„Hei Liebe meines Lebens"

Ich lache leicht, schließe meine Zimmertür hinter mir und werfe mich kurz danach ins Bett. „Erzähl, wie war dein Krafttraining?"

„Oh Gott, es gab so ein Drama, das wirst du mir gar nicht glauben" Alex schnauft durch und beginnt mir zu erzählen, was vorhin passiert ist.

Ich bin wirklich ein wenig verwirrt von den Typen aus seiner Mannschaft. Es wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben, was Leute, die versuchen andere niederzumachen, sich dabei denken. Ich verstehe einfach den Sinn dahinter nicht oder auch nur einen einzigen Gedankengang, der einen dazu veranlassen könnte, so zu handeln.

Alex hatte richtig Glück, dass dieser Linus die Nachricht an seine Mum vorgelesen hat und nicht eine von mir. Ich schreibe ihm immer richtig lange Texte, morgens zum Beispiel oder einfach zwischen durch, wenn ich an ihn denke oder, wenn was passiert, das ich ihm sofort erzählen will. Er antwortet meistens mit Smileys oder Sprachnachrichten. Klar war die Nachricht an seine Mum auch sehr privat... Alex hat sie mir vorgelesen, nachdem er mir erzählt hat, dass er keine Antwort bekommen hat und sich fragt, ob seine Mum sich überhaupt noch für ihn interessiert. Ich weiß also was darin steht und was es bedeutet. Aber die paar Sätze dieser Nachricht waren weitaus weniger fatal als alles, was ich ihm so schreibe.

Alex stimmt mir zu, was das angeht, aber er meint auch, dass er schon total aufgehört hat, an seine Mum zu denken und das die Wunde wieder aufgerissen hat. Er wirkt so niedergeschlagen dabei. Am liebsten würde ich ihn in den Arm nehmen, sein ganzes Gesicht abküssten und ihn nie mehr loslassen. Mein armes Löwenbaby.

„Willst du nochmal versuchen, deiner Mum zu schreiben? Ihr vom Fußball erzählen? Vielleicht antwortet sie, wenn, was du ihr schreibst, nichts mit mir zu tun hat?" Ein verzweifelter Versuch von mir, ihn dazu zu animieren nicht aufzugeben.

Seine Mum liebt ihn, das weiß ich. Sie muss sich nur daran erinnern, dass Alex immer noch Alex ist und das auch immer bleiben wird, egal, wen er liebt. Das ändert doch nichts an dem Jungen, den sie aufgezogen hat außer, dass die Tatsache, dass er nun dazu stehen kann, ihm die Chance gibt, glücklich zu werden. Ich bin mir sicher, wenn sie das begreift, wird sie über alles andere hinwegsehen können.

Alex schüttelt den Kopf. „Du bist ein wichtiger Teil meines Lebens. Du gehörst zu mir. Entweder meine Mum akzeptiert uns im Doppelpack oder sie lässt es ganz. Ohne dich bekommt sie mich nicht"

Ich seufze. „Ich verstehe das ja... Aber wieso muss das alles in Extremen ablaufen? Dieses ganz oder gar nicht bringt dich in dem Fall nicht weit, Alex. Vor allem, wenn deine Mum genauso stur ist wie du. Wie wär's mit ein bisschen Kompromissbereitschaft? Ich glaube wirklich, wenn deine Mum sieht, dass du sie trotz allem noch in deinem Leben willst, wird sie sich auch bemühen. Du bist ihr Sohn und sie liebt dich. Sie ist wahrscheinlich nur überfordert und weiß selbst nicht ganz, wie sie mit allem umgehen soll. Geh auf sie zu und zeig ihr, dass du immer noch ein Fußball-Fanatiker bist und ein frecher, vorlauter junger Mann, der sich von nichts und niemandem unterkriegen lässt und darum kämpft, was ihm wichtig ist..."

„Hast du diese Rede einstudiert?" Alex verdreht zwar die Augen und wirkt genervt, aber ich weiß, dass er sich meine Worte insgeheim zu Herzen nimmt. Vor allem sein nächster Satz beweist das. Er tippt auf dem Handy herum und beißt sich nachdenklich auf die Unterlippe. „Was soll ich schreiben? Soll ich nochmal mit Hi Mum anfangen? Soll ich einen Absatz machen und mit Komma schreiben? Oder soll ich sie spamen? So für jeden Satz eine neue Nachricht?"

„Schreib Hei Mum. Ich weiß nicht, ob Dad es dir schon erzählt hat-"

„Oh nein, Dad zu erwähnen ist keine gute Idee", unterbricht mich Alex sofort. Er schüttelt dabei wild den Kopf. „Wenn sie weiß, dass Dad es schon lange vor ihr wusste, unterstellt sie uns nur wieder, dass wir uns gegen sie verschwören und das macht alles nur noch schlimmer."

Teach me LoveWhere stories live. Discover now