Fourtyfour

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Leise vor sich hin pfeifend stieg Cedric die Treppen ins Erdgeschoss hinunter. Er warf sich seine Dienstjacke über und richtete sich die noch feuchten Haare. So langsam brauchte er mal einen neuen Haarschnitt. Er würde seine Großmutter fragen müssen. Während er sich in die Küche begab, überlegte er, wann er in den nächsten Tagen einen günstigen Zeitpunkt finden würde, sie zu besuchen. Geistesabwesende griff er nach der Kaffeekanne, die auf dem Küchentisch stand, und schenkte sich etwas davon ein. Wie lange hatte er Grams schon nicht mehr gesehen, seit er sie das letzte mal wegen Allan angesprochen hatte? Drei, vier Wochen? Langsam schüttelte er den Kopf und nahm ein paar Schlucke des noch warmen Kaffees.
Moment mal. Mit hochgezogenen Brauen blickte er auf seine Tasse hinab. Wann hatte er denn Kaffee gekocht? Dann wanderte sein Blick zur Küchenuhr, welche neun Uhr dreiunddreißig anzeigte. Schlagartig wurde ihm klar, dass er verschlafen hatte. Und er war es auch nicht gewesen, der Kaffee gemacht hatte.
Ein leichter Windstoß streifte sein Gesicht. Ein Tropfen Wasser löste sich dabei aus seinen Haaren und landete in seinem Kaffee. Missmutig stellte er die Tasse ab und begab sich zur Terrassentür, welche noch ein Stück offen stand. Er wollte sie schließen, doch bevor seine Finger den Türgriff umschließen konnten, überkam ihn ein seltsames Gefühl, wie ein Stromstoß, der durch seine Fingerkuppen schlich. Verwirrt zuckte er zurück.
Irgendetwas war komisch.
Es war so still im Haus...
Rasch drehte er sich herum und begab sich mit großen Schritten ins Büro. Hier war Allan nicht. Aber er wusste, dass er auch nicht im Obergeschoss war, das hätte er gemerkt. „Allan?", rief er, ohne zu überlegen. Nichts.
Nervös biss Cedric sich auf die Lippe und rieb mit den Daumen über seine kribbelnden Fingerkuppen. Irgendetwas, irgendwo in diesem Haus lauerte etwas auf ihn. Ein Unheil wollendes Gefühl.
Kurz schloss er die Augen, atmete tief ein. Allan war nicht hier, doch das allein war kein Grund zur Sorge. Und dennoch spielte sein siebter Sinn verrückt, als wolle er ihm etwas sagen. Er machte sich Sorgen, weil er sich normalerweise nur so fühlte, wenn er sich an einem Ort des Verbrechens befand.
Als er die Augen wieder öffnete und ruhig durch den Raum wandern ließ, wusste er, was sein Unterbewusstsein ihm zeigen wollte. Die offene Terrassentür, welche einen Durchzug im Haus bildete. Wie eine Raubkatze schlich er zur Haustür. Sie war nicht offen, aber auch nicht ganz zu. Der Wind konnte hindurchkommen. Eine Gänsehaut kroch über seinen Nacken und sein gesamtes Rückgrat hinunter. Schnell wandte er sich zu Allans Schreibtisch um. Offener, halb bearbeiteter Papierkram stapelte sich darauf, ein nicht gänzlich ausgefülltes Dokument. Stirnrunzelnd trat Cedric näher heran. Es waren einige seiner Dokumente. Allan musste sie sich geschnappt haben, wahrscheinlich, um ihm ein wenig Arbeit abzunehmen.
Das Herz klopfte Cedric bis zum Halse, als er sich tiefer über den Schreibtisch beugte und seinen Bericht näher betrachtete.
Beinahe hätte er laut aufgelacht, doch alles, was seiner trockenen Kehle entkam, war ein verzweifeltes Krächzen.
Er musste zugeben, Allan war schon ein schlaues Köpfchen, ihm einen solchen Hinweis zu geben.

Nur du zählst...Where stories live. Discover now