Teach me Love

Autorstwa Cupid42hearts

305K 20.4K 10.5K

..."Du hast mir das Herz gebrochen"... Alles, was zwischen Tyler und Lion stand, ist nun Vergangenheit und si... Więcej

Hilfe!
1. Alex
2. Tyler
3. Alex
4. Tyler
5. Alex
6. Tyler
7. Alex
8. Tyler
9. Alex
10. Tyler
11. Alex
12. Tyler
13. Alex
14. Tyler
15. Alex
16. Tyler
17. Alex
18. Tyler
19. Alex
20. Tyler
21. Alex
22. Tyler
23. Alex
24. Tyler
25. Alex
26. Alex
27. Tyler
28. Alex
29. Tyler
30. Alex
31. Alex
32. Tyler
33. Alex
34. Tyler
35. Alex
36. Tyler
37. Alex
38. Tyler
39. Tyler
40. Alex
41. Tyler
42. Alex
43. Tyler
44. Tyler
45. Alex
46. Tyler
47. Alex
48. Tyler
49. Alex
50. Tyler
51. Julian
52. Alex
53. Tyler
54. Alex
55. Tyler
56. Alex
57. Julian
58. Alex
59. Tyler
60. Alex
61. Tyler
62. Alex
63. Tyler
64. Alex
65. Tyler
66. Alex
67. Tyler
68. Julian
69. Alex
70. Tyler
71. Alex
72. Tyler
73. Alex
74. Tyler
75. Alex
76. Alex
77. Tyler
78. Alex
79. Alex
80. Tyler
81. Julian
82. Alex
83. Tyler
84. Alex
85. Tyler
86. Alex
87. Julian
88. Tyler
89. Alex
90. Tyler
91. Alex
92. Tyler
93. Alex
94. John
95. Julian
96. Tyler
97. Tyler
98. Alex
99. Tyler
100. Alex
101. Tyler
102. John
103. Alex
104. Julian
105. Alex
106. Alex
107. Julian
108. Alex
109. Tyler
110. Alex
111. Tyler
112. Alex
113. Tyler
114. Alex
115. Tyler
116. Alex
117. Tyler
118. Alex
119. Julian
120. Tyler
121. Tyler
122. Alex
123. Tyler
124. Alex
125. Tyler
126. Alex
127. John
128. Alex
129. Alex
130. Tyler
131. Alex
132. Alex
133. Tyler
134. Alex
135. Alex
136. Tyler
137. Alex
138. Tyler
139. Alex
140. Tyler
141. Alex
142. Alex
143. Tyler
144. Alex
145. Alex
146. Alex
147. Tyler
149. Tyler
150. Tyler
151. Tyler
152. Alex
153. Tyler
154. Alex
155. Tyler
156. Alex
157. Tyler
158. Alex
Epilog: Tyler

148. Alex

1.4K 109 127
Autorstwa Cupid42hearts

Eigentlich wollte ich die letzte Woche bis zum Saisonstart in meiner Wohnung untertauchen und einfach allein sein. Aber es war doch irgendwie vorherzusehen, dass es so einfach nicht werden wird.

Elias fragt mich ständig, wann ich endlich zurückkomme. Er hat sich öfter mal zwischendurch gemeldet und meinte, ich solle ihm sofort Bescheid geben, wenn ich wieder da bin. Er will mit mir trainieren und hat mir wohl was super Wichtiges zu erzählen, das einfach nicht mehr warten kann.

Wirklich Lust darauf habe ich nicht, um ehrlich zu sein. Nicht wegen Elias an sich, sondern weil ich gerade einfach nicht die Kraft habe, jemand zu sein, mit dem man gerne seine Zeit verbringt.

Elias und ich verstehen uns mittlerweile echt gut, ich will das nicht kaputt machen, indem er mich so launisch erlebt. Erstmal muss ich es schaffen, die Kontrolle über mich selbst wieder zu erlangen.

Eigentlich ist das doch nur eine Sache der Motivation. Ich brauche einfach einen Grund, mich aufzuraffen, mich anzuziehen, mich zu bewaffnen und dann raus in die große, weite Welt zu ziehen. Aber genau dieser Grund fehlt mir.

