Teach me Love

By Cupid42hearts

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..."Du hast mir das Herz gebrochen"... Alles, was zwischen Tyler und Lion stand, ist nun Vergangenheit und si... More

Hilfe!
1. Alex
2. Tyler
3. Alex
4. Tyler
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6. Tyler
7. Alex
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91. Alex
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147. Tyler
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155. Tyler
156. Alex
157. Tyler
158. Alex
Epilog: Tyler

76. Alex

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By Cupid42hearts

„Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass du dem Sportwahn verfallen bist?" Ich schmunzele, als ich das sage und mein Handy so platziere, dass Tyler mich sehen kann, während ich frühstücke.

Er hat mir eben erzählt, dass er heute ins Fitnessstudio geht und vorhat, sich einen super krassen Trainingsplan zu erstellen, dem er in den Ferien nachgehen kann.

Seine letzte Schulwoche ist vorbei. Es ist Samstag. Wir haben gestern Abend vereinbart, heute um die gleiche Zeit aufzustehen und den Tag zusammen zu beginnen, indem wir uns beim Frühstücken und fertigmachen begleiten.

So habe ich schon viel mehr Motivation für so gut wie alles. Tyler zu sehen sorgt dafür, dass für einen kurzen Moment mal alle Probleme vergessen sind.

„Ich will das nur nicht vernachlässigen", verteidigt er sich, was seinen Sport angeht. „Stell dir doch mal vor, ich lese den ganzen Tag und liege irgendwo rum oder mache was auch immer, während du aus deinem Körper einen Tempel machst... Das kann ich nicht. Unmöglich." Er schüttelt vehement den Kopf.

Ich sehe ihn wenig überzeugt an. „Dir ist aber klar, dass sich an meinem Körper wirklich groß nichts verändern wird? Ich habe vorher auch schon extrem viel Sport gemacht. Und bei allem, was ich grade so mache, geht es ja nicht um Bodybuilding."

Tyler zuckt mit den Schultern, trinkt einen Schluck von seinem Kaffee, was mir durchaus ein willkommener Themawechsel ist.

„Ich habe gehört, dass Koffein richtig gut sein soll. Also solange man es nicht übertreibt und man so eine heftige Toleranz dagegen entwickelt. Bis 2004 stand Koffein sogar auf der Doping-Liste der WADA, weil es zu leistungssteigernden Stimulantien gehört"

„Das wusste ich", meint Tyler. „Soll ich dir erklären wieso?"

„Uhh da kommt der sexy Biolehrer raus" Das gefällt mir.

Mein Frühstück ist total vergessen. Ich sehe Tyler begeistert an, stütze den Kopf auf den Händen ab und lausche seinen Erklärungen. Ich habe zwar ein sehr gutes Bio-Abi gemacht und denke, ich könnte verstehen, was er mir hier grade erzählt, aber ich will mein Hirn viel lieber ausschalten und ihn einfach nur anhimmeln.

„...die aufputschende Wirkung kommt dann durch die freigesetzten Neurotransmitter wie Adrenalin oder Dopamin, vor allem, weil Koffein die Adenosinrezeptoren hemmt und es somit im Hirn nicht zu einer „Überanstrengung" kommen kann. Die enthaltenen Antioxidantien sind Grund für- Hörst du mir überhaupt zu?" Tyler war bis grade noch voll in seinem hot-teacher-mode und hat nicht wirklich bemerkt, dass ich ihn einfach nur angegrinst und darüber nachgedacht habe, wie sehr ich ihn liebe.

Naja, wirklich darüber nachgedacht habe ich nicht. Es war eher so eine Dauerschleife von: Ich liebe ihn, ich liebe ihn, ich liebe ihn so sehr, er ist so hübsch, er ist so schlau, ich liebe ihn, ich will seinen Schwanz lutschen, ich liebe ihn...

Trotzdem hat das mein gesamtes Konzentrationsvermögen beansprucht.

