Thirtyninth

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Das Haus war schön und ein wenig altmodisch eingerichtet, in der Küche hing der Duft von Ratatouille in der Luft, vermischt mit dem Geruch von gemähtem Gras, welcher durch die Terrassentür hinein wehte. Allan lief dicht neben Cedric her. Er war schon etwas ruhiger, doch innerlich spürte er noch immer die Angst und Anspannung.
Vor ihnen her tollte Matthew an Tonys Hand durch die Küche und begann mit dessen Hilfe, den Tisch, oder eher gesagt die Kücheninsel mit barähnlichen Hockern, für die vier zu decken. Immer wieder schaute er mit großen Augen zu Allan und Cedric, welche Hand in Hand im Türrahmen standen. Während Cedric leise lächelte und mit dem Daumen über Allans Handrücken rieb, schaute Allan nervös Tony und Matthew zu. Es stimmte ihn glücklich und vielleicht eine Spur stolz, dass Matthew unbedingt damit prahlen wollte, nun zwei Sheriffs zu kennen. Kinder waren so einfach zu begeistern und das machte sie zu aufgeregten kleinen Menschen, welche schön anzusehen waren, wenn sie so überglücklich durch die Gegend hüpften. Außerdem hatte er ein viel zu großes Herz für Kinder— niemals könnte er zulassen, dass es einem Kind so erging wie ihm selbst vor all den Jahren.

