Ich will es ja kalt an mir vorbeigehen lassen... aber ich bin kein herzloses Monster. John macht mich zwar wirklich wütend, aber er tut mir auch unglaublich leid. Und, dass er zur Therapie will, bedeutet ja, er will versuchen, sich zu bessern, also denke ich, ich sollte ihm auch die Chance dazu geben.

„Hör zu, John. Ich habe nicht vor, dir rund um die Uhr unter die Nase zu reiben, dass ich habe, was du willst, aber nachdem du Tyler geküsst hast, hält sich meine Bereitschaft, auf dich Rücksicht zu nehmen, wirklich in Grenzen. Solange du mir keinen Grund dazu gibst, will ich dir nicht unnötig wehtun, aber du solltest wissen, dass ich verteidige, was mir lieb und teuer ist. Tyler gehört zu mir. Und ich werde alles dafür tun, ihn glücklich zu machen. Ich bin der Letzte, der ihm wehtun würde. Das kann ich dir versprechen."

Johns Anspannung scheint sich ein wenig zu lösen, seine Mimik verändert sich, lockert sich, doch zeigt dadurch umso mehr von seiner Erschöpfung. Er nickt nur, meint leise, dass er auf mich wartet und geht dann aus dem Zimmer.

Ich verzichte darauf, ihn jetzt dafür anzuschreien, dass er die blöde Zimmertür schon wieder offengelassen hat, sondern stöhne deshalb nur genervt auf, schlage die Bettdecke zurück und gehe zum Schrank, um mir was zum Anziehen rauszusuchen. Gestern, nach meinem heißen Sex mit Ty, waren wir nochmal duschen und sind danach direkt ins Bett. Ich kann also guten Gewissens darauf verzichten, jetzt nochmal zu duschen und ziehe mich direkt an. Noch ein bisschen Deo und dann ab ins Bad.

Ich kann gar nicht glauben, dass John mich ernstnehmen konnte so wild wie meine Haare zu allen Seiten abstehen grade. Ich sehe aus, als hätte ich in die Steckdose gefasst. Oder wie der billige, menschliche Abklatsch eines Löwen.

Grinsend ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und mache ein Bild, das ich direkt Tyler schicke als Beweis dafür, dass ich sein privates Löwenbaby bin. Nachdem er mich buchstäblich am Arsch geleckt hat, sind wir, denke ich, weit über den Punkt hinaus, an dem wir uns nur wunderschöne Bilder voneinander schicken oder versuchen, immer perfekt auszusehen. Zusammen hässlich sein zu können, ist ein wichtiger Bestandteil einer Beziehung. Auch, wenn ich bezweifle, dass Ty jemals hässlich aussehen kann. Noch nie habe ich ihn angesehen und auch nur das kleinste Stücken Abneigung empfunden. Ganz im Gegenteil.

Kurz überlege ich, ob ich mich rasieren soll, da ich kleine Stoppel habe, entscheide mich dann aber dagegen. So kann ich wenigstens beweisen, dass ich auch einen Bartwuchs habe und der gar nicht so gering ist wie alle immer annehmen, nur, weil ich erst ziemlich spät einen bekommen habe und den kann immer sofort wegrasiert habe, um diesen ekligen Flaum nicht zu haben, auf den viele 13-jährige total stolz sind.

Nach dem Zähneputzen, Gesicht waschen und eincremen, bin ich dann auch schon fertig und das in deutlich unter einer halben Stunde. Ich bleibe trotzdem noch kurz im Bad, um in Ruhe meine Nachrichten zu checken.

Tyler hat sich extra für mich Snapchat runtergeladen. Damit ich ihm schmutzige Snaps schicken kann, aber auch, damit wir zusammen diese Spiele spielen können bzw. eben Challenges, obwohl die total dämlich und kindisch sind. Ty ist aber mega begeistert von den Filtern. Trotzdem bin ich der einzige, mit dem er snappt. Ich denke, Leute in seinem Alter benutzen die App einfach nicht so.

Jedenfalls habe ich ihm über Snap das Löwenbild geschickt und öffne erst jetzt WhatsApp. Mal wieder habe ich fast 100 Nachrichten von meinen Freunden, aber ich ignoriere alle und schaue in den Chat mit Ty.

„Guten Morgen, mein süßes Löwenbaby. Ich hoffe, du konntest noch gut schlafen und bist jetzt schön ausgeschlafen. Es war schön, dich heute Nacht im Arm und halten und ich danke dir für das Gespräch. Das hat mehr geholfen, als ich es dir zeigen konnte. Ich liebe dich über alles und freue mich auf später. Hab einen schönen Tag"

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