Kapitel 19

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Ich war im Badezimmer, wechselte noch einmal die Binde, nur um festzustellen, dass meine Vermutung von heute morgen richtig war. Sie ging nicht mehr lange. Morgen würde mein letzter Tag sein, vielleicht auch schon heute. Ich wusste es nicht, es war immer unterschiedlich. Ich schnappte mir ein Haargummi, machte mir die Haare zusammen und ging dann an den Kleiderschrank, wo ich mir einfach einen Hoddie von den Amokläufer nahm. Ich sah noch mal raus, sah, dass niemand wiedergekommen war. Sie waren vielleicht zehn Minuten weg und mit jeder minute, war man näher an ihre Rückkehr. Ich musste jetzt hier raus, auch wenn das höchst schmerzhaft wird. Aber ich schaffe es, es wird schon irgendwie.  

Ich machte die Rolläden hoch und öfnete das Fenster, es war recht frisch, doch mir war es egal, hauptsache hier weg, wenn ich es jetzt schaffte, so müsste ich mir keine Sorgen mehr darum machen. Ich bekomme das hin. Ich kletterte auf das Fensterbrett, wusste, dass ich es bereuen würde, sobald ich aufkommen würde. Und trotzdem kletterte ich raus, ließ mich hängen und hielt mich nur noch am Fenstersims fest. Ich atmete tief durch, sah auf den Boden und bereute es sofort. Doch ich hatte nie wirklich viel Kraft in den Armen. Also könnte ich mich gar nicht hochziehen. Ich ließ mich also fallen, wollte mich irgendwie vielleicht abrollen, wenn ich landete, doch natürlich ging es nicht.

Ich biss mir auf die Lippen, als ich unten ankam, unterdrückte mein schreien und zwang mich dazu aufzustehen. Mein Herz raste und Adrenalin war ausgeschüttelt wurden. Ich zitterte, merkte beim laufe, wie sehr mein Bein wehtat. Ich wollte nicht wissen, wie es ohne Schmerzmittel war, denn es tat jetzt schon stark weh. Langsam humpelte ich los, bis ich wusste, wie ich am besten vorwärts kam und dann wurde ich schneller. Klar ich hätte genausogut beim Nachbarn klingeln können, doch ich wusste nicht, wie sehr  sie eingewiesen sie ware, wie gut sie sich mit den anderen verstanden. Deshalb wollte ich einfach so schnell wie möglich weg von diesen Haus, irgendwo müsste ich ja Hilfe finden.

Ich ging durch eine Gasse hindurch. Als ich die andere Seite erreichte, sah ich eine Frau, welche mit ihren Kind spatzieren ging. Ich humpelte zu ihr.

"Entschuldigen Sie? Können sie mir helfen? Ich wurde entführt, könnten sie vielleicht die Polizei rufen?" ich sah sie verzweifelt an, hoffte, dass wir noch in Deutschland waren.

"Get away from my child! Always these crazy german tourists here." Schimpfte die Frau und zog ihr Kind schnell weiter.

Ok also ich war ja schlecht in englisch, aber das habe selbst ich verstanden. Ich wollte versuchen in englisch nach Hilfe zu fragen, doch als ich den Blick der Frau sah, ließ ich es sein und humpelte einfach in die entgegengesetzte Richtung, wie sie ging. Ich wurde immer paranoider, traute mich kaum an Gassen vorbeizugehen, aus Angst, dass Kyle oder einer der anderen Männer da auf mich wartete. Es war bewölkt, so viele Menschen waren nicht draußen und die wenigen die draußen waren, wechselten sogar die Straßenseite, wenn sie mich sahen.

Hier draußen zu sein, sorgte dafür, dass mein Stressspiegel sehr hoch war. Am liebsten würde ich mich an der nächsten Hausecke fallen lassen und einfach losheulen, dass wäre wohl das angenehmste für mich. Doch ich lief weiter, mein Bein brannte wie hölle durch die Überanstrengung, doch ich lief weiter. Irgendwo musste doch jemaden sein, der mir helfen konnte. Ein recht junger Mann, vielleicht 19, kam mir entgegen. Er sah auf sein Handy, schien mich nicht zu sehen. Ich riss mich zusammen, atmete tief durch und sprach ihn an.

"Excuse me please? Can you help me? I was kidn-" Und er ging an mir vorbei.

Er hatte nicht mal aufgesehen. Ich würde ja sagen, er trug Kopfhörer, aber den war noch nicht mal so! Hallo? Gab es denn hier niemanden, der helfen konnte? Ich lauf hier halb nackt durch die Gegend und jeder ignorierte mich. Was soll das denn bitte? Ich sah den Mann hinterher. Es konnte doch einfach nicht wahr sein, waren wir Menschen denn wirklich so ignorant?

"I'm sorry. You look a little lost, can I help you, kitten?" Ertönte plötzlich eine bekannte Stimme hinter mir.

Wann, wie, wo kommt er denn plötzlich her? Ich drehte mich geschockt zu den Amokläufer um, welcher kalt auf mich hinuntersah. Ich wich zurück, doch er packte mich am Arm und zog mich an sich ran. Ehe ich mich versah hing ich über seiner Schulter.

"Nein, lass mich ru- ahhh!" Ich verkrampte miene Hände in seinen Pollover, als er mich an meinem verletzten Bein festhielt und zudrückte.

Der Weg, welcher sich für mich wie eine Ewigkeit angefühlt hatte, lief Kyle in fünf Minuten zügig zurück. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen. Kyle schien auch nicht die Absicht zu haben, den Druck zu verringern. Ich käme doch ohnehin nicht weit. Wenn ich keine Verletzungen hätte, würde ich es probieren, aber so war es aussichtslos. Ich zitterte nicht nur wegen der Kälte. Ich wusste, dass irgendeine Bestrafung auf mich zukommen würde. Sowas würde nicht ungeschoren davonkommen, da war ich mir sicher.

Kaum waren wir in den Haus, machte er sich auf den Weg in das Zimmer, wo wir beide unterkamen. Er ließ mich achtlos auf den Boden fallen, was mich schmerzhaft aufschreien ließ.  Ich rollte mich von der rechten Seite runter. Doch was machte Kyle? Er stellte seinen Fuß auf die Wunde und übte Druck aus. Ich konnte einen schmerzenden Laut nicht unterdrücken, versuchte aber seinen Fuß wegzubekommen, was nicht klappte, stattdessem drückte er nur noch mehr auf die Stelle.

"Hinlegen." Forderte er ruhig.

Es war gefährlich, fast wie ein Todesurteil. Ich sah zu den Mann hoch, welcher kalt auf mich hinuntersah. Ich wusste, dass es das schlauste war zu hören, denn alles andere wäre einfach nur dumm. Ich legte mich also, entgegen meines Instinktes hin und sah weiter zu Kyle auf, welcher mich fast mit seinen Blick umbrachte.

Amokalarm - In den Händen eines Mörders Where stories live. Discover now