Sixth

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Allan saß bereits im Büro, als er hörte wie jemand die Treppen ins Erdgeschoss heruntergepoltert kam. Er blickte zu Cedric auf, der sein Telefon zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt hatte und gerade in seine Jacke schlüpfte, während er in die Küche lief. 
Gleich darauf erschien der Sheriff auch schon mit einem Kaffee im Büro und drehte sich hektisch zu ihm um. „Allan, haben wir alle Unterlagen fürs Department fertig? Die sind längst überfällig." Bevor Allan antworten konnte, runzelte Cedric die Stirn und wandte sich wieder von ihm ab. „Nein, Jolly ist doch schon lange nicht mehr hier... ja, seit kurzem. Was? Nein, verdammt. Hören Sie, ich komme vorbei. Auf Wiederhören." Genervt legte Cedric auf und stopfte das Telefon grimmig in seine Jackentasche.
Interessiert hatte Allan seine Schreibsachen weggelegt und faltete die Arme auf dem Tisch. „Also, die Unterlagen sind alle fertig und in ihrem Fach im Archiv. Du hast mir sogar selbst noch gesagt, dass ich sie dort unterbringen soll."
Cedric starrte ihn mit leerem Blick an, bevor er Richtung Archiv lief. Dann war das öffnen von Schubladen, blättern und fluchen zu hören.
Allan konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er erhob sich und folgte Cedric. Kurz blieb er im Türrahmen stehen, um zu beobachten, wie er eine Schublade nach der anderen durchsuchte.
„Du hast wirklich keinen Sinn für Ordnung, Cedric", sagte er belustigt.
Brummend drehte Cedric sich zu ihm um. „Danke, das weiß ich auch." Er seufzte, wischte sich müde übers Gesicht und nahm seinen Kaffee aus dem Regal. „Okay, ich brauche deine Hilfe. Dieser ganze Papierkram ist mir einfach zu viel."
Allan ging an ihm vorbei, öffnete einen Aktenschrank und zog einen großen Stapel Unterlagen heraus. „Hier, bitte. Das war alles, was wir hier hatten."
Stöhnend rieb Cedric sich die Augen. „Herrje, natürlich sind sie da drin! Es ist viel zu früh für Bürokratie."
Grinsend legte Allan den Kopf schief. „Du hast wirklich Glück gehabt, dass ich jetzt hier bin, um dir zu helfen."
„Das kannst du laut sagen." Cedric kam auf ihn zu, fasste ihn an den Armen und sah ihn direkt  an. „Danke, Allan."
Augenblicklich begann Allan's Herz schneller zu schlagen, und er spürte wie seine Wangen heiß wurden. Er hatte es so sehr vermisst, bei Cedric zu sein...

Cedric drückte seine Arme und ließ ihn los. „Gut, möchtest du mit zur Wache kommen? Ist zwar kein gerade angenehmer Ort, aber es wäre sicher von Vorteil, wenn du zumindest weißt wo sie ist."
Allan runzelte die Stirn, nickte aber und reichte ihm die Unterlagen.
Cedric lächelte leicht und wandte sich zum Gehen. „Wir können direkt los, dann haben wir es hinter uns. Einverstanden?"
„Klar", sagte Allan bloß, nahm seine Jacke vom Bürostuhl und folgte Cedric, der bereits aus dem Haus trat. Es war noch ziemlich kühl draußen, fröstelnd schlüpfte er in seine Jacke und sah sich um. Es war ziemlich ruhig an diesem Morgen.
„Also... warum findest du keinen Gefallen an der Wache?", fragte er beiläufig und musterte Cedric verstohlen von der Seite.
Cedric brummte und blieb vor seinem Auto, das neben dem Haus stand, stehen. „Weil keiner von denen dort anständige Arbeit macht. Und ich kenne da ein paar korrupte Kollegen, die allerdings alle geschützt werden." Er blickte ihn bedeutungsschwer an, und Allan vermeinte, etwas dunkles hinter seinen Augen zu sehen. Eine Gänsehaut kroch über seinen Rücken, als unglückliche Erinnerungen in ihm hochwallten. Langsam nickte er. „Verstehe."
Cedric öffnete die Fahrertür und legte die Unterlagen aufs Armaturenbrett. „Wir können also froh sein, dass wir nicht so viel mit denen zu tun haben." Er stockte, bevor er einstieg, griff nach Allan und zog den Reißverschluss seiner Jacke zu. „Erkälte dich nicht, ich brauche dich sehr dringend im Büro." Er grinste schief.
Perplex starrte Allan ihn an. „Ähm... ja, natürlich nicht. Danke." Er machte, dass er auf die andere Seite kam und riss die Beifahrertür auf.
Cedric schien zu schmunzeln, sagte aber nichts mehr und setzte sich an seinen Platz.
Noch immer überrumpelt schnallte Allan sich an und vermied es, Cedric anzusehen. Er ging viel zu vertraut mit ihm um, als dass er ihn wirklich vergessen haben könnte... oder war das einfach seine Art? Sie hatten sich viel zu lange nicht mehr gesehen, als dass er das einschätzen könnte. Vielleicht wollte Cedric auch einfach nur nett sein.
Mal wieder verfluchte er sich für seine Gedanken und schalt sich, sie bloß zu vergessen. So wie alles andere auch.

Nur du zählst...Où les histoires vivent. Découvrez maintenant