Immer wieder habe ich Gedanken wie solche, dass es am besten wäre, ich würde einfach hier liegen bleiben. Für immer.

Wer würde mich denn schon vermissen? Der erste, der mir da einfällt, ist Matt. Aber der hat jetzt seinen Tony. Er braucht mich nicht mehr. Er kann jetzt für sich selbst sorgen. Und Tony hat Matt. Lucy hat Nico, Marc kommt immer irgendwie durch, Tyler hat mir sehr deutlich gemacht, dass er auch ohne mich weiterleben kann und wird und ganz ehrlich, ohne mich als Klotz am Bein, kann es ihm doch nur bessergehen als mit mir.

Meine Eltern... Die wären genauso froh, wenn sie mich los sind. Dann müssten sie sich schon nicht mehr für eine Enttäuschung wie mich schämen und sie hätten deutlich weniger Sorgen in ihrem Leben. Meine Mum könnte sich endlich voll und ganz auf die Arbeit konzentrieren und mein Dad könnte sich seiner neuen Familie widmen.

Jetzt mal ehrlich, wieso gibt es mich überhaupt? Ich mache immer nur alles falsch, ich verletze Menschen, ich sorge für Chaos und Streit und versuche mich dann irgendwie durchzumogeln.

Meine Mum hatte recht. Ich lüge die ganze Zeit. So viel, dass ich vergessen habe, was die Wahrheit ist. Ich habe keine Ahnung mehr, was mich antreibt, was ich will und wer ich überhaupt bin. Ich will einfach, dass es aufhört, das alles. Ich will morgen nicht aufwachen und nochmal einen ganzen Tag erleben müssen. Ich kann einfach nicht mehr.

Wieso ich trotzdem zugesagt habe, mich mit Elias zu treffen, weiß ich selbst nicht. Wahrscheinlich ist meine Angst, dass er plötzlich vor der Tür steht und solange dagegen hämmert, bis ich aufmache oder das Holz nachgibt, dann doch größer als meine neu erworbene Menschenscheu. Und vielleicht bringt es mir ja irgendwas, mich dazu zwingen, mich zusammenzureißen und jemanden zu präsentieren, der ich sein sollte. So kann ich für die nächsten Wochen, in denen ich wieder regelmäßig auf Menschen treffen muss, üben.

Ich brauche ungewöhnlich lange, um mich fertig zu machen. Heute funktioniert irgendwie alles nur in Zeitlupe und, dass ich das Gefühl habe, dass nichts mehr in meiner Wohnung dort steht, wo es sein sollte, macht es nicht besser.

Ich kann mich beispielsweise nicht daran erinnern, einen Block offen auf dem Tisch liegengelassen beziehungsweise überhaupt einen besessen zu haben. Aber wirklich viel Aufmerksamkeit bekommt dieser Umstand von mir nicht. Ich bin auf der Suche nach meiner Tommy Hilfiger Cap. Unter der kann ich meine Haare verstecken und muss somit keine wertvolle Energie investieren, um sie zu stylen.

Ich suche bestimmt eine halbe Stunde – oder es kommt mir einfach nur so vor – bis ich aufgebe und mich alternativ für eine von Adidas entscheide, bevor ich losmuss, um meinen Bus zu erwischen.

Während ich so zu Elias fahre, denke ich darüber nach, auch mal wieder bei Sunny vorbeizuschauen. Der hat sich nur an Silvester kurz gemeldet, mir ein schönes neues Jahr gewünscht und mal so standardmäßig nachgehakt, wie es mir geht. Aber wir wussten beide, dass er nur eine leere Floskel von mir zurückbekommen wird.

Ich bin so schon nicht gut darin, ehrlich auf diese Frage zu antworten, die Verssuchung einfach irgendwas Beruhigendes zu tippen ist per Whatsapp einfach viel zu groß, um ihr widerstehen zu können. Mal abgesehen davon, dass ich, wenn ich mich erstmal öffne, wahrscheinlich gar nicht mehr aufhören könnte, weil ja doch irgendwie alles zusammenhängt und ich keinen Anfang und kein Ende finden würde. Warum sollte sich jemand die Mühe machen, all das – mich – zu verstehen?

Wenn Elias was zu erzählen hat, kann ich ihm wenigstens zuhören und mich so ein wenig ablenken. Die Zeit mir ihm war ja doch immer ganz lustig und auch hilfreich. Nur auf Training habe ich heute keine Lust, also treffen wir uns so zum chillen.

Er grinst schon breit, als er mir die Tür öffnet und lässt mich nicht mal richtig reinkommen, als er mich schon umarmt.

„Du hast ja heute gute Laune" Man hört genau, wie wenig begeistert dich davon bin.

Keine Ahnung, wie lange ich einen glücklichen Elias heute aushalte. Mies gelaunt mag ich ihn irgendwie lieber.

„Wirst gleich sehen wieso" Er wackelt mit den Augenbrauen und zieht mich dann, sobald ich meine Schuhe auszugezogen habe, mit sich mit.

„Du hast hoffentlich keine Überraschungsorgie geplant. Dafür bin ich grade so gar nicht in Stimmung"

Zutrauen würde ich es Elias irgendwie. Es würde mich auch nicht wirklich wundern, wenn das halbe Team hier auf dem Sofa säße und sie sich alle gegenseitig den Schwanz lutschen und den Arsch ficken würden, aber stattdessen ist da nur Chris, voll angezogen und nicht im Begriff sexuelle Aktivitäten durchzuführen. Zumindest nicht jetzt sofort.

„Voila!" Elias lässt mich los und präsentiert mir Chris mit beiden Armen.

Er schaut hoch, begrüßt mich durch ein Nicken und ein nettes „Hallo Lion. Elias hat sich schon auf dich gefreut", ehe er sich wieder seiner Zeitschrift widmet, die er gerade offensichtlich durchblättert.

Fast bringt mich das zum Lachen. Er wirkt eifersüchtig, obwohl er versucht, gleichgültig zu wirken. Meine Rede vor unserem letzten Spiel scheint was gebracht zu haben. Es sieht zumindest ganz so aus, als Elias sich neben Chris setzt und der sofort einen Arm um ihn legt.

„Setz dich hin" Elias schaut auffordernd zum Sessel ihm gegenüber, also trotte ich dorthin und lasse mich dann darin sinken.

Währenddessen schaue ich die ganze Zeit zwischen Elias und Chris hin und her. Obwohl mein Hirn schon lange verknüpft hat, dass das die Neuigkeiten sein müssen, die Elias mir unbedingt mitteilen wollte, kann ich es doch nicht ganz glauben. Als ob es nach Monaten des Streits zwischen ihnen nur ein kurzes Gespräch mit mir gebraucht hat, um sie wieder zusammen zu bringen. Ich sollte nebenberuflich Paartherapeut werden oder sowas.

„Chrissi hat Angebote für dich bekommen", schießt Elias dann nach kurzer Zeit der Stille aus dem Nichts los.

„Nenn mich vor anderen nicht so", zischt mein Coach ihm warnend zu.

Elias verdreht darüber nur die Augen, ehe er wieder zu mir sieht. „Dein sexy Knackarsch ist 98.000 Euro wert." Er wackelt dabei mit den Augenbrauen und grinst mich breit an.

Er geht davon aus, das würde mich freuen und eigentlich sollte es das auch. Ich habe gerade mal ein halbes Jahr gespielt, in der Regionalliga! Ich kann mir gar nicht vorstellen, was für Clubs Interesse an mir gezeigt haben, wenn es so einem hohen Markpreis für mich gekommen ist. Das zeigt, wie gut ich bin, wie viel Potenzial die ganz Großen in mir sehen und wie gut meine Chancen stehen, wirklich Jemand zu werden.

Aber irgendwas verhindert, dass ich mich freuen kann. Da ist einfach zu viel schwarz in mir, um auch nur den geringsten Farbkleks, der einer positiven Emotion gleichkäme, zuzulassen.

„Ich will nicht wechseln", teile ich Elias und somit auch Chris entschlossen mit.

