Teach me Love

By Cupid42hearts

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..."Du hast mir das Herz gebrochen"... Alles, was zwischen Tyler und Lion stand, ist nun Vergangenheit und si... More

Hilfe!
1. Alex
2. Tyler
3. Alex
4. Tyler
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6. Tyler
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8. Tyler
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10. Tyler
11. Alex
12. Tyler
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127. John
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147. Tyler
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149. Tyler
150. Tyler
151. Tyler
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153. Tyler
154. Alex
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156. Alex
157. Tyler
158. Alex
Epilog: Tyler

104. Julian

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By Cupid42hearts

Glaubt ihr an Schicksal? An sowas wie Pech und Glück? Sowas wie Vorbestimmung? Sowas wie Karma? Sowas wie Gott? Sowas wie die wahre Liebe?

Mich beschäftigt das Ganze in den letzten Tagen schon so sehr, dass ich doch wirklich in meinem Bett liege und ganze Essays darüber schreibe. Mir ist einfach unglaublich langweilig und mehr tun als hier zu liegen kann ich nicht. Netflix gibt nichts mehr Interessantes her, zocken ist mit meiner Aufmerksamkeitsspanne auch eher semigeil und, wenn ich meine Gedanken aufschreibe und versuche, sie zu erklären, verstehe ich sie vielleicht irgendwann oder erkenne ein Muster in all den Chaos in meinem Kopf.

Ich merke aber ziemlich schnell, dass ich einfach ein hoffnungsloser Fall bin. Ich argumentiere 17 Seiten lang dafür, warum Liebe ein von Menschen geschaffenes Konstrukt ist, basierend auf simplen chemischen Zusammenhängen und entstanden aus dem verzweifelten Versuch, dem Leben einen Sinn zuzuschreiben, und letztendlich glaube ich dann doch daran, dass es die wahre Liebe gibt und ich sie finden werde. Und das obwohl ich schon wieder enttäuscht wurde.

Langsam sollte ich doch echt mal begriffen haben, dass sowas wie Liebe vielleicht einfach nicht für mich geeignet ist. Ich werde immer der sein, der verletzt wird. Der, der nie ausreicht. Der, der verlassen wird...

Meine Mama hat gesagt, ich soll nicht aufgeben. Sie meint, jemand, der meine Zuneigung wert ist, wird sie sich verdienen wollen. Wird um mich kämpfen und mir Tag für Tag zeigen, wie wertvoll ich bin.

Die Vorstellung davon ist zwar echt schön, aber ich glaube nicht, dass es so jemanden geben kann. Und das sollte es auch nicht, immerhin dreht sich ja nicht die ganze Welt um mich und darum, mein Ego zu pushen.

Alles, was ich will, ist jemand, der sieht, dass ich mehr zu bieten habe als Körperlichkeiten. Jemand, der mich so will wie ich bin. Dem ich so genüge. Ich verlange ja nicht mal, dass man mich oder die Tatsache, dass ich keinen Sex will, versteht, ich will nur, dass man es akzeptiert und mich trotzdem noch respektiert.

Johns Reaktion hat bewiesen, dass er das tut. Mich respektieren. Sonst wäre er nicht so ehrlich gewesen. Er hätte auch sagen können, dass ihn das nicht stört, etwas mit mir anfangen, aber sich seine Befriedigung hinter meinem Rücken woanders holen. So blond wie ich bin, würde ich das wahrscheinlich nicht mal checken, bis ich es direkt vor Augen habe. Aber das hat er nicht getan und ich weiß das auch zu schätzen, aber trotzdem macht es mich traurig.

Das mit John hat sich so schnell entwickelt und ich fand das toll. Es hat mich nicht überrumpelt oder überfordert oder mir Angst gemacht. Vielleicht ein bisschen verwirrt, aber ich habe es keine Sekunde angezweifelt. Nicht, weil er ein Mann ist, nicht, weil er doch etwas älter ist als ich und auch nicht, weil er psychische Probleme hat. Ich war mir all dessen bewusst, doch das hat mich nicht davon abgehalten so für ihn so fühlen, wie ich es getan habe und nach wie vor tue.

Aber genauso rasant, wie wir den Berg hochgerast sind, verlief der Absturz. Ein Satz und alles war vorbei.

Das Ganze hat mich extrem beschäftigt, auch noch Tage danach. Ich habe mir Sorgen gemacht, weil John dann einfach von der Party verschwunden ist und ich habe versucht, ihn zu erreichen, doch er ist nicht rangegangen.

Für mich hieß das, das mit uns ist endgültig vorbei. Vielleicht können und sollten wir einfach keine Freunde sein. Wie soll das denn funktionieren, wenn ich ihn anschaue und die ganze Zeit nur küssen will?

Auf der Arbeit war ich so in Gedanken versunken, dass ich unvorsichtig geworden bin. Extrem unvorsichtig. Ich weiß nicht mal mehr genau, wie es passiert ist, aber plötzlich lag ich da auf dem harten Boden, mir tat alles weh, ich konnte mich nicht bewegen und so wirklich was spüren auch nicht mehr.

Es war der Schock, haben die Ärzte gesagt. Ich bin nicht gelähmt oder Sonstiges, das nicht wieder verheilen wird. Ich habe eine Platzwunde am Hinterkopf, die genäht werden musste, eine schwere Gehirnerschütterung, drei gebrochene Rippen, ein verstauchtes Steißbein und eine geprellte Wirbelsäule. Ich bin für vorläufig sechs Wochen krankgeschrieben und muss die meiste Zeit davon im Bett verbringen.

Mein ADHS hat darauf so gar keinen Bock, aber jedes Mal, wenn ich auch nur aufstehe, um aufs Klo zu gehen, steht plötzlich wie aus dem Nichts meine Mum vor mir und zerrt mich wieder ins Bett. Die genießt es richtig, sich wieder um mich kümmern zu können als wäre ich ein kleiner Junge. Und ich kann mich nicht mal wehren.

Meine Freunde besuchen mich abends und versuchen, mich zu beschäftigen, aber die meiste Zeit davon machen sie sich eigentlich nur über mich lustig, weil ich so unfähig war, vom Gerüst zu stürzen. Wirklich verwundert hat meine Tollpatschigkeit natürlich keinen.

Lila verbringt ihre Abende auch gerne in meinem Zimmer, wenn sie zuhause ist. Sie erzählt mir immer, was sie so gemacht hat und genießt es richtig, meine neidischen Blicke zu sehen, weil ich nicht aus diesem Zimmer rauskomme ohne dass Mama mich anschreit und droht, mir noch mehr Rippen zu brechen.

Aber sie hat Ferien und draußen ist das beste Wetter. Sie sollte das genießen. Trotzdem. Ich will auch raus. Ich muss was tun. Arbeiten, baden gehen, meine Energie loswerden... irgendwas! Und stattdessen liege ich hier und schreibe Essays wie der größte Streber, der darin auch noch einen Unterhaltungswert sieht.

Wenigstens habe ich ein neues Handy. Mein Dad hat es mir besorgt und sogar bezahlt. Meines ist bei meinem Sturz kaputtgegangen. Das einzige, was sich retten lassen hat, war die SD-Karte. Die Sim-Karte kann ich nicht mehr rausholen und das Display ist komplett zerbrochen. Dabei war ich so stolz darauf, dass ich das Handy 6 Jahre lang hatte, ohne, dass es ein Mal gemuckt hat.

Da ging eine innige Beziehung zu Ende, ich sag's euch. Als mein Dad mir erzählt hat, dass mein Handy kaputt und nicht mehr zu retten ist, weil mein fetter Arsch darauf geflogen ist, kam das für mich einer Todesnachricht von einem engen Freund gleich. Mein Handy war mir so treu wie noch keine meiner Freundinnen.

Mit meinem neuen komme ich gar nicht klar. Das hat so viele Funktionen, die ich nicht mal haben will oder verstehe, und allein es einzurichten hat mich schon darüber nachdenken lassen, ob ich mir nicht einfach so ein altes Klapp-Nokia hole. Das überlebt so einen Sturz wenigstens.

Die einzigen Nummern, die ich bisher habe, sind die aus dem Festnetztelefon, die ich übertragen konnte, und die meiner Freunde, die sich hier blicken lassen haben bzw. die derjenigen, die sie mir gegen haben.

Leano, mein bester Freund, ist nach unserem Abschluss gleich weggezogen, daher kann er nicht so leicht einfach vorbeikommen und er soll seine Hochzeitsplanung auch nicht für sowas unterbrechen müssen. Seine Nummer habe ich von anderen gemeinsamen Freunden wiederbekommen und ihm mitgeteilt, was passiert ist. Er hat mich sofort angerufen und wollte jedes kleinste Detail. Dann hat er mich gefragt, ob es mir gut geht und dann hat er mich ausgelacht, sowie sich das für einen besten Freund eben gehört.

In den letzten vier Jahren haben wir uns vielleicht 10-mal gesehen. Immer zu unseren Geburtstagen und dann einmal zu Weihnachten und einmal auf der Verlobungsfeier. Da habe ich zum ersten Mal seine Freundin bzw. Verlobte kennengelernt. Sie ist bildhübsch, lieb und witzig. Wundert mich, wie der so einen guten Fang gemacht hat, der hässliche Vogel. Aber es freut mich auch für ihn. So werden seine Kinder vielleicht nicht ganz so entstellt. Man kann nur für sie hoffen, dass sich Samiras Gene durchsetzen, wenn es soweit ist.

Egal, zurück zum Thema. All das bedeutet auch, ich habe Johns Nummer nicht mehr. Und vielleicht ist das auch gut so. Sonst starre ich nur sein Profilbild an und will bei ihm sein und belästige ihn mit Anrufen und Nachrichten, weil ich nicht einsehen will, dass es das gewesen sein soll.

Ich will nicht lügen, natürlich interessiert es mich, ob und wann er sich bei mir melden würde, wenn ich es nicht tue, aber vielleicht ist es auch ganz gut, dass mir diese Enttäuschung erspart bleibt.

Er hat wahrscheinlich schon lange mit mir abgeschlossen und vergnügt sich mit wem anders. Ich kann es ihm nicht mal verübeln. Er ist mir nichts schuldig. Er hat mir keine Versprechungen gemacht oder Hoffnungen oder Sonstiges. Wir haben miteinander gesprochen wie zwei erwachsene Menschen und beschlossen, dass das mit uns nichts wird. Es ist sein gutes Recht, sich jetzt nach anderen umzuschauen.

Ich sollte das auch tun, sobald ich wieder raus kann. Nicht unbedingt nach jemandem suchen, mit dem ich was anfangen kann, sondern mich einfach ablenken. Wieder mehr mit meinen Freunden machen oder fotografieren oder vielleicht auch wieder das ein oder andere Autorennen fahren. Das habe ich wenig nicht mehr gemacht. Das könnte ich echt mal wieder gebrauchen. Adrenalin, Geschwindigkeit, einen Sieg. Grade fühlt sich alles so an, als würde ich ständig nur verlieren. Als könnte ich nur noch das.

Aufgrund der Verletzung und anderen Umständen habe ich beschlossen, doch noch nicht im nächsten Semester studieren zu gehen. Ich habe grade einfach kein gutes Gefühl dabei.

Meine Mappe ist fertig, seit ich meinen Abschluss habe und die Bewerbung ebenfalls. Beides verbessere und optimiere ich jetzt schon seit vier Jahren und warte darauf, es abzuschicken. Ich weiß schon genau, an welche Hochschule ich will und ich kann es kaum erwarten, mit dem Studium anzufangen. Ich habe das Geld, um mir eine Wohnung zu leisten, genauso wie Studiengebühren und kann auch währen des Studiums noch ein bisschen was verdienen. Aber irgendwas hält mich zurück.

Vielleicht liegt es an meiner Pechsträhne grade, die lieber erstmal vergehen soll, bevor ich diesen Schritt wage. Wenn ich nicht angenommen werde, bricht meine gesamte Welt auseinander, das weiß ich jetzt schon. Ich bin zwar gern Maurer, aber ich will das nicht für immer machen. Ich will mir als Fotograf einen Namen machen und mir eine Reichweite aufbauen und Leute mit meinen Bildern erreichen und berühren. Aber all das kann ich ja in einem Jahr auch noch.

Gerade schreibe ich über Determination der Menschen und lese dazu verschiedene philosophische Artikel durch, um auch eine Ahnung zu haben, von dem was ich da von mir gebe. Auch, wenn diesen Mist hier niemals jemand lesen wird und das auch gar nicht soll, muss ich nicht nur uninformierten Müll von mir geben. Außerdem ist es ganz interessant zu wissen, was namenhafte Philosophen so für Ansichten dazu hatten.

Mir gefällt Sartre am besten. Er ist der Meinung, der Mensch sei zur Freiheit verurteilt. Somit sei er auch für sein Handeln und Tun vollkommen selbst verantwortlich und kann sich auf keine Vorbestimmung oder höhere Macht wie Gott beziehen, um seine Taten zu entschuldigen oder zu rechtfertigen. Der Mensch sei nichts Anderes als das, wozu er sich selbst macht.

Ich mag diese Ansicht, weil es mir das Gefühl gibt, die Kontrolle über mein eigenes Leben und vor allem mich selbst zu haben. Ich kann sein, wer ich sein möchte und tun, was ich für richtig halte und nichts, außer mir selbst, steht dem im Wege.

Allerdings weiß ich nicht, was Sartre zu Dingen wie psychischen Erkrankungen oder körperlichen Einschränkungen gesagt hat. Die bestimmen doch maßgeblich, wie und ob wir diese uns vorgeschriene Freiheit dann auch wirklich nutzen können. Jemand psychisch schwerkrankes kann nicht für sein Handeln verantwortlich gemacht werden, wenn seine Affekte ihn dazu zwingen, und, jemand, der nicht laufen kann, weil er eine Behinderung hat, kann daran auch nichts ändern.

Vielleicht darf man das Ganze nicht so ultimativ betrachten. Vielleicht gibt es keine allgemeine Freiheit, die jedem zusteht oder zu der jeder verdammt ist. Vielleicht geht es darum, seine persönlichen Herausforderungen zu überwinden und somit die beste Version seines Selbst zu werden.

Das klingt echt anstrengend. Wenn man danach lebt, dürfte man sich von nichts, das sich einem in den Weg stellt, aufhalten lassen. Es gebe keine Entschuldigung dafür, irgendetwas nicht zu erreichen außer der eigenen Faulheit. Aber ich bin gerne faul. Und ich dafür werde ich nur sehr ungern verurteilt.

Überanstrengt von all meinen Gedanken klappe ich meinen Laptop zu und stelle ihn zur Seite. Das war eindeutig schon wieder zu viel Bildung heute. So viel Wissen kann mein Erbsenhin gar nicht verarbeiten.

Ich greife rüber zu meinem Nachtkästchen und will die Wasserflasche runternehmen, um etwas zu trinken, stelle aber genervt fest, dass sie bereits leer ist. Toll. Jetzt muss ich meine Mum fragen, ob sie mir was zu trinken bringt, weil sie mich killt, wenn ich selbst runtergehe, um mir was zu holen. Dann bemuttert sie mich wieder für eine Stunde und lässt sich erst abwimmeln, wenn ich so tue als wäre ich eingeschlafen.

Versteht mich nicht falsch, ich finde es toll, so eine liebevolle Mum zu haben, aber es nervt mich, dass sie mich oft immer noch so behandelt, als sei ich 7 und würde das auch für immer bleiben. Letztens war sie ganz schockiert davon, dass mir ein Bart wächst, wenn ich mich nicht rasiere und dann hat sie eiskalt angefangen zu weinen, weil ich erwachsen werde. Ich bin fast 22! So langsam sollte sie sich mal damit abfinden, dass ich Körperbehaarung habe.

Ich glaube, meine Mum braucht dringend nochmal ein Kind. Sie will ja schon Oma werden, seit ich 16 bin.

Sie hat keine Ahnung davon, dass ich keinen Sex habe. Wenn ich sie das wissen lasse, werde ich niemals als erwachsen anerkannt und ihr Herz bricht in tausend Teile, wenn ich ihr keine Enkel schenke. Bei Lila der kleinen Lesbe kann man darauf ja auch nicht bauen.

Hoffentlich gibt sich meine Mum irgendwann mit adoptierten Kindern zufrieden. Das letzte, was ich will, ist ihr wehzutun. Vielleicht bin ich ja ein kleines Muttersöhnchen, aber ich liebe meine Mum nun mal. Seit ich mich erinnern kann, ist sie immer für mich da und tut alles für uns. Ich bewundere sie und obwohl sie mich oft nervt, bin ich auch extrem glücklich, sie zu haben und, dass sie so ist wie ist.

Es war total einfach, ihr davon zu erzählen, dass ich Gefühle für einen Mann entwickelt habe. Sie hat gar nicht komisch reagiert, sondern mir nur spaßeshalber unterstellt, dass ich Lila nachmachen will, weil ich zu wenig Aufmerksamkeit bekomme. Schön wär's... Jedenfalls hat sie sich danach zu mir ins Bett gesetzt, mich in den Arm genommen und sich alles angehört, was ich ihr erzählt habe.

In der Version, die sie kennt, hängt John noch zu sehr an seinem Ex und deshalb ist nichts aus uns geworden. Stimmt ja auch irgendwie. Jedes Mal, wenn John Tyler anschaut, muss ich mir selbst die ganze Zeit einreden, dass das mit ihnen vorbei ist und Tyler da auch sehr konsequent sein wird.

Mir war von Anfang an klar, dass ich die zweite Wahl bin, aber ich glaube, ich habe mich einfach damit zufriedengegeben, überhaupt in Frage zu kommen und mir auch gar nicht so viele Gedanken darübergemacht, ob John mich oder Tyler lieber will.

Meine Mum ist echt gut darin, mein Selbstbewusstsein zu pushen. Sie meinte, dass dieser John ein dummer Elch ist, wenn er nicht sieht, dass ich der beste Mann auf dieser Welt bin, den man nur haben kann, und dass ich was viel Besseres verdient habe als so einen dummen Elch.

Sie weiß immer genau, wann sie Späße machen kann und wann ich Ernst und Halt brauche.

Mein Dad ist das komplette Gegenteil von ihr. Der liebt es, mir seinen Willen aufzuzwingen und es dann so aussehen zu lassen, als hätte ich mich freiwillig dafür entschieden. Oder mir unter die Nase zu reiben, dass er recht hatte, sowie mit dem Beruf als Maurer, der mir doch besser gefällt als zu Anfang angenommen. Aber trotzdem liebe ich auch ihn, denn, wenn es hart auf hart kommt, würde er mich immer unterstützen, damit ich tun kann, was mich glücklich macht.

Meine Eltern sind einfach die besten. Ich glaube, ich bin einfach zu verwöhnt, sodass ich das die meiste Zeit über gar nicht wirklich so sehen kann. Schande über mich. Heute Abend sage ich meinen Eltern, dass ich sie liebhabe. Guter Plan. Die denken zwar dann bestimmt, dass resultiert nur aus meiner Verzweiflung wegen der Einsamkeit, mit der ich tagtäglich konfrontiert bin und vielleicht liegt es ja auch ein bisschen daran, aber es ist definitiv wahr.

Manchmal glaube ich, meine Mum kann meine Gedanken lesen. Jetzt zum Beispiel, als sie an meine Zimmertür klopft und kurz danach reinkommt. Sie lächelt und sieht zufrieden aus, weil ich brav in meinem Bett liege und nichts tue.

„Hi Mama. Was gibt's?" Ich sehe sie neugierig an.

„Du hast Besuch. Von einem gewissen John" Sie wackelt wild mit den Augenbrauen.

Als ich seinen Namen höre, bleibt mein Herz kurz stehen. Dann schlägt es umso schneller weiter. Mir wird ganz heiß und ich könnte schwören zu spüren wie rot ich gerade werde.

„Ist er hier?", frage ich meine Mum ungläubig.

Sie nickt. „Er steht unten und wartet brav, weil ich erstmal sehen wollte, ob du überhaupt wach bist und ob du ihn sehen willst. Willst du?"

Ohne mir selbst Zeit zum Nachdenken zu geben, nicke ich sofort.

Meine Mum lacht leicht. „Okay, dann bringe ich ihn hoch. Treibt es aber nicht zu wild"

„Mama!" Empört sehe ich sie an, aber da geht sie auch schon kichernd, lässt meine Zimmertür daher offen.

Ach du Scheiße. Sie holt John. John steht vor der Tür und er wird gleich in meinem Zimmer sein. Jetzt bekommt er den Beweis dafür, dass ich genauso unordentlich bin wie er. Ich hoffe, ich habe den Raum nicht allzu sehr zugemüffelt die letzte Zeit. Aber meine Mum hat ständig fürs Lüften gesorgt, also muss die Luft ganz erträglich sein.

Hoffentlich sehe ich gut aus. Ich habe meine Haare seit ein paar Tagen nicht mehr gewaschen und darf es auch nicht, bis die Fäden gezogen werden. Wenigstens fetten sie nicht mehr so wie in meiner Pubertät. Das war ja richtig übel. Stinke ich? Deo kann nicht schaden.

Als ich gerade in meinem Nachtkästchen nach Deo krame, höre ich die Treppe und schiebe die Schublade sofort wieder zu. Wenn ich jetzt Deo spüre, hört man es und man wird es riechen und ich will John nicht beweisen, wie sehr ich ihm gefallen will.

Ich bin so dumm. Er hat doch gesagt das mit uns wird nichts. Wieso mache ich mir trotzdem noch Hoffnungen?

„Nein, ich bin das erste Mal hier" Ich höre seine Stimme und wieder bleibt mein Herz kurz stehen. Verdammt.

„Na hoffentlich nicht das letzte Mal", kichert meine Mum. Als sie an meiner Tür ankommen, erkenne ich, dass sie sich bei ihm eingehakt hat und richtig seinen Oberarm und seine Brust abtastet. Sie himmelt ihn regelrecht an.

„Das hoffe ich auch", meint er lächelnd und sieht dann von meiner Mum zu mir. „Hei Juli"

„Naw, er gibt dir einen Spitznamen!" Meine Mum ist total entzückt und quietscht rum.

Einfach alles daran ist mir unangenehm.

„Kannst du bitte gehen, Mama?"

Ihr Lachen vergeht, sie schaut mich an, dann John und dann wieder mich. „Oh na klar. Natürlich. Ich gehe mal runter und... höre ganz laut Musik. Viel Spaß" Sie klopft ihm wieder auf die Brust, geht dann und murmelt noch irgendwas von „Ein Prachtkerl", ehe sie die Treppe runtergeht.

John lacht leicht, steckt die Hände in die Hosentaschen und lehnt sich so an den Türrahmen. „Ich habe das Bedürfnis, deine Mum zu heiraten und dein Stiefvater zu werden"

„Wieso?"

Was ist das denn für ein Gesprächsstart? Will er nicht mal erklären, was er hier macht? Woher er überhaupt weiß, wo ich wohne?

„Dann kann ich dir Vorschriften machen und dir den Hintern versohlen, wenn mir danach ist" Er grinst richtig breit dabei.

Ich verziehe das Gesicht. „Also erstens klingt das nicht nach pädagogisch wertvoller Erziehung und zweitens müsstest du dann auch mit meiner Mum schlafen. Da du nicht auf Frauen stehst, glaube ich nicht, dass das lange gut geht"

Er wird ernster. „Darüber wollte ich mit dir reden"

„Über Sex mit meiner Mum oder Sex mit Frauen?" Beides nicht grade meine Lieblingsthemen.

„Sex mit dir", meint er. Er schaut runter auf den Boden, wohl als Hinweis dafür, dass er noch immer halb auf dem Flur steht und fragt dann, ob er in mein Zimmer kommen darf.

„Klar. Mach bitte die Tür zu."

Meine Mum glaubt ohnehin schon, dass ich jetzt mit John den wildesten Sex habe, sie muss nicht wissen, dass wir darüber reden, ihn eben nicht zu haben.

John kommt rein, schließt die Tür und lehnt sich dann von innen dagegen. Ich rutsche in meinem Bett an die Wand und klopfe dann neben mich, damit er sich dorthin setzt.

„Sicher?", hakt er nach, kommt dabei aber auf mich zu.

„Wieso denn nicht?"

Wir haben schon mal rumgeknutscht, wo liegt denn dann bitte das Problem, sich neben mich zu setzen? Giftig bin ich sicherlich nicht. Vielleicht stinke ich doch...

„Deine Mum meinte, du bist schwer verletzt und ich soll ganz zärtlich zu dir sein"

„Oh Gott" Mit hochrotem Kopf lasse ich mein Gesicht in meine Hände fallen und schüttele so den Kopf.

Meine Mum ist so peinlich. Ich bin so peinlich. Alles ist peinlich. Ich will mich einfach in Luft auflösen und nie wieder zu Materie werden. Keiner soll mich je wieder sehen oder hören oder irgendwie wahrnehmen.

„Schon irgendwie lustig, dass sie glaubt, wir treiben es, obwohl du ihrer eigenen Aussage nach halb tot bist. Vor allem hat sie auch sehr seltsam reagiert, als ich ihr meinen Namen gesagt habe. Man könnte fast meinen, du hast ihr von mir erzählt"

„Hab ich nicht", lüge ich brummend in meine Handflächen. Peinlich, sag ich doch.

John lacht leicht. Er weiß, dass ich lüge und mich grade in Grund und Boden schäme.

Ich spüre seine Hand auf meinem Oberschenkel. Sein Daumen streichelt darüber. Vorsichtig schiebe ich zwei meiner Finger auseinander, um mein Blickfeld freizumachen und überprüfend auf die Stelle zu sehen, an der er mich anfasst. Sie fühlt sich ganz seltsam an, wird total warm und kribblig, so als würde er mich kitzeln, aber doch irgendwie angenehm. Das Gefühl breitet sich in meinem gesamten Körper aus und bringt mich unwillkürlich zum Lächeln.

Fuck, ich bin sowas von verknallt in diesen Mann.

„Ich glaube, wenn ich eine Mum hätte, hätte ich ihr auch von dir erzählt", meint er nach kurzer Zeit leise und lacht dann leicht. „Aber so musste Tyler die Stelle übernehmen. Hab ihn vollgejammert und mich beraten lassen. Er ist eine richtig gute Mum, nur ein kleines Bisschen zu männlich"

So ziemlich alles davon überrascht mich.

Ich hebe das Gesicht aus den Händen, um John ungläubig anzusehen. „Du hast mit Tyler über mich geredet?" Meine Augen werden total groß dabei, das weiß ich, doch ich kann nichts dagegen tun.

Er nickt, lächelt dabei und nimmt die Hand, die nicht auf meinem Bein legt, um mit diesem Daumen über meine heiße Wange zu streicheln. „Rot steht dir gut. Solltest du öfter tragen"

Ich schlage ihm beleidigt in den Bauch, brumme: „Lass das und beantworte lieber meine Frage"

Natürlich gefällt es mir, wie er mich anfasst und wie er mich dabei anschaut und wie seine Stimme klingt, aber es gefällt mir zu sehr. So werde ich niemals enttomatisiert.

„Ja, ich habe mit Tyler über dich geredet. Schon öfter. Anfangs fand er das mit uns nicht so toll, aber jetzt meint er, wir sollten es versuchen"

„Also du hast ihm gesagt, dass du Gefühle für mich hast?" Ich kann es nicht fassen. Das schockiert mich richtig.

„Jap", antwortet er, offensichtlich amüsiert von meiner Reaktion. „Er hat es zwar nicht direkt so gesagt, aber er findet dich viel zu gut für mich und ich weiß, dass er damit recht hat, aber ich bin nun mal egoistisch und ich mag dich und ich will dich"

„Du willst mich?"

Wow, Julian, wirklich beneidenswert, was dein Hirn da mal wieder für Glanzleistungen abliefert.

John lächelt immer mehr. „Ja, ich will dich. Weißt du, selbst, wenn wir miteinander schlafen würden, könnte uns keiner garantieren, dass es auf ewig hält und ich glaube, manchmal muss man einfach Prioritäten setzen. Klar ist Sex toll, du hast echt keine Ahnung, was du das verpasst, aber allein hier neben dir zu sitzen, ist schon so viel besser als jeder Orgasmus es jemals sein könnte. Und, ganz ehrlich? Es macht mich verrückt, diese Phantasien von dir zu haben und das niemals ausprobieren zu dürfen, aber ich habe echt lange darüber nachgedacht und du als Person bist mir einfach sehr viel mehr wert als Sex... Weil du hast mir deutlich mehr zu bieten als rein, raus, rein, raus, rein, raus, fertig."

Ich muss lachen, als er das sagt. Sowas Romantisches hat ja noch nie jemand zu mir gesagt.

Ich bin total überwältigt und kann ihn einfach nur erfreut ansehen. Mein Hirn versucht grade noch zu verarbeiten, was all das bedeutet und mein Herz schlägt so wild, dass meine Rippen sich noch mehr bemerkbar machen als ohnehin schon, aber im Moment kann ich keine Schmerzen spüren oder irgendwas Anderes als Freude und Glück.

John will mich. Ihm ist egal, dass ich nicht mit ihm schlafen werde. Er hat sich für mich entschieden und gegen Sex. Er hat selbst gesagt, dass ich ihm mehr zu bieten habe als das.

„Schweigst du mich wieder jetzt wieder an?", lächelt er unsicher. „Sag bitte was. Es tut mir wirklich leid, wie ich anfangs reagiert habe, aber ich-"

Er stoppt als ich ihn seinen Kopf zu mir runterziehe, um ihn zu küssen.

Schon bevor er überhaupt dazu kommt zu erwidern, löse ich mich wieder von ihm und lehne mich wieder leicht verkrampft an die Kissen in meinem Rücken. Weder meine Wirbelsäule noch meine Rippen fanden die Aktion grade sehr toll.

John muss das an meinem schmerzerfüllten Zischen bemerkt haben. Er geht nicht auf den missglückten Versuch, ihm durch einen leidenschaftlichen Kuss zu zeigen, was ich nicht sagen kann, ein, sondern mustert mich besorgt. „Was genau hast du eigentlich? Was ist passiert?"

Ich schildere ihm knapp, wie ich von dem Gerüst gefallen bin und was ich für Verletzungen davongetragen habe. Auch von dem schmerzhaften Verlust meines Handys. Er ist ein bisschen verwirrt davon, weil mir das deutlich mehr wehtut als all meine Wunden, meint dann aber, das würde zumindest erklären, warum ich nicht auf seine Anrufe reagiert habe.

„Du hast versucht, mich anzurufen?"

