Kapitel 12

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Ich atmete tief ein und aus, auf einer Autobahn mit 200 zu fahren war ungewohnt, doch besser, wie mit 140 durch eine Landstraße. Ich versuchte runterzukommen. Doch das klappte nicht. Mir war übel, ich hatte Kopfschmerzen....Schusswundschmerzen.....und Unterleibsschmerzen. Gab es eigentlich irgendwas, was nicht in den Moment schmerzte? Ich war nie ein Freund von Schmerzen, vermiet sie wirklich wann immer es ging. Klar, man konnte ihnen nicht aus dem Weg gehen, doch ich probierte es. Ich machte auch mal dumme Sachen mit meinen Freunden, aber wir taten eigentlich nie was, was wehtun könnte. 

Kyle saß ganz ruhig da. Er schien komplett entspannt. Immer wieder sah er in den Rückspiegel und versicherte sich, dass die Verfolger ihn nicht wieder eingeholte hatten. Obwohl wir auf der linken Spur waren, so überholte er manchmal welche von rechts, wenn ihn diese zu langsam waren. Durch die ständig gleichbleibende Geschwindigkeit und der geraden Strecke, gewöhnte ich mich allmählig an die hohe Geschwindigkeit und entspannte. Ich sah zu Kyle, welcher kein Wort sagte und nun auch mal nach seinen Anschnallgurt griff. Dann zog er eine Augenbraue hoch, schien sich daran zu erinnern, was vergessen zu haben. Doch dies schien nicht sehr wichtig.

Ich sah auf die Uhr, mitlerweile war es dreizehn Uhr und mein Magen machte sich bemerkbar. Ich versuchte das Knurren zu ignorieren. Mir war zu übel, mein Magen musste sich erst beruhigen, dann konnte er ja weiter betteln. Mir egal, ehrlich. Ich verschrenkte meine Arme vor meinem Bauch, versuchte dadurch auch etwas meinen Unterleib zu wärmen, was eher nicht klappte. Kyle griff nach den Rucksack und setzte ihn auf meinem Schoß wieder ab.

"Iss und trink was. Ich werde erst in ein paar Stunden halten." Meinte Kyle.

Ich sagte daraufhin nichts. Auch aß ich noch nicht. Ich wollte erst warten, bis ich mir sicher war, mich nicht übergeben zu müssen. Als es soweit war nahm ich mir einfach eins der Brote und aß es. Immer wieder nahm ich ein paar kleine Schlücke aus der Flasche. Als Kyle nach gut einer weiteren Stunde hunger bekam, reichte ich ihn das andere Brot und reichte ihn die Flasche, wenn er was trinken wollte. Mitlerweile hatte er seine Geschwindigkeit etwas gedrösselt, nicht sehr viel, aber etwas. Ich war ohne Grund erschöpft, doch ich wagte es nicht, meine Augen zuzumachen. Ich spürte was warmes an meinem linken Oberschenkel und sah zu der tattoowierten Hand runter, welche sich darauf platziert hatte. Ich legte meine Hand auf seine, vesuchte sie wegzudrücken, doch er übte daraufhin Druck aus, zeigte mir, dass er nicht zulassen würde, dass ich ihn den Zugriff an meinem Körper verweigerte. Ich verzog mein Gesicht, biss mir auf die Unterlippe, doch auch, als sich meine Fingernägel in seinen Handrücken bohrten, ließ er nicht ab. Also ließ ich es zu. Daraufhin wich der Druck etwas, was mich doch erleichert ausatmen ließ.

Die Stunden vergingen und ich hatte keine Ahnung wo wir waren. Ich hatte auch kein wirkliches Interesse, dies zu erfahren. Ich machte mir ja nicht einmal die Mühe, die Schilder an der Autobahn zu lesen. Meine Blase drückte, doch ich sagte nichts. Einfach unsichtbar sein, nicht da sein, das wäre gut, das wäre echt praktisch. Wobei, alles außer hier sein, war praktisch. Als der volltattoowierte endlich von der Autobahn runterfuhr, atmete ich erleichert aus, ich konnte mir zwar schlecht die Beine vertreten, doch vielleicht gab es eine Möglichkeit meine Blase zu entleeren. Kyle stellte sich an die eine Tanksäule, doch bevor er ausstieg wand er sich an mich.

"Hinter der Ecke sind die Toiletten. Ein Wort zu irgendwem und ich jage hier alles in die Luft. Denk nicht daran abzuhauen." Drohte er.

Ich nickte, wollte aussteigen, doch Kyle holte eine Binde aus dem Rucksack und reichte sie mir. Ich hätte echt nicht gedacht, dass er so weit mitdenken würde. Aber ich war froh darüber. Ich nahm die Binde entgegen und stieg vorsichtig aus dem Auto. Viele würden sagen, sie lieben denGeruch von Tankstellen, doch ich verabscheute ihn einfach. Ich bekam durch die Kälte Gänsehaut, der Wind war ekelig eisig. Mein Bein schmerzte beim Laufen, doch ich humpelte so schnell es ging zu den Toiletten. Doch bevor ich diese betrat, atmete ich teif durch. Öffentliche Toiletten, Tankstellentoiletten undn ich hatte keine Schuhe, noch nicht einmal Socken. Ich atmete tief ein uns aus und betrat die Toilette. Der Boden war ekelig feucht und ich schüttelte mich vor ekel. Nachdem ich eine halbwegs saubere Kapine gefunden hatte, entleerte ich meine blase endlich. Als alles endlich sauber, trocken war, merkte ich, wie ich zufrieden kurz die Augen schloss. Schnell wusch ich mir die Hände und versuchte so schnell es ging, aus der Toilette zu kommen.

Ich nahm noch ein paar Papierhandtücher mit, um meine Füße damit etwas sauber zu machen, bevor ich ins Auto stieg. Doch kaum war ich wieder draußen, belasete ich mein Bein falsch. Ich krümmte mich, entlastete es sofort und versuchte so gut es ging stehen zu bleiben, auch wenn meine Beine am liebsten einknicken würden.

"Entschuldigen Sie, ist bei Ihnen alles in Ordnung?" Ich erstarrte kurz, sah zu den alten Mann, welcher aus der Herrentoilette kam.

"Ja, alles bestens." Wehrte ich ab.

"Sie sehen aus, als hätten Sie Schmerzen." Er sah nett aus, aber ich konnte mich nicht wirklich darauf einlassen.

Mir ging die Drohung von Kyle durch den Kopf und ich versuchte  irgendwie schnell aus der Situation zu kommen.

"Nur die monatlichen Unterleibsschmerzen. Alles in Ordnung wirklich." Ich lächete und hoffte, dass es glaubhaft war.

"Und Ihr Bein? Wo ist ihr Auto, kommen Sie, lassen Sie sich stützen, bis Sie sich wieder setzten können." Der Mann kam auf mich zu.

Mein Herz setzte für einen Moment aus und raste dann wie wild. Nichts anmerken lassen. Es ist alles gut, alles normal. Komm, Elisa, du bekommst das hin. Es müssen keine Leute sterben, lass dir irgendwas einfallen.                                                                                                                                                                                                                                                 

Amokalarm - In den Händen eines Mörders Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt