Der Dieb am Abend

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So Leute,

hier ist nun auch das zweite Kapitel für heute.
Ich hoffe, dass ich euch hier und da ein Lächeln bescheren kann und euch das Kapitel gefällt.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

LG Juzo-chan

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Kapitel 49: Der Dieb am Abend

Alles in mir ist bereit dazu, Abstand zu dieser Person zu gewinnen und dann schnell zu flüchten. Als ich dann aber das bekannte und hohe Kichern dicht an meinem Ohr hören kann, läuft mir ein Schauer über den Rücken und gleichzeitig entspanne ich mich auch wieder.
„Du hast dich also dazu entschieden dir anzuhören, was ich zu sagen habe.", kommt es vom weißhaarigen Bestatter, als er mir leicht in die Wange pickt. Ich nicke leicht als Antwort. Wieder ist das Kichern des Bestatters zu hören.
„Allerdings habe ich nicht sonderlich viel Zeit.", bemerke ich an, ehe er noch etwas sagen kann. Einen Moment schaut er mich stumm an.
„Dann sollten wir uns wohl nicht zu viel Zeit lassen.", kommt es nur vom Bestatter. Kurz darauf dreht dieser sich auch schon um und geht in Richtung einer Tür, die weiter in das Haus hineinführt. Ich bleibe einen Moment an Ort und Stelle stehen und schaue dem Undertaker unschlüssig hinterher. Als er aber eine auffordernde Bewegung mit seiner Hand macht, folge ich ihm schnell.
Zu meinem Erstaunen sieht es hinter der Tür ganz anders aus als in dem Verkaufsraum des Bestatters. Hier sind weder Särge, noch Spinnennetze zu sehen. Ehrlich gesagt überrascht es mich doch ziemlich, wie anders es hier im Vergleich zum Verkaufsraum aussieht. Es ist zwar nur ein schmaler Flur, durch welchen wir nun gehen, aber auf dem Boden liegt ein langer Teppich und an der Wand hängen sogar zwei Bilder. Alles ist zwar in dunklen Farben gehalten, aber es ist durchaus stilvoll gestaltet.
Im folgenden Zimmer – eine Art Wohnzimmer – sticht mir eine Vase mit Blumen direkt ins Auge. Es sind weiße Lilien, die auf einem niedrigen Tisch mittig im Raum stehen. Dieser Tisch wurde aus schwarzem Holt gefertigt. Neben dem Tisch steht ein Sofa und ein dazu passender Sessel, beides in einem dunklen Grauton mit schwarzem Holz. An einer Wand befindet sich zwei Fenster mit Gardinen davor – natürlich auch schwarz. An einer anderen Wand steht eine große Vitrine aus dem gleichen Holz, wie der Tisch, und daneben gleich ein hohes Bücherregal voll mit Büchern. Dann gibt es in diesem Zimmer noch einen Kamin mit Bildern auf dem Sims. Diese aber sind zu weit weg, als dass ich sie erkennen könnte. Auf eine einladende Geste seitens Undertakers lasse ich mich auf dem Sofa nieder, während er sich auf den Sessel niederlässt. Überrascht schaue ich auf die Tasse Tee, die plötzlich vor mir steht. Es ist tatsächlich eine echte Tasse und kein Kolben. Noch dazu habe ich nicht bemerkt, wie er Tee geholt hat. Zweifelnd schaue ich die Tasse an und bin mir nicht ganzer sicher, was ich von alledem hier halten soll. Dann aber besinne ich mich eines Besseren und schaue Undertaker abwartend an.
„Also...", beginne ich lang gedehnt: „Du sagtest, dass du etwas über mich weißt." Kurz ist es still zwischen uns, dann kichert der Bestatter wieder und lehnt sich in dem Sessel zurück.
„Ganz recht.", kommt es dann schließlich Undertaker: „Ich werde es kurzfassen." Irgendetwas an seiner Aussage gefällt mir nicht so ganz, aber ich kann noch nicht sagen, was es ist. Immerhin hat er nichts Ungewöhnliches gesagt.
„Mir ist neulich das Gerücht zu Ohren gekommen, dass eine gewisse deutsche Organisation alle möglichen Informationen von ihren Mitgliedern akribisch gesammelt hat, um diese Informationen, falls nötig gegen ihre Mitglieder verwenden zu können."
>Was?<, frage ich mich, richte mich etwas auf und schaue den Bestatter überrascht an.
„Diese Informationen sollen sich noch immer in einem geheimen Raum hinter dem Büro des vor einiger Zeit verstorbenen Anführers befinden.", redet der Bestatter weiter. Meine Überraschung wird mit jedem Wort größer.
>Das wäre die Möglichkeit.<, denke ich mir und würde am liebsten sofort zu diesem Ort zurück. Aber so einfach ist es leider nicht. Nur weil der Boss nicht mehr am Leben ist, heißt es noch lange nicht, dass es diese Organisation nicht mehr gibt. Das zeigt der Eindringling vor einigen Wochen nur zu deutlich. Es gibt diese Organisation noch immer und sie sind noch immer nicht sonderlich gut auf Verräter zu sprechen. Allerdings – jetzt wo ich noch einmal darüber nachdenke – ist es doch verwunderlich, dass niemand sonst seit dem aufgetaucht ist.
>Vielleicht planen sie ja auch etwas oder einer der anderen hat etwas bemerkt. Am besten frage ich einfach mal nach.<, überlege ich.
„Woher hast du diese Informationen?", frage ich dennoch misstrauisch nach. Ich will Undertaker nichts unterstellen, aber wer weiß, was die Organisation plant. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie eine Falle austüfteln, um einen Verräter zu verwischen.
„Nun...", beginnt nun der Bestatter gedehnt: „Ich habe gewisse Beziehungen zu der Unterwelt. Dort kursieren so einige Informationen."
„Und wie bist du an gerade diese Information gelangt?", hake ich weiter nach. Immerhin kann es ja auch eine Falle der Organisation sein, da diese mit Sicherheit auch wissen, wer in welcher Verbindung zu dem Earl steht.
„Sagen wir einfach, ein Vögel hat es mir gezwitschert.", antwortet der Bestatter kichernd: „Aber sei unbesorgt, dieser Informant ist vertrauensvoll und hat weder mich noch den jungen Earl bisher enttäuscht." Verstehend nicke ich, immerhin habe ich keinen Grund Undertaker zu misstrauen. Der Earl und auch Sebastian scheinen ihn ja immerhin auch zu vertrauen.
„Und du bist dir sicher, dass dort auch eine Akte über mich zu finden ist?", frage ich vorsichtig nach. Bestätigend nickt der Bestatter.
„Wie voll soll diese Akte sein? Ich war immerhin einige Jahre bei der Organisation und habe absolut keine Erinnerungen an mein Leben davor.", frage ich weiter nach.
„Das...", beginnt der Weißhaarige, macht dann aber eine kurze Pause: „Konnte mein Informant mir bedauerlicherweise nicht verraten. Aber es scheint so, dass die Organisation dabei ist ein neues Hauptquartier einzurichten. Du solltest dich also beeilen, ehe sie alle Akten an einen anderen Ort gebracht haben, in dem du dich nicht auskennst." Verstehend nicke ich wieder, immerhin ist das eine berechtigte Anmerkung. Daran sollte ich wirklich denken.
„Danke, das werde ich bedenken.", antworte ich schließlich und werfe einen Blick auf die Uhr. Zu meinem Erstaunen ist die halbe Stunde beinahe um und ich muss mich langsam wieder auf den Rückweg machen.
„Ich mache mich jetzt wohl auch besser auf den Weg.", sage ich und stehe von dem Sofa wieder auf. Es ist tatsächlich ziemlich bequem.
„Dann lass mich dir noch zwei Ratschläge geben.", kommt es kichernd von Undertaker. Misstrauisch schaue ich ihn an. Er sagte, dass die Informationen zu meiner Person umsonst wären, von Ratschlägen hat er dabei nichts gesagt. Beschwichtigend hebt er die Hände, als er weiterhin breit grinst.
„Ratschläge gibt es stets auf Kosten des Hauses.", sagt er nur: „Solltest dir jemals jemand etwas zum Ursprung von Hexenkräften erzählen wollen, dann verlange auch nach der zweiten Möglichkeit." Überrascht schaue ich ihn an.
>Wie kommt er jetzt darauf? Und was meint er damit?<, frage ich mich und schaue ihn abwartend an.
„Und bedenke stets, dass die Seele eines Menschen etwas sehr Kostbares ist. Sie ist ebenso belastbar, wie auch zerbrechlich.", fügt er dann noch hinzu und lehnt sich mit seiner Tasse Tee in der Hand zurück. Selbst wenn ich ihn dazu fragen würde, was er meint, würde ich wohl keine Antwort mehr von ihm bekommen.
„Ich werde daran denken.", meine ich nur, ehe ich gehen möchte. Da halte ich aber noch einmal inne.
„Eine Frage habe ich aber noch.", beginne ich und wende mich noch einmal an den Bestatter. Dieser erwidert meinen Blick nur leicht verwundert.
„Keine Informationen ohne Bezahlung.", kommt es dann grinsend und mit dem Finger tadelnd.
„Keine Sorge.", meine ich nur: „Ich möchte nur wissen, ob ich ein Portal hier drinnen öffnen darf oder dafür lieber in die Gasse neben deinem Haus gehen soll." Kurz schaut der Weißhaarige mich schweigend an, dann beginnt er zu lachen.
„Als würde ich eine junge Dame hinaus in die dunkle Nacht schicken.", kommt es kichernd von Undertaker, als er sich wieder einigermaßen beruhigt hat. Ein schiefes Grinsen legt sich auf meinen Lippen.
„Eine junge Dame bin ich nun wirklich nicht.", meine ich nur und öffne mir auch schon ein Portal.
„Sei dir da mal nicht zu sicher.", kann ich ihn noch leise sagen hören, ehe das Portal sich kurz darauf auch schon schließt. Verwundert drehe ich mich um und starre auf die Stelle, an welcher sich eben noch das Portal befunden hat.

SchattendiebWhere stories live. Discover now