Der Dieb im Zug

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Hey Leute,

hier ist das nächste Kapitel. Es kommt ein kleiner Sichtwechsel vor ; )
Ich hoffe, es gefällt euch und ihr habt Spaß beim Lesen.

LG Juzo-chan

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Kapitel 26: Der Dieb im Zug

>Das kann doch nicht wahr sein! Wieso gerade jetzt?<, frage ich mich und beiße mir auf die Unterlippe. Immer wieder greife ich nach der Schnüre und versuche an ihr zu ziehen, aber sie bleibt an Ort und Stelle. Egal wie fest ich an ihr ziehe, es bringt nicht. Vermutlich würde ich sie eher zerreißen, als dass der Knoten sich löst.
>Wieso gerade jetzt? Jetzt wo ich Maylene nicht um Hilfe bitten kann.<, denke ich mir und lasse lautlos seufzend meine Hände sinken. Unzufrieden blicke ich mich selbst im Spiegel an. Mein Blick liegt kurz auf meinem Gesicht, dann aber geht er weiter nach unten und bleibt auf diesem dämlichen Korsett hängen. Ich habe diese Dinger schon immer gehasst und kann einfach nicht verstehen, wieso man die tragen soll. Ich meine, sie bringen nichts Gutes. Man kriegt fast keine Luft, kann sich kaum bewegen und wenn man sie zu stark schnurrt, dann schmerzen und scheuern sie auch noch. Aber Sebastian lässt da leider auch nicht mit sich reden. Seiner Meinung nach, gehört es sich einfach als Bedienstete des Hauses Phantomhive so, dass auch ich eines dieser Dinger trage. Maylene muss es anscheinend auch, auch wenn sie sich nie darüber beschwert.
>Muss ich ihn jetzt wirklich um Hilfe bitten?<, denke ich mir resigniert. Innerlich gehe noch einmal alle anderen Möglichkeiten durch. Allerdings dauert das überhaupt nicht lange, da mir einfach keine anderen Möglichkeiten einfallen. Ich seufze ein weiteres Mal lautlos auf, ehe ich den Vorhang beiseite schiebe. Mein Blick bleibt auf dem Butler hängen. Er sitzt noch immer dort am Bettende und liest in einem Bus. So wie er dort sitzt, könnte man denken, dass er ein ganz normaler Mann ist – weder der Butler des Earl Phantomhive, noch ein Teufel. Obwohl ich mir sicher bin, dass er mich bemerkt hat, sobald ich den Arm gehoben hatte, um den Vorrang zur Seite zu schieben, bewegt er sich nicht, er liest einfach seelenruhig weiter.
„Ich bräuchte deine Hilfe.", meine ich nur zu ihm. Man kann deutlich an meiner Stimme hören, dass es mir ganz und gar nicht gefällt. Aus den Augenwinkeln schaut er mich kurz an, wendet sich dann aber wieder seinem Buch.
„Eine junge Dame sollte sich einem Mann nicht in Unterwäsche zeigen.", meint Sebastian dann nur. In seiner Stimme klingt ein Hauch von Belustigung mit. Ich spüre, wie mir die Hitze in die Wangen steigt. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob vor Scham oder Empörung.
„Wir wissen beide, dass ich keine Dame bin. Also könntest du mir bitte helfen? Der Knoten löst sich nicht.", meine ich nur, nachdem ich die Arme vor der Brust verschränkt habe und schaue ihn abwartend an. Es dauert ein paar Sekunden, dann aber schlägt er sein Buch zu. Zu schnell, als dass ich es hätte sehen können, steht er plötzlich hinter mir. Durch seine schnelle Bewegung entsteht ein Zugwind, welcher mir eine Gänsehaut auf den Armen beschwert. Als er seine Fingerspitzen auf den dünnen Stoff des Korsetts legt, zucke ich leicht zusammen. Ich kann sein tiefes Kichern hören. Innerlich verfluche ich den dünnen Stoff des Korsetts und des Unterkleides, aber auch meine Empfindlichkeit gegenüber Kälte.
>Ist ja klar, dass es ihm Spaß macht Menschen zu ärgern.<, denke ich mir.
„Wie hast du es nur geschafft, solch einen Knoten zu binden?", fragt er und löst den Knoten, als wäre es eine einfache Schleife. Ich spüre, wie der Druck auf meinen Brustkorb langsam nachlässt und ich leichter atmen kann.
„Ist ohne Hilfe nun einmal nicht ganz so leicht.", meine ich nur. Im nächsten Moment spüre ich auch schon, wie das Korsett herunter rutsch und halte es mit meinen Armen an Ort und Stelle.
„Danke.", murmle ich noch und verschwinde wieder in der Umkleide. Dort wechsle ich schnell zu meinem Nachthemd und verlasse sie auch schon wieder. Natürlich sitzt Sebastian wieder dort und liest.
„Du solltest schlafen gehen. Morgen wird ein langer Tag.", meint Sebastian nur, ohne von seinem Buch aufzuschauen.
„Willst du nicht schlafen?", frage ich ihn, als ich mich auf das Bett setze. Erst jetzt fällt mir auf, dass dort nur ein Kissen liegt. Eine Decke kann ich ja noch verstehen, wenn es mir auch nicht gefällt mit diesem Teufel unter einer Decke zustecken. Aber nur ein Kissen ist doch etwas ungewöhnlich. Außerdem sitzt er komplett angekleidet mit seinem Buch in der Hand auf dem Bettende und wirkt nicht so, als würde er das bald ändern wollen.
„Wir Teufel müssen nicht schlafen.", sagt er, wie beiläufig: „Es kann durchaus etwas Genussvolles sein."
„Und was wirst du dann die Nacht machen, wenn du nicht schläfst?", frage ich mit leichter Neugier: „Lesen?"
„Nein, ich werde nachher einige Informationen beschaffen. Allerdings sollten alle im Zug anwesenden Personen dafür schlafen. Das erleichtert es doch ungemein, sich ungehindert zu bewegen.", erklärt Sebastian ohne von seinem Buch aufzuschauen.
„Es werden aber mit Sicherheit nicht alle Anwesenden schlafen. Die Fahrgäste vielleicht noch, aber das Personal sicherlich nicht.", äußere ich meine Bedenken, als ich unter die Bettdecke krieche.
„Das Personal wird tatsächlich nicht schlafen, zumindest nicht alle. Allerdings ist es leichter, nur einigen wenigen Menschen aus dem Weg zu gehen, als allen. Obwohl beides keine Schwierigkeiten darstellen sollte.", antwortet er wieder und schaut nun kurz von seinem Buch auf.
„Ja, ja. Ich weiß schon. Als Butler der Phantomhive solltest du zu solch einer Kleinigkeit schon in der Lage sein.", sage ich nur mit leicht frechem Grinsen. Tatsächlich kann ich ein kurzes Funkeln in den Augen des Butlers erkennen. Es ist aber ein drohendes oder gefährliches Funkeln, sondern ein amüsiertes.
„In der Tat.", kommt seine Antwort. Auch wenn ich nur die obere Hälfte seines Gesichtes sehen kann, bin ich mir sicher aus seiner Stimme ein Lächeln heraushören zu können.

SchattendiebWhere stories live. Discover now