Das letzte, was ich jetzt brauche, ist nochmal eine Veränderung. Ich kann jetzt nicht noch mehr verlieren. Ich brauche eine Konstante, nur eine einzige. Und im Moment ist es das hier. Fußball, mein Team, mein regegelter Tagesablauf und die Gewissheit, wo ich im Team stehe und wohin wir zusammen gehen. Alles, was ich will, ist ein bisschen Sicherheit.

Chris lässt seine Zeitschrift sinken und schaut mich verwundert an.

Er wusste natürlich, dass ich seinen Club nur als Sprungbrett für meine Karriere nutzen will. Es muss ihn regelrecht schockieren, dass ich mich nicht bei der erstbesten Gelegenheit verpisse und nicht mal wissen will, wer mir was anbietet. Doch er nickt dann nach kurzer Zeit, stimmt mit einem „Okay" zu.

Das erleichtert mich. Wenigstens läuft es hier mal leicht und unkompliziert.

Dass wir über solche Geldsummen und meine damit verbundene Zukunft einfach so nebenbei plaudern, ist irgendwie total absurd. Aber es lässt alles gleich viel weniger schlimm und absolut erscheinen und ich glaube, genau das habe ich gerade gebraucht. Irgendwas, das sich nicht wie ein weiterer, endgültig vernichtender Schlag in die Magengrube anfühlt.

Elias plaudert irgendwas über Fußball, aber so richtig höre ich nicht zu. Ich nicke nur hin und wiede rund beobachte ihn und seinen Umgang mit Chris dabei.

Chris hat nach wie vor den Arm um ihn. Er streicht mit den Fingerkuppen Elias Arm sanft auf und ab und dieser scheint es an Chris' Seite sehr gemütlich zu haben... So glücklich habe ich ihn noch nie gesehen.

Irgendwas gewinnt meine Neugier die Oberhand und ich muss einfach fragen, was genau jetzt wischen den Beiden ist.

Elias wirkt amüsiert davon, wohl weil er nur darauf gewartet hat, bis ich endlich nachfrage und Chris seufzt leise und schaut zu Elias. „Du hast ihm echt vieles erzählt, mh?"

„Alles, Chrissi, alles", meint dieser belustigt und richtet sich dann weiter an mich. „Wir suchen noch nach der idealen Lösung, aber Chris ist jetzt endgültig und für immer..." Er betont das extra und schaut den Coach dabei fast schon streng an, ehe er weiterspricht „...von Carina getrennt und den Rest kriegen wir irgendwie hin"

Ich nicke zwar verstehend, doch zweifle dabei. Für mich klingt das nicht so als hätten die beiden einen handfesten Plan.

„Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, was Anderes zu machen als Fußball? Weil, ich meine, so werdet ihr nicht öffentlich zusammen sein können, bis eure Karrieren offiziell vorbei sind und mit den Kindern ist es ja auch irgendwie schwer. Die könnten sich leicht verplappern und dann ist es ganz schnell raus. Und über Chris gibt es ja eh schon Gerüchte..."

„Klar haben wir all das bedacht und genauestens besprochen." Es überrascht mich etwas, dass Chris antwortet, aber es ist wohl auch ganz gut, dass er nicht nur als Dekoration dabeisitzt. All das betrifft ihn immerhin genauso wie Elias und mich irgendwie auch. „Elias und ich kommen damit, wie es lange war und jetzt wieder ist, gut klar. Wir sind eh nicht so die Typen für öffentlich Händchenhalten und rumknutschen oder so. Außerhalb sind wir Trainer und Spieler und vielleicht auch Freunde und hinter verschlossenen Türen ein Paar" Er zuckt mit den Schultern, so als sei das das Normalste auf der Welt. Aus seinem Mund klingt das auch richtig plausibel. Hätte ich nicht ein ähnliches Problem, könnte ich fast glauben, dass das alles richtig einfach ist.

Elias nickt zustimmend. „Genau. Ich kann mir das anders auch gar nicht vorstellen. Das würde doch niemals funktionieren und wäre auch total langweilig"

Elias und Chris sind überzeugt von dem, was sie tun. Sie wollen das und ihr Herz und ihr Verstand scheinen sich dabei völlig einig zu sein. Aber so leicht ist es für mich nicht. Tyler teilt diese Leidenschaft nicht mit mir, genau genommen ist bei Elias und Chris der Fußball etwas, das sie verbindet, und bei Tyler und mir ist er etwas, das uns trennt. Das lässt sich nicht vereinbaren, niemals. Nicht nachdem ich ihn davon überzeugt habe, dass beides keinen Platz in meinem Leben hat.

Elias überlegt sich, was es für Alternativen für ihn gäbe, fall er kein Fußballer wäre. Dass er solche Sachen wie Astronaut, Hofnarr oder Stricher nennt, beweist, dass es für ihn kein Leben außerhalb des Fußball gibt's und einfach nichts Anderes ernsthaft in Frage käme. Trotzdem ist es ganz witzig, mir vorzustellen, was er da so erzählt.

Dass Chris mitten drin verschwindet, um einen Anruf anzunehmen, bekomme ich deshalb gar nicht richtig mit.

„Jetzt erzähl, wie war's mit deinem Typen?" Elias zischt mir das zu und wirft einen überprüfenden Blick in den Flur, wo Chris gerade die Tür hinter sich schließt und ans Handy geht.

Ich zucke mit den Schultern. „Eigentlich gut, aber irgendwie auch beschissen. Keine Ahnung"

„Das klingt verwirrend" Elias verzieht leicht das Gesicht. „Willst du drüber reden?"

Ich bin so froh, dass er das fragt und mir die Möglichkeit gibt zu verneinen. Und vor allem, dass er das dann akzeptiert. Jetzt auch noch bedrängt zu werden, ist das letzte, was ich brauche. Elias scheint das zu bemerken und wechselt dann deshalb das Thema.

„Hast du an einem Linken gearbeitet?"

Ich verdrehe leicht die Augen. „Manchmal glaube ich, du bist mein Personal Trainer"

„Bin ich", grinst er leicht. „Sei froh, dass ich meine wertvolle Zeit in einen Spasti wie dich investiere. Wenn ich meinen Traum schon nicht leben kann, will ich zumindest dazu beitragen, dass du es kannst" Er zuckt mit den Schultern.

Irgendwie dachte ich mir sowas schon, doch trotzdem ist es was komplett anderes, das nochmal direkt aus seinem Mund zu hören. Das setzt mich ja so überhaupt nicht unter Druck.

Elias jetzt auch noch zu enttäuschen, kann ich mir echt nicht leisten. Er glaubt an mich, er unterstützt mich und er ist wohl der einzige auf dieser riesen großen Erdkugel, der mich verstehen kann, was Fußball angeht.

Irgendwie bin ich es ihm schuldig, diese Chance zu nutzen, wenn er es schon nicht kann. Trotzdem sollte ich das nicht nur deshalb machen, das ist mir klar. Aber zu wissen, dass wenigstens er hinter mir steht, macht es doch etwas einfacher, diesen Weg zu gehen, gibt mir ein kleines Stückchen der so dringend benötigten Sicherheit.

Elias und ich unterhalten uns weiter. Er will mich morgen abholen und erzählt mir, was wir trainieren sollten und was er in der Pause so trainiert hat. Da fühle ich mich gleich richtig schlecht. Ich war in der ganzen Zeit vielleicht, wenn es hochkommt, 5 Mal laufen und das war's dann auch schon. Daran, mich fit zu halten, konnte ich nicht mal denken, mein Hirn war viel zu voll mit anderem Mist. Krass wie viel innerhalb weniger Wochen passieren kann...

Irgendwann kommt Chris zurück. Er setzt sich ruhig neben Elias, der gerade dabei ist, mit mir darüber zu verhandeln, dass wir ein beziehungsweise meiner Meinung nach kein extra Konditionstraining brauchen. Jedoch stockt er mitten im Satz, als er einmal nebenbei zu Chris sieht.

Auch mir fällt auf, dass er grade etwas seltsam wirkt. Er ist ganz blass und sieht allgemein ziemlich besorgniserregend aus, wie er einfach auf den Tisch starrt und weder etwas tut noch etwas sagt. Sonst ist er ja auch ganz gern eher der ruhige Typ, aber das ist sicher nicht mehr normal.

„Hei, was ist denn los?" Elias dreht sich Chris zu, schaut ihn besorgt an und streicht dabei über seinen Rücken. Das ist das erste Mal, das ich sehe, wie Elias Chris aktiv Zuneigung zeigt, total ungewohnt für mich und auch ein bisschen unangenehm, wenn man mal bedenkt, dass ich es mal mit Elias getrieben habe. Ich bin echt froh, dass ich mich daran kaum erinnern kann.

„Du weißt doch, dass ich mich für Theo verantwortlich gemacht habe, nachdem ich ihn in den Club geholt habe?"

Es ist offensichtlich eine rhetorische Frage von Chris, doch trotzdem nickt Elias. Chris schluckt. „Ich bin überall als sein Notfallkontakt eingetragen und wurde deshalb..." Er lacht leicht, schüttelt dabei den Kopf und schaut Elias in die Augen. „Ich wurde darüber informiert, dass er tot ist"

Elias Hand stoppt sofort in ihren Bewegungen. „Was?", haucht er leise, ungläubig.

Ebenso wie er bin ich schockiert und werde sofort umso aufmerksamer, vor allem, als Chris und den Grund dafür nennt.

„Die Todesursache steht noch nicht ganz fest. Entweder eine Überdosis oder die schweren Verletzungen, die er hatte. Er wurde wohl ziemlich übel zugerichtet und dann einfach irgendwo liegen gelassen. Es muss um die drei Tage gedauert haben, bis man seine... Seine Leiche gefunden hat"

Chris klingt selbst ungläubig, so als könne er nicht fassen, was er da aussprechen muss. Er leidet darunter, das sieht man ihm richtig an.

Elias beginnt, ihn zu trösten. Er sagt ihm, dass es ihm leidtut, dass es nicht seine Schuld ist und dass selbst der größte Held manchmal nicht alle retten kann, vor allem, wenn sie nicht gerettet werden wollen.

Er hat offensichtlich Angst, dass Chris sich dafür verantwortlich macht. Dabei sind nur Elias und ich die Schuldigen. Theo musste für meine Tat den Kopf hinhalten und Elias hat all das so eingefädelt, dass ich fein raus war und Theo alles abbekommen hat.

Nur weil ich von Anfang an zu feige war, die Wahrheit zu sagen, wurde Theo zwangseingewiesen und ist wieder in diese Kreise gekommen. Nur weil ich so egoistisch bin, ist er jetzt tot. Ich habe ein Menschenleben auf dem Gewissen. Zu all den Dingen, die ich schon verkackt habe, all den Menschen, die ich schon enttäuscht und verletzt habe, kommt jetzt auch noch das dazu.

Ich beschließe, Chris und Elias allein zu lassen. Chris scheint Trost zu brauchen und ich bin gerade einfach nur im Weg. Außerdem brauche ich selbst Zeit für mich und muss versuchen zu verstehen, was all das zu bedeuten hat.

Elias bringt mich zur Tür, hält mich aber auf, kurz bevor ich das Haus verlasse.

„Jetzt bloß nicht durchdrehen okay?", zischt er mir leise zu. Er hält mein Handgelenk dabei so fest, dass es fast wehtut, ein Beweis dafür, dass er auch nicht so locker ist, wie er sich gerade gibt. „Solange wir dichthalten, wird keiner jemals davon erfahren. Das Problem hat sich quasi selbst beseitigt"

Ungläubig schüttele ich den Kopf. „Das Problem? Du redest hier von einem Menschen, Elias. Einem Menschen, der tut ist. Unseretwegen! Du wirkst auch noch so als wärst du davon erleichtert... Hast etwas was damit zu tun?" Ich spüre, wie krass sich meine Augen vor Schreck weiten, als ich ihn das Frage.

„Was hältst du denn bitte von mir?", fragt er mich ungläubig. „Ich bin zwar bereit, vieles für meine Ziele zu tun, aber Mord geht auch mir zu weit."

Ich glaube ihm das, aber trotzdem... Gerade halte ich alles für möglich.