„Was, wenn ich nein sage? Kommst du dann her und versohlst mir den Hintern?", grinse ich möglichst verführerisch.

Tyler verdreht zwar die Augen, grinst dann aber ebenfalls leicht. „Nein. Ich belohne dich doch nicht dafür, dass du mich hier umsonst Romane erzählen lässt"

„Aber Daddy" Schmollend sehe ich ihn an. „Ich war ein böser Junge"

Er presst die Lippen aufeinander, kneift die Augen leicht zusammen und atmet dabei hörbar durch. „Du weißt wie gut mein Gedächtnis ist oder?", hakt er dann nach, klingt dabei aber eher so als wolle er mich lediglich auf diese Tatsache hinweisen. „Ich werde mir alles merken, womit du mich jetzt quälst und dann bekommst du deine Bestrafung, ohne Wenn und Aber."

„Ziehst du doch eh nicht durch", lache ich.

Wir wissen doch beide, dass ich bekommen werde, was ich will. Tyler ist einfach zu inkonsequent, was unser Sexleben angeht. Ich muss einfach so tun, als würde es mir nicht gefallen, was auch immer er tut, und er wird es sein lassen. Aber andererseits... Warum sollte ich das tun? Ich bin schon ganz gespannt darauf, was er sich einfallen lässt als einen seiner vielen vergeblichen Versuche, mich unter Kontrolle zu bekommen. Und, um ehrlich zu sein, gefällt es mir ziemlich gut, wenn seine dominante Seite rauskommt.

Ach Mann, ich weiß doch selbst nicht, was ich will. Mal will ich ihn ficken und würgen und ihn zu meinem stöhnenden kleinen Etwas unter mir machen und mal will ich, dass er mich hart nimmt und mir zeigt, wo es langgeht und mich einfach nur benutzt. Ich bin quasi die Definition von Vers, ich geb's ja zu. Meine Top-Zeiten sind wohl offiziell vorbei.

„Mach nur weiter mit deinen Provokationen. Du wirst dann schon sehen, was du davon hast" Er wirkt zwar desinteressiert dabei, doch muss trotzdem leicht grinsen, als er sieht, dass seine Drohung Wirkung zeigt.

„Wenn ich jetzt lieb bin, haben wir dann heute Abend Telefonsex?" Ich schaue ihn ganz brav und unschuldig an, setze einen bestimmten Blick auf, dem er nie widerstehen kann.

Tyler kann einfach nicht nein sagen. Zumindest nicht, wenn man weiß, welche Knöpfe man bei ihm drücken muss. Und das tue ich.

„Mal sehen. Ich fühle mich immer so schmutzig danach... Wie so ein richtiger Perversling"

Das bringt mich leicht zum Lachen. „Wieso denn? Ist das wie, wenn man sich richtig kranke Pornos anschaut und wenn man fertig ist, total verstört davon ist, was man sich grade reingezogen hat?"

„W-was?" Er wirkt total perplex. Damit scheint er wohl keine Erfahrung zu haben.

„Okay, vergiss das wieder" Unangenehm. Gaaaanz unangenehm.

„Oh Alex" Tyler scheint nervlich schon wieder am Ende zu sein, obwohl es grade mal 9 Uhr morgens ist. Er schüttelt den Kopf und stützt ihn dann auf der Hand ab. „Du machst mich fertig"

Ich weiß nicht wieso, aber so wie er das sagt, klingt es mehr nach einer Liebeserklärung als nach allem anderen. Daher muss ich lächeln. „Überleg dir besser, was du dagegen machen kannst. Du wirst mich noch mindestens 100 Jahre an der Backe haben"

„Ich freue mich darauf" Er lächelt leicht. Dann schaut er kurz woanders hin und sein Blick verändert sich wieder. „Du musst dich beeilen, Löwenbaby. Es ist schon kurz vor 10"

„Was?!" Schockiert schaue ich auf die Uhr. „Fuck. Sunny bringt mich um, wenn ich zu spät bin"

„Dann bis heute Abend?"

