„Aber wieso?", Finn scheint die Welt nicht mehr zu verstehen.

„Weil sie mit einem andern geschlafen hat"

„Aber wieso?"

„Weil ich nicht mit ihr schlafen wollte."

„Aber wieso?"

Julian verdreht die Augen. „Weil halt, Finn. Das waren jetzt deutlich mehr als eine Frage." Er greift zur Flasche, um sie zu drehen und seine Runde damit zu beenden. Finn sieht nicht mehr so begeistert aus wie zu Anfang. Eher betrübt und schuldbewusst. Aber Julian geht einfach normal zum Spiel über, stellt seiner Schwester die freundliche Aufgabe, ihre Freundin zu küssen und wird die Aufmerksamkeit, die auf ihm liegt, somit los.

Als nächstes landet die Öffnung der Flasche auf mir. Leichte Panik steigt in mir auf. Ich muss Pflicht nehmen. Ich spiele mit meinen Schülern und muss Pflicht nehmen. Lila grinst schon so verheißungsvoll, dass ich genau weiß, jetzt kann es nur peinlich werden.

Ich bin so froh, dass Alex das Spiel unterbricht, indem er die Musik lauter macht und beschließt, dass wir jetzt tanzen.

„Aber-"

„Wir machen später da weiter" Alex unterbricht Lila, als sie sich beschweren will, steht auf und sieht die anderen auffordernd an. „Hopp hopp, schwingt die Hüften!"

Ich denke, dass Nessi Lila schließlich davon überzeugt, mit ihr zu tanzen ist ziemlich ausschlaggebend dafür, dass sie keinen Aufstand macht. Finn und Pia sind auch ziemlich schnell dabei und Alex steht vor mir und hält mir die Hand hin. „Darf ich um diesen Tanz bitten?" Er lächelt dabei charmant und selbst, wenn ich wollte, ich könnte nicht nein sagen.

Also lege ich zur Antwort meine Hand in seine und lasse mich auf die Beine ziehen. Weiterhin seine Hand haltend folge ich ihm ein wenig weg vom Sofa, wo die anderen schon ziemlich anzüglich miteinander tanzen. Statt sich passend zur Musik zu bewegen, legt Alex die Arme um mich, drückt mich fest an sich und bewegt sich langsam hin und her, wie bei einem langsamen, romantischen Tanz zu ruhiger Musik.

Ich sehe ihm lächelnd in die Augen, als ich ihn ebenfalls umarme.

„Wie gefällt dir die Party?", will er wissen.

„Das hier ist eindeutig mein Highlight" Ich habe keine Ahnung, wie Alex es hinbekommt, dass ich immer noch Schmetterlinge im Bauch habe, wenn wir uns so nahe sind. Doch er tut es und ich bezweifle, dass das jemals enden wird.

Er lächelt noch ein Stückchen breiter, lehnt seine Stirn kurz an meine und gibt mir dann einen Kuss. Ich scheue mich nicht, ihn zu erwidern. Nicht mehr. Nicht vor diesen Leuten.

„Wie gefällt es dir?", frage ich ihn schließlich. Das ist deutlich wichtiger, immerhin ist es ja seine Party. „Hast du Spaß?"

Er nickt. „Ist ganz witzig... Aber ich vermisse meine Freunde ein bisschen, um ehrlich zu sein. Ich kann es ja selbst kaum glauben, aber Tonys Dummheit fehlt mir irgendwie"

„Weißt du, wann er zurückkommt?"

Alex schüttelt den Kopf. „Ich will auch nicht fragen. Das klingt dann so anhänglich und verzweifelt"

„Och Alex", seufze ich. „Du darfst deinen Freunden ruhig zeigen, dass sie dir wichtig sind."

Er zuckt bloß mit den Schultern. Wahrscheinlich weiß er das selbst ganz gut und vermutlich versucht er es auch, doch er scheint nicht wirklich zu wissen wie.

Wir tanzen eine Weile so weiter, still, sehen uns an, küssen uns und kuscheln eigentlich mehr als alles andere. Aber ich finde das schön.

Als wir uns grade ein wenig drehen, sehe ich über Alex' Schulter hinweg, direkt in Lilas Gesicht. Sie winkt mir wild zu, obwohl sie nur drei Meter neben mir steht, kichert dann und zwinkert. Ich lächele, leicht verwirrt und sorge dafür, dass wir uns weiterdrehen, damit Lila mich nicht weiterhin so gruslig angrinsen kann.

Irgendwann beginnen die Mädels zu singen und zwingen uns mitzumachen. Als Alex anfängt, mit den anderen rumzuhupfen und Liedtexte zu schreien, nutze ich die Gelegenheit, mich auszuklinken und setze mich zurück aufs Sofa. Ich trinke etwas, sehe den anderen belustigt beim Singen und Tanzen zu.

Mir fällt dabei gar nicht auf, dass John und Julian verschwunden sind. Ich bin viel zu fasziniert von Alex. Davon wie er sich bewegt, davon, wie er singt, aber wohl am meisten davon, wie er dabei lacht. Er sieht so schön aus. Aber vor allem glücklich. Und das bringt mich dazu, einfach lächelnd hier zu sitzen und ihn zu beobachten ohne wirklich zu bemerken, wie seltsam das ist. Und selbst, wenn es mir auffallen würde, wäre es mir wahrscheinlich egal. Ich bin mit Alex zusammen. Ich habe das Recht darauf, ihn anzustarren. Keiner kann mir das verbieten, außer er selbst vielleicht, aber das würde er nicht tun. Dazu genießt er meine Blicke viel zu sehr. Als er sie bemerkt, grinst er mich an und beginnt, eine richtige Show abzuziehen, bei der er mir hin und wieder zuzwinkert, in dem Wissen, wie sehr er mir gefällt.

Für mich viel zu schnell werde ich allerdings aus meinen Schmachtereien gezogen, als Wyatt sich zu mir aufs Sofa wirft und einen Arm um mich legt. „Voll fies, ich durfte nicht mitfeiern" Er schaut mich schmollend an.

Das ist mir sowas von egal.

„Kannst du mich bitte loslassen?"

Was fällt ihm überhaupt ein, mich anzufassen? Er weiß ganz genau, dass solch eine freundschaftliche Geste bei uns mehr als unangebracht ist. Wahrscheinlich macht er es grade deswegen.

Er grinst nur und drückt mich fester an sich. „Wieso denn? Willst du nicht mal bei einem echten Kerl im Arm liegen? Guck ihn dir an, deinen Alex, der ist doch noch ein Kind-"

„Das Kind poliert dir gleich die Fresse" Alex steht plötzlich vor uns und reißt Wyatts Arm von mir weg.

Sofort ist Wyatt auf den Beinen und baut sich vor Alex auf. Aber Alex wäre nicht Alex, ließe er sich davon einschüchtern. Er starrt Wyatt mindestens genauso bedrohlich an, wie dieser ihn. Seine Hände ballen sich dabei zu Fäusten. Die Luft spannt zwischen ihnen und es ist nur noch eine Frage der Zeit bis zur Explosion.

Ich schiebe mich also dazwischen und drücke Alex ein bisschen zurück. „Ganz ruhig, Baby. Versuch ihn einfach zu ignorieren, okay?"

Alex schnaubt. Er sieht mich nicht an, sondern starrt an mir vorbei, weiterhin zu Wyatt. „Ich habe es satt, dass er sich immer alles erlaubt. Er fordert es doch raus!"

„Ich weiß. Aber du bist besser als er. Deshalb lässt du dich nicht auf seine Provokationen ein. Hei..." Ich lege die Hände an seine Wangen und zwinge ihn, mich anzusehen. Sein Blick wird sofort etwas weicher und ein kleines Stück seiner Anspannung fällt von ihm ab. „...Konzentrier dich auf mich"

Weitere Sekunden vergehen, in denen er mich einfach ansieht. Er scheint mit sich zu ringen, da er Wyatts Verhalten nicht mehr einfach so stehen lassen möchte, doch genau weiß, dass er daran selbst mit Schlägen nicht viel ändern kann.

Schließlich seufzt er, stupst mit seiner Nasenspitze an meine und küsst mich danach. „Du bist viel zu gut. Du rettest sogar so einen Hohlkopf", murmelt er danach. Es klingt nach einer Mischung aus einer Beschwerde und einer Liebeserklärung.

Ich muss daher schmunzeln. „Ich will nur nicht, dass mein süßes Löwenbaby sich die Pfoten schmutzig machen muss, wenn es einen Hohlkopf zerfetzt"

Das scheint Alex zu gefallen. Er beginnt zu grinsen. „Du weißt, wie man einem Löwenbaby schmeichelt"

„Ich weiß noch ganz andere Sachen, die meinem Löwenbaby sehr gut gefallen", verrate ich ihm leise mit flirtendem Unterton. Wyatt und all die anderen sind komplett vergessen.

„Ach ja?" Alex wirkt kritisch. „Dafür brauche ich Beweise"

Wir grinsen uns an und beschließen allein durch unsere Blicke, auf mein Zimmer zu gehen.

Alex geht vor, ich überprüfe, dass alle versorgt sind und ihr Ding durchziehen und stelle dabei fest, dass Wyatt wieder verschwunden ist. Gut so. Danach folge ich meinem Löwenbaby, das mich bereits freudig erwartet und mit heißen Küssen empfängt.

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