Epilog

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Ein halbes Jahr später hatte auch Rosa sie verlassen.
Der Abschied fiel allen schwer. Cedric weinte lange. Doch er hielt sich tapfer. Auch Allan und Tony waren unendlich traurig, denn Rosa war ihnen allen so sehr ans Herz gewachsen. Auch Tonys Kinder waren sehr traurig um die Rolle der Großmutter, die Rosa für sie übernommen hatte.
Cedric hielt eine wundervolle Rede auf Rosas Beerdigung.
„Sie war immer eine starke, unabhängige, humorvolle Frau gewesen, zu der man einfach aufschauen musste. Besonders, wenn man ihren Backkünsten verfallen war." An der Stelle blickte er einige der Gäste, auf die das besonders zutraf, bedeutend an, und leises Lachen erhob sich unter den Trauernden.
„Grams war immer mein größtes Vorbild gewesen. Sie brachte mir bei, ein guter Mensch zu sein, von ihr habe ich meinen Sinn für die Gerechtigkeit. Sie brachte mir bei, dass Liebe für alle ist."
An der Stelle lächelte er Allan an, als hätte er nur Augen für ihn. Allan wurde rot, doch er musste ebenfalls lächeln. Waren sie nicht gerade noch bei einer Beisetzung gewesen?
„Ich danke Grams für alles, das sie für mich getan hat, für uns, für das starke Wesen, das sie war. Für all die Jahre, die sie mit uns verbracht hat. Ich bin froh, dass sie bis jetzt unter uns weilte und uns zeigte, was Herzlichkeit ausmacht."

Am Tag nach der Beerdigung klopfte plötzlich Paulus Mercier, der Bürgermeister des Dorfes, an die Tür des Sheriff Hauses.
Es hatte sich viel hier verändert. Allan hatte noch einige mittelmäßige, aber bleibende Schäden mit sich getragen, und auch, wenn er nun halbwegs gesund war, würde er nicht mehr arbeiten können. Cedric blieb Sheriff des Dorfes, doch nun war seine Aushilfe Roland Wheatley. Der junge Mann saß zurzeit noch ambulant im Rollstuhl, bis seine Beinverletzungen vollständig verheilt waren, doch er war unglaublich fleißig, intelligent und ein angenehmer Kollege.
Als Allan Mercier hereinließ, bat er die Männer alle zusammen zur Küche an den Esstisch, um ihnen etwas zu erzählen. Er trug eine große Mappe unter dem Arm, welche ihnen offenbarte, was wirklich der Grund für all die Gräueltaten aus dem letzten Jahr gewesen war. Green hatte endlich ein Geständnis abgegeben.

Wie sich herausstellte, hatte Green zu jener Zeit im selben Dorf gelebt wie Allan Cedric. Spencer war damals schon mit ihm befreundet gewesen; oder eher hatte er den damals ebenso jungen Mann ständig für seine kriminellen Zwecke ausgenutzt.
Spencer hatte die Idee gehabt, ein Haus anzuzünden. Er zwang Green dazu, ihn zu begleiten, obwohl dieser gerade eine Ausbildung zum Polizeibeamten anstrebte. Nachdem sie geflüchtet waren, erpresste Spencer ihn, denn er trichterte Green ein, einen eindeutigen Hinweis auf seine Anwesenheit zum Zeitpunkt des Brandes hinterlassen zu haben, den er nur kurz als Augenzeuge anmerken müsste, wenn Green nicht dichthielt.
Green war verängstigt genug gewesen, um aus seinem Heimatdorf zu fliehen und umzuziehen. Doch da Spencer ihn noch immer unterdrückte, landete er in Josephina Hill, wo er seine Karriere als Beamter fortsetzte. Leider zog Spencer ihn nach einiger Zeit wieder in mehrere Straftaten rein, die er decken sollte; eine davon war der Fall Eliza Ross.
Green behauptete bis heute, keine Ahnung vom genauen Standort der Burgruine gehabt zu haben, wo Spencer das Mädchen umgebracht hatte. Deshalb hätte er sich wohl auch keine Mühe gegeben, Spencer endgültig hinter Gittern gebracht zu haben. Doch nun schien er zu bereuen, es nicht getan zu haben, denn letztendlich hatte er nicht gewonnen. Weder Spencer, noch Green selbst. Sie hatten mehr verloren, als auf dem Spiel stand.

