Dass aufgeben und sich was Anderes suchen keine Option für ihn ist, ist klar. Bei mir ist es ja auch so. Aber man merkt auch, dass, was er jetzt hat, nicht genug für ihn ist, sonst würde er sich damit zufriedengeben und nicht immer noch härter trainieren. Es ist fast so als versuche er durch das Training gegen die Tatsache ankämpfen, dass sein Körper ihm seinen Traum für immer verwehren wird.

Ich fand ihn vorher schon beeindruckend, aber jetzt bewundere ich ihn wirklich. Für seine Entschlossenheit und seine Stärke und seinen Kampfgeist. Er muss schon von Anfang an gewusst haben, dass er mit Fußball niemals wirklich erfolgreich sein kann, aber er hat trotzdem nicht aufgegeben und einen Weg gefunden.

Es ist beinahe eine Schande, dass die Welt niemals davon erfahren darf. Er könnte durch seine Geschichte so vielen jungen Leuten Hoffnung geben... Er gibt mir Hoffnung. Und obwohl wir kaum miteinander reden und er mich ständig misstrauisch beäugt, glaube ich, in ihm einen Verbündeten gefunden zu haben, obwohl ich der letzte bin, der nach Verbündeten sucht.

Ich bin gern ein Einzelkämpfer, denn ich weiß, dass ich mich nur auf mich selbst verlassen kann, und wenn ich Fehler mache, ziehe ich keine anderen mit rein, sondern habe nur die Verantwortung für mich selbst. Elias und ich sind weit davon entfernt, Freunde zu sein, aber wir stehen ziemlich sicher auf derselben Seite. Mit Sunny.

Er und ich sitzen schon an den Tischen der Loge, direkt neben uns das Fenster, sodass wir runter ins Stadion sehen können. Ich war bisher noch nie in einer Loge, und ich habe auch nicht vor, mir jemals ein Fußballspiel von hier aus anzusehen. Das hier ist was für Snobs. Ich werde gern angerammt beim Aufspringen oder im Jubel versehentlich total mit Bier überschüttet oder befinde mich in so einem Lärm, dass ich meine eigenen Schreie nicht mehr höre.

Zwar sieht man von hier aus das Spiel bestimmt besser als von den Plätzen unten, aber das Feeling kann hier niemals so geil sein wie dort in der stickigen, hitzigen Menge. Bin wohl doch noch nicht ganz abgehoben.

„Wenigstens ist das dämliche Wasser gekühlt", brummt der gut gelaunte Sonnenschein mir gegenüber, nachdem Elias es ihm gebracht hat. Er starrt dabei auf die Falsche und zupft am Etikett herum, nichtsahnend von dem Film, der grade in meinem Kopf abläuft. Irgendwann wird mein Name durch dieses Stadion hallen.

Elias setzt sich neben Sunny und schlägt ihm auf die Hand, damit er aufhört, die Falsche auszuziehen.

„Es reicht jetzt mit deinem Rumgezicke", meint er dabei genervt. „Was ist los?" Er schaut ihn auffordernd an und auch ein bisschen bedrohlich. Witzig, wenn man bedenkt, wie klein er ist. Das fällt, wenn er sitzt, gar nicht wirklich auf, vor allem grade neben Sunny, so geknickt, wie er dranhockt.

Als Freund hätte ich ihn wohl schon lange fragen sollen, was los ist, aber ich bin mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt mit ihm befreundet bin und ob er reden wollen würde. Dafür kenne ich ihn einfach nicht gut genug.

Ich weiß ja nicht mal, ob er mich überhaupt mag. Bisher hat er mir nur sehr deutlich gemacht, dass er mich für eingebildet hält. Wahrscheinlich will er gar nicht mit mir befreundet sein. Übelnehmen könnte ich es ihm nicht.

Trotzdem, jetzt, nachdem Elias gefragt hat, bin auch ich bereit, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ich war schon immer ein guter Zuhörer und Berater. Während viele andere nie wissen, was sie sagen sollen, wenn andere verzweifeln, gebe ich immer Arschtritte. Ich kann Menschen gut genug lesen, um zu wissen, wann sie eine Ansage und wann sie eine Umarmung brauchen.

Sunny allerdings verwirrt mich noch etwas. Ich brauche noch ein paar mehr Informationen über ihn, um eine sinnvolle Analyse aufstellen zu können. Und diese bekomme ich.

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