Fiftyseven

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Am Vormittag begab sich Cedric auf die Suche nach Wheatley. Er fand an der Rezeption die Nummer seines Zimmers heraus, welches im vierten Stockwerk des Südflügels lag. Das Krankenhaus war gross, denn hier Beschäftigten sich viele speziell ausgebildete Ärzte in verschiedenen Bereichen der Medizin, und aus näherer, aber ferner Umgebung wurden viele Patienten eingeliefert, vor allem für komplizierte Krankheitsfälle.
Als Cedric nach einiger Wegzeit aus dem Aufzug trat und zu den Zimmern gelang, war es hier schon deutlich ruhiger als im Rest des Krankenhauses. Da es gerade Mittagessen gab und keine Besuchszeit herrschte, waren hier nicht viele Leute unterwegs. Er als Sheriff hatte natürlich besondere Privilegien.
Er nickte einem Pfleger zu, welcher ihn freundlich anlächelte, fast schon zu freundlich, für die plötzliche Röte in dessen Gesicht. Stirnrunzelnd klopfte er an Wheatleys Zimmer an und ignorierte den Mann.
„Herein?", kam es verwundert von drinnen. Er schmunzelte, als er die Tür öffnete und hereintrat.
„Hallo Wheatley", grüßte er. Das Zimmer des Nachwuchspolizisten war deutlich kleiner als das von Allan, verständlicherweise. Aber es war hell, ein hübsches Stillleben zierte die Wand neben der Tür, und der Fernseher lief leise.
Wheatley schaute ehrlich überrascht drein, als er ihn erkannte. „Oh, hallo Sheriff. Ich dachte nicht, dass Sie noch hier sind? Wie geht es Ihrem Freund?"
„Allan geht es... den Umständen entsprechend." Er zögerte. „Warum sollte ich nicht mehr hier sein?"
Die beiden fielen wohl mit der Tür ins Haus, denn in Wheatleys Gesicht fanden sich erste Anzeichen für eine problematische Situation. Cedric schnappte sich einen Stuhl, zog ihn ans Bett und beugte sich zu Wheatley vor. „Ist etwas vorgefallen, wovon ich nichts weiß, Wheatley?" Seine Stimme klang tief, ernst, er hatte keine Lust auf Herumdruckserei.
„Nun ja..." Wheatley knetete seine Finger und wandte den Blick ab. „Es gab eventuell einige Interpretationen in Ihre Beziehung zu Ihrem Kollegen."
Cedric ahnte, worauf das hinauslief. „Was wollen Sie mir damit sagen?"
Der junge Mann schluckte. „Ich glaube, die Leute reden. Sie scheinen zu wissen, dass da mehr zwischen Ihnen beiden ist. Und nicht jeder scheint das gut aufzunehmen."
Cedric unterdrückte das Grollen, das seine Kehle hinaufkroch. „Und weiter?"
Nun schaute Wheatley ihn an. „Green war hier. Bei mir. Um sich nach meinem Gesundheitszustand zu erkundigen. Aber ich glaube, ich muss nicht hinzufügen, dass dies nur eine Masche war, um an Informationen über Sie heranzukommen."
Cedric knurrte. „Was wollte er wissen?"
„Alles", Wheatley zuckte die Schultern, „Wo Allan stationiert sei, ob Sie bei ihm sind, wo der Täter ist, was ich über die Ermittlungen weiß... ich habe natürlich behauptet, ich sei nur durch Zufall über Ihre Suche gestolpert, als ich gerade in der Nähe war. Er schien misstrauisch, aber auch, als wüsste er mehr als wir."
„Natürlich tut er das", knurrte Cedric missmutig. „Er steckt schließlich mit Spencer unter einer Decke."
Wheatley nickte. „Es scheint immer eindeutiger zu werden. Aber wir haben keine Beweise. Wir müssten den Tatort untersuchen, aber das wird sich als noch schwieriger darstellen als zuvor."
Auffordernd hob Cedric die Brauen. Da war noch etwas wichtiges, und er wollte wissen, was.
„Ich habe gehört, die Burgruine soll endlich eingestürzt sein."
Vor Verblüffung klappte Cedric die Kinnlade herunter. „Ist das Ihr Ernst?"
Ein Nicken. Wheatley zog den Kopf ein, als habe er Angst vor dem Groll des Sheriffs. Aber Cedric war viel zu überrumpelt, um sich darüber aufzuregen. Stattdessen lehnte er sich mit einem Seufzen zurück und fuhr sich müde übers Gesicht. Vielleicht hätte er doch bei Allan liegen bleiben sollen.
„Cedric." Vorsichtig berührte Wheatley seinen Arm. „Ich habe auch nur einen Teil der Geschichten mitbekommen, die hier im Umlauf sind. Es wird sicherlich noch viel mehr geredet."
„Bestimmt", murmelte Cedric abwesend. Ein solch aufbrausender Fall wie die Entführung und Misshandlung eines Sheriffs war gefundenes Fressen für Fanatiker, aber auch Hassreden. Und da war auch noch die Rivalität zwischen ihm und Green, seine heimliche homosexuelle Beziehung mit Allan, und das Geheimnis der Burgruine.
„Oh Gott, ich will gar nicht erst wissen, was in der Zeitung steht", stöhnte er entnervt.
„Ich hab zwar bis jetzt kein Exemplar in die Hände bekommen, aber es wird mit Sicherheit nichts sonderlich positives für unsere Situation darin stehen."
Cedric grummelte vor sich hin. „Mir schwant Böses. Green hat großen Einfluss auf die Presse, und er wird definitiv Gebrauch davon machen. Kein Wunder, wenn bereits Gerüchte im Umlauf sind. Er wird alles tun, um uns die Hölle heiß zu machen."
Eine Weile lang herrschte bedrücktes Schweigen zwischen den beiden und sie gingen ihren Gedanken nach. Schließlich fragte Cedric: „Was ist eigentlich mit Tony? War er noch bei Ihnen, als Sie eingeliefert wurden? Ich habe nichts mehr von ihm gehört."
„Er war eine Weile lang hier, hat aber kaum geredet. Er hat einen Anruf bekommen, dass seine Tochter krank sei, und dann ist er Hals über Kopf zurück nach Hause geeilt."
„Verdammte Axt", brummte Cedric. Wenn die Kleine krank war, hieß das bestimmt nichts gutes. „Ich sollte ihn mal anrufen."
„Richten Sie ihm Grüße und meinen Dank aus", bat Wheatley. „Er war eine sehr angenehme Begleitperson, obgleich ich seinen Wortschatz an Flüchen ein wenig infrage stellen musste."
Cedric lachte kurz auf. „Wow, Wheatley. Sie sind der rationalste Mensch, den ich jemals kennengelernt habe."
Der Polizist grinste schief. „Ich nehme das als Kompliment."
„Was ist eigentlich mit Ihrem Bein?" Cedric deutete endlich auf des geschiente Bein des Mannes.
Wheatley seufzte. „Ein Riss im Oberschenkelknochen und ein komplizierter Bruch im Beckenbereich. Dr. Leicester sagte, ich hatte Glück, dass ich so unter Schock stand, dass ich gar nichts spürte, sonst hätten die Schmerzen mich wohl umgebracht." Nun stieß er ein nervöses Lachen aus.
„Ach, er kümmert sich auch um Sie? Leicester ist ein guter Bekannter von mir." Cedric lächelte milde.
„Ja, er scheint ganz nett zu sein. Aber er scheint sehr besorgt um Sie und Ihren Freund, Sheriff. Ihre Situation sorgt für deutlich mehr Aufsehen, als Ihnen wahrscheinlich lieb wäre."
Cedric nickte ernst und machte dabei Anstalten, aufzustehen. „Ich wollte ohnehin nochmal mit ihm sprechen. Er soll Green und seine Spione nicht mehr ins Krankenhaus lassen—"
„Ähm, Sheriff, es gibt da noch ein Problem, was mich persönlich betrifft...", unterbrach ihn Wheatley unsicher. Er sah nun ziemlich blass aus und starrte auf seine Decke.
„Hat er Ihnen etwa gedroht?", fragte Cedric.
„Nun ja, schon", murmelte Wheatley. Er seufzte. „Er behauptete, wenn ich irgendwie in seine Ermittlungen Ihnen gegenüber eingreife, würde er mich kündigen und anzeigen, mit der Begründung auf Verleumdung und Beihilfe mehrerer Straftaten sowie Einbruch... Irgendwer muss uns zusammen gesehen haben, als wir unterwegs waren, und geredet haben. Der Mann wird uns noch ziemlich viele Steine in den Weg legen und wir müssen wirklich aufpassen, was wir tun."
In Cedric brodelte es. Entschlossen ballte er die Hände zu Fäusten und erhob sich. „Keine Sorge, wir werden schon einen Weg finden, seine Pläne zu durchkreuzen. Und um Ihre Stelle müssen Sie sich nun wirklich keine Sorgen machen, Wheatley, dafür sind Sie zu intelligent. Aber vor allem sind Sie woanders ohnehin besser aufgehoben.
Ich sorge dafür, dass Green nicht mehr in Ihre oder unsere Nähe kommt — es muss ja für ihn nicht bedeuten, dass Sie mir von ihm erzählt haben, also wird er machtlos gegen Sie sein, zumindest bezüglich seiner Drohungen. Ich werde mich nochmal bei Ihnen melden. Sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn Sie noch etwas hören."
„Selbstverständlich", erwiderte Wheatley mit einem müden Lächeln. „Danke, Sir. Wünschen Sie Allan gute Besserung."
„Ich richte es aus", sagte Cedric und verabschiedete sich dann.
Als er draußen auf den Flur trat und den Gang entlang marschierte, war er so unglaublich wütend, dass er am liebsten mit der Faust gegen die Wand geschlagen hätte.
Oder noch besser, in das Gesicht eines gewissen Mister Greens.





Ein Problem nach dem anderen...
Green ist ein gewieftes Arschloch und hat Cedric und seine Kumpanen in der Hand. Aber das wird der Sheriff sich ganz bestimmt nicht gefallen lassen. Allerdings ist er nun fast auf sich allein gestellt... das wird nicht einfach werden. Und vor allem, was kommt noch alles?
Was denkt ihr?

Nur du zählst...Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin