Ich habe ihm nicht gesagt, was ich durch meine Narzissmus-Recherchen vermutet habe, und habe seine Aussage dann einfach so stehenlassen. Dass ich mich für ihn aufgebe und er das voll ausnutzt und das quasi in so in unserer Persönlichkeit verankert ist, ist für mich alles andere als füreinander bestimmt sein.

Wir triggern diese Seiten von uns, er meinen Echoismus und ich seinen Narzissmus, doch nur.

Trotzdem hält mich das nicht davon ab, weiter mit ihm zu schlafen.

Ich gehe zwar nie wirklich auf ihn zu, aber ich weise ihn auch nicht konsequent ab. Wieso denn auch? Wir sind beide erwachsene Männer. Wenn er mit mir schlafen will und für mich nichts dagegenspricht, kann ich es doch machen. Dass ich mir zwischendrin immer wieder denke, dass sich das nicht richtig anfühlt oder mich nicht traue zu versuchen was zu machen, das mir gefällt, ist eher suboptimal, aber meine eigene Schuld.

Außerdem schlafen wir nicht wirklich miteinander. Wir ficken einfach nur. Allein der Gedanke daran, es so mit ihm zu machen wie mit Alex, löst eine riesen Welle an Schuldgefühlen in mir aus.

Sex ohne Liebe ist für mich als Blümchensex-Liebhaber wirklich kompliziert. Vor allem, wenn ich diesen quengelnden und bettelenden Wicht unter mir habe, der sich mit nichts zufriedengibt.

Letzte Nacht hat er sich zu mir geschlichen. Er hat gesehen, dass ich noch wach bin und meinte, er kann nicht schlafen und will mit mir reden. Also hat er sich in mein Bett gelegt. Nur wenige Minuten später waren wir beide nackt und voll dabei. Er wollte es härter, schneller, tiefer... nichts hat ihm gepasst. Das hat mich so frustriert, dass ich mich aus ihm gezogen habe, das Kondom von mir gerissen und gesagt: „Weißt du was? Fick dich doch einfach selbst!"

Er war schockiert... Zurecht. Dann haben wir angefangen zu diskutieren, naja uns angezickt trifft es wohl eher. Jedenfalls hat es im Streit geendet. Es kam mir fast so vor wie einer unserer üblichen Beziehungsstreits von früher. Ich versuche, ihm alles Recht zu machen, er ist nie zufrieden mit mir, mich frustriert das, ich werde traurig und wütend und gebe auf und er hält mir vor, dass ich total übertreibe und grundlos rumzicke.

Irgendwie hat er ja Recht. Ich meine, es macht doch Sinn, jemandem zu sagen, was man beim Sex will. Kommunikation ist da echt wichtig. Ich glaube, ich hatte es einfach nur satt, dass ich immer nur getan habe, was er wollte, aber es selbst nicht hinbekommen habe, Wünsche zu formulieren. Vor allem mit dem Gedanken an die Diagnose im Hinterkopf.

John ist dann aus meinem Zimmer gegangen, ich lag wütend in meinem Bett und habe mich selbst fertiggemacht, solange, bis John wieder zurückkam, meinte, er kann immer noch nicht schlafen und sich wortlos wieder zu mir gelegt hat. Es war bereits morgens und ich konnte in seinen Augen genau sehen, dass er sich schlecht gefühlt hat. Also habe ich mich entschuldigt und versucht, es wiedergut zu machen.

Es hat mich sehr überrascht, dass er meinte, ich muss das nicht und ich soll es nicht.

Er hat mich umarmt, ganz fest, meinen Kopf geküsst und gesagt: „Du bist genug. Mehr als genug. Du bist das Beste. Ich liebe dich so sehr"

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich war komplett überfordert, ich fühlte mich schuldig und ich hasste mich dafür, dass es mich so glücklich machte, was er sagte.

Wahrscheinlich ist das etwas, worüber ich mit meinem Psychologen reden sollte. Er kann mir bestimmt Tipps geben, von John loszukommen. Aber irgendwie scheue ich mich, darüber mit ihm zu reden. John und ich sind zwar nicht beim gleichen Typen, sondern bei Partnern in derselben Praxis, aber trotzdem...

Bei Alex fiel es mir total leicht, darüber zu reden. Zwar nicht von Anfang an, aber nachdem er sehr deutlich gemacht, dass er mich und John und unsere Beziehung auch richtig deuten kann, ohne, dass ich darüber spreche, war alles doch deutlich einfacher.

Teach me LoveWhere stories live. Discover now