Teach me Love

By Cupid42hearts

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..."Du hast mir das Herz gebrochen"... Alles, was zwischen Tyler und Lion stand, ist nun Vergangenheit und si... More

Hilfe!
1. Alex
2. Tyler
3. Alex
4. Tyler
5. Alex
6. Tyler
7. Alex
8. Tyler
9. Alex
10. Tyler
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12. Tyler
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20. Tyler
21. Alex
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30. Alex
31. Alex
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33. Alex
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38. Tyler
39. Tyler
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41. Tyler
42. Alex
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48. Tyler
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55. Tyler
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57. Julian
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91. Alex
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93. Alex
94. John
95. Julian
96. Tyler
97. Tyler
98. Alex
99. Tyler
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102. John
103. Alex
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105. Alex
106. Alex
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127. John
128. Alex
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150. Tyler
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153. Tyler
154. Alex
155. Tyler
156. Alex
157. Tyler
158. Alex
Epilog: Tyler

26. Alex

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By Cupid42hearts

Ich kann nicht fassen, dass John grade wirklich so tut als sei ich das schlimmste Übel auf dieser Welt. Am liebsten würde ich seinen Kopf ins Klo drücken und ihn mal kräftig durchspülen. Das hätte man wahrscheinlich schon vor Jahren bei ihm machen sollen.

Gestern, nachdem ich mit Ty zusammen duschen war, haben wir den Kuchen gegessen, den ich davor mit John gemacht habe, während der mit seinem Besuch, einem gar nicht mal schlecht aussehenden Typen, auf seinem Zimmer verschwunden ist.

Wir saßen auf dem Sofa, schauten Fern, aßen dabei den Kuchen. Es war alles gut. Bis Ty die ganze Zeit angefangen hat zu husten und sich zu kratzen und schließlich fast keine Luft mehr bekommen hat.

Er fragte mich leicht panisch, ob ich Nüsse in den Kuchen gemacht hatte, und reagierte dann umso panischer, als ich zustimmte.

Er hat eine Nussallergie. Aber davon hatte ich keine Ahnung.

John hat, als er seinen Besuch zur Tür gebracht hat, bemerkt, dass was nicht stimmt und Ty dann eine Spritze reingejagt, woraufhin es ihm langsam besserging. Trotzdem war er total erschöpft, hatte große Kopfschmerzen und wollte nur noch schlafen. Ich meinte also, er soll ins Bett gehen und ich würde noch aufräumen und dann dazu stoßen.

John kam zu mir, als ich in der Küche stand und versuchte zu verarbeiten, was passiert war. Zuerst schaute er mich einfach eine ganze Weile lang an und dann, als ich ihn fragte, ob ich ihm irgendwie helfen konnte, sagte er: „Nein, nein, ich denke nur nach. Ist schon scheiße, wenn man weiß, wie man seinen Freund fickt, aber nicht, wie man ihn umbringen kann, oder?" Er tat zwar auf nachdenklich und unschuldig, aber er klang abfällig dabei, was meine Schuldgefühle mit Sicherheit nicht geringer werden lassen hat.

Was mich daran am meisten aufregt, ist nicht mal die Tatsache, dass er damit Recht hatte, sondern eher die, dass er den verdammten Kuchen doch mit mir gemacht und kein Wort gesagt hat. Entweder er hat es nicht mitbekommen oder er ist davon ausgegangen, ich weiß es und würde Ty den Kuchen dann nicht essen lassen oder er hat es absichtlich gemacht. Was auch immer es war, ich fühle mich scheiße, selbst nachdem Tyler mir tausend Mal versichert hat, dass es okay ist und ich mir keine Vorwürfe machen soll.

Und jetzt, einen Tag später, ist Ty wieder beim Arbeiten, so als sei gestern nichts gewesen, obwohl er heute Morgen immer noch sehr mitgenommen gewirkt hat. Jeder andere hätte sich krankschreiben lassen, aber Ty muss ja mehr daran denken, dass er seinen Schülern keine Vertretungsstunden antun will, in denen sie dann nur unnötig in der Schule herumsitzen und nicht mal wirklich was lernen, als an seine Gesundheit. Und während er dort ist und sein Ding durchzieht, bin ich hier, mit John.

Ich weiß nicht, wie ich mit ihm umgehen soll. Er ignoriert mich oder schaut mich abfällig an, aber er redet nicht mit mir und auch sonst wirkt er so, als würde er meine Anwesenheit eher verfluchen als sie wirklich zu genießen. Gestern hatte ich noch den Eindruck, das mit uns funktioniert ganz gut. Heute kommt mir das wie eine naive Wunschvorstellung vor.

Er hat wahrscheinlich nur darauf gewartet, dass ich einen Fehler mache, um Ty dann klarzumachen, dass ich total ungeeignet bin als fester Freund. Und irgendwie hat er ja Recht. Ich sollte sowas wissen. John wäre das nicht passiert.

Gedankenverloren sitze ich am Tisch. Mein Handy liegt vor mir und hin und wieder leuchtet es auf, als ich Nachrichten bekomme, weil meine Freunde nichts Besseres zu tun haben, als im Gruppenchat miteinander zu schreiben, obwohl sie wahrscheinlich alle nebeneinandersitzen. Trotzdem beachte ich es nicht.

Auch mein Kaffee, den ich mir heute Morgen selbst gemacht habe, steht einfach nur da und wird kalt, während ich meinen Ring anschaue und daran herumspiele. Er passt perfekt an meinen Finger, ist nicht zu klein, nicht zu groß, aber ich kann ihn trotzdem noch nervös hin und her drehen. Er ist grade wahrscheinlich alles, was mich davon abhält total zu verzweifeln.

Ich fühle mich so unglaublich schlecht. Ich hatte wirklich Angst um Tyler gestern. Ich habe mich hilflos gefühlt und es hat mich fast zerrissen, als ich begriffen habe, dass ich dafür verantwortlich bin, dass es ihm so schlecht geht. Ich war überfordert. Und Ty war zu sehr damit beschäftigt, nach Luft zu schnappen, um irgendwas zu tun oder mir zu sagen, wie ich ihm helfen kann. Wäre John nicht hier gewesen, hätte das wirklich übel ausgehen können. Wahrscheinlich sollte ich mich sogar bei ihm bedanken. Ich weiß ja auch nicht, was genau mich davon abhält.

Es wundert mich, dass er sich schließlich zu mir setzt, nachdem er eine ganze Weile in der Küche zu Werke war. Ich will ihn einfach ignorieren und starre weiter auf meinen Ring, doch muss aufhören, an ihm herumzuspielen, als John seine Hand auf meine legt und mich somit davon abhält, mich weiterhin abzulenken.

„Hei, wegen gestern... Das hätte ich nicht sagen sollen, das war total unsensibel von mir. Tut mir leid"

Er klingt zwar aufrichtig, als er das sagt, aber es ändert für mich nichts. Er hat es gesagt und er hat es genau so gemeint und das hat sich in mein Hirn gebrannt und will seitdem nicht mehr verschwinden.

„Jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Tyler geht es doch gut"

Ich ziehe meine Hand aus seiner, lege sie in meinen Schoß und sehe erst dann auf, um John ins Gesicht zu blicken. Er lächelt leicht, aufmunternd, aber es kommt mir alles vor wie eine schlechte Sitcom auf RTL 2.

„Du musst mir nichts vormachen, John. Du genießt das alles doch total"

Aus seinem Lächeln wird ein Grinsen. Er zieht seine Hand wieder zurück und lehnt sich lässig in seinen Stuhl, während ich ihm angespannt gegenübersitze.

„Sorry, aber ich kann eure Beziehung halt einfach nicht ernstnehmen. Du siehst gut aus, bist ganz nett und wahrscheinlich bist du auch akzeptabel im Bett, aber ich gebe euch keine drei Monate... du kennst Tyler doch nicht mal richtig. Du wusstest nichts von seiner Nussallergie, und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass du nichts über seine Vergangenheit weißt. Darüber, was ihn zu dem Mann gemacht hat, von dem du behauptest, ihn zu lieben. Du bist ein Kind, Alexander. Du hast doch gar keine Ahnung, was Liebe überhaupt ist"

Natürlich trifft es mich was er sagt. Es trifft mich mitten ins Herz, so als hätte er mir einen Speer hindurch gejagt. Doch obwohl es wehtut und sich fast so anfühlt, als müsse ich ersticken, fange ich an zu lachen. Sowas ausgerechnet von ihm zu hören, ist doch einfach nur ein schlechter Witz.

„Willst du mir jetzt ernsthaft was von Liebe erzählen? Du?! Du hast es ja nicht mal geschafft, ihm treu zu bleiben! Hast du eigentlich eine Ahnung, was für Unsicherheiten du ihn ihm ausgelöst hast durch die ganze Scheiße, die du abgezogen hast? Juckt es dich überhaupt?" Ich lasse ihm keine Zeit zu antworten, denn so wirklich interessiert mich das nicht. „Lass mich dir eins sagen, John. Auch, wenn das auf dich vielleicht so rüberkommt, du bist hier nicht der main charakter. Du wirst mich nicht fertigmachen und mich dazu bringen, dass ich heulend aus dieser Wohnung renne und nie mehr zurückkomme. Wir wissen beide, dass du in Tylers Vergangenheit gehörst und ich in seine Zukunft. Also komm endlich über ihn hinweg, das ist nicht nur das Beste für Ty und mich, sondern auch für dich... Tyler und ich werden uns nicht trennen. Nicht heute, nicht morgen, nicht in drei Monaten und auch sonst nicht. Es wird einfacher für uns alle, wenn du das akzeptierst und weitermachst."

John wirkt nicht so, als würde er mir überhaupt zuhören. Er schüttelt den Kopf, mit eisernem Blick, starrt mich an, während er sich aufrichtet und am Tisch abgestützt nach vorne lehnt. Wie ruhig er dabei bleibt, kommt mir bedrohlicher vor als jeder mögliche Ausraster. „Es ist mir völlig egal, was du hier für Reden schwingst. Die Angst in deinen Augen spricht für sich"

Einen Moment lang schaut er mich einfach an, während ich die Zähne zusammenpresse. Dann setzt er wieder ein freundliches Lächeln auf, steht auf und geht aus dem Raum, lässt mich hier zu zurück, in all meiner Anspannung, Wut und Verzweiflung.

Ich muss hier raus. Wenn ich noch eine Sekunde länger mit diesem Mann in einer Wohnung bin, laufe ich Amok.

Ich schnappe mir also mein Handy, ziehe meine Schuhe an und gehe aus der Wohnung. Dass ich eigentlich hier bin, um auf John aufzupassen, ist mir grade ziemlich egal. Im Moment ist es am sichersten für ihn, wenn ich möglichst weit weg bin.

Als ich so durch die Straßen laufe und mein Kopf mit jedem Schritt, den ich mich von John entferne, etwas klarer wird, stelle ich fest, dass es total der Triumph für ihn sein muss, mich durch seine Worte vertrieben zu haben. Das ist das 1:0 für ihn und ich bin mir nicht mal sicher, ob ich mir das Tor nicht selbst geschossen habe. Wenigstens heule ich nicht wie ein dummes, naives Kind, dem bei Wahrheit oder Pflicht die Aufgabe gestellt wurde, nachhause zu gehen.

Ich will Ty anrufen. Einfach seine Stimme hören und sichergehen, dass er okay ist. Aber er hat in der Schule sein Handy nicht an und im Unterricht würde er ohnehin nicht rangehen. Außerdem: Was soll ich denn sagen? Dass es bei John und mir gekracht hat? Dann kann ich gleich meine Sachen packen und gehen. Ich habe Ty versprochen, dass ich mich verpisse, wenn die kleinste Kleinigkeit nicht passt. Aber andererseits, muss er davon ja nichts erfahren...

Klar wäre es mir lieber, mit Ty darüber zu reden, aber das käme dann doch eher einem Ausheulen gleich und wirklich viel könnte da ja auch nicht tun, außer mit John darüber zu reden und das wiederum wäre ein Eingeständnis, dass seine Worte mich wirklich hart getroffen haben.

Irgendwie habe ich mir zwar die Fähigkeit angeeignet, meine Gefühle für Stunden, Tage, Wochen, wenn nicht sogar Monate einfach abzustellen und somit zwar eiskalt, aber unverwundbar durchs Leben zu gehen, aber Tyler ist meine Schwachstelle. Meine Achillessehne. Das einzige, was mich wirklich bezwingen kann, ganz egal, wie tief alle anderen Wunden gehen. John weiß das. Natürlich weiß er das. Ich bezweifle, dass es ihm anders geht...

Ich laufe einfach irgendwo hin, ohne einen Plan von Weg und Ziel zu haben. Keine Ahnung, wie lange das so geht. Irgendwann gehe ich dabei von der Stadt und den Straßen auf einen Waldweg über und bemerke langsam aber sicher, dass ich mich verlaufen habe. Ein Blick aufs Handy verrät mir, dass ich hier kein Netz habe, Google Maps ist also schon mal keine Option. Ich könnte versuchen, den Weg einfach zurück zu gehen, aber obwohl ich weiß, dass ich mich schon lange verirrt habe und bereits eine Stunde unterwegs bin, laufe ich weiter. Ich meine, was soll schon passieren? Noch schlimmer kann es ja kaum werden.

Wenigstens regnet es nicht, eher im Gegenteil. Es ist total warm und die Sonne steht schon fast im Zenit, doch die Bäume spenden mit genug Schatten, sodass ich schon mal nicht an einem Hitzeschlag sterben werde.

Irgendwann geht der Wald in eine Wiese über. Mittlerweile habe ich mein Oberteil ausgezogen und es mir über die Schulter gelegt. Im Pulli sind die 25 Grad dann doch ein bisschen unangenehm. Da das Gras hier so hoch ist und der Boden ziemlich uneben, schaue ich nur auf den Boden, während ich laufe, da ich es mir ersparen will, jetzt auch noch umzuknicken, wenn ich verträumt durch die Gegend schaue. Das hier ist kein entspannter Spaziergang. Aber, wenn er mich doch etwas beruhigt hat. Bewegung, frische Luft und einfach allein sein hat mir schon immer gutgetan. Wenn ich nichts spielen und keine Energie dafür aufwenden musste, mich zu verstellen. Man unterschätzt es total, wie wichtig es ist, manchmal einfach man selbst sein zu können, wenn man so gewöhnt daran ist, der Welt vorzuspielen, was man sein will und sein sollte, aber nicht ist.

Aus dem Nichts rollt mir ein Ball vor die Füße. Überrascht stoppe ich ihn und schaue auf. Ein Mädchen, wohl so in meinem Alter, rennt auf mich zu und schreit „Das ist meiner! Sorry!". Ich spiele ihn ihr zu.

„Danke" Sie lächelt, führt den Ball am Fuß zu mir. „Du kommst ja mitten aus dem Nirgendwo"

Ich zucke mit den Schultern. „Ich bin nicht von hier und hab mich ein bisschen verlaufen" Vielleicht kann sie mir ja helfen. Es ist wirklich großes Glück, dass ich ihr begegne. Und es ist ein verdammt großer Zufall, dass mein Weg mich auf einen Sportplatz geführt hat.

„Oh" Sie sieht überrascht aus. „Soll ich dir den Weg zeigen oder so? Wie lange bist du schon unterwegs? Willst du was trinken?"

Sie ist wirklich nett.

„Also gegen einen Schluck Wasser würde ich mich nicht wehren"

Es ist bereits Mittag und das einzige, was ich heute zu mir genommen habe, war ein Schluck zu heißer Kaffee, bei dem ich mir die Zunge verbrannt habe. Nach der langen Wanderung wäre es wirklich gut, mal was zu trinken, vor allem, wenn ich den Weg ohne wegzukippen zurückschaffen will.

„Okay, komm mit" Sie nickt in Richtung des Sportplatzes und läuft los. Ich folge ihr, wir spielen den Ball hin und her und unterhalten uns über Fußball. Sie erzählt, dass sie mit ein paar Freunden nach der Schule hierhergekommen ist, um ein bisschen zu kicken und meint, dass man mir ansieht, dass ich wohl schon ziemlich lange Fußball spiele.

Das bringt mich zum Lachen. „Ich habe quasi Fußball spielend laufen gelernt, also ja, ich mache das schon eine Weile"

„Ich auch", erzählt sie. „Aber hauptsächlich, weil ich Zeit mit meinem großen Bruder verbringen wollte und der halt voll der Fußballfreak war als Kind. Als er sich eingestehen musste, dass ich besser bin als er, hat er es hingeworfen und ist zum Basketball übergesiedelt"

„Verräter", schnaube ich gespielt hasserfüllt.

„Genau" Sie stimmt grinsend zu.

Wir kommen bei ein paar Taschen an, sie sucht in einer herum und hält mir dann eine kleine Wasserflasche hin. „Schenke ich dir, ich habe nochmal 2"

„Danke" Etwas erleichtert drehe ich den Deckel ab und frage sie währenddessen, wie sie eigentlich heißt.

„Mila", antwortet sie. „Aber alle nennen mich Lila, weil ich EIN MAL lila Haare hatte... Und du siehst mir aus wie ein... Luis"

Ich trinke, muss aber absetzen, um zu lachen. Wie sieht denn bitte ein stereotypischer Luis aus?

„Alex", korrigiere ich amüsiert. „Aber so gut wie alle nennen mich Lion. Ist mir eigentlich auch lieber"

„Oh, wie gefährlich" Sie macht sich über mich lustig, während auch sie sich eine Wasserflasche nimmt und etwas trinkt. Währenddessen bekommen wir Gesellschaft. Ein paar Jungs und Mädchen kommen auf uns zu und beschweren sich, dass Lila sich erstmal hinsetzt und mit einem seltsamen Typen aus dem Wald plauscht, statt den Ball zurück zu bringen. Doch sie setzen sich auch alle hin und trinken etwas oder schauen aufs Handy.

Lila stellt mich vor, doch ich versuche gar nicht erst, mir die Namen von den ganzen Leuten zu merken, obwohl sie beginnen, mich auszufragen. Wo ich herkomme, wie alt ich bin, was ich hier mache, wieso ich aus dem Wald komme und ob ich mit Fußball spielen will.

Eigentlich würde ich ablehnen. Ich mag neue Bekanntschaften nicht so wirklich, ich mag ja meistens nicht mal meine eigenen Freunde und die wirken hier alle wie ein eingespieltes Team, aber fuck ich vermisse es, Fußball zu spielen. Ich kann diese Gelegenheit einfach nicht ausschlagen.

Ich stimme also zu, lege meinen Pulli, die Wasserflasche von Lila und mein Handy auf dem Boden ab und gehe dann mit den anderen auf den Platz. Der ist wirklich riesig und dafür, dass es ein öffentlicher Sportplatz ist, ist der Rasen auch ganz gut in Schuss. Besser als unserer auf meiner alten Schule, der mehr aus Dreck und getrocknetem Schlamm bestand als aus Gras.

Ich bilde ein Team mit Lila, ihrer Freundin Pia und Pias festem Freund Finn. Wir spielen auf kleine Tore, die grade mal einen Meter breit sind, aber ohne Torwart, vier gegen vier.

Obwohl die anderen im Gegensatz zu mir Fußballschuhe tragen, würde ich behaupten, ich bin trotzdem noch der beste. Meine Teamkollegen freut das natürlich, aber die anderen regen sich darüber total auf und einer von ihnen tritt mir deutlich öfter auf meine wunderschönen, ursprünglich weißen, Sportschuhe als nötig, sodass man auf dem Stoff sogar die Abdrücke seiner schmutzigen Stollen sieht. Aber ich ignoriere es. Ich werde jetzt sicherlich nicht rumzicken deswegen und einen Aufstand um meine Schuhe machen. Die bekomme ich schon wieder irgendwie sauber.

Ich habe keine Ahnung, wie lange wir spielen. Wir mischen die Teams auch ein paar Mal durch und trotz diesem einen Typen macht es auch echt Spaß, aber irgendwann müssen wir aufhören, weil andere die Tore auch mal haben wollen und wir gehen wieder zurück zu den Taschen.

Ich sitze da und trinke etwas, während sich die anderen unterhalten. Als mir auffällt, dass Lila etwas an ihrem Handy tippt, wird mir bewusst, dass ich schauen sollte, ob ich hier Netz habe. Was ich habe. Und dazu noch 9 verpasse Anrufe von Tyler und 17 nicht gelesene Nachrichten. Fuck.

Anscheinend fluche ich nicht nur in Gedanken, denn Lila fragt mich amüsiert, was los ist.

„Ich bin tot", antworte ich ihr, ohne den Blick von Tys Spam zu nehmen. Ich bin sowas von tot"

Tyler wird mich dafür umbringen zu verschwinden, ohne irgendwem zu sagen, wohin ich gehe. Nach der Sache mit John, schlägt Tys Sorgenbarometer bei jeder Kleinigkeit aus. Und jetzt bin ich seit 5 Stunden verschollen, obwohl er damit gerechnet hat, dass ich friedlich mit John zuhause herumsitze, wenn er kommt. Und wer weiß auch, was John ihm erzählt hat.

Noch während ich Lila antworte, rufe ich Ty an. Er braucht keine 10 Sekunden, um abzuheben.

„Alex? Wo bist du? Geht es dir gut? Sag was!"

„Ja, ich bin okay", antworte ich. Ich weiß, es ist fies, aber ich muss schmunzeln. Er ist schon irgendwie süß, wenn er so besorgt ist. Und ich freue mich auch einfach, seine Stimme zu hören. „Ich bin auf so einem Sportplatz, in der Nähe von einem Wald..."

Ich hörte, dass Tyler tief durchatmet. „Ich weiß, welchen du meinst. Bleib da, ich hol dich ab"

„Das musst du nicht, ich-"

„Ich bin wirklich nicht in Stimmung für Diskussionen, Alexander. Ich hole dich ab und zwar jetzt"

Ich schlucke, gebe ein kleinlautes „Okay" zurück, höre, wie er „Bis gleich" sagt und dann auflegt.

Er hat mich Alexander genannt. Und er klang dabei so... lieblos. Ich glaube, ich habe es richtig verbockt.

Ich bin mir sehr sicher, dass Ty mich wieder nachhause schicken wird. Ich kann es ihm nicht mal verübeln, aber trotzdem macht es mich traurig, dass ich es nicht mal eine Woche geschafft habe, mich hier zu halten. 4 Tage. 4 verdammte Tage und ich habe schon mit Ty gestritten, wir hatten Versöhnungssex, wir wurden dabei erwischt, ich hätte meinen Freund fast umgebracht, dann habe ich mit seinem Ex gestritten und ich habe mich verlaufen...

„Hei, was ist los?" Lila setzt sich näher zu mir. Sie sieht ehrlich besorgt aus.

Ich schließe endlich mein Handy, sodass das Profilbild von Ty, das ich angestarrt habe, verschwindet, und erkläre Lila, dass ich glaube, wieder nachhause zu müssen. Sie weiß nur, dass ich nicht hier wohne und voraussichtlich für mindestens einen Monat zu Besuch hier sein sollte.

„Mann, das ist echt scheiße", meint sie bedauernd. „Aber falls du Glück hast und hierbleiben darfst, solltest du auf jeden Fall meine Nummer haben. Du kannst noch ein paar gute Tricks von mir lernen" Gegen Ende grinst sie wieder und hält mir auffordernd die Hand hin, damit ich ihr mein Handy gebe.

„Sicher, dass es nicht eher andersrum ist?", will ich amüsiert wissen.

Ich meine, Lila spielt ganz gut, sie ist schnell, ihre Pässe kommen so gut wie immer perfekt an, technisch ist wie besser als viele aus meinem altem Team, aber ich glaube kaum, dass sie eins zu eins eine Chance gegen mich hätte. Vor allem bei ihrem Talent, beim Torschuss total daneben zu schießen, sodass der Ball dann sogar fast im Wald landet.

„Sehr sicher" Sie tippt ihre Nummer in mein Handy und gibt es mir dann zurück. „Schreib mir einfach, wenn du Lust hast, wieder Fußball zu spielen oder wenn du dich wieder verläufst oder wenn dir langweilig ist... Wir sollten unbedingt am Wochenende mal zusammen feiern gehen. Meine Freundin würde dich lieben!"

„Wieso glaubst du das?", hake ich misstrauisch nach.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie meine Freundin meint wie in meine feste Freundin. Mein Gaydar hat mich noch nie im Stich gelassen.

„Du bist der perfekte fake Freund", erklärt Lila mir sachlich. „Weißt du, wenn wir zusammen feiern, werden wir quasi alle zehn Minuten von irgendwelchen Typen angemacht, die einen Dreier mit uns wollen und das Nein dann erst akzeptieren, wenn sich unsere Kumpels als unsere festen Freunde ausgeben, weil dann haben die Typen plötzlich Respekt oder vielleicht auch einfach Schiss, eins auf die Fresse zu bekommen"

„Heteros sind aber auch schrecklich"

Lila zieht verwirrt die Augenbrauen zusammen, sodass ich grinsen muss. Ich will immer so ein Outing haben. Das ist viel entspannter als „Ich bin schwul" sagen zu müssen. Das klingt immer so nach einer Beichte, so als sei man ein Verbrecher.