Ich nicke, während ich schon meinen Teller einfach vom Tisch auf die Ablage stelle, um so zu tun, als würde ich mein Zeug aufräumen und weiter ins Bad gehe. „Bis heute Abend. Schreib mir, sobald du Zeit hast, ich melde mich dann."

„Wird gemacht" Er lächelt wieder. „Bis dahin denke ich ganz viel an dich, okay?"

„Genehmigt", schmunzele ich, stelle ihn wieder ab und mache mir Zahnpaste auf die Zahnbürste.

„Okay, dann viel Spaß heute. Ich liebe dich"

„Iff diff auff", antworte ich, während ich mir die Zähne putze. Tyler lacht darüber, wirft mir einen Luftkuss zu und beendet den Anruf dann.

Manno. Wenn ich mit ihm rede, merke ich gar nicht, wie schnell die Zeit eigentlich vergeht. Die Stunden ohne hin dagegen kommen mir wie Jahre vor.

Ich mache mich in Lichtgeschwindigkeit fertig, tape meinen Fuß, nehme die Tablette und gehe dann runter. Obwohl ich gut zehn Minuten zu spät bin, fährt Sunny erst jetzt vor und hält grade in dem Moment, als ich auf Höhe seines Autos ankomme.

„Du bist spät dran", bemerkt er, während ich mich anschnalle.

„Na und? Du bist auch zu spät"

„Na und?", macht er mich nach, verstellt dabei die Stimme und verzieht das Gesicht. „Glück für dich, dass ich nicht auf dich warten musste."

„Du kommst doch eh meistens zu spät"

„Aber nicht immer"

Wow, seine Argumente hauen mich fast vom Sitz.

„Gut, ich werde zukünftig pünktlich sein. Zufrieden?"

„Jahaaaaa- ARSCHOLOCH!" Und da ist er wieder in seinem Element.

Ich glaube, er versteht nicht ganz, dass ich der einzige bin, der ihn hört, egal, wie laut er schreit und er mir dadurch noch einen Gehörsturz verpassen wird. So ein geplatztes Trommelfell käme mir jetzt sehr unpassend.

„Alles voller Hurensöhne" Ungläubig schüttelt Sunny den Kopf. „Die können alle froh sein, dass wir nicht in Amerika leben und ich hier nicht so leicht an eine Knarre rankomme. Ich würde die alle abknallen, ich sag's dir"

„Wen genau?"

„Alle"

Ich sehe ihn einfach an, bis er weiterredet. „Bis auf meine Freundin und unseren Hund... Und meine Mum. Aber der Rest kann sterben"

„Och süß, du bist ein Muttersöhnchen. Hätte ich mir gleich denken können. Diese Wangen müssen geknufft werden" Neckend knuffe ich seine Wange, weshalb er mir kräftig in den Bauch schlägt, um sich zu verteidigen.

„Pass auf. Wenn ich Amoklaufe, fange ich bei dir an, du Frechling"

„Ist das überhaupt ein Wort?" Obwohl mein Magen wehtut, lache ich.

Sunny erinnert mich irgendwie an eine missratene Mischung von Tony und Ace. Irgendwer hat sich die schlechtesten und nervigsten Eigenschaften von beiden genommen und sie in Sunny vereint. Dass ich das sympathisch finde, kann ich mir zwar nicht erklären, ich will es aber auch nicht ändern.

Um ehrlich zu sein, vermisse ich meine Freunde. Wir haben zwar erst alle zusammen telefoniert, aber das ist einfach nicht das gleiche, wie sie in real life vor einem zu haben. Ich will mich entspannt zurücklehnen, ihnen zuschauen und mir denken, was für Vollidioten sie doch sind. Aber ich glaube, diese Zeiten sind einfach vorbei. Wir sind keine Schulkinder mehr und das konnten wir auch nicht ewig bleiben.

Ich meine, ich will ja erwachsen werden und was aus mir machen. Aber manchmal würde ich die Zeit auch gern einfach zurückdrehen und genießen, was ich damals hatte. Meinem früheren Ich den ein oder anderen Rat geben, ihm sagen, dass er zu schätzen wissen soll, was er hat. Ihn auf alles vorbereiten, was auf ihn zukommt...

Als Sunny und ich uns umziehen, dürfen wir feststellen, dass wir uns nicht die beste Zeit zum Trainieren ausgesucht haben. Theo und seine Jungs sind auch da, ebenso wie die Bänker. Obwohl jeder einen eigenen elektronischen Schlüssel hat und somit jederzeit Zugang zum Fitnessbereich, treffen wir alle jetzt aufeinander. Vom Platz her ist das kein Problem, es gibt genügend Geräte. Ich habe nur keine Lust auf diese angespannte Stimmung und die Tuscheleien. Ich hätte gerne mal ruhig trainiert und einfach den Kopf freibekommen. Das kann ich jetzt vergessen.

Meine Hoffnung ist, dass sie sich bald wieder verpissen. Vielleicht ein zwei Stunden Training und dann adios amigos.

Ich hatte den Plan, am Vormittag meine Beine zu trainieren, dann Essenspause zu machen und am Nachmittag dann den Oberkörper. Aber wies aussieht muss ich das über den Haufen werfen. Ich ändere den Plan.

Sunny schaut mich komisch an, als ich mir meine Fußballschuhe anziehe. „Die solltest du in der Halle nicht tragen"

„Ich weiß" Für wie dämlich hält der mich bitte? „Ich gehe zuerst ein bisschen auf den Platz. Warmlaufen und so"

Sunny sieht noch immer ein wenig verwirrt aus, wohl, weil wir super Laufbänder haben, auf denen ich mich warmmachen könnte. Aber er sagt nichts mehr dazu, sondern meint nur, ich soll nach ihm suchen, wenn ich was brauche, und geht dann zum Fitness.

Ich verlasse die Kabine kurz nach ihm, höre noch, wie sie mich einen Feigling nennen, weil ich ihnen offensichtlich aus dem Weg gehe, doch blende all das dann komplett aus, als ich erstmal die Kopfhörer in den Ohren habe und Musik anmache.

Sobald ich zu laufen beginne, fühle ich mich schon besser. Ich laufe nicht vor ihnen weg, sondern direkt auf mein Ziel zu. Das ist ein gewaltiger Unterschied.

Dass sie immer nur um denselben Punkt kreisen und es nicht schaffen, über sich hinaus zu wachsen, wird mich nicht davon abhalten, ihnen zu zeigen, dass ich es besser machen kann. Ich glaube, das Problem ist, dass sie das wissen.

Muss sich scheiße anfühlen, am Straßenrand zu stehen, wenn man fahren will und dann zusehen muss, wie so ein Fremder kommt und lässig an ihnen vorbeidüst. Denn genau das ist es, was hier passiert.

Keine Zeit mehr zu warten, lass die Anderen für mich schlafen. Die immer träumen von Erfolg, doch zieh durch bis er dann da ist. Talent ist harte Arbeit, Perfektion dauert Jahre. Wenn sie schreien ich hab es leicht, dann habt ihr leider keine Ahnung. Wir kommen tief aus dem Dunklen entgegen der Erwartung. Hass und Neid, Blut und Schweiß gibt dem Leben nur mehr Erfahrung. Ausdauer ist der Schlüssel für den Ruhm. Es gibt viel was mir fehlt, aber davon hab ich genug. Erfolg ist kein Glück. Sondern nur das Ergebnis von Blut, Schweiß und Tränen

Mein Team braucht echt mal ein bisschen Inspiration von Kontra K. Der Typ macht mir richtig Feuer unter dem Hintern. Ich habe das Gefühl, seine Musik ist nur dazu da, mir zu zeigen, dass er mich versteht und mich motivieren will, niemals aufzugeben.