Allan spürte, wie seine Hand kalt wurde, und als er zu Cedric hochschaute, sah jener ihn bereits mit einem Lächeln an und legte den Arm um seine Taille. Allan spürte die Hitze in seinen Wangen aufsteigen.
Cedric beugte sich zu ihm herunter, um einen leichten Kuss auf seine Wange zu hauchen. „Geht's dir gut, Süßer?", wisperte der Blonde in sein Ohr.
„I-ich ähm..." Allans Herz fühlte sich an als purzelte einen Berg hinunter. Er atmete tief durch. „Ich denke schon... ich hoffe es."
Sein Blick huschte wieder zu Tony, an dessen muskelbepackten Arm sich Matthew klammerte. Ein Grinsen schlich sich auf Tonys Lippen, und Allan lief noch röter an. Er drehte sich wieder zu Cedric, welcher ebenfalls grinste, und im nächsten Moment lagen dessen Lippen auf den seinen. Nur für einen kurzen Augenblick, doch es reichte aus, dass Allan sich erschrocken in Cedrics Arme krallte.
Cedric löste sich von ihm und zwinkerte ihm verschmitzt zu. Allan schnaubte und boxte ihm leicht gegen die Brust. „Idiot."
Bevor Cedric etwas erwidern konnte, hörten sie die Kühlschranktür und klirrende Flaschen. Die beiden schauten auf.
„Wollt ihr auch ein Bier, Ladies?", fragte Tony und hielt dabei demonstrativ seine Flasche in die Höhe.
„Nein danke...", sagte Cedric milde, im selben Moment wie Allan seine eigene Stimme hörte.
„Ja."
Cedrics perplexer Blick traf ihn mehr, als er gedacht hätte. Fahrig strich er sich durch die Haare und zuckte die Schultern. Er sah wieder zu Tony, welcher ihn unbeirrt angrinste und zwei Biere zu dem restlichen Gedeck auf dem Tisch stellte.
Eine Hand legte sich um sein Kinn, und dann blickte er wieder in Cedrics meerblaue Augen. „Was ist mit deinem Herzen?", fragte dieser leise, besorgt.
Allan zögerte, fuhr sich durch das schwarze Haar. „Das geht schon", nuschelte Allan leicht beschämt.
„Nun gut", erwiderte Cedric und lächelte leicht. „Ich passe ja auf dich auf."
Allan atmete tief durch und lächelte mit roten Wangen zurück. „Ich liebe dich."
Cedric küsste ihn und jagte ihm dabei eine Gänsehaut über das Rückgrat. „Ich liebe dich auch."
„Kommt ihr Turteltäubchen nun an den Tisch oder müssen Matty und ich alles alleine aufessen?"
Allan zuckte leicht zusammen und starrte Tony leicht verdattert an. Cedric hingegen lachte bloß auf und zog ihn mit sich an die gut gedeckte Kücheninsel. Allan setzte sich Tony gegenüber, welcher ihm lächelnd zunickte. Allan lächelte milde zurück; Tony war zwar ein eher harter Bursche mit wildem Humor, doch er besaß eine ruhige, Sicherheit bietende Ausstrahlung, welche Allan sehr gut bekam.
Was ihn noch wirklich irritierte, waren Matthews neugierige, durchdringende Blicke, welche selbst beim Essen noch die Verbindung zwischen dem schwulen Pärchen zu analysieren schien, doch der Junge traute sich wohl nicht recht, nachzufragen – und Allan natürlich ebenso wenig. Also lieferten er sich mit Matty ein eher weniger subtiles Anstarrduell, welches ganz offensichtlich der kleine Junge zu gewinnen schien, während sie sich das wohlgemerkt überaus köstliche Ratatouille einverleibten. Cedric und Tony unterhielten sich währenddessen über Gott und die Welt, das Dorf und Mattys Schule, wobei der Junge aufgeregt einige Kommentare über seine Freunde und zu schwierige Aufgaben abgab.
Allan saß still da und nahm den letzten Bissen seines Essens auf. Nun waren seine Hände unbeschäftigt, zitterten leicht. Er wurde noch immer von Matthew beobachtet.
Oh Gott.
Hektisch schnappte er sich seine Bierflasche, welche er bisher noch nicht gewagt hatte anzurühren, und setzte sie zu einigen großen Schlucken an die Lippen.
Verdammt...
Eine Hand legte sich auf sein Bein, und beinahe hätte er sich an dem bitteren Alkohol verschluckt. Allan schaute nach links zu Cedric, welcher die Hand zum Essen gewechselt hatte, um ihn zu beruhigen. Er lächelte ihm aufmunternd zu und schnappte sich dann sein Glas Wasser.
Ruhig bleiben... es ist alles gut.
„Hat's gemundet, Herr Hilfssheriff?"
Er blickte in Tonys strahlend weißes Grinsen. Der Rotschopf zwinkerte ihm zu. „Und damit meine ich nicht das Bier, sondern das Essen."
Allan unterdrückte ein heiseres Auflachen. Unter der Tischplatte griff er nach Cedrics Hand. Mit der anderen fuhr er sich durch die Haare, lächelte Tony und Matthew wacklig an. „Ja, es war toll. Ihr könnt wirklich gut kochen."
Tony grinste breit, stolz wie Bolle. „Hast du gehört, Matty? Das haben wir gut gemacht."
Matty kicherte und schlug in Tonys Pranken ein. „Danke, Onkel Allan!"
Allans Herz schmolz leicht dahin, und er war sich sicher, dass er Cedric genauso stolz anblickte wie Tony noch zuvor.
„Du, Onkel Allan?"
Allan blickte Matthew erschrocken an, sein Herz gefror mitten in der Bewegung. Er ahnte, was jetzt kam. „Ja...?"
Matthew blinzelte mit großen Augen. „Warum halten du und Onkel Cedric die ganze Zeit Händchen und küsst euch?"
„Wir— ähm..." Allan ignorierte Tonys und Cedrics leicht besorgte Blicke. Er atmete tief durch, sammelte sich. Dann blickte er Matthew fest an.
Du packst das schon... hoffentlich.
„Also..." Nervös fuhr er sich durch die dunklen Haare. „Weißt du, Matty... manchmal sind Pärchen anders. Nicht nur ein Junge und ein Mädchen. Manchmal gibt es Jungen, die sich einen anderen Jungen verlieben, oder Mädchen, die sich in ein anderes Mädchen verlieben. Genauso wie manche Männer und Frauen."
„Seid ihr solche Männer?", fragte Matthew staunend, „seid ihr verliebt?"
Allan blickte nach links zu Cedric, in dessen blaue Augen und sein aufmunterndes Lächeln. Dann lächelte auch er und nickte Matty zu. „Ja. Ja, das sind wir."
„Woah", machte Matthew. Dann rüttelte er plötzlich an Tonys Arm. „Daddy, wusstest du das? Dass Onkel Cedric Onkel Allan liebt?"
Tony lachte schmunzelnd und hob seinen Sohn auf seinen Schoß. „Yep, das wusste ich, Schätzchen. Und ich denke, es wäre gut, wenn das erstmal unter uns bleibt, oder was meint ihr, Jungs?" Er blickte die beiden fragend an.
„Ja", brach es aus Allan heraus.
„Aber das ist doch nichts schlimmes, oder?", fragte Matty verwirrt.
„Nein", entgegnete Cedric und lächelte sanft. „Aber wir haben bisher nur euch beiden gesagt, dass wir ein Paar sind."
„Oh", machte Matty, dann lächelte er breit. „Okidoki!"
„Perfekt! Und da das nun geklärt wäre, würde ich sagen, decken Matty und ich jetzt den Tisch ab." Tony klatschte seine Bärenpranken zusammen und übertönte Mattys Murren mit einem genauso bärenartigen Lachen. Er leerte den Rest seines Biers in einem Zug und stand schwungvoll auf, wobei er Matty beinahe von seinem Schoß gefegt hätte, hätte er ihn nicht an den Armen gehalten.
„Ach, lass mich das mit Matty machen", bot Cedric lächelnd an und stand ebenfalls auf. Matty jubelte auf und lief auf ihn zu, um seine Hand zu ergreifen.
Allan versuchte überfordert, die Situation zu überblicken. Er wusste nicht, wohin mit sich.
„Ich muss noch nach der Kleinen sehen", verkündete Tony. „Willst du das Baby sehen, Al?"
„Baby?", wiederholte Allan verdattert.
„Ja, schau doch mit Tony nach Stella", mischte sich Cedric lächelnd ins Gespräch, „währenddessen mache ich mit Matty die Küche fertig."
„Okay...", brachte Allan stotternd hervor und stand langsam auf. Doch bevor er Tony alleine folgte, holte er sich noch einen aufmunternden Kuss von Cedric ab.

Nur du zählst...Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang