„Endlich", brummt John, als der Fahrstuhl sich öffnet und wir in unserer Etage ankommen. Irgendwie habe ich total vergessen, dass er auch noch da ist, während ich Alex gemustert habe, obwohl er mich sehr eindeutig ignorieren wollte und das auch ganz erfolgreich geschafft hat.

Alex geht als erster aus dem Fahrstuhl, John folgt ihm und ich trotte hinterher.

Ich weiß absolut nicht, wie ich das widergutmachen soll. Ich enttäusche und verletze Alex am laufenden Band. Um ehrlich zu sein, wundert es mich schon, dass er mir überhaupt eine zweite Chance gegeben hat und es auch weiterhin versucht, statt einfach Schluss zu machen und sich jemand fähigeren zu suchen. Ich meine, Alex und ich passen wirklich gut zusammen. Ich bin mir sehr sicher, dass er der Richtige für mich ist. Aber vielleicht bin ich nicht der Richtige für ihn oder es ist einfach die falsche Zeit für uns als Paar...

In der Wohnung angekommen ziehen wir uns alle die Schuhe aus. John nimmt seine Tasche mit und geht in sein Zimmer, während Alex noch an seinem Handy herumtippt.

„Hei, können wir reden?", bitte ich ihn, während ich mich nah an ihn heranstelle.

Er schüttelt den Kopf, ohne mich anzusehen. „Ich muss Tony anrufen. Wir reden später oder so". Mit diesen Worten geht er weg, ohne mich überhaupt richtig zu beachten, und verschwindet in Richtung Wohnzimmer. Ich würde mal behaupten, er strebt den Balkon an.

Klar tut es weh, dass er mir aus dem Weg geht, aber ich kann es ihm auch nicht allzu übelnehmen. Wahrscheinlich tut es ihm ganz gut, wenn er ein bisschen mit seinen Freunden redet. Dieses Gespräch läuft uns sicherlich nicht davon.

Ich gehe in mein Büro, um alles zu machen, was ich unter anderen Umständen am Wochenende gemacht hätte. Unterricht planen, Stoff durchgehen, Noten checken und eintragen.

Ich weiß selbst, dass viele meiner Kollegen es sich sehr einfach machen, indem sie jedes Jahr das gleiche Programm abspielen, aber ich will ein bisschen mehr auf meine Klassen und ihre Persönlichkeiten eingehen. Es bringt mir nämlich nichts, den Unterricht einfach runterzurattern, wenn sich keiner dafür interessiert. Das bringt dann keinem was.

Ich finde, Schule an sich ist wirklich ein tolles Konzept, das viele Möglichkeit gibt, eine funktionierende Gemeinschaft zu schaffen. Aber mir ist noch kein Schulsystem begegnet, das mich wirklich überzeugt hat. In jungen Menschen steckt so viel Potenzial, das durch die Erwartungen der Leistungsgesellschaft zerstört wird. Individualität wird zum Störfaktor, Vertreter ihrer eigenen Meinungen sind respektlos und vorlaut, Zahlen machen Kindern Glauben, sie seien dumm.

Alles, was jungen Menschen vermittelt wird, ist: Bringst du keine Leistung, bist du nichts wert.

Aber ich will nicht, dass Kinder damit aufwachsen, die Erwartung von Erwachsenen erfüllen zu müssen und zu wollen, um einen wert in sich selbst zu sehen. Wieso kann es nicht andersrum sein? Wieso gehen wir nicht auf Kinder zu und fördern sie, sowie sie es brauchen, statt sie in Rollen zu pressen, die nicht zu ihnen passen? Wieso müssen sich Kinder verbiegen und zerbrechen, nur, weil die Allgemeinheit so verdammt ignorant ist?

Es kotzt mich an, dass sich alles immer nur um Geld und Erfolg dreht und Autoritätspersonen wie Lehrer oder Eltern das als Ausrede dafür nehmen, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen.

Kinder werden dazu gezwungen, ihre Freizeit darin zu investieren, Sachen zu lernen, um sie in einem Test niederzuschreiben und dann sofort wieder zu vergessen, nur, damit eine Zahl darüber entscheiden kann, wie andere sie einstufen. Und das über im Falle eines Abiturs über 12 Jahre hinweg.

Man lernt doch viel mehr, wenn man die Gelegenheit bekommt, etwas zu finden, das einen wirklich interessiert und an dem man Spaß hat. Ich finde, Schule sollte kein Ort sein, an dem man nicht sein will. Man soll gerne hingehen und sich jeden Tag nach dem Aufstehen darauf freuen und nicht die ganze Nacht wachliegen und darüber nachdenken, wie man den Eltern eine Krankheit vorspielen kann, um nicht in die Schule zu müssen. Was mich daran wohl am meisten stört, ist, dass die Schule sowie sie jetzt ist und schon seit Jahrhunderten war, viele junge Menschen auch wirklich krankmacht, es aber keiner ernstnimmt.

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