Fiftytwo

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„Was genau wollen Sie noch von mir?"
Allans Stimme klang hohl, brüchig. Er erkannte sich selbst darin nicht wieder. Aber was wunderte es ihn auch? Er hatte seit Tagen nichts gegessen und kaum etwas getrunken, hauptsächlich Regenwasser aus einem Rinnsal, welches sich am Fenster gegenüber gebildet hatte. Doch seit letzter Nacht war er zu schwach zum aufstehen, und sein Körper lief auf den letzten Notreserven, um ihn am Leben zu halten.
Immer wieder verlor er das Bewusstsein und ihm war speiübel. Wenn er sich recht erinnerte, saß er hier schon vier Tage fest, aber so gleich, wie sie verliefen, war er sich nicht sicher, ob es nicht doch schon längere Zeit her war, seit der alte Spencer ihn hier hoch geschleppt hatte.
Jener stand mal wieder mit verschränkten Armen und einem diabolischen Grinsen im Türrahmen und blickte auf ihn nieder.
„Nicht mehr viel", erwiderte Ed lachend. „Nur noch ein paar Informationen über deinen hübschen Freund."
„Ich–", Allan ächzte, als ihm vor Wut Sterne vor den Augen tänzelten, doch er sammelte trotzdem Kraft, um sich auf einen Ellbogen zu stützen und Ed angewidert anzusehen. „Ich sagte schon, lieber sterbe ich hier und jetzt, als Ihnen irgendwas über Cedric zu erzählen!"
Es lachte laut auf. Jetzt bewegte er sich langsam auf ihn zu, und hob dabei seinen Flachmann an die Lippen. „Aber wäre es nicht ein wenig schade, wenn Ricky dich jetzt verlöre? Ach was, ich bin mir sicher, er würde dich nicht vermissen, glaubst du nicht auch?"
„Halt's Maul", fauchte Allan.
„Selber Maul", keifte Ed zurück. Er war nun bei ihm angekommen, und trat einmal fest mit seinem Stiefel in Allans Magen.
Allan hab einen erstickten Laut von sich und versuchte, ein trockenes Würgen zu unterdrücken. Sein Puls schlug unregelmäßig und schwach in seiner Brust. Lange würde er nicht mehr durchhalten.
„Aber weißt du was, Liebster?" Langsam ließ Ed sich vor ihm auf die Knie sinken. Unbewusst wich Allan nach hinten, soweit er konnte. Sein Herzschlag beschleunigte sich.
Ed griff in seine Haare und riss ihn daran nach oben, nah an sein Gesicht. Allan schrie und keuchte erschrocken auf. In Eds Augen glitzerte blutige Mordlust, und seine Lippen waren so feucht, dass ihm der Speichel bereits aus dem Mundwinkel zu tropfen drohte.
„Soll ich dir was sagen?", raunte er aufgeregt. „Ich werde dich auch nicht vermissen, Allan Dearing. Aber... ich werde dich erstmal am Leben lassen. Denn noch brauche ich dich."
„Was haben Sie vor?", keuchte Allan. Der pochende Schmerz an seiner Kopfhaut ließ ihn schwitzen, und der Schwindel drohte, ihn in die nächste Ohnmacht zu reißen.
Es schmunzelte. „Ach, wenn dich das doch was anfinge, kleiner Großstadtpolizist."
Allan stutzte und sah ihn stirnrunzelnd an.
Kleiner Großstadtpolizist..
Jäh stieß Ed ihn von sich, und Allans Kopf knallte hart auf den Boden. Sein Atem blieb ihm in der Luftröhre stecken, bis ihm ein Husten und Würgen entkam. Gallenflüssigkeit lief aus seinem Mundwinkel, und mit letzter Kraft wälzte er sich auf die Seite, um wenigstens nicht erbärmlich an seinem Erbrochenem zu ersticken.
„Du hast mich schon gehört, Kleiner", sagte der alte Spencer und rülpste. Seine Stimme klang komisch, als stünde er hinter einer dicken Wand. Nur noch am Rande bekam Allan mit, wie Ed mit dem Schuh leicht gegen seine Beine stupste, welche er schon längst nicht mehr spürte.
„Kannst ja mal versuchen, wegzurennen", meinte er. „Würd ich gern sehen, wie du mit letzter Kraft auf den Flur hinauskriechen, und ich dir an den Treppen einen leichten Stoß geben würde. Wäre vollkommen ausreichend, dass du bis in die unterste Etage fällst." Er kicherte. „Und mittendrin durch das Loch im Geländer rutschst und den Rest der Fahrt auf Freiflug verbringst."
Allan konnte nicht mehr genau verarbeiten, was der Typ da vor sich hinbrabbelte. Dafür war es schon zu spät. Mit einem letzten seufzen schloss er die Augen. Endlich Ruhe.





Ich bin zurück aus der Unterwelt!
Entschuldigt die ganze Zeit des Wartens😬 So sieht es leider aus, wenn man sechs bis sieben Tage die Woche als Führungskraft arbeitet. Man kommt zu nichts. Und wenn da auch noch die Kreativität streikt, wird es erst recht nichts.
Allerdings hab ich wieder ein paar kleine Ideen, wie das Buch hier auf den letzten Drücker noch etwas spannender wird. Aber das werdet ihr ja sehen. Und ich verspreche, dass das nächste Kapitel nicht so lange dauern wird🙈
Liebe Grüße, euer Knighttdreamer💙

Nur du zählst...Where stories live. Discover now