Er schnaubt leicht. „Jetzt so zu tun als würde ich um ihn trauern wäre nichts als Heuchlerei. Er hat mich gehasst und ich habe ihn gehasst. Und ja, in meinen Augen war er nichts weiter als ein Problem. Sieh es mal realistisch, Lion. Theo hätte uns nur weiter sorgen bereitet und wäre uns ständig im Weg gestanden. Klar hätte ich ihm nicht gewünscht, dass er stirbt, aber ich werde deshalb sicher keine einige Träne vergießen"

Ich weiß, dass er recht hat... irgendwo. Aber gleichzeitig kann ich nicht fassen, wie jemand so kalt sein kann. Klar mochte ich Theo nicht und ich war froh, als wir ihn los waren, aber sich darüber zu freuen, dass er tot ist, geht entschieden zu weit. Vor allem unter diesen Umständen. Eltern haben ihren Sohn verloren, Geschwister ihren Bruder, wer weiß vielleicht hatte er auch eine Frau und Kinder. Es gab sicherlich Leute, denen er wichtig war. Chris zum Beispiel. Und die spüren jetzt Trauer und Verlust, müssen sich mit dem Tod eines geliebten Menschen auseinandersetzen, nur, weil ich ein verdammter Feigling bin. Noch nie habe ich mich selbst mehr gehasst als in diesem Moment.

„Ich gehe jetzt", teile ich Elias deutlich mit und löse dabei kraftvoll seine Hand von mir. Mein Blick soll ihm versichern, dass ich weiterhin kein Wort darüber verlieren werde, aber auch, dass ich alles andere als begeistert davon bin.

Ich bin nicht wie Elias, ich kann das jetzt nicht einfach ausblenden und mich weiter auf das Wesentliche fokussieren. Ich habe nichts mehr, worauf ich mich fokussieren kann. Fußball habe ich mir doch genauso wenig verdient wie alles andere in meinem Leben. Ich habe gelogen und betrogen, um dahin zu kommen, wo ich jetzt stehe, ich habe geklaut, ich habe mich mit Drogendealern angelegt und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, habe ich jetzt auch noch eine Leiche auf meinem Verfehlungskonto.

Alles, woran ich jetzt denken kann, ist Tyler. Ich muss seine Stimme hören. Ich muss wissen, ob er nach wie vor dasselbe in mir auslösen kann. Ob es noch Hoffnung gibt. Ich muss spüren, dass es auf dieser Welt, in diesem Leben, in mir, noch Gutes gibt.

Also rufe ich ihn an. Ich sitze dabei auf meinem Bett, an die Wand gelehnt, die Beine nah an meinen Körper gezogen, einen Arm um die Beine herum, während ich mir mit der anderen Hand das Handy ans Ohr halte. Zwischen meinem Oberkörper und meinen Beinen steckt mein Löwe, der mich aus seinen niedlichen Augen plötzlich total verurteilend anschaut.

Schon im Bus auf dem Weg nachhause hatte ich das Gefühl, jeder starrt mich an und redet über mich und meine Fehler, macht ich darüber lustig oder urteilt.

Ich werde gerade regelrecht ausgeweidet, auf mich wird von allen Seiten eingestochen und meine einzige Chance, etwas anderes zu spüren als Verzweiflung, nimmt nicht ab.

Zwar wird mein Anruf entgegengenommen, aber nicht von Tyler. „Nick an Tylers Handy, was gibt's?"

Ich schlucke. „Wo ist Tyler?"

Gott, ich klinge richtig erbärmlich. Davon, wie ich hier sitze und mich an einem Kuscheltier festkralle, muss ich wohl gar nicht erst anfangen.

„Duschen. Hat 'ne anstrengende Runde hinter sich. Soll ich ihm was ausrichten?"

Soll er das? Und was für eine anstrengende Runde soll das sein?

Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals. Trotzdem bemühe ich mich, möglichst ruhig zu sprechen. „Nein danke. Ich rufe später nochmal an"

Ich weiß, dass ich das nicht tun werde. Diese Überwindung bringe ich kein zweites Mal auf, vor allem, nachdem dieser Mick-Schnick-kleiner Dick-schlechter Fick abgenommen hat.

Ich wusste nicht, dass Ty vorhat, sich wieder mit ihm zu treffen. Aber da er sogar an sein Handy geht, bleibt mir ja nur der Schluss, dass sie wieder engen Kontakt zusammenhaben. Vielleicht treffen sie sich regelmäßig, Nick macht Ty weiterhin schöne Augen und irgendwann wird er ihn knacken, so hart er auch sein kann. Oder er hat ihn bereits geknackt... Und vielleicht ist das auch gut so. Nick kann Tyler deutlich mehr bieten als ich und wahrscheinlich ist er auch ein viel besserer Mensch.

Tyler ist zu gut für mich. Er sollte nicht mal an jemanden wie mich denken, er sollte mich nicht kennen und er sollte mich nicht lieben.

Ich lege auf, ohne noch etwas zu sagen, werfe mein Handy irgendwo hin und raufe mir sofort im Anschluss verzweifelt die Haare. Es tut weh und ich bin mir sicher, ich reiße mir auch ein paar Haare raus, aber das ist mir gerade sowas von egal.

Obwohl ich versuche, meinen Schrei in meinem Löwen abzudämpen, klingt er dennoch unglaublich laut und unglaublich schmerzerfüllt. Er geht in einen ebenso lauten Fluch und dann in frustriertes Schluchzen über.

Plötzlich bricht alles über mich herein, jede Träne, die ich seit Monaten zurückgehalten habe, jedes Gefühl, das mich seit jeher verfolgt, jeder Gedanke mit der Absicht, mich zu vernichten.

Ich werde begraben, schnappe nach Luft, doch ersticke weiterhin, zittere, weiß nicht, ob ich weine oder Schreie. Alles, was ich weiß, ist, dass ich mich beruhigen muss. Jetzt sofort. Aber je mehr ich mich dazu zwingen will, desto schlimmer wird es.

Mein Herz rast unglaublich schnell, so schnell, dass ich Angst habe, mein Brustkorb zerreißt jeden Moment, ich schwitze so sehr, dass ich glaube, unter der Dusche zu stehen anhand dessen, wie nass mein Shirt ist und trotzdem zittere ich und mein Temperaturempfinden wechselt bei jedem Versuch eines Atemzugs vom einen Extrem zum anderen.

Mir wird schwarz vor Augen und langsam weiß ich nicht mehr, ob ich wirklich noch Atme oder einfach nur die Luft anhalte. Mir wird schwindelig, meine Gliedmaßen kribbeln und werden zeitgleich taub und alles, was ich schaffe, ist blind nach meinen Tabletten zu tasten und panisch welche davon aufs Bett zu kippen.

Ich weiß, dass sie mich beruhigen. Das machen sie schon von Anfang an. Eigentlich habe ich sie bisher nur gegen die Schmerzen genommen und dagegen haben sie super geholfen. Aber gerade bin ich so voller Panik, dass ich davon überzeugt bin eine oder zwei werden nicht reichen, also werfe ich so viele ein wie es geht und schlucke sie runter, nur in der Absicht, etwas zu finden, mit dem ich mich ein wenig beruhigen kann.

Ich will nur wieder atmen können und klar denken und etwas Anderes spüren als Wut und Verzweiflung. Aber mit meiner Panik verschwindet alles andere auch...

Czytaj Dalej

To Też Polubisz

149K 5.7K 55
Das ist eine übersetzung der gleichnamigen geschichte von xMsPancakesx. Ich habe die erlaubnis der autorin. ~ Das Leben ist wirklich scheiße für Nath...
68.7K 2K 22
"Verpiss dich du Schwuchtel. Niemand braucht dich hier." Und schon der erste Schlag in meinen Magen. "Geh sterben. Dich wird ja eh keiner vermissen."...
204K 8.2K 96
Was wärst du bereit zu tun, wenn deine Familie in Schwierigkeiten steckt? Was, wenn der Prinz von London dich zu seinem Eigentum ernennen will? Nicht...
144K 3.4K 22
Kann auf Freundschaft Liebe werden ? Was passiert wenn sich zwei beste Freund unwissend in sich verlieben, ist ihre Freundschaft stark genug ? » Boy...