der Dieb kann nur zuschauen

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Hey Leute,

da ich diese Woche einen guten Lauf hatte, gibt es mal wieder ein weiteres Kapitel für diese Woche.
Ich hoffe es gefällt euch und wünsche euch viel Spaß.
Vielleicht erinnern die unter euch, die den Manga lesen, sich ja auch noch an die Jagd in Band 3 und auch an den Bären. Tatsächlich habe ich diesbezüglich (also den Bären in England) ein bisschen recherchiert. Das Ergebnis werdet ihr am Ende erfahren ; )

LG Juzo-chan

PS: Ich habe eine kleine Änderung in diesem Kapitel vorgenommen. Es ist im Grunde beinahe dasselbe, bis auf diese kleine Änderung ; )

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Kapitel 80: der Dieb kann nur zuschauen

Mit leichter Nervosität im Magen stehe ich vor dem Fenster und schaue herunter auf die Terrasse. Dort stehen sich Sebastian und Lady Midford gegenüber. Neben den beiden sind auch Lord Midford und Earl Phantomhive anwesend. Links vom Marquis und Earl steht Sebastian und recht Lady Midfor. Beide mit einem Degen in der Hand. Ich wollte eigentlich auch hinaus in den Garten, doch Lady Elisabeth hat mich davon abgehalten.
„Mach dir keine Sorgen.", redet meine Cousine beruhigend auf mich ein. Es fühlt sich immer noch seltsam an. Vermutlich brauche ich auch einfach noch etwas mehr Zeit bis ich mich daran gewöhnt habe.
„Egal was Mutter sich hat einfallen lassen, ich bezweifle, dass Sebastian daran scheitern wird. Er hat in der Vergangenheit bereits scheinbar unmögliches geschafft.", redet sie weiter. Als ich sie kurz anschaue, lächelt sie mich sanft an. Mir ist klar, dass Sebastian nicht so schnell verlieren wird. Aber ich wäre jetzt trotzdem lieber da unten und nicht hier oben.
Erschrocken zucke ich zusammen, als sich plötzlich ein Arm um mich legt. In meinem Schreck vergesse ich sogar ganz, dass ich mich in keiner ernsthaften Gefahr befinden kann und erschaffe ein Portal unter meinen Füßen, durch welches ich nur wenige Meter entfernt wieder auftauche. Ich sehe gerade noch, wie Sir Edward den Halt verliert und nach vorne fällt. Sofort laufe ich zu ihm und helfe ihm wieder auf. Überrascht und ein wenig verwirrt schaut er sich um.
„Entschuldigt, das war keine Absicht, Sir Edward.", bringe ich schnell stotternd heraus: „Ihr habt mich erschrocken."
„Es ist alles in Ordnung.", bringt er noch etwas langsam heraus. Er scheint noch immer etwas überrascht zu sein.
>War er eigentlich schon einmal dabei als ich meine Fähigkeiten benutzt habe?<, frage ich mich für einen kurzen Moment, dann werde ich aber auch schon aus meinen Gedanken gerissen.
„Du sollst diese förmliche Anrede sein lassen, Lucia!", beschwert Lady Elisabeth sich im nächsten Moment nämlich schon. Beleidigt hat sie ihre Wangen ein wenig aufgepustet und deutet mit einem Finger auf mich.
„Entschuldigt.", bringe ich nur leise heraus. In den vergangenen Stunden habe ich mir wirklich Mühe gegeben jede Art der Anrede zu vermeiden und jetzt ist es mir doch passiert, weil ich kurzzeitig nicht aufgepasst habe.
„Du solltest ihr etwas mehr Zeit geben, um sich daran zu gewöhnen, Lizzy.", kommt es von Sir Edward. Überrascht schaue ich ihn an. Mit einem leichten Lächeln blickt er erst mich, dann Lady Elisabeth an.
„Edward...", beginnt die Blondine, unterbricht sich aber selbst.
„Es ist alles doch recht viel. Gib ihr Zeit und es wird schon werden.", versichert er seiner jüngeren Schwester zuversichtlich.
Durch das Klirren aufeinander treffendes Metall wird unsere Unterhaltung unterbrochen. Sofort richtet sich mein Blick wieder aus dem Fenster. Erschrocken halte ich für einen Moment die Luft an.
„Mutter wird es ihm allerdings so schwer, wie möglich machen.", murmelt Sir Edward neben mir vor sich hin. Ich kann nur zustimmen. Das Klirren kam von aufeinander schlagender Klingen. Sebastian und Lady Midford stehen doch wirklich im Garten, nur ein paar Meter vor der Terrasse, und fechten.
„Mutter meint es wirklich ernst.", stimmt Lady Elisabeth ihrem Bruder zu. Ich kann nichts anderes tun, als den Bewegungen der beiden gespannt zu folgen. Ein paar Mal sieht es so aus, als würde Sebastian jeden Moment von der Klinge seiner Gegnerin getroffen werden. Aber jedes Mal weicht er im letzten Moment aus.
>Wenn er gerade nur angeben will, soll er das lassen.<, geht es mir durch den Kopf. Ich bin mir nicht sicher, wie oft mein Herz das noch mitmacht, ehe es tatsächlich stehen bleibt.
Ich gebe mir wirklich alle Mühe dem schnellen Schlagabtausch der beiden zu folgen. Elegant bewegen sich beide durch den Garten. Allerdings nur in einem Radius von ein paar Metern. Ich halte für einen Moment die Luft an, als Sebastian sich gerade so dem Degen von Lady Midford ausweicht, indem er sich stark nach hinten lehnt. Für den Bruchteil einer Sekunde verharrt er so. Ich bin mir nicht sicher, vielleicht täusche ich mich auch, aber ich habe das Gefühl, dass sich währenddessen unsere Blicke treffen. Fast sofort beruhigt mein schnelles Herz sich wieder und ich atme einmal aus.
>Wie macht er das nur immer wieder?<, frage ich mich im Stillen und beobachte die beiden weiterhin beim Fechten.
„Ich wusste gar nicht, dass Sebastian so gut fechten kann.", kann ich Sir Edward erstaunt fragen hören.
„Was kann er nicht perfekt?", stellt Lady Elisabeth als Gegenfrage.
„Auch wieder wahr.", stimmt Sir Edward nur zu: „Aber bei einem Teufel sollte man wohl nichts anderes erwarten." Erschrocken drehe ich mich zu meinem Cousin um.
„Ihr wisst, was Sebastian ist?", frage ich erschrocken. Ich wusste bisher nur, dass die anderen Bediensteten es wissen.
„Ja, wir wissen es seit einigen Jahren.", bestätigt Lady Elisabeth mit gewöhnlich fröhlicher Stimme: „Am Anfang war es wirklich ein Schock. Besonders, dass Ciel auch zu einem Teufel geworden ist."
„Und Ihr könnt es einfach akzeptieren?", frage ich vorsichtig nach. Die meisten Menschen hätten wohl einen Herzinfarkt erlitten, wären auf der Stelle vor Angst gestorben oder hätten schnellstmöglich das Weite gesucht.
„Zu Beginn war es wirklich ein Schock.", beginnt Sir Edward zu erklären: „Aber nach einiger Zeit haben wir uns daran gewöhnt. Letztlich war Ciel noch immer Ciel. Und es gibt weitaus teuflischere Menschen als Sebastian. Obwohl ich zugeben muss, dass ich seine Anwesenheit manchmal durchaus unheimlich finde und diese deshalb zwischen zeitlich meide, sofern ansonsten niemand in der Nähe ist." Überrascht schaue ich die beiden an. Lady Elisabeth nickt immer wieder zustimmend als Sir Edward spricht.
„Außerdem sprechen wir hier noch immer von der Familie Phantomhive – den Wachhunden der Königin , die die Unterwelt unter Kontrolle halten.", bringt Lady Elisabeth noch immer lächelnd heraus. Es wirkt schon ein wenig fehl am Platz, dass sie bei diesem Satz so fröhlich lächelt.
Als ich meinen Blick wieder nach draußen wende, sehe ich gerade, wie Lord Midford nach kurzem Zögern seinen linken Arm hebt. Kurzzeitig gewegt sich keiner. Sowohl Sebastian als auch Lady Midford scheinen unzufrieden, nur kann ich nicht sagen, warum das so ist.
„Was ist passiert?", frage ich, da ich absolut nichts vom Fechten verstehe.
„Ah. Vater hat die Rolle des Schiedsrichters übernommen.", erklärt Sir Edward: „Und Mutter hat einen Punkt gemacht."
„Wie konnte er es erkennen, die beiden waren so schnell?", frage ich weiter nach: „Und wieso sehen beide so unzufrieden aus? Bei Sebastian kann ich es ja noch verstehen, da er diesen Punkt nicht gewonnen hat."
„Ich bin mir auch nicht ganz sicher. Aber es ist möglich, dass Vater ein Fehler unterlaufen ist und Mutter den Punkt nicht errungen hat.
„Und wieso sagt sie denn nichts?", frage ich verwundert nach. Es scheint ihr ja immerhin auch nicht zu gefallen und ich schätze sie auch nicht so ein, dass sie einen unverdienten Punkt annehmen würde. Allein schon aufgrund ihres Stolzes würde sie diesen wohl ablehnen.
„Die Entscheidung des Schiedsrichters ist absolut und darf nicht angezweifelt werden.", erklärt Lady Elisabeth mit ernster Miene und dem Blick aus dem Fenster gerichtet: „Daher wird keiner der beiden eine Diskussion beginnen."
„Vater würde aber mit Sicherheit nicht wissentlich einen solchen Fehler machen, dafür ist er zu aufrichtig. In der Rolle des Schiedsrichters hat er noch nie Partei ergriffen. Auch nicht bei unseren Wettbewerben beim Training gegen seine Schüler."
„Damit steht es nun unentschieden.", kann ich plötzlich Tanaka hinter uns hören: „Der nächste Treffer wird über Sieg und Niederlage entscheiden. So waren die Bedingungen." Kurz schaue ich zu Tanaka, dann richte ich meinen Blick wieder aus dem Fenster.
>Er wird das schaffen.<, geht es mir durch den Kopf: >Immerhin reden wir hier von Sebastian.< Es ist als hätten beide – Sebastian und Lady Midford – sich bis jetzt zurückgehalten. Als sie in die letzte Runde ihres Wettkampfes gehen, werden ihre Bewegungen noch schneller. Ich schaffe es nach kurzer Zeit nicht mehr mit meinen Augen zu folgen und kann nur darauf warten, was Lord Midford als Schiedsrichter entscheiden wird.
Als Lord Midford das nächste Mal den Arm hebt, schaue ich gebannt nach unten. Sowohl Sebastian als auch Lady Midford senken beide die Degen. Leider kann ich an ihren Gesichtern nicht ablesen, wer Gewinner und wer Verlierer ist.
„Wer hat gewonnen?", frage ich nach. Kurz ist es still, dann seufzt Sir Edward auf.
„Sebastian hat gewonnen.", antwortet er schließlich. Erleichtert atme ich aus. Ich habe bis eben nicht einmal bemerkt, dass ich die Luft angehalten habe.
„Das heißt, sie wird zustimmen...?", frage ich unsicher. Meine Frage habe ich an keinen gerichtet, sondern sie einfach in den Raum hinein gestellt.
„Ich befürchte, dass es noch nicht vorüber ist.", mischt sich nun Tanaka ein.
„Was meinst du, Tanaka?", frage ich ihn verwundert, als ich mich zu ihm drehe.
„Lady Midford wollte die Entscheidung nicht von einem einzigen Wettkampf ausmachen, daher forderte sie Sebastian zu zwei Wettbewerben heraus. Der Erste war das Fechten.", erklärt Tanaka mit ruhiger Stimme.
„Und was ist der zweite Wettbewerb?", frage ich vorsichtig nach.
„Eine Jagd, gnädiges Fräulein.", antwortet Tanaka. Es ist wirklich seltsam so genannt zu werden.
„Eine Jagd?", frage ich verwundert nach.
„In der Tat. Sie wird in der Morgendämmerung starten und im naheliegenden Wald stattfinden. Es wird eine Liste geben, auf welcher stehen wird, was gejagt werden soll. Wer diese Liste zuerst vervollständigt, wird gewinnen.", erklärt Tanaka weiter.
„Ob eine Jagd so eine gute Idee ist?", fragt Lady Elisabeth und legt nachdenklich einen Finger an das Kinn. Verwundert schaue ich sie an.
„Das letzte Mal, als die beiden zusammen auf einer Jagd waren, hat es mit einem Bärenangriff geendet. Es ist zwar niemanden etwas passiert, aber es war dennoch sehr beängstigend.", redet sie weiter. Erschrocken schaue ich sie an.
>Es gibt in England Bären?<, frage ich erschrocken. Das höre ich ehrlich gesagt, dass erste Mal. Ich wusste von Bären in den deutschen Wäldern, aber in England? Vielleicht ist der damals auch aus einem Zoo oder Zirkus ausgebrochen?
„Kam dieser Bär nicht aus einem Wanderzirkus?", überlegt Sir Edward neben uns. Seht ihr.
„In England gibt es in der Tat seit einigen Jahrhunderten keine frei lebenden Bären mehr. Ihr könnt also unbesorgt sein.", bestätigt Tanaka mit einem Lächeln. Ich bin nur nicht sicher, ob es mich wirklich beruhigt.

Als ich mich später am Abend in mein Zimmer befinde, bin ich noch immer in meinen Gedanken versunken. Ehrlich gesagt, habe ich noch nie sehr viel vom Jagdsport gehalten. Ich kann zwar verstehen, dass Jäger Tiere schießen müssen, damit es zu keiner Überpopulation kommt, da es in den Wäldern nur noch wenige Raubtiere gibt – immerhin gibt es hier in England weder Bären, noch Wölfe. Aber nur aus Spaß jagen? Nein, das geht mir dann doch definitiv zu weit.
Im Nachthemd mit einem Tuch über den Schultern stehe ich vor dem Fenster und schaue in den Garten hinaus. Da es draußen mittlerweile dunkel ist, kann ich nicht allzu viel erkennen. Mein Blick liegt dennoch auf der Silhouette des nahegelegenen Waldes. Natürlich ist mir klar, dass ich mir um Sebastian definitiv keine Sorgen machen muss. Deswegen mache ich mir um ihn im Moment auch keine Sorgen. Ich bin mir nur nicht sicher, wie ich morgen damit umgehen soll auch auf dieser Jagd zu sein. Zwar muss ich selbst nicht schießen, aber ich werde trotzdem dabei sein.
„Wieso so in Gedanken?", kann ich plötzlich eine nur zu vertraute Stimme hören. Als ich mich umdrehe, sehe ich Sebastian. Er steht an der geschlossenen Tür.
„Was sollte das heute Nachmittag?", frage ich anstatt auf seiner Frage einzugehen.
„Ich weiß nicht, wovon Ihr redet.", antwortet Sebastian nur und kommt mit langsamen Schritten auf mich zu.
„Das weißt du sehr genau.", entgegne ich nur und bleibe an Ort und Stelle stehen. Als Sebastian schließlich direkt vor mir steht, muss ich meinen Kopf in den Nacken legen.
„Ich befürchte, Euch enttäuschen zu müssen, Mylady.", entgegnet der Butler nur. Allerdings legt sich ein wissendes Lächeln, als er das sagt.
„Hör auf, mich so anzusprechen.", meine ich nur: „Und ich meine, deine kleine Show bei dem Fechtkampf. Du bist doch absichtlich ein paar Mal so knapp ausgewichen." Ein leises Kichern entkommt dem Teufel, als er mich mit seinen nun leuchtenden Augen anblickt.
„Und wen dem so wäre?", fragt er provozierend. Beleidigt wende ich meinen Blick ab. Zumindest möchte ich das, allerdings halten seine Finger unter meinem Kinn mich davon ab.
„Mir ist zwar klar, dass dich ein einfacher Degen nicht verletzen kann. Aber das hättest du trotzdem nicht tun müssen.", meine ich nur und wende meinen Blick ab. Als Sebastian sich aber zu mir vor beugt, kann ich nicht anders, als ich ihn wieder anzuschauen. Mit seinem Blick hält er meinen gefangen.
„Wenn du es wusstest, wieso hast du dir dann Sorgen gemacht?", fragt er nun nach. Ich will meinen Blick abwenden, aber kann es einfach nicht.
„Ich habe mir keine Sorgen gemacht... Es war einfach nur unnötig und sinnlos in die Länge gezogen.", lüge ich vor mich hin. Mir ist klar, dass er wissen muss, dass ich gerade lüge.
„Selbst aus der Entfernung konnte ich deine Sorge spüren, ebenso wie ich dein schnelles Herz hören konnte.", redet er mit ruhiger Stimme weiter. Ich spüre, wie mir die Hitze in die Wangen steigt und mein Herzschlag sich wieder beschleunigt.
„Genauso wie es nun schneller schlägt.", spricht er mit ruhiger Stimme weiter und kommt mir noch ein Stück näher. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Obwohl seine Berührung nur leicht ist und sich noch Stoff dazwischen befindet, spüre ich sofort ein Kribbeln auf meiner Haut.
„Nur das es jetzt nicht aus Sorge rast.", fügt er leise und direkt neben meinem Ohr hinzu: „Oder irre ich mich etwa?"

SchattendiebWhere stories live. Discover now