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„Was hältst du von Sushi?" fragte Mario, nachdem ich ihm erzählt hatte, dass mir nicht mehr so nach anstoßen war. Ich nickte: „Ouh ja! Das hatten wir letztens gar nicht mehr geschafft!" strahlte ich ihn begeistert an. Er starrte mich kurz an, bevor er kurz blinzelte und mich zufrieden anlächelte. Gelassen griff er wieder nach der Sporttasche die er eben hatte fallen lassen und warf sie sich wieder über die Schulter. „Weißt du, man sollte es ausnutzen, wenn man mal Kinderfrei hat." grinste er auf dem Weg zum Auto. Ich seufzte: „Naja, mittlerweile fühle ich mich ganz schön schlecht, ich gebe Theo momentan ganz schön oft an meine Eltern ab. Aber lass uns schnell abhauen, es wäre für Marco und mich besser, wenn wir uns heute nicht mehr über den Weg laufen." murmelte ich schuldbewusst. Mario suchte irritiert Blickkontakt: „Ach Bella! Deine Eltern lieben den Kleinen. Außerdem machst du gerade ganz schön was durch, du kannst nicht immer alles alleine stemmen." er strich über meinen Oberarm und lächelte mich aufmunternd an. Ich schaute ihm tief in die Augen, bevor ich gar nicht anders konnte als ebenso zu lächeln. Ich musste plötzlich daran denken, wie er erst Theo und dann mich so pflichtbewusst in den Schlaf gewogen hatte als Marco unseren Sohn einfach aus dem Schlaf gerissen hatte und verlor mich ein wenig zu sehr darin, dieses Gefühl irgendwie wieder nachzuempfinden. „Bella?" hakte Mario nach und riss mich unsanft aus meiner Träumerei. Ich schüttelte mich erschrocken. Oh Gott, wie unangenehm. Ich hatte ihn total angestarrt. „Ja?" rutschte es mir peinlich berührt heraus. Mario lachte kurz auf: „Ich sagte, wir müssen deinen Cousin noch einsammeln." wiederholte er sich. Ich nickte. Ach ja - da war ja was.
Ein paar Tage später standen endlich meine ersten Wohnungsbesichtigungen an. Ich konnte sie kaum abwarten, schließlich war es komisch als Erwachsener zurück zu seinen Eltern zu ziehen. Ich brauchte endlich meine eigenen vier Wände, welche die mich nicht an meine Liebe zu Marco erinnerten.
„Lieb, dass du mitkommst." lächelte ich meinen Cousin wenige Tage danach an. Er grinste: „Wenn ich mich mit einem auskenne, dann mit Wohnungsbesichtigungen." scherzte er. Ich lachte: „Wo du recht hast!" und hakte mich zufrieden bei ihm ein. Beide Wohnungen die ich mir angucken wollte lagen am Phönixsee, in der Nähe von Mats. Wieso auch nicht, wir waren ohnehin ein Herz und eine Seele.
„Und gibt es hier einen Fahrstuhl?" fragte Mats den Makler voll in seinem Element. Ich runzelte meine Stirn: „Ich bin Sportlerin ich brauche keinen Fah-" er unterbrach mich: „Der Kinderwagen? Schwere Einkäufe?" begann er aufzuzählen: „Dafür komme ich doch nicht immer extra hier herunter gelatscht." echauffierte er sich. Ich seufzte und warf dem Makler einen fragenden Blick zu. Dieser schüttelte seinen Kopf. Wohnung eins war dann wohl abgeschrieben.
„Schade" brummte ich an der frischen Luft: „Die Wohnung war echt schön. Eine riesige Küche, schöne große Fenster-", „Keinen Garten, keinen Fahrstuhl, nicht Kind gerecht." zählte Mats auf. Ich seufzte: „Ja hör auf, hast ja recht", „Ich hoffe die zweite Wohnung ist besser und nicht so überteuert" zwinkerte Mats mir zu: „Obwohl- als Co-Trainerin verdient man bestimmt gute Asche." neckte er mich. Ich zog scharf Luft ein und knuffte ihm in die Seite: „Entschuldige bitte! Das sagt gerade der richtige. Du verdienst bestimmt mit jedem Atemzug eine Million." Mats schüttelte lachend seinen Kopf und legte seinen Arm um meine Schulter, während wir zum zweiten Haus liefen. Sie waren nicht weit voneinander entfernt. Er zog mich eng gegen seine Brust: „Irgendwie wirkst du so befreit und total ausgeglichen. Du siehst mittlerweile wieder viel gesünder aus, immer noch zu dünn, aber gesünder. Ich bin richtig stolz auf dich, auch wenn wir beide wissen wem wir das zu verdanken haben.", „Wem denn?" ich schaute ihn irritiert von der Seite an. Mats runzelte seine Stirn: „Na Mario!" antwortete er mir beinahe schon empört. Mir stockte der Atmen. Ja, er hatte recht. Natürlich. Wie konnte ich da nicht auch sofort drauf kommen? Ich nickte langsam und schaute zu Boden. „Wie praktisch, dass er und Ann sich scheiden lassen.", „Wie bitte?" ich schaute in das schelmisch grinsende Gesicht meines Cousins und stand mehr als nur auf dem Schlauch. „Naja, ich weiß ja, dass die Beiden sich sehr auseinander gelebt hatten und Ann hat ja jetzt ihren hotten Spanier, aber Bella, als wir Sushi essen waren nach dem Spiel vor ein paar Tagen ist mir erst einmal aufgefallen, was er dir für Blicke zu wirft. Du kannst mir unmöglich sagen, dass sie dir noch nicht aufgefallen sind? Diese Blicke - oh man, ich würde glatt behaupten, dass Marco dich noch nie so angeguckt hat.", „Bitte was? Du spinnst Mats. Mario doch nicht. Der liebt Ann-Kathrin doch für immer und ewig. Er macht immer noch alles für sie. Putzt das Haus, bezahlt ihre Wohnung in Düsseldorf, hat die Kinder wenn sie auf Trallafitti ist. Ja letztens sogar, da saßen sie zusammen in deren Eigenheim am Abendbrottisch und haben zu dritt mit den Kindern gegessen. Das macht er doch alles nur, weil er weiß, dass Ann-Kathrin innerhalb des Trennungsjahres wieder zu ihm zurück finden wird." rechtfertigte ich mich: „wenn nicht, dann wäre sie ja auch dumm." ergänzte ich brummend. „Ich glaube eher du spinnst mit deiner imaginären Realität. Das zwischen denen nennt man eine wertschätzende Trennung, aber deren Liebe und Zeit als Paar die ist vorbei. Genauso wie deine Zeit mit Marco vorbei ist. Denke mal drüber nach was Mario alles für dich tut.".
Ich verdrehte meine Augen. Mats ließ von seinem Vorhaben nicht ab, mit diesen Bären aufbinden zu wollen. Ich zog ihn mit mir: „Sieh mal, da ist das Haus!" ich zeigte ein paar Meter von uns entfernt auf eine moderne Doppelhaushälfte. „Ja ja, jetzt lenke doch nicht ab, Bella!" protestierte mein Cousin direkt. „Tue ich nicht!" ich schaute ihn eindringlich von der Seite an: „Das ist das Haus!" schelmisch grinsend schaute ich Mats an und ging weiter auf das Haus zu, mit ihm im Schlepptau.
Nun war er derjenige der seine Augen verdrehte: „Na dann, Klappe die Zweite." seufzte er.
Genau - wenn ich mich darauf jetzt überhaupt noch konzentrieren konnte.

Optimisten - Marco ReusWhere stories live. Discover now