Fortieth

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Tony wartete grinsend im Türrahmen, die Oberarme vor der Brust verschränkt, und zwinkerte Allan zu, als dieser mit hochrotem Kopf auf ihn zueilte. Allan grummelte leicht, peinlich berührt, und stopfte die Hände in die Hosentaschen.  
„Ihr beiden passt schon echt gut zusammen", meinte Tony lächelnd. Er führte Allan durch den Hausflur und zu einer Treppe ins erste Stockwerk, welche er bis dahin noch gar nicht bemerkt hatte. Sie war relativ schmal, und die Stufen knarzten ein wenig unter ihren schweren Tritten. Allan straffte ein wenig die Schultern und brachte ein Lächeln zustande. „Danke", erwiderte er leise.
„Ich hoffe, mein Humor hat dich nicht allzu sehr verschreckt", fuhr Tony fort, „ich kann ein manchmal wenig harsch werden, und ich wollte nichts unangebrachtes sagen."
Leicht verdattert blieb Allan an der letzten Stufe stehen und blickte Tony stumm an, sodass dieser noch einige Schritte in den Flur trat, bis er Allans Innehalten bemerkte.
„Was ist denn, Kumpel?"
„Ich, ähm", Allan fuhr sich verlegen durch die Haare. „Du hast nichts unangebrachtes gesagt. Um ehrlich zu sein gefällt mir dein Humor. Er gleicht dem Cedric's. Ich bin nur eher der pessimistische Typ."
Tony lachte laut und tief auf, schlug ihm auf die Schulter. Allan zuckte zusammen.
„Na, dann ist ja gut", sagte Tony. „Na komm, ich zeig dir meine Tochter."
Ein Glänzen trat in seine Augen, was Allan leise lächeln ließ. Er folgte Tony zu einer hellrosa gestrichenen Tür mit einer aufgemalten Rose auf Kopfhöhe.
„Sie schläft bestimmt noch", sagte Tony leise, während er die Türklinke herunterdrückte. „Cedric sagte, du magst Kinder?"
„Ja...", wisperte Allan leise, darauf bedacht, Tonys schlafende Tochter nicht aufzuwecken. Sie traten in ein liebevoll rosa eingerichtetes Zimmer, und Tony führte ihn zu einem weißen Babybett mit einem hübschen, sich drehenden Mobile darüber. Ein kleines Mädchen lag leicht schlummernd darin, und Allan bemerkte, wie ein leichter Schimmer in Tonys Augen trat, gefolgt von einem wehmütigen Lächeln. Der Rothaarige hob Stella aus dem Bettchen und drückte sie dicht an seine Brust, ohne sie aufzuwecken. Ein Schniefen entwich ihm, woraufhin er sich so drehte, dass Allan ihn nicht direkt angucken konnte.
Er erinnerte sich, dass Cedric ihm von Tonys Frau erzählt hatte. Dieser Fall mit den Spencers... noch immer hatte Allan ein ungutes Gefühl bei dieser Sache, vor allem wegen der ungünstigen Nachricht, dass der alte Spencer entkommen war. Und dass Tonys Frau eine seiner Affären gewesen sei.

