Thirtyfifth

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Todmüde schleppte Allan sich die Treppe ins Erdgeschoss hinunter und rieb sich die Augen. Die Nacht war lang gewesen, doch Cedric war nicht von seiner Seite gewichen und hatte ihn immer wieder daran erinnert, dass er nun sicher war, dass er ihn immer beschützen würde. Und irgendwie fühlte es sich an, als sei ein Teil von ihm geheilt worden, als er endlich alles erzählt hatte, obgleich all seine Narben geblieben waren, innen wie auch außen.

Aus der Küche drang der wundervolle Duft von Pancakes, und er folgte ihm mit knurrendem Magen. An der angelehnten Tür angekommen merkte er allerdings, dass Cedric leise redete; wahrscheinlich telefonierte er gerade. Vorsichtig schob Allan die Tür auf und blickte neugierig in die mit Sonnenlicht durchflutete Küche. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er kaum hörbar in den Raum tapste.
Cedric lehnte mit dem Rücken zu ihm in der Terrassentür und sprach leise in sein Telefon. „...keine Sorgen machen, ihm geht's besser. Wir haben lange geredet. Ich bin froh, dass er mir vertraut. Ich wüsste sonst nicht, wie es weitergehen sollte. Alles, was ich will ist, dass es ihm gut geht. Und ich muss für ihn da sein, verstehst du? ...ich weiß. Aber für ihn würde ich ewig darauf warten, wenn das bedeutet, dass ich solange bei ihm wäre. ...ja. Er macht mich wirklich glücklich. Danke, Tony."

Allans Herzschlag hatte sich vor Aufregung so sehr beschleunigt, dass es mittlerweile schmerzte, und gleichzeitig waren ihm vor Rührung Tränen in die Augen gestiegen. Er trat zaghaft an Cedric heran und legte die Hand auf sein Kreuz.
Cedric schnappte erschrocken nach Luft und drehte sich herum. „Allan! Oh Gott hast du mich erschreckt!" Er lachte auf, beugte sich für einen Kuss zu ihm herunter. „Guten Morgen, übrigens", grinste er dann.
„Guten Morgen", murmelte auch Allan und lächelte ihn mit geröteten Wangen an. Er schlang die Arme um Cedric und legte den Kopf auf dessen Schulter ab. Cedric drückte ihm liebevoll einen Kuss auf den Scheitel und legte seinen freien Arm um seine Taille.
„Ja... natürlich", grinste er ins Telefon, und Allan schielte neugierig zu ihm hinauf. Cedric blickte ihn mit blitzenden Augen an. „Du, Al, wäre es für dich okay, wenn wir am Montag bei Tony vorbeischauen, damit ihr beiden euch kennenlernen könnt?"
Allans Herz machte einen Sprung. Wenn er zusagte, blieben ihm noch zwei Tage, um sich auf diese Begegnung mit Tony vorzubereiten. Zwei Tage, in denen er sich selbst klarmachen musste, dass es keinen Grund gab, in Panik zu verfallen.
So anstrengend das auch für ihn werden würde, Cedric war es ihm wert. Er wusste, dass Cedric sich freuen würde, weil er ihn liebte, und Tony war laut ihm ein netter Typ.
Also was hatte er zu verlieren?
Er holte tief Luft und streckte instinktiv den Rücken durch. Dennoch zitterte seine Stimme leicht, als er Cedric fest ansah. „Ja. Ich... ich glaube, ich schaffe das."
Cedric strahlte ihn überglücklich an. Er küsste ihn zärtlich, und Allans Haut wurde ganz heiß. „Danke, Süßer", wisperte Cedric schließlich und brachte seine Wangen zum Glühen. Allan lächelte ihn verlegen an.
Cedric verabschiedete sich von Tony und steckte das Handy weg. Dann zog er Allan so dicht an sich, dass kein Blatt Papier mehr zwischen sie gepasst hätte, und blickte ihm lächelnd in die Augen. „Ich freue mich wirklich, dass du ihn für mich kennenlernen willst", sagte er leise. „Ich weiß, dass es schwer für dich ist und du weißt, dass du nicht musst. Und wenn es dir bis dahin wieder schlechter gehen sollte, verschieben wir das Treffen einfach."
„Ich schaffe das schon", winkte Allan leise ab. Er grinste ihn wacklig an.
Hoffe ich zumindest.

Cedric strich ihm liebevoll eine Haarsträhne aus der Stirn. „Ich bin ja dabei, Süßer. Tony freut sich ebenfalls, dich zu treffen, und sein Sohn Matthew ist ein großer Fan von Cops. Er wird dich lieben."
Allan lachte leise auf. Er mochte Kinder und die Aussicht auf einen kleinen Fan freute ihn ziemlich. „Du weißt, wie du mich rumkriegst."
Cedric grinste schelmisch und hob eine Braue. „Aha?"
Allan lief puterrot an und boxte ihm in die Rippen. „Arsch!"
Cedric lachte bloß und küsste ihn zärtlich. Allans Herz raste wie wahnsinnig. Er schlang die Arme um Cedrics Hals, erwiderte den Kuss. Cedrics Hand grub sich leicht in sein dunkles Haar, er drehte ihre Position so herum, dass Allan an der Wand lehnte. Cedric stützte die Hand neben Allans Kopf ab. Kurz hielten die beiden inne, Nasenspitze an Nasenspitze, und sahen sich bloß in die Augen.
Eine kühle Brise strich über ihre geröteten Wangen, ein Sonnenstrahl folgte ihr und ließ Cedrics Augen aufleuchten. Allan verlor sich sofort in diesem wunderschönen, hellen Meerblau, und er fragte sich, wie es wohl wäre, wenn sie zusammen Urlaub am Meer machen würden. Salzluft, rote Sonnenuntergänge, Spaziergänge am Strand...
Er grinste.
Was ein Kitsch.
Aber das war ihm egal, solange er mit Cedric zusammen sein konnte.

Cedric schmunzelte. Er hob belustigt eine Augenbraue. „Was grinst du denn so?"
Allan konnte ein Auflachen nicht unterdrücken. „Machen wir irgendwann Urlaub am Strand?"
Cedric lachte ebenfalls. „Gerne, aber wie kommst du jetzt darauf?"
„Ist ein Geheimnis", erwiderte Allan neckisch und grinste ihn an.
Cedric hob die Brauen und näherte sich ihm weiter, sodass seine Lippen die Allan's streiften, als er sprach, und jagte ihm dabei eine Gänsehaut über die Glieder. „Bist du sicher, dass du es mir nicht verraten willst?"
„Ja", hauchte Allan atemlos. Gott, dieser Mann machte ihn verrückt.

Gerade, als sie sich abermals küssen wollten, schreckte die beiden das schrille Klingeln eines der Telefone im Büro auf. Cedric verzog entnervt das Gesicht. „Das darf doch wohl nicht wahr sein", knurrte er.
Allan lachte leise auf. „Ich glaube, das war deines", meinte er.
Cedric verdrehte schmunzelnd die Augen. „Gut, ich verschwinde ja schon." Er blickte Allan streng an. „Hau bloß nicht ab, während ich weg bin."
Allan grinste. „Niemals."
„Perfekt." Cedric hauchte ihm noch einen Kuss auf die Lippen, dann wandte er sich ab und lief aus der Küche. Allan blickte ihm hinterher. Dann beschloss er, endlich dem Knurren seines Magens nachzugehen und sich an den Tisch zu setzen. Hungrig frühstückte er einen großen Teller Pancakes, welche so fluffig waren, dass es sich anfühlte, als würde er auf Wolken kauen. Cedric war wirklich ein großartiger Koch.
Un dein noch besserer Freund.

Sobald er fertig war, räumte er den Tisch ab und krempelte sich die Ärmel hoch, um das Geschirr zu spülen. Verträumt summte er die Melodie von Country Roads vor sich hin.
Schließlich hörte er, wie sich Schritte näherten, und drehte sich zu Cedric um, welcher in die Küche marschierte. „Und?"
„Fahrraddiebstahl", antwortete Cedric. Er kam langsam auf ihn zu, legte von hinten die Arme um ihn und grinste. „Endlich mal ein normaler Vorfall. Dieser ganze Wahnsinn der letzten zwei Wochen war mir wirklich zu viel."
Allan lachte auf und fuhr sich durch die Haare. Dann fiel ihm auf, dass seine Hand noch nass war, und nun tropften seine Haare.
„Du Tollpatsch!", rief Cedric lachend und löste sich von ihm, um nach einem Geschirrtuch zu greifen.
„Musst du nicht zum Melder?", fragte Allan mit hochgezogener Braue.
„Das kann warten", erwiderte Cedric leise lächelnd. „Komm, dreh dich zu mir, Süßer."
Allan tat wie geheißen und ließ sich verlegen die Haare von Cedric trockenrubbeln. Er fühlte sich wie ein kleiner Junge, doch er fand die Geste süß. Schließlich ließ Cedric die Hände hinter Allans Kopf sinken und küsste ihn liebevoll.
„Mit zerwuschelten Haaren siehst du noch niedlicher aus als sonst." Cedric grinste ihn an.
„Idiot", grummelte Allan mit puterroten Wangen. Er reckte das Kinn. „Musst du nicht gehen?"
Cedric pikte ihm in den Bauch. „Du willst mich wirklich loswerden, hab ich recht?"
„Nein, wir hätten bloß schon vor einer halben Stunde mit der Arbeit anfangen müssen", entgegnete Allan schmunzelnd.
Cedric seufzte auf. „Hach, der vorbildliche Großstadtcop mal wieder." Grinsend zwinkerte er ihm zu. „Ist gut, ich gehe endlich. Wir sehen uns danach."
Allan nickte lächelnd. Er drückte Cedric noch einen Kuss auf die Wange, was jenen zum Lächeln brachte, bevor er die Küche schnellen Schrittes verließ. Allan grinste in sich hinein und begab sich wieder an die Arbeit.
So gut wie an diesem Morgen hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt.

Nur du zählst...Where stories live. Discover now