Thirtyseventh

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Montag.
Der Tag war gekommen. Allan hatte in dieser Nacht vor Aufregung kaum ein Auge zu bekommen, und nun zählte er die letzten Sekunden hinab, bis sein Wecker klingeln würde. Im Morgenlicht starrte er an die Decke seines Zimmers, tippte nervös Rhythmen auf die schmerzende Stelle an seinem Unterbauch. Das Wochenende war ruhig verlaufen, nur Papierkram über Papierkram, einige Anrufe, Cedric hatte den Fahrraddieb geschnappt, doch mehr war nicht geschehen.
Bloß die Sorgen blieben konstant.

Der Wecker schrillte los, und Allan zuckte zusammen, obgleich er doch darauf gewartet hatte. Hastig schlug er auf sein Telefon ein, bis er die Off-Taste fand und das Klingeln aufhörte.
Dann stand er langsam auf und blinzelte erleichtert die nur sehr leichten schwarzen Flecken vor seinen Augen weg. Müde fuhr er sich durch die Haare, während er zu seinem Kleiderschrank lief und überlegte, was er anziehen sollte. Ratlos öffnete er die Türen. Was zog man zu einem Treffen mit dem besten Freund seines Freundes an? Hemd und Krawatte waren ihm zu ernst, seine Hoodies würden wahrscheinlich zu warm sein und ihn unsicher wirken lassen, in T-Shirts fühlte er sich unwohl...
Gott, reiß dich zusammen und nimm einfach etwas Ordentliches.
Ein plötzliches Klopfen an der Tür ließ sein Herz stolpern. Er vergaß, herein zu sagen und starrte die Tür einfach nur an. Schließlich öffnete sie sich, Cedric streckte den Kopf hinein und runzelte die Stirn, als er Allan so mit weit aufgerissenen Augen vor seinem Kleiderschrank stehen sah.
„Hey... ist alles in Ordnung?"
Allan brauchte einen Moment, bis er ratlos die Schultern zuckte. Er verzog zerknirscht das Gesicht.
Cedrics Augen huschten über seinen ganzen Körper. Er schmunzelte. Allan erinnerte sich daran, dass er kein Oberteil trug und schlang mit hochrotem Kopf die Arme um sich selbst, wandte den Blick ab.
Verdammte Angst.
„Du weißt nicht, was du anziehen sollst, richtig?"
Allan nickte langsam. Verlegen fuhr er sich durch die Haare.
Lächelnd trat Cedric ins Zimmer, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und wandte sich dann seinem Schrank zu. „Dann wollen wir doch mal sehen...", murmelte er.
Allan hob die Brauen und beobachtete, wie Cedric in seinen Klamotten wühlte. Cedric selbst trug ein schwarzes Polohemd und eine dunkelgraue verwaschene Jeans, dazu seine Arbeitsstiefel. Das Hemd lag geschmeidig an Cedrics kräftigem Oberkörper an, war aber etwas zerknittert und dieser Look wirkte ein wenig zerstreut, aber dennoch attraktiv genug, um Allan dazu zu bringen, ihn unbewusst anzustarren.
„Hier, bitte." Cedric reichte ihm dümmlich grinsend eine graue Jeans und ein schwarzes Hemd. Allan schrak zusammen und nahm verdattert die Sachen entgegen. „Ä-ähm... danke", stammelte er.
Cedric zwinkerte ihm schelmisch zu. „Immer doch, Al."
Allans Wangen begannen zu glühen. Er schaute hinunter zu den Klamotten in seinen Händen, hob eine Braue. „Partnerlook...? Ist das Absicht?"
Cedric kicherte. „Warum nicht?"
Allan schmunzelte und verdrehte die Augen. „Kindskopf."
„Du musst es ja nicht anziehen, aber es wäre lustig", erwiderte Cedric sanft. Vorsichtig griff er nach Allans Taille, zog ihn an sich, sodass nur noch die Klamotten in Allans Händen zwischen ihnen Platz hatten. Allan lief puterrot an. „Doch, klar. Ich zieh's an", sagte er schnell.
„Wusste ich's doch." Cedric beugte sich vor, um ihn zu küssen. Beinahe hätte Allan die Sachen fallen gelassen. Sein Herz raste wie wahnsinnig und machte ihn wieder schwindelig.
Cedric löste sich wieder von ihm. „Ich lasse dich dann mal allein. Wenn du mich suchst, ich bin unten und mache etwas zu essen."
„Sagtest du nicht, wir äßen bei Tony?", hakte Allan leise nach.
Cedric zuckte die Schultern. „Es ist elf Uhr, ich bin gerade erst aufgestanden und wir sind erst am Nachmittag bei Tony. Ich brauche jetzt was."
Allan lächelte in sich hinein. „Gut. Ich gehe lieber noch duschen."
Cedrics Mundwinkel zuckte. „Mach das", meinte er grinsend.
Allan boxte ihm gegen den Arm. „Idiot!"
Cedric lachte, küsste ihn auf die Wange und lief schnell Richtung Tür. „Bis gleich!"
Allan schnaubte. Cedric war noch genauso neckisch wie früher.
Aber genau das war ein Grund, warum er ihn so liebte.

~

Es war schon fast halb vier. Aufgeregt lief Cedric die Treppe hinunter und in die Küche. Allan kam gerade aus dem Garten, in dem Hemd und der Hose, welche er für ihn ausgesucht hatte, und wurde rot, als er ihn erblickte. Cedric grinste leicht.
Verlegen fuhr sich sein Freund durch die Haare. „Was ist denn?", nuschelte er leise.
Cedric lehnte sich lächelnd an den Türrahmen. „Du siehst gut aus, Süßer."
Prompt wurde Allan noch röter. „Danke", murmelte er schüchtern.
„Immer doch, Al." Lächelnd streckte Cedric eine Hand nach ihm aus. Allan lächelte ebenfalls leicht, kam auf ihn zu und ließ sich von ihm zu sich ziehen.
„Bist du nervös?", fragte er dann leise.
Allan zögerte. Er zuckte die Schultern, fuhr sich durch die dunklen, noch feuchten Haare. „Ich schätze, schon. Ziemlich. Um ehrlich zu sein, ich bin kurz vorm Durchdrehen." Er verzog gequält das Gesicht.
Besorgt zog Cedric die Brauen zusammen. „Wir können auch daheim bleiben, wenn du das Gefühl hast, dass es dir zu viel ist", bot er an.
Schnell schüttelte Allan den Kopf. „Nein, ich will das durchziehen", erwiderte er leise. „Ich habe keine Lust mehr, immer gegen meine Ängste zu verlieren. Es ist genug Zeit vergangen, in der ich mich nur von ihnen habe leiten lassen. Aber jetzt habe ich dich, und ich fühle mich sicherer. Und das ist es, was zählt."
Cedric grinste gerührt. „Ganz genau", wisperte er. Zärtlich küsste er Allan. „Aber wir gehen das mit den Ängsten langsam an. Schritt für Schritt, einverstanden? Nur nichts überstürzen."
Allan nickte eifrig. Dann schlang er die Arme um ihn und legte den Kopf auf seiner Schulter ab. „Danke, Cedric."
Cedric umarmte ihn fest und drückte ihm einen Kuss aufs Haar. „Das ist doch selbstverständlich, mein Lieber."
Einige Minuten lang genoss Cedric es, einfach nur so mit Allan in der Küche zu stehen und schloss dabei selig die Augen. Dann aber fiel ihm ein, dass sie noch mit Tony verabredet waren und schielte zur Küchenuhr. Viertel vor vier. So langsam mussten sie los.
„Du, Al", wisperte er sanft. „Wir sollten uns auf den Weg machen."
Allan grummelte. „Es ist aber grade so gemütlich."
Cedric grinste belustigt. „Ach ja? Ich dachte, du wirst dich nicht mehr rausreden."
Allan zwickte ihm in die Seite, was ihn zusammenzucken ließ. „Idiot."
Cedric lachte leise. Er drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Also, kommst du oder nicht?"
Allan fuhr sich nervös durch die Haare. „Dann lass uns gehen, bevor ich es mir anders überlege."

Nur du zählst...Where stories live. Discover now