Da Tyler es eigentlich nie wirklich mitbekommen konnte, wenn ich mit John geredet habe, bin ich der festen Überzeugung, dass John mit Tyler über mich geredet haben muss. Und anscheinend hat er ziemlich positive Dinge geäußert. Das alles freut mich sogar so sehr, dass nicht mal meine Ex, die mir auf der Arbeit einen Besuch abstattet, meine Stimmung vermiesen kann.

Das ist dann eher eine weniger schöne Überraschung. Aber andererseits fühlt es sich erstaunlich... neutral an, sie zu sehen. Ich bin davon ausgegangen, dass es deutlich mehr wehtun wird, wenn sie wieder vor mir steht. Deshalb habe ich Treffen mit meinen Freunden bisher vermieden. Aber anscheinend war diese Sorge unberechtigt.

„Mensch, die Arbeit tut deinem Teint richtig gut", lächelt sie zur Begrüßung.

Ihr Blick hängt schon lange an meinem Oberkörper. Schon seit ich sie hierherlaufen sehen habe. Da ich nicht dumm rumstehen und auf sie warten wollte, habe ich einfach weitergearbeitet. Ich konnte ja nicht sicher wissen, dass sie wirklich zu mir will.

Wie oft bei diesen Temperaturen verzichten wir auf Oberteile, wenn es der Arbeitsschutz halbwegs zulässt. Anfangs hatte ich selbst im schlimmsten Sommer noch mindestens ein Shirt oder ein Top an, egal wie schlimm und unangenehm das vom Schweiß an mir geklebt hat. Ich fand meinen Körper einfach zu lauchig und hatte Angst, dass die Männer, die deutlich stattlicher waren als ich mit meinen frischen 18, als ich mit der Ausbildung angefangen habe, sich dann über mich lustig machen. Klar hätten sie es nicht böse gemeint. Aber obwohl ich sowas schon immer einfach nur weggelächelt habe, trifft es mich doch sehr, denn in solchen Späßen liegt auch immer ein Fünkchen schmerzhafte Wahrheit.

Den ersten Sommer, den ich oben ohne gearbeitet habe, hatte ich schon deutlich mehr Muskeln, aber durch die relativ helle Haut auch übelsten Sonnenbrand. Sogar Blasen habe ich davon bekommen. Aber nachdem ich mich über die Zeit schön gebräunt habe, passiert das nicht mehr. Ich röste bloß immer weiter, bekomme dunkleren Teint, Sommersprossen, die man aber kaum sieht, und noch hellere Haare.

Das sieht richtig seltsam aus, finde ich. Wie so ein möchtegern Surfer-Boy. Aber dafür kann ich doch nichts! Und mich bei der Sonne zu beschweren, wird, glaube ich, auch ziemlich wenig bringen. Außerdem mag ich das. Diese harte Arbeit in der prallen Sonne, die Hitze, die Anstrengung, den Schweiß und täglich drei fast-Kreislaufkollapse. So nutze ich meine ADHS-Energie wenigstens für was Sinnvolles.

Ohne, dass ich es wirklich merke oder überhaupt beabsichtige, bleibt meine Antwort an Rebecca aus - ein Beweis dafür, dass sie nicht mehr in den Kreis der Auserwählten gehört, mit denen ich gerne rede. Nach dem, was sie abgezogen hat, sollte sie das aber auch nicht wundern.

Was macht sie überhaupt hier? Sie hat sehr deutlich gemacht, dass sie mich nicht will. Zumindest nicht, wenn ich nicht mit ihr schlafen will. Und da ich das sicherlich nicht machen werde, nur, weil sie es will, hat sich an der Lage nichts geändert.

Ich weiß ja nicht mal, ob ich könnte. Aber mich dazu zwingen werde ich nicht. Ich habe echt schon viel Scheiße gebaut in meinem Leben, mich in Gefahr gebracht und sonstiges, aber das werde ich nicht tun.

Obwohl ich nichts sage und sie nur stumm ansehe, scheint sie zu begreifen, dass die Stille zwischen uns wohl hauptsächlich daraus resultiert, dass es einfach nichts gibt, das ich ihr zu sagen habe.

Sie seufzt deshalb, geht nochmal einen Schritt auf mich zu, sodass sie näher vor mir steht und mich intensiver ansehen kann. „Ich vermisse dich, Juli" Sie greift nach meiner Hand und hält sie fest, obwohl sie total schmutzig und verschwitzt ist. „Ich habe mich gefragt, ob wir es vielleicht nochmal versuchen wollen-"

„Nein"

Zwar scheint sie noch deutlich mehr sagen zu wollen, aber ich will es einfach nicht hören.

Teach me LoveWhere stories live. Discover now