„Was sind die anderen Zwei?"

„Fußball und Blowjobs"

Wieder schaut er mich an, beginnt dabei leicht zu grinsen. „Du machst der gay-community alle Ehre"

„Ich weiß, ich weiß." Ich winke ab, so als sei das ein ehrenvolles Kompliment gewesen.

John trinkt seine Tasse leer, stellt sie dann auf dem Nachtkästchen ab und legt sich wieder hin, doch er schaut mich dabei an. „Also, was ist der Plan? Wie werde ich dich wieder los?"

„Wir räumen dein Zimmer auf, bereiten alles für Morgen vor, du isst was und regst dich ein bisschen über mich auf, dann habe ich mein Ziel für heute erreicht"

„Habe ich eine Wahl?"

Mein Blick genügt als Antwort.

Er seufzt. „Okay, aber ich muss Kräfte sammeln, um mich zu bewegen"

„Trink nochmal Kaffee" Ich schenke nach, während ich das sage und ihm die Tasse wieder hinstrecke.

Mit einem angestrengten Laut richtet er sich wieder leicht auf, sodass er seitlich auf einer Elle abgestützt ist und nimmt die andere Hand, um die Tasse zu halten und sie zu seinem Mund zu führen, um zu trinken.

Es geht drei Tassen lang so weiter, bis er aufs Klo muss, sich aus dem Bett rollt und gähnend lostrottet. Er bewegt sich so langsam, dass ich kurz glaube, er pennt gleich im Laufen ein. Oh Mann.

Ich sitze währenddessen weiter auf dem Boden, lehne mich aber an sein Bett und koste auch ein paar von den Körnern.

Die sind echt lecker... Nein, Alex, aus! Du wirst jetzt nichts essen! Böser Junge!

Damit mich die Semmel nicht weiter so anflirten kann, suche ich auf meinem Handy nach Musik, stehe dabei auf und hole die JBL-Box, die unter ein paar Klamotten hervorlugt, um sie mit meinem Handy zu verbinden. Kurz danach dröhnt Musik hindurch. Riot von Hollywood Undead. Wenn John davon keine Energie bekommt, weiß ich auch nicht. Mein ganzes Team ist nach den anstrengendsten Spielen später in der Umkleide danach immer noch auf dieses Lied abgegangen, so als hätten sich die meisten von uns beim Spiel nicht schon komplett verausgabt. Dieser Song ist also quasi magisch.

John kommt zurück, als das Lied schon fast vorbei ist und setzt sich dann neben mich vor seinem Bett auf den Boden. Er greift über mich hinweg, um das Tablett auf seine Beine zu stellen und macht sich dann was zu essen. Geht doch.

„Dein Musikgeschmack ist gar nicht so scheiße wie du", meint er währenddessen. „Mach mal Can you feel my heart von-"

„Bring me the horizon", beende ich seinen Satz grinsend und tippe auch schon auf das Lied. Das ist unter meinen Favoriten.

„Wir haben also nicht nur den gleichen Männergeschmack", John klingt so, als wisse er nicht ganz, was er von dieser Feststellung halten soll. Mich bringt das zum Lachen.

„Du weißt doch gar nicht, was mein Geschmack ist"

„Tyler?"

„Ja, aber ich habe schon so ein bestimmtes Schema, da fällt er nicht ganz rein"

„Erzähl" John schaut mich auffordernd an, lässt mich dabei keinen Moment aus den Augen, auch nicht, als er in sein Brötchen beißt.

„Älter... Also deutlich älter. So Mitte dreißig ist gut. Behaart, bisschen Muskeln, aber nicht zu viel, eher dunkle Haare und einfach sexy eben"

„Du weißt ja genau, was du willst" John scheint das witzig zu finden.

Ich zucke mit den Schultern. „Hab genug probiert, um zu wissen, was mir gefällt."

„Mhm, ich auch", er nickt zustimmend. „Hab aber trotzdem nicht so ein genaues Bild. Mir ist alles egal, solange ein akzeptabler Penis dranhängt"

„Aber du hast zu deinem Kumpel gesagt, dass du erstmal keinen Sex mehr willst... Warum eigentlich?"

John schaut mich überprüfend an. Mir ist ziemlich egal, dass ich dadurch grade verraten habe, dass ich ihn belauscht habe. Ich will das wissen. Nein, ich muss das wissen. Ich weiß doch selbst nicht, was es mit meiner Neugier für das Sexleben von anderen auf sich hat. Das ist fast schon eine Krankheit.

„Mein Sexverhalten ist einfach nicht mehr gesund... schon ziemlich lange eigentlich. Wenn ich mein Leben in den Griff kriegen will, sollte ich vielleicht damit anfangen, meinen Schwanz unter Kontrolle zu bekommen und mich nicht mehr von meinem Schwanz kontrollieren zu lassen"

„Das klingt erstaunlich weise", gebe ich zu, muss dabei aber grinsen, was beweist, dass ich ihm so eine schlaue Erkenntnis absolut nicht zugetraut hätte.

John verdreht die Augen. „Dass ich mir täglich mitanhören muss, wie Tyler es dir besorgt, macht es mir nicht einfacher."

„Tja, dann dreh deine tolle JBL-Box doch mal voll auf", schlage ich ihm vor. Mein schlechtes Gewissen dafür hält sich in Grenzen. Ich bereue gar nichts.

„Wieso sollte ich? Tylers Stöhnen ist göttlich." Er grinst mich an. Arschloch. „Ich bekomme immer Flashbacks, wenn ich euch so zuhöre... Wir haben es an so gut wieder jeder Stelle dieser Wohnung getrieben, er ist teilweise so abgegangen, das konnte ich selbst kaum glauben-"

Bevor er weiter ins Detail gehen kann, unterbreche ich ihn durch ein angespanntes Knurren. „Lass das."

„Wieso?", Er grinst provokativ. „Wird da jemand eifersüchtig?"

Ich schnaube. „Ich finde es einfach nur respektlos, wie du über ihn redest. Wenn du mich abfucken willst, dann mach das gerne, aber nicht so."

John zieht die Augenbrauen zusammen und legt den Kopf leicht schief, während er mich mustert. Dann nickt er. „Ich gebe das nur sehr ungern zu, aber du überzeugst mich immer mehr, Alexander"

So ziemlich alles an diesem Satz stört mich.

„Also erstens muss ich mich dir nicht beweisen. Und zweitens: Nenn mich bitte Lion."

Keine Ahnung, wieso ich ihm das nicht schon vorher gesagt habe. So sehr wie ich meinen Namen aus Tylers Mund liebe, so sehr hasse ich ihn aus Johns.

„Naja, dass ich der Überzeugung bin, dass du gut für Tyler bist, ist der einzige Grund, warum ich dich hier noch nicht rausgeekelt habe. Dir ist, glaube ich, gar nicht bewusst, wie nett ich eigentlich zu dir bin, Lion" Er betont letztes Extra und grinst dabei provokant.

„Nett ist was anderes", brumme ich. „Bin aber trotzdem froh, dass sich unser Streit in Grenzen hält. Tyler würde das mehr belasten als uns beide zusammen"

John nickt zustimmend. „Er mag eben Frieden."

Wir unterhalten uns. Nicht nur über Ty, sondern auch über Musik, dann über Filme, über Essen, über Sport und alles Mögliche. Währenddessen räumen wir sein Zimmer auf, waschen die ganze Wäsche, die hier den Boden geziert hat, bringen den Müll raus, putzen in der ganzen Wohnung durch und kochen dann zum Mittag. Im Prinzip verstehen wir uns eigentlich ganz gut, aber trotzdem ist und John sicherlich nicht meine erste Wahl, um meine Freizeit mit irgendwem zu verbringen. Aber ich bin irgendwie stolz auf mich, dass ich ihn am Ende des Tages sogar dazu bekomme zu duschen und sich zu rasieren und sich für den nächsten Tag den Wecker zu stellen, damit er rechtzeitig wach ist, bevor sein Freund kommt.

Jedes Mal, wenn Ty nachhause kommt, wirkt er überrascht davon, dass John und ich noch beide am Leben sind, aber er freut sich auch, das sehe ich ihm deutlich an. Wenn ich ihn von dieser Sorge befreien kann, indem ich mich ein bisschen zusammen reiße, dann tue ich das gerne.

Teach me LoveWhere stories live. Discover now