Kapitel 45

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Der Mann legte sein Besteck zu Seite und umgriff locker mein Kinn, er zwang mich in seine Augen zu schauen.

"Du hast Angst davor." Stellte er fest.

Ich sagte nichts dazu, wollte meinen Kopf wegdrehen, doch sein Griff wurde fester.

"Jede Woche, wenn ich in England bin, werde ich an dein Grab kommen und dir eine Rose hinlegen. Immer eine andere, damit du dich da unten nicht langweilst. Wenn dein kleiner Anime weitergehen sollte, werde ich dir erzählen wie er weitergehen, wer stirbt und wie. Wenn es sein muss schau ich mir die Folgen auch im Wald an. Doch bitte mach dir keine so vielen Gedanken darüber, dass macht es nicht besser. Genieß die letzten Tage so weit es geht."

"Versprochen?" Ich versuchte nicht zu weinen, doch es ging einfach nicht.

"Versprochen Kitten." Er lächelte leicht, zog seinen Stuhl nach hinten und breitete seine Arme etwas aus.

Ich stand auf und setzte mich auf seinen Schoß. Seine Arme schlangen sich um mich und ich vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge und weinte. Wieso du Idiot, ich hatte es doch gerade so hinbekommen, nicht losheulen zu müssen. Du verdammter Lügner, halt doch deine Klappe, so wie du es sonst getan hast. Kyle aß weiter, doch mich interessierte es nicht. Ich konnte mir nicht vorstellen, das Kyle ein emotionaler Denker war. Nein ich war mir zu 100% sicher, dass er zu den rationalen gehörte. Er sagte es nicht, weil er mich bemitleidete, sondern einfach damit ich mich besser fühlte, damit er es leichter mit mir hatte. Er meint die Worte nicht ernst. Suki war ein rationaler Denker. Wenn man mit ihr über seine Probleme sprach, wollte sie Helfen und versuchte einen auch aufzumuntern, doch sie hatte einige Probleme damit, konnte sich nur schwer in andere Leute hineinversetzen.

Als ich mich beruhigt hatte, blieben wir noch einige Zeit so, doch dann stand ich auf und half Kyle damit, sie Sachen wegzuräumen. Ich ließ Wasser ins Waschbecken laufen um ein paar wenige Sachen aufzuwaschen. Ich merkte ihn hinter mir, seine Hände gingen unter das Shirt und legten sich auf meinen Hintern. Ich fing an aufzuwaschen. Kurz sah er mir zu, dann löste er sich.

"Schalt dir ruhig den Fernseher an. Ich muss einkaufen, hast ja selbst gesehen, wie Leer der Kühlschrank ist." Er schnappte sich seine Schlüssel, welche ich jetzt erst auf der Arbeitsplatte gesehen hatte.

Ich nickte und daraufhin ließ der Amokläufer mich alleine. Ich machte alles sauber, wischte über den Tisch und ging dann ins Wohnzimmer. Ich sah nach draußen in den Wald. Meine letzte Ruhestädte war so nah. Oft hatte ich schon darüber nachgedacht, wie es wohl sein würde, kurz vor den Tod zu sein. Habe überlegt, ob ich an meiner Stelle, wo ich sterben werde, schon war. Doch scheinbar würde ich diesen Ort erst kurz vorher betreten. Ich konnte es mir schlecht vorstellen, wie Kyle es machen würde, doch ich hatte ein paar Ideen. Vielleicht würde er mich auch einfach vergiften. Ich fände das denke angenehmer, wie den Lauf einer Waffe zuletzt zu sehen.

Es war etwas anstrengend an was anderes zu denken, doch als es so weit war, sah ich mich um. Doch alles war zu, ließ sich nicht öffnen. Ich ging nach oben. Es gab hier vier Türen. Zuerst ging ich ins Schlafzimmer, doch das Fenster ließ sich nur mit Schlüssel öffnen, genauso wie das im Bad. Ich wollte mir das nächste Zimmer ansehen, aber die Tür ließ sich nicht öffnen. Ich probierte es noch mal, es kann ja sein, dass die Tür einfach nur klemmte. Doch so war es nicht. Also ging ich zur letzteen Möglichkeit. Ich war etwas überrascht als ich das Zimmer betrat. Es scheint als hätte Kyle sich ein kleines Homesportstudio eingerichtet. Ich suchte und fand das Fenster, doch ich kam nicht ran. Er hatte genau davor ein Gerät gestellt, welches ich unmöglich bewegen konnte. Ich verließ das Zimmer also wieder und ging nach unten. Ich überlegte, ob ich eine Scheibe einschlagen sollte, doch kam schnell von den Gedanken ab. Ich würde mich viel zu sehr verletzen, das wusste ich jetzt schon.

Doch andererseits gab es keinen richtigen Ausweg. Alles ließ sich nicht öffnen. Das hier war das Haus von jemanden, der auch mal jemanden hier festhielt. Ich hätte wissen sollen, dass Kyle nicht so leichtsinnig ist und trotzdem hatte ich es ein bisschen gehofft. Gegen hoffen spricht ja nichts. Auch wenn diese manchmal nichts bringt. Glauben und Hoffen geben einen keine Sicherheit. Es ist etwas, was man so leicht zu nichte machen kann. Ich setzte mich auf die Couch und sah zu meinen Verband runter. Vorsichtig legte ich meine Hand drauf. Wer weiß ob ich mich jemals mit dieser Narbe verstehen würde. Sie würde Erinnerungen wecken, welche ich lieber vergessen würde.

Ich griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. Es dauerte nicht lange, da war ich auf Netflix und als ich unter die Kategorie "Anime" ging, wurde mir sofort einer angezeigt, welcher mein interesse schon seit längeren geweckt hatte. Ich wusste nur, dass es um eine Schule geht, wo sich alles ums Glücksspiel drehte. Als ich den Namen las, war mir klar, dass ich mir den nie merken würde. Ich drückte auf play und lehnte mich zurück. Es würde bestimmt noch dauern, bis Kyle zurück kommen würde und auch wenn meine Gedanken immer wieder zu eine Fluchtversuch gingen, so blieb ich sitzen und verfolgte die Handlung.

Ich war in der Mitte der zweiten Staffel, das Mittag hatte ich ausgelassen um weiter zu schauen. Ich bereute nichts, musste ich auch nicht. Am Anfang fand ich den Amine recht komisch, doch nun mochte ich die psychisch gestörte Art der Charaktere. Doch in der Mitte der Folge, hörte ich, wie die Tür ging und ich drückte auf Pause. Ich sah zu Kyle, welcher in der Küche verschwand. Ich folgte ihn und sah, wie er die Einkaufstüten abstellte. Ob ich ihn helfen sollte wusste ich nicht, das verlangen dannach hatte ich auf jeden Fall nicht.

Amokalarm - In den Händen eines Mörders Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt