Fourtynine

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Dunkelheit.
Schwärze wie im Bilderbuch.
Ein kalter, muffiger Geruch, der sich in seine Atemwege drängte.
Dröhnen im Kopf, als würde jemand mit einem Hammer gegen einen Topf schlagen, den man ihm übergezogen hatte.
Ächzend versuchte Allan, den Kopf anzuheben, scheiterte jedoch kläglich. Er blinzelte die tanzenden schwarzen Flecken vor seinen Augen weg, doch auch das tat nichts gegen die Blindheit, geschweige denn gegen die unerträglichen Kopfschmerzen. Verzweifelt rollte er die Augen umher, und dachte nach.
Etwas war passiert.
Doch was?
Er erinnerte sich an die Worte, welche ihm sein ehemaliger Chef und damaliger Ausbilder vor Jahren gesagt hatte: „Wenn du aufwachst und nichts siehst außer die Schatten der Bewusstlosigkeit dann frage dich genau diese drei Sachen; Wo war ich das letzte Mal? Was habe ich gemacht? Und wer hat mich in diese Misere geritten?"
Angestrengt verzog er das Gesicht und drängte die Kopfschmerzen aus dem Weg, um Platz für seine Gedanken zu machen. Das letzte mal war er... im Büro gewesen? Ja, genau, er hatte am Schreibtisch gesessen und an Cedrics Unterlagen gearbeitet, um ihm die Arbeit abzunehmen. Er war früher wach gewesen, nachdem es ihm in der Nacht zuvor so schlecht gegangen war. Er hatte sogar Kaffee gekocht, wenn er sich recht erinnerte.
Die ersten zwei Fragen waren also beantwortet. Doch die Dritte legten ihm schwere Steine in den Weg. Er wusste nicht mehr als das, alles nach der Arbeit hatte sich von selbst aus seinem Gedächtnis gelöscht.
Es brachte nicht viel, sich weiter darüber den Kopf zu zerbrechen. Erstmal galt, sich in eine angenehmere Position zu begeben und bestmöglich die Umgebung abzuchecken. Doch Allan war so schwach, dass ihm schon bei dem Gedanken daran, sich zu bewegen, schlecht wurde. Prüfend legte er eine Hand an die Brust, zählte die Schläge. Sein Puls war etwas langsam, doch noch nicht besorgniserregend. Er atmete tief ein und aus, zwei mal, dann erneut.
Seine Hände tasteten über seinen Oberkörper, suchten nach etwaigen Verletzungen. Sein Brustkasten war empfindlich und schmerzte leicht, wahrscheinlich einige blaue Flecke, doch  mit Sicherheit nichts, was ihn umbrachte. Ebenso seine Arme, doch am rechten Knie schmerzte es wirklich stark. Wahrscheinlich hatte er das Gelenk verdreht oder so. Nicht gut, das würde ihm seine Flucht deutlich erschweren. Falls er überhaupt dazu in der Lage wäre, zu flüchten. Momentan schien es ihm problematisch, einen Fluchtversuch zu starten. Nicht einmal seine Ausrüstung, welche er angelegt hatte, besaß er noch. Zumindest das Walkie Talkie hätten sie ihm doch lassen können, oder nicht?
Ein Seufzen entfuhr ihm. Wie hatte ihm das nur passieren können? Und vor allem, warum?
Warum lebte er nicht ein einfaches, normales Leben zusammen mit seinem Freund?
Plötzlich durchfuhr es ihn wie ein Blitz. Scheiße, was wenn Cedric ebenfalls etwas passiert war?
Mit aller Kraft, die er noch besaß, stemmte er sich auf die Unterarme und kämpfte gegen den aufkommenden Schwindel an. „Cedric?", rief er  heiser in die Dunkelheit hinein, dann lauter, und lauschte. „Cedric! Bist du hier?"
Nichts. Nichts als Stille.
Ächzend und hoffnungslos wollte er sich wieder zurück auf den kalten Boden sinken lassen, doch dann ertönten von irgendwo her Schritte. Gebannt wartete er, seine Augen rollten hektisch in alle Richtungen, und er hielt den Atem an.
Plötzlich quietschten irgendwo Scharniere, dann eine Türklinke, und mit einem ohrenbetäubenden Knallen flog eine schwere Metalltür auf und gegen die nächste Wand, wirbelte dabei eine Menge Staub auf, dass sogar Allan zehn Meter weiter noch husten musste.
„Na, auch mal wach, kleiner Großstadtcop?"
Allans her setzte einen Schlag aus, und er starrte wie gelähmt zu der spärlich erleuchteten Türöffnung und der wuchtig gebauten Gestalt, welche darin stand.
Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Was hatte Cedric ihm noch gesagt, er sollte bloß vorsichtig sein?
Immerhin. Zumindest hatte sich die dritte Frage nun von selbst geklärt.

Nur du zählst...Where stories live. Discover now