Kapitel 41

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Es dauerte eine halbe Stude, bis Kyle mal beschloss nach mir zu sehen. Er stand verwirrt im Türrahmen und beobachtete, wie ich das Regal zusammenbaute.

"Muss ich das verstehen?" Wollte er wissen.

"Ist doch besser, wenn ich dir unter die Arme greife, als wenn ich dumm rumsitze und nichts tu." Ich sah zu den volltattoowierten auf.

"Wenn du was brauchst, ich bin im Wohnzimmer." Meinte er nur kofschüttelnd.

Doch er konnte sein Lächeln nicht vor mir verstecken. Ich hatte es gesehen Kyle. Ich baute zufrieden weiter das Regal auf, schob es dann zur Seite und nahm das nächste kleinere, welches man an die Wand hängen konnte. Ich holte mir den Bohrer und befestigte es an der Wand. Nachdem ich damit fertig war, schob ich alles zurecht, sodasss es mir gefiel und holte dann Lappen und Wasser. Ich zog die Jogginghose aus und krempelte meinen Pollover nach oben. Obwohl ich kein Mittagessen hatte, so hatte ich kein Hunger. Ich war einfach für einen kurzen Moment zufrieden. Ich konnte Kyles Blick auf mir spüren, als ich den Boden wischte. Klasse, er hatte super Sicht auf meinen Arsch. Als ich fertig war, wischte ich das Regal aus.

"Den Computer kann ich dir nicht anschließen." Meinte ich dann und drehte mich zu den Erwachsenen.

"Du kannst die Bücher in Wohnzimmer einräumen." Schlug er vor.

Ich ging zu ihn, drückte ihn den Lappen in die Hand.

"Das nächste mal wischst du den Boden." Verlangte ich.

"Wieso sollte ich?" Schmunzelte er.

"Keine Ahnung, vielleicht gefällt mir der Ausblick." Ich zuckte mit den Schultern und ging an ihn vorbei.

Ich zog den Hoddie hoch, sodass man meinen Arsch sehen konnte und schlug mit beiden Händen darauf. Sein Lachen sagte mir, dass er hingesehen hatte. Wusste ich es doch. Doch selbst ich konnte mir mein Verhalten nicht erklären und vorallem mein Grinsen nicht. Ich war einfach gut drauf, weil ich was tat, was ich mochte, dachte ich mir.

Im Wohnzimmer fing ich an die Bücher in alphapetischer Reihenfolge der Autoren zu ordnen und in das Regal zu stellen. Dabei war ordnen wohl das falsche Wort, denn sie waren schon so geordnet. Als ich damit fertig war ordnete ich die Videospiele. Aber nicht alphabetisch, so wie es war, sondern nach Gendre, wobei er nicht so viele hatte. dann packte ich die Switch aus und schloss sie an den Fernsehe. Dies konnte ich aber nur, weil ich selbst eine hatte.

Ich hatte den Mörder nicht kommen hören, er setzte sich einfach irgendwann hinter mir und schlang seinen Arm von hinten um mich. Ich lehnte mich an den Mann und schaute mir das Regal an, nachdem ich aber zufrieden nichts mehr daran auszusetzen hatte, schloss ich den Karton. Kyle sah sich das Regal an.

"Du hast meine Ordnung geändert." Erkannte er.

"So muss man nicht so genau aufpassen, wo man was hineinschiebt." Erklärte ich.

Darafhin nickte er nur. Mein Magen knurrte plötzlich. Ist ja ok, ich weiß, dass ich lange nichts mehr gegessen hatte. Ein kleines Lachen war zu hören und ich sah zu Kyle auf, welcher nach seinen Handy griff.

"Pizza?" Wollte er wissen.

