Ich will nicht lügen, natürlich interessiert es mich, ob und wann er sich bei mir melden würde, wenn ich es nicht tue, aber vielleicht ist es auch ganz gut, dass mir diese Enttäuschung erspart bleibt.

Er hat wahrscheinlich schon lange mit mir abgeschlossen und vergnügt sich mit wem anders. Ich kann es ihm nicht mal verübeln. Er ist mir nichts schuldig. Er hat mir keine Versprechungen gemacht oder Hoffnungen oder Sonstiges. Wir haben miteinander gesprochen wie zwei erwachsene Menschen und beschlossen, dass das mit uns nichts wird. Es ist sein gutes Recht, sich jetzt nach anderen umzuschauen.

Ich sollte das auch tun, sobald ich wieder raus kann. Nicht unbedingt nach jemandem suchen, mit dem ich was anfangen kann, sondern mich einfach ablenken. Wieder mehr mit meinen Freunden machen oder fotografieren oder vielleicht auch wieder das ein oder andere Autorennen fahren. Das habe ich wenig nicht mehr gemacht. Das könnte ich echt mal wieder gebrauchen. Adrenalin, Geschwindigkeit, einen Sieg. Grade fühlt sich alles so an, als würde ich ständig nur verlieren. Als könnte ich nur noch das.

Aufgrund der Verletzung und anderen Umständen habe ich beschlossen, doch noch nicht im nächsten Semester studieren zu gehen. Ich habe grade einfach kein gutes Gefühl dabei.

Meine Mappe ist fertig, seit ich meinen Abschluss habe und die Bewerbung ebenfalls. Beides verbessere und optimiere ich jetzt schon seit vier Jahren und warte darauf, es abzuschicken. Ich weiß schon genau, an welche Hochschule ich will und ich kann es kaum erwarten, mit dem Studium anzufangen. Ich habe das Geld, um mir eine Wohnung zu leisten, genauso wie Studiengebühren und kann auch währen des Studiums noch ein bisschen was verdienen. Aber irgendwas hält mich zurück.

Vielleicht liegt es an meiner Pechsträhne grade, die lieber erstmal vergehen soll, bevor ich diesen Schritt wage. Wenn ich nicht angenommen werde, bricht meine gesamte Welt auseinander, das weiß ich jetzt schon. Ich bin zwar gern Maurer, aber ich will das nicht für immer machen. Ich will mir als Fotograf einen Namen machen und mir eine Reichweite aufbauen und Leute mit meinen Bildern erreichen und berühren. Aber all das kann ich ja in einem Jahr auch noch.

Gerade schreibe ich über Determination der Menschen und lese dazu verschiedene philosophische Artikel durch, um auch eine Ahnung zu haben, von dem was ich da von mir gebe. Auch, wenn diesen Mist hier niemals jemand lesen wird und das auch gar nicht soll, muss ich nicht nur uninformierten Müll von mir geben. Außerdem ist es ganz interessant zu wissen, was namenhafte Philosophen so für Ansichten dazu hatten.

Mir gefällt Sartre am besten. Er ist der Meinung, der Mensch sei zur Freiheit verurteilt. Somit sei er auch für sein Handeln und Tun vollkommen selbst verantwortlich und kann sich auf keine Vorbestimmung oder höhere Macht wie Gott beziehen, um seine Taten zu entschuldigen oder zu rechtfertigen. Der Mensch sei nichts Anderes als das, wozu er sich selbst macht.

Ich mag diese Ansicht, weil es mir das Gefühl gibt, die Kontrolle über mein eigenes Leben und vor allem mich selbst zu haben. Ich kann sein, wer ich sein möchte und tun, was ich für richtig halte und nichts, außer mir selbst, steht dem im Wege.

Allerdings weiß ich nicht, was Sartre zu Dingen wie psychischen Erkrankungen oder körperlichen Einschränkungen gesagt hat. Die bestimmen doch maßgeblich, wie und ob wir diese uns vorgeschriene Freiheit dann auch wirklich nutzen können. Jemand psychisch schwerkrankes kann nicht für sein Handeln verantwortlich gemacht werden, wenn seine Affekte ihn dazu zwingen, und, jemand, der nicht laufen kann, weil er eine Behinderung hat, kann daran auch nichts ändern.

Vielleicht darf man das Ganze nicht so ultimativ betrachten. Vielleicht gibt es keine allgemeine Freiheit, die jedem zusteht oder zu der jeder verdammt ist. Vielleicht geht es darum, seine persönlichen Herausforderungen zu überwinden und somit die beste Version seines Selbst zu werden.

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