Er hat Recht. Ich kann nicht erwarten, dass mir der Erfolg einfach zufliegt. Manchmal muss man einfach Opfer bringen und hart kämpfen, um zu erreichen, was man will. Und nur dann, ist es auch wirklich etwas wert.

Das hier ist nicht der erste Kampf, den ich führe, und es wird auch nicht der letzte sein.

Eine meiner großen Stärken ist, dass ich jemand bin, der niemals aufgibt. Leg mir tausend Steine in den Weg, ich klettere darüber, ganz egal, wie lange es dauert und wie schwer es ist.

Bisher dachte ich immer, ich muss alles alleine durchstehen. Ich sei der einzige, auf den ich mich verlassen kann. Mich von anderen abzuschotten hat mich nicht einsam gemacht, sondern stark, denn es hat mir gezeigt, wie viel ich alleine schaffen kann. Dass ich jetzt begriffen habe, dass ich das alles gar nicht alleine durchstehen muss, ist umso besser.

Es fühlt sich verdammt gut an, Tyler zu haben. Er gibt mir einen Ansporn, wenn ich mich frage, wofür ich diesen ganzen Scheiß überhaupt mache. Seit er in meinem Leben ist, hat alles plötzlich eine Bedeutung und es macht so viel mehr Sinn.

Noch vor ein paar Wochen habe ich mich total verloren gefühlt und habe mich einfach irgendwie durchgeschlagen, ohne wirkliche Perspektive. Aber jetzt weiß ich, wohin ich will. Mein Weg liegt vor mir und ich muss ihn nur noch gehen.

In der Theorie klingt das alles natürlich sehr viel einfacher, als es das im realen Leben ist. Das ist mir bewusst. Aber es hilft mir einfach, mir immer wieder bewusst zu machen, was ich schon alles durchgemacht habe, um dort zu stehen, wo ich heute bin.

Ich habe mir das hier verdient. Es steht mir zu, die Möglichkeit zu haben, diese Chance zu nutzen. Das lasse ich mir von keinem nehmen.

Es treibt mich nur noch mehr an zu wissen, dass es genügend gibt, die mir meinen Erfolg nicht gönnen würden. Am Ende des Ganzen sind nämlich die es, die ihre gesamte Energie in diesen unnötigen Neid gesteckt haben und es für immer bereuen werden, sich nicht aufs Wesentliche konzentriert zu haben.

Ich bin hier, um mein Bestes zu geben, um Fußballer zu werden. Ich habe nicht vor, hier zu bleiben oder Freunde zu machen oder sonstiges. Klar wäre es deutlich angenehmer, wenn wir uns alle gut verstehen würden, aber ich werde das auch sicherlich nicht erzwingen und anfangen, irgendwem in den Arsch zu kriechen. Ich kenne meinen Wert und weiß, dass ich das nicht nötig habe.

Meine Gedanken motivieren mich. Aus meinem Warmlaufen wird wohl eher ein kleines Konditionstraining in der prallen Sonne. Danach trinke ich etwas, dehne mich gründlich und gehe dann rein, um andere Schuhe anzuziehen und in den Fitnessraum zu gehen.

Sunny kommt mir grade entgegen und bewegt den Mund, während er mich anschaut, aber ich höre ihn nicht, aufgrund meiner Musik. Ich mache also eine Handbewegung, die ihm verdeutlichen soll, dass er kurz warten und sich dann wiederholen soll, während ich meine Kopfhörer rausnehme. „Was?"

„Ich fahre nachhause zum Essen. Soll ich dich mitnehmen?"

Ich schüttele den Kopf.

„Willst du mit zu mir? Meine Freundin hat gekocht"

Ich schüttele den Kopf.

„Soll ich dir was mitbringen?"

Wieder schüttele ich den Kopf.

„Okay, dann halt nicht... Will man ein Mal nett sein, tzz" Er haut mir kräftig auf die Schulter, als er an mir vorbeigeht, schüttelt dabei den Kopf über mich und geht seines Weges.

Ich mache mir die Kopfhörer wieder rein und gehe in die Halle.

Die anderen sind schon voll dabei, während ich mich noch umschaue, um zu sehen, was es überhaupt für Geräte gibt. Ich will nichts machen, mit dem ich mich nicht auskenne, weil ich weiß, dass man sich da echt viel kaputt machen kann, wenn man die Übungen falsch ausführt.

Also entscheide ich mich für Bankdrücken. Meine Beine brauchen nach dem ganzen Laufen eben eine kleine Pause und ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich meinen linken Fuß wirklich so sehr belasten will, dass ich damit Gewichte stemmen könnte. Mal sehen.

Ich sitze auf der Bank und will grade nach einem passenden Lied suchen, als mir mein Handy plötzlich aus der Hand gerissen wird.

Sofort stehe ich auf den Beinen und sehe zu ihm herab. Ich bin größer als die meisten hier. Sogar der Torwart ist kleiner als ich. Theo ist nicht die Ausnahme. Aber er grinst nur, steht mit meinem Handy in der Hand als sei es seines und meint, ich solle mich lieber auf meine Übungen konzentrieren.

„...wir wollen doch nicht, dass dir was passiert"

Ich schnaube. „Lass den Scheiß. Du benimmst dich wie ein Möchtegern-Mobber aus der Grundschule. Das ist einfach nur lächerlich" Ich will nach meinem Handy greifen, aber er wirft es einem seiner Kumpels zu.

„Ups, wäre fast runtergefallen", meint dieser und wirft es locker in der Luft herum.

Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Langsam helfen selbst die Tabletten, die mich so beruhigen, nicht mehr. Nicht bei diesen Hackfressen.

„Oh, hier ist der Chat mit seiner Mami. Mal sehen, was er so geschrieben hat. Hi Mum. Ich vermisse dich" Dieser Wichser fängt doch jetzt nicht ernsthaft an, die Nachricht an meine Mum vorzulesen. Vor dem halben Team. Eine Nachricht, die mich unglaublich viel Überwindung gekostet hat. In der mein Herzblut liegt. Die diese Leute absolut nichts angeht.

Es ist so kindisch, wie sie darüber lachen, dass ich meiner Mutter geschrieben habe, dass ich sie vermisse. Es ist so erbärmlich. Nicht ich bin die Witzfigur hier, sondern nur sie.

„... Es tut mir leid, dass ich dich enttäusche. Ich habe mir das nicht ausgesucht, aber um ehrlich zu sein, will ich es nicht mehr ändern. Ich habe lange mit mir gekämpft-"

„Linus, lass den Scheiß. Gib dem Jungen sein Handy zurück" Einer der Bänker schaltet sich ein, stellt sich neben mich, mit verschränkten Armen und schaut Linus genervt an.

Dieser verdreht die Augen und wirft einen fragenden Blick auf Theo, welcher leicht zu lachen beginnt. „Was setzt du dich denn jetzt für ihn ein? Du wirst nie mehr ein Spiel vom Platz aus miterleben, wenn er mal zum Einsatz kommt, das ist dir klar oder?"

„Das entscheidet ganz allein der Coach", gibt er unbeeindruckt zurück. „Braun ist hier, weil er was draufhat. Es wäre eine Schande, sein Talent wegzuwerfen. Du dagegen... Du bist ersetzbar. Das ist es doch, was dich so stört, mh?"

Die Ansage hat gesessen. Das sieht man ganz deutlich in Theos Gesicht. Der Bänker scheint einen wunden Punkt getroffen zu haben.

Trotzdem versucht er sich nichts anmerken zu lassen und schnaubt verbittert darüber. „Interessant, das ausgerechnet von dir zu hören. Du bist hier sowas von überflüssig, der Coach würde es wahrscheinlich nicht mal bemerken, wenn du jetzt einfach tot umfällst"

Die Fronten verstärken sich. Die Situation spitzt sich zu, als sich immer mehr in den Streit einmischen. Die Bänker gegen die Koks-Fraktion.

Längst geht es nicht mehr um mich oder um mein Handy. Die scheinen total zu vergessen, dass ich überhaupt noch anwesend bin, während sie sich gegenseitig anfeinden. Sie beginnen, sich herum zu schupsen und anzuschreien. Es wird nicht mehr lange dauern, bis der erste Schlag fällt, da bin ich mir sicher.

Bevor das allerdings passieren kann, hallt eine kräftige Stimme durch die Halle. „Auseinander!"

Alle erstarren total, weichen voneinander zurück und geben den Blick auf Elias frei, der mit wütendem Blick in der Halle steht. „Was ist hier schon wieder los?!"

Keiner sagt etwas. Elias wartet, doch bekommt keine Antwort. Während die Bänker eher beschämt aussehen und die meisten der Verteidiger auch, wirkt Theo so als würde er noch immer rasen vor Wut. Es scheint ihm gar nicht zu gefallen, dass Elias so eine Macht hat und diese auch nutzt.

„Ich will es gar nicht wissen", beschließt er dann schnaubend. „Ich spiele sicherlich nicht den Streitschlichter für erwachsene Männer. Wir sollten ein Team sein, verdammt! Und ihr könnt nicht mal ein paar Stunden unbeaufsichtigt bleiben ohne aufeinander loszugehen. Ihr fordert doch nur danach, dass jetzt langsam mal ernsthafte Konsequenzen folgen, oder?"

„Theo hat-"

„Es interessiert mich nicht, wer schon wieder angefangen hat. Ich habe größere Probleme, als mir euer erbärmliches Gejammer anzuhören. Ich bin hier, um Fußball zu spielen. Allen, denen es nicht so geht und die das nicht als oberste Priorität sehen, können die Mannschaft gerne verlassen" Er legt eine kurze, dramatische Pause ein und meint dann, dass wer auch immer nicht dazu bereit ist, alles andere für den Fußball und das Team hintenanzustellen, sich bei ihm melden soll und er dafür sorgen wird, dass Chris einen Weg findet, den jeweiligen Vertrag sofort aufzulösen. Aber wieder sagt keiner etwas.

„Das habe ich mir schon fast gedacht" Elias schnauft durch. „Hört zu, ihr wisst genau, dass ich nicht gerne den Boss spiele. Aber ihr lasst mir langsam echt keine andere Wahl mehr. Ab heute ist ein für alle mal Schluss mit dem Gezanke. Eine einzige Kleinigkeit und ihr sitzt meinetwegen alle auf der Bank und könnt euch darauf stapeln."

„Und dann willst du alleine spielen oder was?", schnaubt Theo abwertend.

Elias zuckt mit den Schultern. „Ihr müsst anscheinend lernen, was es bedeutet, ein Team zu sein. Das heißt, setze ich einen von euch auf die Bank, dürfen alle anderen ihm Gesellschaft leisten. Dann spielt ganz einfach keiner. Wir sagen alle Spiele ab, verschenken unsere Punkte und steigen direkt ab." Er tut so als würde ihn das absolut nicht interessieren. „Wenn es das ist, was ihr wollt, könnt ihr das gerne haben. Ich persönlich sorge mit jedem Monatsgehalt für gut fünf Jahre aus, ich muss mir also keine Gedanken machen. Ihr dagegen solltet langsam mal anfangen darüber nachzudenken, ob es euch das alles wirklich wert ist."

Ich werde von der Seite angestupst. Linus reicht mir wortlos mein Handy, ich nehme es ebenso wortlos an mich und sehe Elias dann dabei zu, wie er auf eines der Geräte zugeht und zu trainieren anfängt. Er tut so als sei eben nichts gewesen. Die anderen widmen sich auch wieder ihren Übungen und ich muss erstmal verdauen, was hier grade passiert ist.

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