Er lacht leicht. „Du kommst mir grade rüber wie dieser eine Schüler in der Oberstufe, der immer die Aussagen vom Lehrer in Fragen umgewandelt und gestellt hat, um bessere mündliche Noten zu bekommen" Darüber schüttelt er amüsiert den Kopf, ehe nochmal bestätigt, was er gesagt hat.

„Ja, ich habe versucht, dich anzurufen, aber ich dachte, du willst einfach keinen Kontakt mehr, weil du meine Reaktion blöd fandst und nicht mit mir befreundet sein willst oder so. Und eigentlich wollte ich dich auch in Ruhe lassen, aber du bist mir einfach nicht mehr aus den Kopf gegangen und dann habe ich eben mit Tyler geredet und der hat mich dazu ermutigt, es zu versuchen. Dann habe ich deine Schwester auf dem Sportplatz gestalkt und mir eure Adresse geben lassen – finde ich übrigens bedenklich, dass sie die so leichtfertig hergibt – und dann bin ich hergekommen und habe deine liebreizende Mutter kennengelernt."

„Wow, der ganze Aufwand nur für mich" Ich kann es gar nicht glauben. Er könnte es so einfach haben, indem er sich einfach irgendeinen anderen sucht, aber er hat sich schon richtig bemüht, um überhaupt mit mir reden zu können. Mal ganz abgesehen davon, dass er gerade selbst gesagt, dass er für mich auf Sex verzichten will.

„Stimmt's? Und das alles nur, weil du Lauch dich vom Gerüst runterfegen lassen hast"

„Glaubst du der Wind hat mich runtergeweht?", frage ich halb empört halb amüsiert.

„Muss so gewesen sein" Er nickt gespielt bedauernd.

Ich dagegen schüttele augenverdrehend den Kopf.

Ich bin gar kein Lauch. Früher war ich es, das gebe ich zu, aber daran sind meine Gene Schuld. Jetzt habe ich Muskeln, zumindest ein paar, die mich nicht ganz so dünn aussehen lassen.

Ich hätte John einfach keine Bilder aus meiner Jugend zeigen dürfen. Aber nur so wollte er mir auch welche von sich zeigen und die waren es mir echt wert. Er sah aus wie so ein billiger Justin-Biber-Abklatsch. Allein die Erinnerung daran bringt mich jetzt noch zum Lachen.

„Warum lachst du?" Er lächelt leicht, als er mich das fragt. Durch die Art wie er mich ansieht, glaube ich sogar, ihm gefällt mein seltsames Lachen.

„Hab mich an deine Justin-Biber-Phase erinnert"

Er macht einen genervten Ton und verdreht die Augen. „Sag du mal lieber nichts. Als ich in der Phase war, hast du dich wahrscheinlich noch von deiner Mami anziehen lassen müssen"

„Die würde mich wohl heute noch gern anziehen und mir den Arsch abwischen", brumme ich wenig vergnügt darüber, wie überfürsorglich meine Mum sein kann.

„Ist das normal?", fragt John. Er klingt nicht verurteilend dabei oder so als würde er sich darüber lustig machen. Er meint die Frage wirklich ernst. „Also kümmern sich Mütter wirklich so um ihre Kinder? Oder ist deine besonders?"

Dass er mich das fragt, macht mich irgendwie traurig. Das beweist, dass er niemals sowas wie elterliche Fürsorge erfahren hat oder auch nur irgendwas, das ansatzweise daran herankommt.

„Ist ganz unterschiedlich. Ich hab's mit meiner Mum schon ganz gut, würde ich mal behaupten. Nur übertreibt sie halt total oft mega. Aber ich bin echt froh, sie zu haben"

John nickt verstehend. „Ich weiß schon genau, was für ein Papa ich werden will, wenn ich mal Kinder habe.", erzählt er mir dann. „Ich will der beste Freund meiner Kinder sein, aber auch jemand, zu dem sie aufschauen können. Ich will ihnen ganz viele Geschenke machen und viel Kuschelzeit haben und sie fördern und unterstützen und dafür sorgen, dass sie tolle Menschen werden, die die Welt besser machen. Ich will ihnen die richtigen Werte dazu vermitteln, aber sie so erziehen, dass sie auch selbst entscheiden können, wer sie sein wollen und für Dinge kämpfen, die ihnen wichtig sind. Aber vor allem will ich ihnen ein Zuhause geben, indem sie in Sicherheit sind und sie selbst sein können."

„Wow, jetzt wäre ich gerne dein Kind"

John schaut mich perplex an.

Ich bereue sofort, das so unüberlegt gesagt zu haben, aber dann fängt er an zu lachen und erleichtert mich dadurch total. „Soll ich doch deine Mum heiraten?"

„Die ist schon verheiratet. Und es wäre mir viel lieber, wenn du mit mir zusammenkommst als mit meiner Mum"

Sein Lachen wird zu einem sanften Lächeln. „Würde mir auch deutlich besser gefallen. Sie ist nicht so mein Typ" Er schaut mich dabei so an als wolle er sagen: Du schon.

Das bringt mich dazu, sein Lächeln zu erwidern und verlegen seinem Blick auszuweichen.

Er weiß echt ganz genau, was er tun muss, um mir zu schmeicheln, ohne dass es so rüberkommt als würde er schleimen.