Allan hielt Cedrics Hand fest, als sie zuhörten. Er hatte längst jegliche emotionale Verbindung zu diesen Geschehnissen überwunden, und daher akzeptierte er die Fakten einfach. Es half ihm, Cedric zu trösten und zu beruhigen, denn jener war noch immer unglaublich frustriert.
Mercier überließ dem Paar die Akte und verabschiedete sich anschließend. Auch Roland gab ihnen etwas Zeit für sich, die sie entschieden, im Garten zu verbringen.

Für einen Nachmittag im Winter war es noch erstaunlich sonnig, aber dennoch ziemlich kühl. Allan schüttelte eine handgestrickte Decke von Rosa aus, und legte sie über Cedrics und seine Beine, als sie sich in der Hollywood Schaukel niederließen.
Sie verschränkten die Hände miteinander, und Allan gab seinem Freund einen Kuss auf die Wange. „Wir haben endlich Antworten", murmelte er, „darauf hast du doch so lange gewartet, oder nicht?"
Cedric seufzte tief. „Ja. Aber irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass es mir dadurch besser gehen wird. Allerdings ist das nicht der Fall. Ich hätte es besser wissen müssen. Schließlich wurde ich doch genau darauf ausgebildet."
„Hoffnung ist menschlich." Sanft strich Allan über Cedrics Haar. „Ich hatte auch gehofft, dass eine Erklärung es besser machen würde. Aber die hätte es niemals wieder gut gemacht. Es ist geschehen, Spencer wird niemandem mehr etwas antun können, und ich glaube, wir können endlich damit abschließen."
„Ich frage mich, warum er immer meine Liebsten auf dem Gewissen hatte", hauchte Cedric abwesend.
Allan wusste es auch nicht. „Ich denke, es war Zufall. Wir sind schließlich nach ihm nach Josephina Hill gekommen, nicht anders herum. Wahrscheinlich hatte er Spaß daran, dasselbe Opfer wie damals erneut foltern zu können."
Cedric brummte zerknirscht. Doch dann seufzte auch er. „Du hast recht, wir müssen damit abschließen. Spencer ist tot, Green und Nolan sind hinter Gittern, und die Fälle sind endgültig geklärt." Er schluckte hart und sah mit schimmrigen Augen zu ihm auf. „Aber Grams ist fort, und du trägst für immer gesundheitliche Schäden mit dir. Wie soll ich mir das verzeihen? Ich habe dir versprochen, dich immer zu beschützen, aber—"
„Stopp", sanft nahm Allan Cedrics Gesicht in seine Hände, „du hast mich immer so gut es ging beschützt, Cedric. Du bist der Grund, weshalb ich noch am Leben bin. Du wirst für immer der wichtigste Mensch meines Lebens sein, und für dich würde ich jede Art von Folter noch einmal durchgehen."
Cedric schloss die Augen, doch die Tränen liefen automatisch. Er fasste nach Allans Hand, beugte sich vor und küsste ihn einfach.
„Danke", wisperte Cedric, als er sich widerwillig von ihm löste und lehnte die Stirn gegen seine.
„Wofür?", fragte Allan leicht lächelnd.
Cedric knuffte ihn. „Dass du noch immer da bist, trotz allem. Ohne dich würde ich nicht leben wollen."
„Du wirst mich ohnehin nicht mehr los", grinste Allan, wodurch er sich ein gespielt genervtes Augenrollen einfing. Dann küssten sie sich erneut und sahen einander in die Augen.
„Müssen wir eigentlich irgendwann heiraten?", fragte Cedric schließlich rau. Sein warmer Atem streichelte über Allans Wange, und er spürte, wie er langsam rot wurde.
„Müssen nicht, aber wir könnten", nuschelte er.
Eine Mischung aus Trauer und Freude huschte über Cedrics Gesicht, die Allan nicht ganz deuten konnte. Cedric schob eine Hand in seine Jackentasche und nahm ein kleines, samtschwarzes Säckchen heraus.
„Grams und ich hatten eigentlich den perfekten Plan", begann Cedric leise und fummelte an dem Knoten der Bändel herum, „sie wäre so gern dabei gewesen, aber jetzt wird sie nur noch von oben herabschauen können, wenn ich dich frage, ob du für immer an meiner Seite bleiben willst."
Schockiert riss Allan die Augen auf. „Du– was?"
Cedric stand auf und ging auf ein Knie herunter, auf der kalten Erde. Er nahm Allans Hand fest in die seine und schaute ihn zittrig lächelnd an. „Allan Dearing, willst du mich heiraten?"
Allan klappte die Kinnlade herunter. Dann schossen ihm Tränen in die Augen. Stürmisch zog er Cedric wieder auf die Beine und zog ihn in eine Umarmung.
„Ja, verdammt, ja ich will", beachte er hinter zwei emotionalen Schluchzern hervor.
Cedric gluckste, strich ihm übers Haar und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Allan hob den Kopf, um sich noch einen Kuss zu stehlen.
Zärtlich wischte Cedric ihm die Tränen von den Wangen und nahm das kleine Säckchen wieder zur Hand. Heraus fielen zwei silberne Ringe, die Allan auffing.
„Das waren die Ringe meiner Eltern", erklärte Cedric verlegen, „ich– ich dachte, vielleicht könnten wir sie einfach weiter gebrauchen..."
„Ja, ja, natürlich. Wir halten sie in Ehren", sagte Allan rasch und lächelte breit. Er sah Cedric die Erleichterung an und gab ihm zur Bestätigung noch einen Kuss.
Beide Ringe waren recht schlicht gehalten, mit derselben Gravierung im Inneren.
Nur du zählst...







