John füttert mich. Mein rechter Arm funktioniert heute irgendwie nicht ganz so wie er sollte. Der Arzt meinte, dass das wahrscheinlich vorkommen wird und ich mich auch über plötzlich auftretende Lähmungen oder starke Schmerzen bei Bewegungen nicht zu sorgen brauche. Er meinte, wenn ich es abgeklärt haben will, kann ich gerne spontan vorbeikommen, aber sowas sei bei einer Wirbelsäulenprellung wohl normal.

John genießt es richtig, mich wie ein Baby zu behandeln. Er braucht echt dringend ein Kind, um diese Vaterseite an irgendwem auszuleben, der nicht ich ist. Nachher finde ich daran noch gefallen und unsere Beziehung nimmt eine sehr seltsame Wendung.

Ich erinnere mich daran, wie er mich vorhin nach der Dusche abgetrocknet und dann angezogen hat und muss leicht lachen. Er behandelt mich echt wie ein Baby. Sobald ich quengele, fragt er mich, ob ich essen oder trinken will, ob ich müde bin, ob ich kuscheln will oder ob ich beschäftigt werden will. In dieser Reihenfolge.

Vorhin, nachdem ich nach meiner Dusche ins Zimmer kam, hat er zum ersten Mal meine Verletzungen gesehen. Davor war ich immer schon umgezogen, als er kam, weil meine Mum mir geholfen hat.

Ich habe gar nicht darüber nachgedacht, wie es auf ihn wirken wird zu sehen, wie schlimm zugerichtet ich aussehe. So ein Sturz aus 7 Metern auf harten Kieselboden ist eben nicht ganz ohne.

Man muss aber schon dazu sagen, dass ich extrem gut weggekommen bin. Ich hätte dabei sterben oder noch schlimmer verletzt, wenn nicht gar vollständig gelähmt werden können. Irgendwie hatte ich wohl also doch Glück.

Mein Rücken sieht aber echt schlimm aus. Man sieht jeden meiner Wirbel, weil darum herum eine blau-lila Verfärbung ist und meine gebrochenen Rippen sehen ähnlich übel aus.

John war total entsetzt, als er das gesehen hat. Er konnte gar nicht fassen, dass ich absolut nicht jammere oder mich über Schmerzen beschwere, obwohl ich die ganz eindeutig habe.

Er hat mir geholfen, meine Hose anzuziehen, sodass ich mich runterbeugen musste, dann hat er meinen Oberkörper nochmal gründlich abgetrocknet und dann hat er mich mit eingecremt. Die Salbe war etwas kalt, deshalb bin ich ein bisschen ausgewichen, aber er dachte, es hätte mir wehgetan und sich sofort total leidend entschuldigt. Aber, wie er mich schließlich eingecremt hat, hat absolut nicht wehgetan. Er war sanft und rücksichtsvoll und ich müsste lügen, um nicht zu sagen, dass ich es genossen habe.

Nachdem die Creme etwas eingezogen war, hat er mir noch geholfen, ein Shirt anzuziehen und dann hat er mir das Bett wieder schön gemütlich hergerichtet und mir geholfen, mich vorsichtig darin abzulegen. Ich glaube, davor hat er die Verletzung nicht wirklich ernstgenommen, zumindest nicht so, dass er ebenfalls zur Übermutti mutiert ist. Jetzt sieht es anders aus. Er lässt mich gar nichts mehr machen, nicht mal die Fernbedienung darf ich halten, wenn wir fernsehen.

Irgendwie finde ich das ja ganz süß, aber ich will mich nicht daran gewöhnen, so schön umsorgt zu werden. Ich will das nicht für selbstverständlich ansehen. Ich will mich weiterhin über jede Kleinigkeit freuen, die er für mich tut und umso mehr über größere Gesten, wie zum Beispiel, dass er mir Zigaretten besorgt hat, weil meine Mum sich geweigert hat, mir welche vom Einkaufen mitzubringen.

Das hat mich mehr gefreut als wenn er mir Blumen oder Schokolade gebracht hätte. Jetzt brauche ich nur noch eine Gelegenheit, sie auch zu rauchen. In meinem Zimmer ist ausgeschlossen. Der Geruch geht da niemals raus und ich will nicht riskieren, dass sich meine Tapeten verfärben. Außerdem zerhackt meine Mama mich in Einzelteile, wenn ich im Haus rauche.

Als ich 16 war, hat sie es das erste Mal mitbekommen. Das war zwar schon zwei Jahre nach meiner ersten Zigarette, aber sie fand es trotzdem noch viel zu früh und hat mir gedroht, mir jede Zigarette, die ich anmache, auf meinem Hintern auszudrücken.

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