich... Aber du, ich leg mich jetzt zu Tony, okay? Das mit Ace nimmt ihn echt mit" Er schaute besorgt quer durch den Raum und dann wieder auf den Bildschirm.

Ich nicke. „Klar. Gib ihm einen Flutschfinger von mir, dann geht's ihm schon viel besser"

„Du weißt, was ihm gefällt", schmunzelte Matt dreckig. „Ruf die Tage mal wieder an, wenn du Zeit hast, okay? Ich hab dein Gesicht echt vermisst"

Mit Tony unterwegs zu sein, tut Matt echt extrem gut, habe ich da mal wieder festgestellt. Er redet richtig offen über seine Gefühle, er hat von selbst gecheckt, dass Tony sich nicht ins Bett gelegt hat, weil er müde, sondern, weil er traurig war, und er erkennt meine Mimiken auf Anhieb.

Ich bin stolz auf ihn. Darauf, dass er sich getraut hat, das alles zu erleben und darauf, was er dabei gelernt hat. Mein kleiner Cousin wird wohl doch noch erwachsen.

„Mach ich", versicherte ich ihm lächelnd. „Ich hab dich lieb, Matty"

Es fiel mir erstaunlich leicht, das zu sagen. Früher konnte ich das nie. Da habe ich ihm meine Liebe zum Beispiel durch Schläge gezeigt, dann dadurch, dass ich ihn beschützt habe, dann dadurch, dass ich ihn geärgert und genervt habe. Jetzt kann ich es sagen, einfach so, ohne dass ich mich überwinden muss.

Ich glaube, ich habe in der letzten Zeit einfach verstanden, dass man manche Dinge für nicht so selbstverständlich erachten sollte. Klar weiß Matt, dass ich ihn liebhabe, aber er hat es trotzdem verdient, es hin und wieder mal zu hören. Jetzt weiß ich, dass ich es bereuen würde, wenn ich ihm nicht hin und wieder zeigen würde, dass er mir wichtig ist.

Tyler hat das auch öfter zu mir gesagt. Er meinte, ich darf zulassen, dass andere sehen, was sie mir bedeuten. Ich glaube, das in Kombination mit dem, was mit Ace passiert ist, veranlasst mich dazu, es jetzt auch wirklich zu tun.

„Ich hab dich auch lieb" Matt freute sich offensichtlich, winkte nochmal sehr deutlich in die Kamera und legte dann auf.

Mein Lächeln fiel, als der Anruf beendet war, ich ließ mein Handy sinken und schaute mich seufzend in der leeren Wohnung um.

Teach me LoveWhere stories live. Discover now