Natürlich habe ich nicht was gegen alle Heteros per se. Ihre Sexualität sagt ja nichts darüber aus, ob sie Arschlöcher sind. Ich verstehe nur nicht, warum grade heterosexuelle cis Männer es nicht auf die Reihe bekommen, Frauen zu respektieren. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass sie sie einfach nur flanken wollen und ihr Hirn dann nicht mehr dazu im Stande ist nachzudenken oder was auch immer. Das ist ein einziges Mysterium für mich.

Lilas Blick wandert hinter mich und auch ein paar der anderen schauen da hin, aus ganz großen Augen. Ich folge dem, schlucke, als ich Tyler aus uns zukommen sehe. Er sieht alles andere als erfreut aus.

Die anderen tuscheln, während ich aufstehe, meinen Pulli, mein Handy und die Wasserflasche aufhebe und dann ein paar Schritte auf Ty zugehe.

„Hei" Ich versuche es mit einem Lächeln.

Ty schüttelt den Kopf, bleibt knapp vor mir stehen, aber sieht an mir vorbei und erwidert die Begrüßungen meiner neuen Bekannten. Er ist wie immer freundlich, aber ich merke ihm an, dass ihn das grade mehr Mühe kostet als unter anderen Umständen. Außerdem sieht er nach wie vor nicht wirklich so aus als ginge es ihm gut. Mein schlechtes Gewissen steigt ins Unermessliche.

„Lass uns gehen", schlage ich leise vor, greife dabei nach seiner Hand.

Ty zieht seine weg, wünscht den anderen noch einen schönen Tag, schaut mich auffordernd an und geht dann los. Ich winke hauptsächlich Lila nochmal zu und folge ihm dann zu seinem Auto.

Er geht ein paar Schritte vor mir, aber sogar, als ich mich etwas mehr beeile, um neben ihm zu laufen, kommt es mit eher so vor, als würde er vor mir davonlaufen und das, obwohl er doch hier ist, um mich abzuholen.

Im Auto angekommen, sitzen wir dann still nebeneinander. Ty hat die Hände am Lenkrad, aber er fährt nicht los.

Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht mal, ob ich ihn überhaupt anschauen darf. Doch ich tue es trotzdem. Solange, bis er seufzt, die Hände am Lenkrad sinken lässt, doch es trotzdem weiter unten festhält.

„Was war los? Wieso bist du weggelaufen?" Er schaut mich an, die Bitte in seinem Blick tragend, es ihm zu erklären. Plötzlich wirkt er deutlich weniger angespannt.

Das verwirrt mich. „Hat John nichts erzählt?"

„Er meinte nur, du bist gegen Mittag gegangen und er denkt, du hast frische Luft gebraucht. Aber ich habe dich nicht erreicht und du warst total lange weg... Ich bin tausend Tode gestorben vor Sorge"

„Tut mir leid" Ich lehne mich auf der Ablage zwischen uns zu ihm rüber, umschließe dabei seinen Oberarm mit den Händen und drücke ihm einen Kuss auf die Schulter. Zwar hat mir mein kleiner Ausflug richtig gutgetan, aber es war trotzdem egoistisch von mir, mich wirklich so darauf einzulassen, den Kopf freizubekommen, während ich nicht bemerke, wie die Zeit vergeht. Ich hätte Ty zumindest eine Nachricht schreiben sollen, ich wusste doch, dass er sich sorgen machen wird.

Er seufzt, ich spüre seine Hand auf meinem Kopf und seine Lippen an meinem Haaransatz. „Schon gut... Ich bin nur froh, dass es dir gut geht"

Ich schließe die Augen, erleichtert, weil er nicht mehr abweisend zu mir ist, und genießend, weil ich ihn in meiner Nähe habe. Sein Geruch, der mir mittlerweile so bekannt ist, aber mich dennoch jedes Mal aufs Neue fast schmelzen lässt, beruhigt mich nicht nur, sondern zeigt mir auch immer wieder, wie sehr ich ihn brauche. Wenn ich bei Ty bin, dann fühlt sich alles richtig an. Ich bin, wo ich sein muss. Alles andere wird unwichtig.

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