Thirtyeighth

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Allan bereute es, nicht doch einfach einen verdammten Hoodie angezogen zu haben. Sonst hätte er sich nun einfach darin verstecken und die Kapuze tief in sein Gesicht ziehen können. Sogar in seiner Uniform hätte er sich wohler gefühlt, da sie ihm ein Gefühl von Sicherheit gab. Nun hatte er bloß die Hände in den Hosentaschen vergraben und sehnte sich danach, Cedric nahe zu sein, doch auf den belebten Straßen Josephina Hill's an einem Montagnachmittag mit einem anderen Mann Händchen zu halten erschien ihm als zu riskant. Er wollte keinesfalls Aufmerksamkeit auf sich ziehen oder sich homophobe Kommentare anhören müssen. Cedric verstand das natürlich und Allan wusste, dass es irgendwann besser sein würde, doch jetzt regte es ihn nicht gerade dazu an, seine Zweifel zu besiegen.
Er spürte, dass Cedric ihn anblickte. Der Blonde legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. „Hinten in Tonys Gegend ist es ruhiger", sagte er leise, lächelte ihn aufmunternd an. „Dort sieht es niemand, wenn ich deine Hand nehme."
„Bist du sicher?", hakte Allan zögerlich nach. Cedric nickte lächelnd. „Versprochen."
Allan erwiderte das Lächeln vorsichtig.
Sie gingen weiter, kamen irgendwann hinten bei den Farmen und Feldern des Dorfes an. Die Mittagssonne blitzte ihnen hinter einigen Wolken fröhlich entgegen, Vögel zwitscherten ruhig, irgendwo hörte man Kühe muhen.
Allan spürte, wie sich Finger um die seine schlangen, und blickte mit roten Wangen zu Cedric auf. Sein Freund lächelte ihn an und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Alles ist gut, Allan."
Allan nickte langsam. Er atmete tief durch.
Es würde schon nichts passieren.
Hoffe ich zumindest.

Cedric führte ihn zu einem dunkelrot gestrichenem Bauernhaus, welches von einem hüfthohen Zaun umrahmt wurde und an der Seite an eine Weide grenzte. Cedric zog ihn zum Tor, öffnete es und betrat das Grundstück. Allan spürte sein Herz immer schneller schlagen. Nervös rieb er über seine Brust. Immer wieder sah er sich um.
Ich schaff das nicht, ich schaff das nicht, ich schaff das nicht–
„Bist du bereit?"
Allan schreckte aus seinen dunklen Gedanken auf und fand sich vor einer weißen Tür mit dem Schild Hanks wieder, starrte es atemlos an. „I-I-ich..."
Zwei Hände legten sich um seine Taille, doch Allans Blick blieb hartnäckig an der Tür kleben, als Cedric ihn dicht an sich zog. Erst, als Cedric sein Kinn umfasste und zu sich drehte, starrte er ihn an.
„Wir können immer noch umdrehen, wenn du zu viel Angst hast", wisperte Cedric besorgt.
„Nein...", murmelte Allan atemlos. Im nächsten Moment fragte er sich, wie zum Teufel er das überleben sollte, doch dann war es schon zu spät, denn Cedric lächelte ihn sanft an und fegte dabei alle Sorgen weg.
Cedric klopfte an die Tür, und Allan zuckte leicht zusammen. Seine Finger krampften sich nervös um Cedrics Arme.
Cedric beugte sich vor, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken, und genau in diesem Moment wurde die Tür aufgerissen. Allan fuhr zusammen und starrte mit weit aufgerissenen Augen einen grinsenden, rothaarigen Hünen mit breiten Schultern an, der in einem roten Holzfällerhemd und sehr großen Stiefeln steckte. „Darf ich stören, Jungs?"
„Tony." Cedric warf ihm einen mahnenden Blick zu und schlang die Arme fester um Allan. Allan war unendlich froh darüber, denn er wusste nicht, wie lange ihn seine Beine noch tragen würden, nachdem ihm sichtlich das Herz in die Hose gerutscht war.
„Tschuldige, Mann", murmelte Tony schuldbewusst. Er blickte Allan lächelnd an und hielt ihm eine riesige Hand vor die Nase. „Hey, ich bin Tony. Ich war mit Cedric auf der Schule. Hab schon viel von dir gehört, Kumpel."
„I-ich bin Allan." Stammelnd schüttelte Allan Tonys Pranke. Seine Wangen glühten. Dieser Typ sah aus, als könne er ihn in der Luft zerreißen.
„Daddy! Kannst du mir helfen? Oh hallo Onkel Cedric. Hallo Mann, den ich nicht kenne."
Allan schrak zusammen und sah einen kleinen Jungen durch den Hausflur laufen und sich an Tonys Bein festklammern. Der Kleine blickte mit großen braunen Augen zu ihm auf.
„Allan, das ist mein Sohn Matthew", stellte Tony ihn mit großem Stolz in der Stimme vor. „Matty, das ist Allan."
„Bist du auch Sheriff?", hauchte Matthew ehrfurchtsvoll.
Allan lächelte breit. Dieser Junge war ja nur zu goldig. „Genau das bin ich."
„Wahnsinn", staunte Matthew. Er blickte begeistert zwischen ihm, Cedric und Tony hin und her. „Daddy, jetzt kann ich richtig bei meinen Freunden angeben!"
Tony lachte auf. „Das stimmt, Schätzchen." Er hob Matthew hoch und lächelte ihn verschmitzt ihn an. „Was meinst du, sollen wir Allan und Cedric reinlassen?"
Matthew nickte eifrig und strahlte die beiden an.
Tony nickte ihnen einladend zu. „Kommt rein, Jungs. Matty und ich haben schon gekocht, stimmt's, Kleiner?"
„Jaa, das wird toll!", tief Matthew den beiden Sheriffs zu. Tony drehte sich schon um und beförderte Matthew in einen weitläufigen Raum am Ende des Flurs, wahrscheinlich die Küche. Allan schaute ihnen stumm hinterher.
Dann spürte er eine Hand in seinem Kreuz und blickte zu Cedric auf. Jener lächelte ihn aufmunternd an, drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Komm schon, du schaffst das", wisperte er.
Allan nickte wie betäubt. Dann ließ er sich von Cedric sanft ins Haus schieben.
Wenn ich das nur überlebe...

Nur du zählst...Where stories live. Discover now