Kapitel 13

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"Ich denke nicht, dass das so eine gute Idee ist, wissen Sie, mein Freund wird eigentlich auf jeden männlichen Kontakt eifersüchtig." Versuchte ich ihn abzuwehren.

"Ach, als ob ich alter Mann, so eine junge Lady verführe, dazu habe ich wohl wirklich nicht die Mittel. Seien Sie nicht schüchtern. Wo parkt Ihr Freund denn?" Wollte der Mann wissen.

Ich ließ mich von ihn Stützen und zeigte in die Richtung, wo Kyle wahrscheinlich nun sein würde, weit würde er auf jeden Fall nicht fahren, da war ich mir sicher. Ich hielt also nach Kyle ausschau oder eher nach seinem Auto.

"Huch, Sie tragen ja keine Schuhe." Bemerkte er plötzlich.

"Ja, wissen Sie, ich denke gerne an die Umwelt und trage ungern Dinge, die ich eigentlich gar nicht brauche. Ich meine, wozu bildet sich denn sonst Hornhaut? Zudem ist es gesund und regt die Durchblutung an. Ich kann nur empflehlen mal eine Woche auf Schuhe zu verzichten. Vielleicht nicht, wenn man weite Strecken fahren muss und man eine öffentliche Toilette besuchen muss, aber sonst kann ich es wirklich nur befürworten." Sprach ich mich raus.

"Sie scheinen eine echt einzigartige junge Frau zu sein." Belächelte nur der Mann.

"Ist das gut oder schlecht? Ach da vorne wartet er schon." Ich deutete auf Kyle, welcher an sein Auto angelehnt war und uns düster entgegenblickte.

"Das ist gut, meine Liebe. Ach..." Er sah den volltattoowierten von oben bis unten an.

"Ihr seit ein recht ungewöhnliches Pärchen wie mir scheint." Beendete der Mann seinen Satz.

Mitlerweile waren wir nah genug an den Amokläufer, dass er uns hören konnte. Bitte, Gott, ich werde heute noch kirchlich, bitte lass Kyle keine Leute töten. Ich kann es nicht ertragen, wenn er wegen mir oder wegen meiner Hilfe Leute tötete. Das ging nicht, war unmenschlich. Bitte, bitte, bitte, bitte, lass ihn zufriedenstellen. Lass ihn nicht wieder amok laufen. Umso näher wir kamen, desso mehr wurde ich nervös, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen.

"Naja, er sieht von außen verrückt aus, ist aber innen normal, bei mir ist es andersherum. Ich finde wir ergänzen uns super." Entgegnete ich.

"So kann man es auch sehen." Wir kamen endlich bei Kyle an, welcher uns beide grimmig ansah.

"Lächeln Sie doch, junger Herr, ich bin deutlich zu alt um Ihnen ihre Herzensdame wegzunehmen." Kommentierte der Mann den Blick.

Daraufhin schaute Kyle den Mann von oben bis unten ab, aber vorallem seine Augen wurden in Angriff genommen.

"Er hat recht. Ein Lächeln steht dir ohnehin mehr." Ich löste mich von den Mann und ging zu den Amokläuer.

Meine Handflächen waren ganz schwitzig. Ich stellte mich leicht auf Zehenspitzen und tat so, als würde ich ihn auf die Wange küssen. Kyle flüsterte mir daraufhin ins Ohr, dass ich mich schon in den Wagen setzen sollte. Ich bedankte mich noch bei den Mann, für die Hilfe, welcher mich freundlich anlächelte. Ich humpelte zur Tür und setzte mich in den Wagen. Doch die Tür blieb offen, denn ich machte noch meine Füße sauber.

"Sie haben eine bezaubernde Freundin, aber kleiner Tipp von einen alten Mann. Wenn die Stimmungsschwankungen eintreten, machen sie Ihrer Freundin doch eine Tasse heiße Schokolade. Das stimmt wohl jede Dame ruhig. Hat bei meiner Frau, Tochter und Enkelin auch funktioniert. Ich Wünsche Ihnen noch eine angenehme Reise."  Ich ließ die Papierhandtücher draußen liegen und schloss die Tür, ich konnte Kyle noch leicht lachen hören, doch seine Antwort verstand ich nicht.

In mir zog sich alles zusammen und ich merkte, wie ich anfing zu zittern. Ich hatte unheimliche Angst, die Panik konnte selbst ein Blinder von mir ablesen. Als Kyle ins Auto stieg, prappelte ich sofort los, wollte ihn sofort erklären, wie es dazu kam, ihn bitten, nicht alles in die Luft zu jagen. Und als Antwort lachte er und startete den Motor. Ich war verwirrt von seiner Reaktion. Als wir von der Tankstelle wegfuhren, drehte ich mich um, hatte Angst, dass alles gleich in die Luft fliegen würde.

"Schnall dich an." Forderte der Mann ruhig.

"Du jagst nicht alles in die Luft?" Fragte ich und hoffte, dass er verneinte.

"Gegen aufdringliche alte kann man nichts machen. Du hast es gut gelöst."  Ich war immernoch verwirrt, was er natürlich merkte.

"Er hat dir alles was du erzählt hast abgekauft. Er hatte nicht mal die Idee, das etwas falsch sein könnte. Kitten, heute fliegt keine Tankstelle wegen mir in die Luft." Erklärte er endlich.

Ich merkte förmlich, wie die Panik von mir wich, ein paar Tränen rannten vor Erleichterung über meine Wangen. Der volltattoowierte legte nachdem er hochgeschalten hatte, seine Hand wieder auf meinen Oberschenkel und strich beruhigend mit seinem Daumen drüber. Ich weinte einfach, konnte es nicht fassen. Zu hinterfragen, woher Kyle wusste, dass er mir alles abkaufte, wollte ich nicht, ich glaubte ihn einfach zu wissen, was er dachte. Doch die Menschen waren ablesbar. Ich hätte es nicht gekonnt, nicht mal gemerkt, wenn die Augen von den Mann irgendwelche Zweifel gezeigt hätten. Doch er hatte ihn gelesen wie ein offenes Buch.

Ich hatte stumm geweint, nicht lange, vielleicht zehn Minuten, was an sich doch ganz schön lange war, wenn man so nachdachte. Es war zu viel, zu viel Aufregung für einen Tag und so konnte ich meine Erschöpfung nicht zurückhalten. Meine Augen fielen immer wieder zu und ich merkte, wie ich alles kaum noch wahrnahm und als ich einsah, dass ich mich nicht gegen die Müdigkeit wehren konnte, ließ ich sie über mich siegen.

Amokalarm - In den Händen eines Mörders Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt