Mats Hummels x Giovanni Reyna

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Irritiert zog er seine Brauen zusammen und nahm meine Hände von meinen Augen, nur um mir sachte die Tränen von den Wangen zu wischen. ,,Warum sollte ich dich denn anschreien, Gio? Das hatte ich nicht vor und das werde ich auch nie.", bestätigte er seine Aussage und fing meinen glasigen Blick mit seinem auf. ,,Weil es ganz allein meine Schuld ist, dass wir nicht gewonnen haben.", schniefte ich und konnte Mats' Kopf schütteln sehen. ,,Auf keinen Fall. Das hätte jedem anderen auch passieren können. Erling, Jadon, mir.", zählte er auf. ,,Aber es ist nunmal nicht ihnen passiert. Sondern mir! Und dafür hab ich zu bezahlen." Erneut rollten dicke Tränen meinen Nasenflügeln hinunter und ich presste verzweifelt meine Lippen aufeinander. ,,Ja, ist es. Aber das heißt noch lange nicht, dass du allein an dem Ergebnis Schuld bist, denn wir hätten alle früher auf die Tupe drücken sollen. Außerdem weißt du nun, was du beim nächsten Mal ändern kannst. Denn aus seinen Fehlern lernt man." Mats' motivierende Ansprache stoppte tatsächlich den Tränenfluss und bescherte mir sogar ein kleines Lächeln, welches sich bei ihm reflektierte.

,,Meinst du wirklich?", hakte ich nach, da ich mir noch nicht das sichere Vertrauen schenken konnte. ,,So war ich hier hocke. Zudem haben wir zu Hause einen Garten, der groß genug ist, um Elfmeter schießen zu üben.", schmunzelte der Ältere, weswegen ich ihm schmollend gegen den Oberarm boxte, aber dennoch kichern musste. Er schaffte es, innerhalb weniger Sekunden, meine Laune zu heben und alle präsenten Probleme verblassen zu lassen. ,,Danke, Mats. Ich liebe dich so sehr.", murmelte ich und ich rieb mir mit dem Ärmel meines langärmligen Funktionshirts übers Gesicht. ,,Und ich dich erst.", lächelte er und hauchte mir zwei Küsse auf den Mund, wobei ich den letzten auffing und erwiderte. Ich bekam nicht mit, wie sich die Kabine füllte und sich jeder in die Duschen verkrümelte. Bald lösten wir unseren sanften, harmlosen Kuss und ich gab Mats zum Verstehen, dass es langsam Zeit war, sich ebenfalls aufzufrischen. Daher hüpfte ich schnell unter die Dusche, da ich wusste, dass ich daheim schier ins Bett fallen würde und schlüpfte keine fünf Minuten später, in einen lässigen Jogginganzug. Mats dagegen hing, als ich bereits meine Sneaker zuschnürte, am Eingang des Duschbereichs und schien sich alle Zeit der Welt zu lassen. ,,Beeil dich!", rief ich ihm nach, worauf er stehen blieb und sich zu mir drehte. ,,Du weißt, dass ich dem warmen Wasser nicht widerstehen kann.", bemerkte er und ich stöhnte angenervt auf. ,,Na gut, dann warte ich im Auto auf dich.", teilte ich meinem Freund mit, der einverstanden nickte. ,,Schlüssel sind in der Vordertasche meines Rucksacks." Damit setzte er seinen Weg fort und ich zog mir meine warme Daunenjacke über.

Nachdem ich die Autoschlüssel aus Mats' Rucksack geangelt und meinen eigenen mir über die Schulter geworfen hatte, begab ich mich, mit meinem Blick auf mein Smartphone gerichtet, nach draußen. Mir schlug sogleich die kühle Nachtluft um die Ohren und ich vergrub meine Nase so tief wie möglich in der Jacke. Während ich den Parkplatz überquerte, war ich stur auf den Bildschirm vor mir fokussiert, wobei ich bewusst auf soziale Medien verzichtete. Es wurden mir momentan sowieso nur Bilder angezeigt, in welchen ich meinen unglücklichen Strafstoß sehen musste. Doch früher oder später musste ich mich dieser Herausforderung widmen, aber das konnte warten.

Das helle Licht blendete mich, stich nahezu in meinen Pupillen, weil der Parkplatz lediglich mit drei schwachen Straßenlampen beleuchtet war. Merkwürdigerweise kam es mir mit einem Schlag dunkler denn je vor und mir fröstelte es unangenehm. Zudem beschleunigte sich meine Herzfrequenz und mit ihr meine Schritte. Mir war kalt, jedoch lief mir zeitgleich auch der nasse Schweiß. Mein Atmen ging nur noch stoßweise und die einzige Sicherheit war jetzt mein grelles Handy, welches mir förmlich die Augen verbrannte. Ich war mir nicht sicher, wo diese abrupte Furcht auftauchte und was sie zu bedeuten hatte, denn normalerweise hatte ich nie Angst im Dunkeln. Diesmal war es anders. Meine freie Hand legte sich an den Reißverschluss meiner Jacke und zog diese über mein halbes Gesicht. Ich schwitzte, zitterte, steigerte mein Tempo, runzelte meine Stirn, da mich weiterhin das Blaulicht des Handys störte und blieb auf einmal ungewollt stehen. Stimmen schwebten in mein Ohr, die immer näher zu kommen schienen. Sie waren dicht vor ihnen, pressten sich auf diese als würden sie wollen, dass ich taub werde. War es Einbildung? Bin ich verrückt geworden und hörte sogar schon fremde Stimmen? Oder waren es nur meine Teamkollegen, die sich einen fiesen Streich erlaubten? Unmöglich... Keiner dieser hatte vor mir das Stadion verlassen... Mein Kopf schnellte hoch, als ich einen Ast in unmittelbarer Nähe zerbrechen hörte. Mein Mund war steintrocken. Schwer atmend huschte mein Blick nach rechts, von wo ich den Laut zu glauben gehört hatte. Da war niemand. Links - niemand. Wieder rechts - keine Menschenseele. Ich war allein.

Fußball Oneshots (BxB)Where stories live. Discover now