John bleibt lange bei mir. Wir reden und lachen und irgendwann, als er den Arm um mich legt, kuscheln wir auch ein bisschen.

Am Abend kommt Lila dazu, setzt sich aufs Bett und erzählt mir von ihrem Tag, sowie sonst auch immer. Sie bringt keinen Kommentar zu Johns Anwesenheit und tut so als sei es das Normalste auf der Welt, mich in seinen Armen vorzufinden.

Später isst er mit meiner Familie, zwingt sich die Nudeln meiner Mum mit einem dankbaren Lächeln runter, schaut mich dabei aber hilfesuchend an. Ich versuche, ihm durch meinen Blick zu vermitteln, dass man sich daran gewöhnt und ich das schon seit 21 Jahren überlebe.

Zum Essen ist die einzige Gelegenheit, zu der meine Mum mich runterkommen lässt. Als ich John danach zur Tür bringe, schaut sie schon ganz warnend, so als wolle sie mir ein Zeitlimit geben, nach dem sie mich wieder ins Bett zerrt und dann doch festkettet. Die Verabschiedung fällt also ziemlich kurz aus.

„Ich komme morgen wieder", stellt John klar. „Schreib mir, wann du wach bist."

„Willst du echt schon morgens vorbeikommen?", frage ich leicht überrascht.

„Ja klar, dann kann ich dir helfen beim Fertigmachen und so. Ich will nichts lieber, als dich unter der Dusche zu schrubben" Er grinst dabei breit und zieht vielsagend die Augenbrauen hoch.

Ich schnaube. „Das wird nicht passieren. Aber danke für das Angebot"

„Steht immer offen", grinst er weiter. „Ich bin deine persönliche Krankenschwester. Ich pflege dich gesund und du bezahlst mich mit deiner bloßen Existenz"

„Reicht dir das?", frage ich kritisch.

„Absolut", lächelt er. „Ein paar Küsse wären aber natürlich ein schöner Bonus" Sein Blick fällt auf meine Lippen. Kurz danach sieht er wieder in meine Augen und schaut mich erwartungsvoll an.

Wir stehen einfach so voreinander. Ich weiß nicht, was ich machen soll.

Heißt das, er will einen Kuss? Einen Abschiedskuss? Einen Gute-Nacht-Kuss? Einen Danke-Kuss? Alles davon?

Wie soll ich ihn küssen? Leicht? Sanft? Zärtlich? Wild? Leidenschaftlich?

Schmecke ich nach Tomatensoße?

Und wie zum Teufel soll ich zu ihm hochkommen? Ich kann mich nicht strecken ohne dass es sich an anfühlt als würde mich ein Bulldozer überfahren. Und um John küssen zu können, muss ich mich definitiv strecken...

„Mensch, jetzt mach schon!", höre ich ein aufforderndes Zischen hinter mir und drehe mich, um zu sehen, wie meine gesamte Familie um den Türrahmen herumlugt, um dabei zuzusehen, wie ich mich von John verabschiede.

Sobald sie erkennen, dass ich sie sehe, ziehen sie schnell die Köpfe zurück, in der Küche beginnt es zu klappern und sie tun so als hätten sie sich die ganze Zeit über unterhalten.

John lacht darüber.

Er findet meine Familie gar nicht seltsam oder nervig oder so. Ich glaube, er mag sie. Zumindest hat er sich mit meinem Dad beim Essen eben echt gut verstanden. Dad meinte sogar, er gibt John Tipps zum Selbstständig machen, wenn er sie braucht. Er hat sich gefreut und bedankt und meinte, er wird die nächste Zeit oft genug hier sein, um das Angebot bei Gelegenheit anzunehmen.

Somit hat er klargestellt, dass er mich sehen weiterhin will. Oft.

Und ich glaube, durch die Kommentare meiner Mum zwischendurch wurde auch meinem Dad sehr deutlich, dass John nicht nur irgendein Freund für mich ist. Er hat dazu gar nichts gesagt oder seltsam geschaut oder irgendwas Anderes, das mir den Anlass geben könnte zu glauben, dass er was dagegen hat. Er hat nur angefangen, John noch mehr auszuhorchen als ohnehin schon. Das war schon sehr unangenehm, aber allein, dass John unter dem Tisch meine Hand genommen hat, hat mir bewiesen, dass er das nicht schlimm findet.

Und jetzt steht er hier, vor mir und beugt sich zu mir runter. Seinen Zeigefinger legt er unter mein Kinn, um es ganz leicht hochzudrücken. Dann küsst er mich. Legt seine Lippen sanft auf meine, streicht zärtlich darüber und hinterlässt trotz der kurzen Dauer ein überwältigendes Kribbeln an dieser Stelle.

„Bis morgen", meint er dann leise, lächelt, streicht mit dem Daumen über meine Wange und geht.

Bevor er in sein Auto steigt, schaut er nochmal zur Tür und winkt mir lächelnd zu. Ich hebe schlicht die Hand, muss dabei aber ebenfalls lächeln.

Meine Pechsträhne scheint vorbei zu sein.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Yay, endlich wieder ein glücklicheres Kapitel! :D Wer freut sich?

Mögt ihr Juli?

Glaubt ihr, das mit John wird funktionieren? Kann er treu bleiben?

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