Kapitel 57

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Es vergingen vier Tage, jeden Tag kamen Richert und Alexandra zu besuch. Ich hatte auch meinen Ausweis gesehen, war duschen und es wurden einige Test gemacht, was ich alles wusste. Erstaunlicherweise konnte ich eigentlich alles grundlegendes. Rechnen, lesen, schrieben, englisch, deutsch und sogar Musiknoten lesen.  Nachdem auch die Kopfschmerzen nachgelassen hatten und man eine letzte Diagnose gestellt hatte wurde ich entlassen. Doch von ausruhen war nicht wirklich die Rede.

Wärend Alex eher versuchte mein Gedächnis zurückholen zu wollen, so akzeptierte Richert, dass ich mich wohl nie wieder an etwas erinnern würde und lernte mich von neuen kennen. Schlussendlich mussten ich und der Mann, welcher mein Erzeuger war, die Frau dazu überreden es sein zu lassen. Es nervte mich um ehrlich zu sein, auch wenn ich ihre Mühe wertschätzte, am liebsten mich ja selbst erinnern würde, wer ich war. Doch die Wahrscheinlichkeit lag bei unter zehn Prozent. Und da sprach man nicht einmal von allen, sondern nur von Teilen, Kleinigkeiten, die eigentlich keinen unterschied machten.

Nur eins wunderte mich. Wenn ich alleine war und auch jetzt hier im Flugzeug dachte ich darüber nach. Ich wusste, dass man durch eine Vermisstenanzeige herrausfand, wer ich war. Auch erzählte man mir, dass ich seit einen guten Monat verschwunden war. Doch niemand erzählte mir, wie es dazu kam, wie die Wunde an meinen Bein zu stande kam. Niemand schien darüber reden zu wollen und vielleicht war es ja auch so besser. Ich wusste es nicht, war ehrlich, wenn ich sagte, dass ich ich bin und nicht mein altes ich so gut wie möglich nachspielen will. Ich habe nicht vor mein Leben den anderen gerecht zu machen indem ich schauspielern würde. Ich werde die sein, zu der ich mich von jetzt an entwickel. Wenn ich meinen alten ich dadurch sehr abweiche ist es mir egal. Es ist mein Leben.

Das hieß aber nicht, dass ich mich nicht für mein altes Leben interessierte und so groß auch die Neugier war, wie es dazu kam, dass ich vermisst wurde, so fragte ich nicht. Früher oder später würde sowieso jemand darüber reden. Vielleicht werde ich sogar eher unfreiwillig erfahren, was ende September vorgefallen war. Jetzt war Anfang November. Durch die Herbstferien hatte ich nur zwei und eine halbe Schulwoche verpasst. Wobei das ja keinen wirklichen unterschied machte, ich hatte sowieso kein Plan, was wir gerade behandelten.

Der Flug dauerte zwei Stunden, wärend des Fluges wurde ich immer nervöser, ich spürte, wie meine Handflächen zu Zittern begonnen hatten, doch ich hielt es so gut es ging zurück, wischte den Schweiß von meinen Handflächen an der Hose ab, welche ich trug. Dabei passte ich auf, nicht umbedingt über die Wunde zu fahren. Dr. Stone meinte zwar, das sie sehr gut abgeheilt war und es eigentlich kein Problem ist, wenn ich mal über die Stelle drüberfahre, doch ich wollte nun auch nichts riskieren. Um nicht in das ganze gehetze zu kommen, blieben wir sitzen und warteten bis die meisten ausgestiegen waren. Dannach war es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir aus den Flughafen rauskamen und wir in ein Auto stiegen. Ich saß auf der Rückbank, wärend der Mann fuhr und Alex danneben saß und fast einschlief. Sie schien besser zu schlafen, seit ich da bin. Ihre Augenringe sind deutlich zurückgegangen und sie wirkten beide nicht mehr so blass wie bei unserer ersten Begegnung.

Ich beobachtete im Auto die vorbeiziehen Landschaft, sah mir die Häuser an, an denen wir vorbeifuhren und dann waren wir nach gut einer Stunde da. Ich sah mir das kleine Einfamilienhaus an. Es sah fast aus wie aus einen Bidlerbuch, mit kleinen Vorgarten. Nur das es bewölkt war, passte nicht ganz ins Bilderbuchbild. Ich sah mich um, nachdem ich ausgestiegen war. Die Straße lag eher am Rand des Dorfes. Alle Häuser waren niedliche Einfamilienhäuser. Zusammen mit den beiden erwachsenen betrat ich das Haus. Es roch sauber und irgendwie vertraut. Doch wenn ich mich so umsah, so war ich einfach an einen fremden Ort. Links war die Küche und das Esszimmer. Alles war hier drinne in warmen Holztönen eingerichtet und trotzdem wirkte es sehr modern. Rechts war das Wohnzimmer. In einer Ecke stand ein Kamin und davor waren zwei Sessel. Doch hauptsächlich wurde das Wohnzimmer von der L-förmigen Chouch eingenommen. Davor stand ein Tisch, welcher aus einen alten hölzernen Rad bestand, worüber Glas gelegt wurde, damit man auch was ablegen konnte. Die Deckenlampe bestand auch aus einen Rad. Wärend in der Mitte die große Glühbirne war, so waren außen kleinere. das Bücherregal wirkte alt und hatte ein paar Brandspuren. Eigentlich war fast alles recht alt eingerichtet. Beziehungsweise wirkte es so. Der Fernseher, die Couch und der weiße Teppich holten alles wieder ein bisschen ins Moderne und gaben einen angenehmen Kontrast. Im Fensterbrett standen Olciedeen und ein Bick in den Garten, welchen man durch einen Hinterausgang in der Küche erreichen konnte, sagte mir, dass wir Beete hatten. Doch recht kleine, welche nur am Rand waren, das meiste bestand aus Wiese. Im Sommer würde die Buche, welche beim Nachbarn stand, etwas Schatten spenden. Nachdem ich mich hier unten umgesehen hatte, ging ich nach oben. Ich war froh, dass sie mir Zeit ließen, dass sie nicht das Bedürfnis hatten mir alles sofort zeigen zu müssen.

Ich betrat als erstes das Zimmer, welches ganz rechts war. Es war Arschkalt hier drinne und recht schlicht gehalten. Das Schlafzimmer meiner Eltern interessierte mich nicht wirklich und so verließ ich es recht zügig. Als nächstes betrat ich ein Zimmer, welches wohl eine art kleine Bibleothek zu sein schien. Alles war hier gemütlich eingerichtet, mit einen Sessel in der Ecke, weichen Teppich und auf den alten Schreibtisch stand eine alte Schreibmaschiene, aber auch ein Laptop lag da. Ich sah mir die Bücher an. Von Krimmi über Horror und Dramen war vieles dabei.  Ich schloss die Tür hinter mir und betrat ein Zimmer, welches meins zu sein schien. Es war nicht sehr groß. In der hinteren linken Ecke stand ein Bett, wo bestimmt zwei Personen schlafen könnten. Davon gegenüber stand ein kleiner hölzener Schreibtisch. Der Boden war dunkel und ein cremfarbener Teppich lag vor dem Bett und sorgte für einen angenehmen Kontrast. Der Kleidersckrank stand in der anderen Ecke links von mir und nahm diese Ecke ganz ein, danneben war eine Kommode. Zwischen Bett und Kleiderschrank war das Fenster.

Ich ging zum Eckkleiderschrank und sah mich im Spiegel an. Noch immer musst eich mich an mich selbst gewöhnen. E sklang komisch, doch genau das war es ja auch. Ich meine, das ist mein Körper. Ich bin nicht in einen anderen geboren und trotzdem war er neu für mich, obwohl ich in meinen ganzen Leben noch nie in einen anderen gesteckt hatte. Ich öffnete den Schrank und fand einen ordentlichen Inhalt vor. Doch irgendwie kam es mir etwas viel vor. Ich beschloss zu sehen, ob ich einen guten Geschmack hatte. Doch als ich die Sachen anprobierte, merkte ich schnell, dass fast über die Hälfte der Kleidung mir zu klein waren. Ich fing also an zu sortieren, musste feststellen, dass ich viele Sachen hatte, die einen komplett anderen Syle wie die anderen hatten und fand es gut. Ich hatte die Möglichkeit zu probieren, sortierte gleich aus und als ich schlussendlich fertig war, befanden sich zwei Hoddies, sieben T-shirts, fünf dünne Pollover, eine Weste, die irgendwie etwas aussah wie von Millitär, drei Hosen und vier Blusen in den Schrank. Die aussortierten Sachen waren zu klein, zu groß oder mochte ich icht. Doch trotzdem lagen alle Sachen ordentlich da.

Amokalarm - In den Händen eines Mörders Where stories live. Discover now