THE END

Wir haben's geschafft.
„Nur du zählst..." ist nun nach.. uff, fast 2 1/2 Jahren fertig. Am Anfang der Story merkt ihr bestimmt, dass mein Stil damals noch anders und weniger erfahren war. Ob ich das nochmal überarbeiten werde oder nicht, sehen wir dann.
Das Buch an sich hat zum Ende hin auch für mich überraschenderweise große Wendungen gemacht. Wer mich persönlich kennt, weiß, dass ich nie richtig durchplane, was ich schreibe. Ich schreibe nach Gefühl und Eingebung. Meine Geschichte entwickelt sich dann, wenn sie entsteht, und so mag ich es am meisten. Denn für mich macht es die Charaktere einfach lebendiger.
Obwohl ich eigentlich der Typ „ACAB-Punk-fuck-the-System" bin, habe ich ein Buch über Sheriffs und Bullen geschrieben, denn ehrlich gesagt hat mich Kriminologie einfach schon immer sehr interessiert. Auch wenn ich kein Experte darin bin. Und da ich eben 💅gae™️ bin, ist da halt diese Story draus entstanden.
Außerdem zeigt sich ja hier, wie korrupt und unmenschlich Polizisten auch sein können, obwohl sie ja dafür da sein sollten, Gerechtigkeit zu wahren. Eigentlich wollte ich auch noch einen größeren Einblick in internalisierte Homophobie unter Beamten zeigen, aber ich glaub, wir haben da genug Trauma hinter uns.

Nun denn, ich hoffe, euch hat die Story gefallen. Da Allan und Cedric ihr Happy End nun halbwegs gefunden haben, wird es natürlich auch noch andere Werke auf meinem Profil geben, in die ihr gern reinlesen könnt!
Ich danke für alle Kommis, Reads und votes und hoffe, dass ihr zufrieden mit dem Ende seid, denn ich denke, ich bin es.

Stay gay🏳️‍🌈✌️
Euer Knighttdreamer❤️‍🔥

Nur du zählst...Where stories live. Discover now