„Ist alles in Ordnung?", fragte er daher leise, den Blick stur auf Tonys gebräuntes Gesicht gerichtet.
Tony zuckte unschlüssig die Schultern, umarmte Stella dabei noch fester.
„Mann, was soll ich sagen", erwiderte er bloß. „Meine Frau hat mich betrogen und ich bin alleine mit den zwei Kleinen." Er schaute vorsichtig zu Allan, Zweifel standen tief in seinen Augen. „Ich will einfach nichts falsch machen, verstehste? Ein guter Vater sein."
Unwillkürlich musste Allan lächeln. „Ich denke, das bist du bereits", sagte er ehrlich. „Und das mit deiner Frau tut mir leid." Er zögerte. „Cedric hat davon erzählt... wegen des Falls mit der Spencer-Familie."
Tony nickte. „Ich weiß. Matty weiß ebenfalls schon, warum Annie gegangen ist — Annie ist, nein, war meine Frau... es hat ihm das Herz gebrochen, so wie meines."
Allan nickte langsam. „Das verstehe ich", hauchte er. „Aber... er wird es überstehen. Und Cedric und ich helfen gerne aus, wenn du Unterstützung brauchst."
Tony blickte ihn an und grinste. „Danke, Mann. Cedric hat echt Glück mit Typen."
Allan schnaubte, lächelte aber zurück. Tony war ein wirklich netter Kerl, und irgendwie fiel es ihm immer leichter, ihm zu vertrauen und ungezwungen mit ihm zu reden. Das war eine ihm sehr willkommene Abwechslung zu sonstigen nicht wirklich erfreulichen zwischenmenschlichen Interaktionen.
„Hey, willst du mal die Kleine halten?", fragte Tony dann plötzlich und hielt ihm seine Tochter hin, die mittlerweile aufgewacht war und ihn neugierig anblinzelte.
„Oh Gott, w-was–" Bevor Allan ablehnen konnte, hängte Tony ihm auch schon grinsend seine Tochter an die Schulter. Leicht panisch legte Allan die Arme um das kleine Mädchen und hielt sie dicht an die Brust gedrückt, betend, dass er ihr nicht wehtat. Es war Jahre her, seit er das letzte mal ein Kleinkind gehalten hatte— Ilia, kurz nachdem sie zur Welt gekommen war.
„Mann, das sollte Cedric sehen", meinte Tony grinsend und stemmte stolz die Fäuste in die Hüften, als hätte er gerade einen historischen Fund gemacht. Allan lief puterrot an bei dem Gedanken, dass Cedric ihn so sehen würde. Im nächsten Moment fragte er sich allerdings, wie Cedric wohl mit einem Kind im Arm aussehen würde und wurde noch röter.
Eine kleine Familie mit Cedric...
Er schüttelte unmerklich den Kopf. Er wusste nicht einmal, ob Cedric überhaupt Kinder haben wollte.
Es klopfte an der Tür des Kinderzimmers, und Allan sah auf, nur um Cedric mit einem leise dösenden Matthew eintreten zu sehen. Er musste genauso verdutzt dreinblicken wie sein Freund, und wenn das überhaupt möglich war, dann wurde dieser genauso rot im Gesicht wie er selbst.
„Ähm..." Cedric blickte zu Tony. „Dein Kleiner ist müde geworden und ich wollte ihn in sein Bett bringen, hab aber vergessen, wo sein Zimmer ist."
Tony grinste nur und zwinkerte Cedric verschmitzt zu. „Da haben wir wohl zwei perfekte zukünftige Väter, was?"
„Tony", grummelte Cedric missmutig, schielte aber nachdenklich zu Allan herüber. Allan blickte zwischen ihm und Stella hin und her und blinzelte peinlich berührt, denn noch röter konnte er ja nicht mehr werden.
Nun grinste auch Cedric ihn an. Er rückte Matthew in seinen Armen zurecht und trat zu Allan und Tony ins Zimmer. Als er dicht vor Allan stand, drückte er ihm einen Kuss auf die Stirn und wisperte neckisch: „Tony hat recht, zumindest siehst du echt knuffig in dieser Rolle aus."
„D-du—", Allan setzte zu einem beleidigten Kommentar an, erwiderte dann aber bloß mürrisch: „Sagt der richtige."
Cedric lachte leise, peinlich berührt auf. Dann grinste er. „Immerhin hast du das leichtere Bündel erwischt."
„Ladies, dürfte ich auch endlich mal an eurem Pärchengetrudel teilhaben?", mischte sich Tony grinsend ein.
Cedric lachte auf. „Nein, Tony, wir haben genug."
„Hey, ihr steht da immerhin mit meinen Kindern und ich bin ganz allein."
„Du kannst Stella gerne wiederhaben", bot Allan peinlich berührt an. „Meine Arme schlafen langsam ein."
„Jaja, hältst du noch 'ne Sekunde aus, Kumpel? Ich muss unbedingt ein Foto von euch machen."
Allan wollte perplex protestieren, doch Cedric schritt ein indem er ihn leicht mit dem Ellenbogen anstieß und bittend anblickte. „Komm schon. Du siehst so süß aus."
Abermals lief Allan puterrot an und blickte mit rasendem Herzen zu Boden. Gott, dieser Typ machte ihn wahnsinnig.
„Jungs, in die Kamera schauen, wenn ich bitten darf", kommandierte Tony mit gezücktem Smartphone. Ehe Allan es sich versah, starrte er in einen Kamerablitz, was ihm, wohlgemerkt, nicht am besten bekam, doch er war noch zu perplex, um darauf zu reagieren. Er schaute zu Cedric hoch, welcher seinen Blick bemerkte und ihm ein warmes Lächeln schenkte. Allan konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, und beim nächsten Blitz merkte er, dass sie sich wohl genau so auf einem Foto ansehen würden, mit zwei Kindern in den Armen und dem Gedanken daran, wie es wohl wäre, wenn sie eigene hätten.

Nur du zählst...Where stories live. Discover now