„Dein Freund kommt doch morgen und bringt die Katze.", meine ich, während ich wieder auf ihn zugehe. „Willst du echt, dass er diesen Saustall hier sehen muss? Glaubst du, die Katze kommt gern hier rein, wenn es so müffelt? Willst du, dass ich die dir auch noch wegnehme?"

„Ich hasse dich", brummt er.

„Ich weiß. Ich dich auch. Und jetzt iss was und dann räumen wir dein Zimmer auf"

Das ist zwar wirklich ekelerregend, aber ich fühle mich auch ein bisschen wie zuhause in meinem alten Zimmer. Da sah es zwar nur halb so schlimm aus, weil ich kaum zuhause war, um es so zu verwüsten, aber eine Ähnlichkeit ist auf jeden Fall vorhanden.

„Hab keinen Hunger"

„Dann trink wenigstens was. Ich habe frischen Kaffee. Fast zwei Liter davon..." Während ich das sage, schenke ich eine Tasse damit voll, damit er etwas von dem vitalisierenden Duft abbekommt. „Komm schon, du willst es doch auch"

„Du nervst"

„Ist sowas wie meine Spezialität" Das macht irgendwie Spaß. Ist fast wie bei Matt, wenn er schlechte Laune hat und ich ihn zum Ausrasten bringen will, weil er dann immer so niedlich rot wird und rumkreischt wie ein Mädchen. Ach, ich vermisse meinen kleinen Cousin.

John rührt sich nicht, sondern brummt nur, dass ich weggehen soll.

„Okay, kann ich gerne machen. Aber wenn dein heutiger Tag wieder so abläuft wie gestern, dann sage ich Tyler, dass du nur hier rumliegst und seit Tagen nichts mehr gegessen hat."

„Das wagst du nicht" Er zieht sich die Decke etwas runter und schaut mich aus zusammen gekniffenen Augen an.

„Wieso? Ich habe nichts zu verlieren. Du allerdings, mein lieber Freund, wirst dir seine Reden anhören müssen, er wird dich zwingen zu essen und trinken und dich nicht mehr in Ruhe lassen, bis er zufrieden ist. Anfangs ist das vielleicht noch ganz schön, aber wir wissen beide, dass er sehr schnell einfach nur übertreibt und dich ab sofort nur noch krank kontrollieren wird. Willst du das wirklich riskieren?" Ich grinse. Wir beide kennen Tyler verdammt gut. Wir wissen, dass, was ich sage, nichts als die Wahrheit ist.

„Gib schon her den Kaffee", brummt er schließlich, während er sich leicht aufrichtet und dabei eine Hand nach der Tasse ausstreckt. Schmunzelnd halte ich sie ihm hin.

Während er trinkt und sich dabei anschaut, was ich sonst noch so mitgebracht habe, sehe ich ihn an. Er sieht wirklich, wirklich fertig aus. So als hätte er seit Ewigkeiten nicht mehr geschlafen, total blass, fette Augenringe, müder Gesichtsausdruck, fahle Haut, zu allen Seiten abstehende Haare und eingepackt in einen dicken und viel zu großen Hoodie, in dem er fast verloren geht.

„Du starrst" Er sieht mich nicht an, als er das sagt, sondern mustert weiter das Tablett, bröselt einen Sonnenblumenkern von einem Brötchen und isst ihn.

„Ich analysiere", verbessere ich ihn.

Er denkt noch, ich finde ihn anziehend. Pff. Selbst in seinen besten Tagen könnte er Tyler nicht das Wasser reichen. Keiner könnte das.

Nun schaut mich John doch an. Er mustert mich kurz, kneift die Augen dabei wieder leicht zusammen und macht sich dann wieder daran, die Kerne vom Brötchen zu pulen, um sie zu snacken. „Was willst du hier? Hast du Angst, dass Tyler dir keine Aufmerksamkeit mehr schenkt, wenn er sich um mich kümmert?"

Ich schnaube belustigt. „Glaub mir, John, wenn ich das will, bekomme ich Tylers Aufmerksamkeit, egal, was er grade tut oder tun will. Ich bin eigentlich nur hier, weil mir langweilig ist und Menschen nerven meine drittliebste Leidenschaft ist"

Teach me LoveWhere stories live. Discover now