Ich glaute ich brauchte nichts sagen, das Funkeln in meinen Augen verriet mich und so rief er bei einer Pizzaria an. Ich versuchte ihn zu verstehen, zumindest die Adresse, doch keine Chance. Er sprach so schnell, wie ich unter meinen Freunden sprach und obwohl diese es von mir gewohnt waren, so passierte es trotzdem, dass sie nachfragen mussten. Vorallem bei Wörtern wie Freundin, Lehrerin oder ähnliche verschluckte ich das I irgendwie. Man wusste zwar was ich meinte, doch ich sprach den Buchstaben meist nicht oder kaum aus.

Da der Boden irgendwann ungemütlich wurde, setzten wir uns auf die L-Förmige Couch. Ich wurde halb auf Kyle gezogen, welcher zufrieden seine Hände auf meinen nackten Hintern legte. Bei den Leuten gab es keine Unterwäsche, die den Arsch bedeckte, wenn man Glück hatte, dann wurde die Hälfte bedeckt, doch davon hab es keine in meiner Größe.

"Stimmt es, was man über deine längeren Opfer erzählt?" Fragte ich nach.

Von seiner Antwort her, würde ich wissen können, wie schlimm meine letzte Woche wird.

"Nicht über alle. Manche sind längere gewesen, wurden aber als einmalige eingestuft. Je nach Verhalten behandel ich euch auch." Erklärte er.

"Was meinst du damit?" Ich bewegte mich etwas um ihn ansehen zu können.

"Naja, die vor dir war sehr herrisch, ein freches Ding, welches nicht die Klappe halten konnte. Sie ist mit einen Messer auf mich los, hat mehrmals versucht zu fliehen und hat mich auch sonst im Alltag ziemlich provoziert. Um ihr das abzugewöhnen, arbeitete ich mit Schmerz. Es gibt viele solcher Mädchen, die sich nichts gefallen lassen haben. Bisher gab es vor dir nur eine welche ruhig war. Manchmal war sie zickig, aber sonst hat sie kaum geredet, hat es über sich ergehen lassen. Sie ist nie geflohen, doch das mag wohl damit zusammenhängen, dass sie das Leben nicht Lebenswert fand. Sie litt unter Depressionen, die durch mich verstärkt wurden. Irgendwann hab ich sie dann Tod aufgefunden." Erzählte er.

"Welche Art bevorzugst du mehr?"

"Die ruhigen. Aber zu ruhig wie sie ist auch langweilig. Du passt mir da besser. Man kann sich mit dir wenigstens unterhalten." Der Amokläufer hatte seine Augen geschlossen und den Kopf in den Nacken gelegt.

"Am Anfang wolltest du kaum mit mir reden." Erkannte ich.

"Liegt wohl daran, dass ich im Stress war und ich hatte keine Lust ein Gespräch anzufangen, wo die Frage, ob ich dich verschonen könnte auftaucht."

"Dich das zu fragen, würde dich doch nur mehr dazu animieren. Keine Sorge, ich bin mir ziemlich sicher, dass du mich töten wirst. Auch wenn ich es nicht will." Ich sah ihn nicht mehr an.

Meine Brust fühlte sich bedrückend an. Es war so komisch über seinen eigenen Mord zu reden. Der Amokläufer wollte etwas erwiedern, doch dann wurde schon an der Haustür geklingelt. Ich richtete mich auf und ließ den Mann aufstehen.

Tolle Zukunftsaussichten. Aber vielleicht, nur vielleicht, wird es weniger schmerzhaft. Die Idee ihn abhalten zu wollen, war sinnlos. Er würde es so oder so tun. Doch vielleicht würde ich es schaffen, ihn davon zu überzeugen, dass er mich schmerzlos tötete. Zumindestens das. Ein kleines trauriges Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Wenn ich es nicht schaffen würde, dann würde ich so sterben, wie ich es nie wollen würde. Alleine und schmerzvoll, meine wohl größte Sorge, wenn ich in die Zukunft geblickt habe. Doch mein Blick in die Zukunft, war scheinbar gar nicht so fern wie angenommen.

Amokalarm - In den Händen eines Mörders Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt