Der Dieb erfährt vieles

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Hey Leute,

hier ist nun das Kapitel für diese Woche.
Dieses Mal erfahrt ihr auch ein wenig zu Lucias Eltern. Allerdings erst am Ende ; )

Viel Spaß beim Lesen,
LG Juzo-chan

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Kapitel 78: Der Dieb erfährt vieles

Müde richte ich mich am nächsten Morgen in dem riesigen Bett auf. Noch leicht verwirrt schaue ich mich in dem Zimmer um, dann fällt mir wieder ein, wo ich mich befinde. Seufzend lasse ich mich zurück in die Kissen fallen und lege die Hände auf mein Gesicht. Es fühlt sich immer noch so surreal an. Außerdem wird sich mein Leben jetzt wohl komplett ändern. Ein weiterer Seufzer entfährt mir, als mir klar wird, dass ich auf mein künftiges Leben in keinster Weise vorbereitet bin.
Überrascht schaue ich auf den Boden, als ich meine Füße auf diesen abstelle. Ich habe erwartet, dass dieser kalt oder zumindest kühl sein wird. Immerhin war dies in meinem alten Zimmer morgens auch der Fall. Hier aber hat der Boden eine angenehme Wärme und ist auch deutlich weicher. Erst mit einem Blick herunter bemerke ich den Teppichboden. Das erklärt zumindest, dass er nicht so kalt ist. In meinem alten Zimmer gab es einen Holzboden. Eigentlich sollte mich das aber nicht überraschen, dass es hier einen Teppich gibt. Immerhin ist das hier ein Gästezimmer und kein Bedienstetenzimmer. Kurz legt sich mein Blick auf mein Nachtkleid. Es ist wirklich meines, welche sich in den letzten Monaten oft getragen habe. Es ist schlicht und in einem Beige. Außer die leichten Puffärmel und den unauffälligen Knöpfen über meiner Brust hat es eigentlich keine weiteren nennenswerten Auffälligkeiten.
Mit langsamen Schritten gehe ich auf eines der Fenster zu, welche noch von den schweren Gardinen verhangen sind. Als ich die Gardine ein Stück zu Seite schiebe, kann ich über die nebelige Landschaft den Sonnenaufgang sehen.
>So früh ist es noch?<, frage ich mich dabei. Obwohl ich es gewohnt bin früh aufzustehen, ist es doch auch für mich ungewöhnlich früh. Normalerweise schlafe ich zu dieser Jahreszeit noch eine Stunde, immerhin haben wir erst Ende Mai.
>Die anderen werden wohl schon wach sein.<, geht es mir bei dem Anblick durch den Kopf. Da ich bisher nur für einen Teil der Buchhaltung zuständig war, musste ich nicht so früh, wie die anderen mit der Arbeit beginnen. Immerhin musste ich davon abgesehen in der Nacht öfters los. Soweit ich weiß, steht Tanaka als Erstes auf. Sebastian ist ja sowieso die ganze Nacht wach. Dann stehen Bard, Finny und Maylene auf. Wobei Sebastian Bard und Finny öfters aus dem Bett schmeißen muss, da die beiden einfach nicht aufwachen wollen. Maylene dahingegen steht immer pünktlich mit dem Wecker auf. Bard schaltet diesen oft einfach aus und Finny hört ihn selten. Zumindest hat Tanaka das mal so erzählt.

Knapp zwei Stunden später sitze ich auf dem Sofa mit einem Buch in der Hand und einer Decke über meinem Körper. Ich hatte versucht mich noch einmal schlafen zu legen, aber ich konnte einfach nicht wieder einschlafen. Also habe ich mir einfach ein Buch geschnappt, mich auf das Sofa gesetzt und begonnen zu lesen.
Erst als es zaghaft, aber deutlich zu hören, an der Tür klopft, schaue ich von meinem Buch auf. Noch ehe ich auf das Klopfen antworten kann, wird die Tür auch schon geöffnet und Sebastian kommt mit einem Servierwagen in das Zimmer. Sein Blick geht nicht einmal zum Bett, sondern richtet sich gleich auf das Sofa.
„Guten Morgen, gnädiges Fräulein.", begrüßt er höflich mit einer leichten Verbeugung. Misstrauisch und ein wenige verwirrt schaue ich ihn an.
>Was soll das werden?<, frage ich mich im Stillen.
„Zum Frühstück habe ich frisch gebackene Scones mit handgemachter Erdbeerkonfitüre und milder, süßer Quarkcreme vorbereitet. Dazu wird frischer Obstsalat aus heimischen und exotischen Früchten serviert. Als Tee reiche ich Ceylon.", redet er weiter und stellt den ersten Teller auf den niedrigen Tisch vor mir ab. In einer eleganten Bewegung gießt er dampfenden Tee in eine Tasse. Noch immer verwirrt schaue ich den Butler an.
„Mir ist bewusst, dass Ihr das üppige englische Frühstück nicht gewohnt seid. Daher habe ich Eurer Frühstück auf Scones und Obstsalat reduziert.", redet er in einem ungewöhnlich höflichen Tonfall weiter.
„Wieso bist du so übertrieben höflich? Steht etwa jemand vor der Tür und lauscht?", frage ich halb scherzhaft, halb ernst. Als Sebastian allerdings kurz meinen Blick fängt und ihn hält, habe ich meine Antwort.
>Wer steht da bitte, dass er sich so steif benimmt?<, frage ich mich und schaue kurz zur Tür.
„Nach dem Frühstück wird Maylene kommen und Euch beim Ankleiden helfen. Anschließend werdet Ihr vom Earl, Lady Elisabeth und Sir Edward im Salon erwartet, um weitere Details zu klären. Danach hat der Earl Miss Hopkins bestellt, um Eure Maße zu nehmen und einige Entwürfe für neue Kleidung zu unterbreiten.", erklärt er den Tagesablauf mit ruhiger Stimme: „Am Nachmittag werden Lord und Lady Midford wieder im Anwesen eintreffen."
Es kommt, wie Sebastian es gesagt hat. Kaum habe ich fertig gegessen, da klopft auch schon Maylene. Ein leichtes Lächeln legt sich auf meine Lippen. Zumindest bin ich nicht die einzige, die mit der gesamten Situation nicht ganz so umzugehen weiß. Auch Maylene scheint noch etwas überfordert zu sein. Immer wieder wechselt sie zwischen der Art der Ansprache und stottert furchtbar vor sich hin.
„Du kannst auch einfach beim Du bleiben, Maylene.", sage ich nun schon zum dritten Mal, als sie gerade das Kleid am Rücken zu schnürt. Es ist eines meiner guten Ausgehkleider, die ich nur selten trage. Aber es ist absolut kein Vergleich zu den üblichen Kleidern, die Lady Elisabeth trägt.
„N-Nein. Das würde sich nicht ziemen.", bringt das Dienstmädchen schockiert heraus: „Wenn das jemand hören würde, würde es am Ende noch den Ruf des gesamten Haushaltes Phantomhive schädigen."
„Dann nennst du mich eben nur so, wenn wir unter uns sind.", versuche ich es weiter. Als sie nichts sagt, wird mir klar, dass sie mit sich selbst ringt.
„Bitte, Maylene.", versuche ich es weiter. Schließlich kann ich ein leises Seufzen von der Rothaarigen hören.
„Na gut. Aber wirklich nur, wenn wir unter uns sind.", geht sie tatsächlich darauf ein. Ohne wirklich darüber nachzudenken, drehe ich mich zu ihr um und umarme sie.
„Danke.", bringe ich dabei heraus. Erst als das Kleid beginnt sich zu lockern, bemerke ich, dass es noch nicht ganz zu ist und löse mich von Maylene. Sie ist mal wieder knallrot angelaufen.
Nachdem ich fertig angezogen und auch frisiert bin, mache ich mich auf den Weg zum Salon. Ehrlich gesagt bin ich ziemlich überrascht, wie gut Maylene darin ist, Haare zu machen. Natürlich ist mir klar, dass sie sich jeden Morgen um ihr Haar kümmert, aber mir hat sie eben in der Eile eine wirklich schöne und gleichzeitig auch dezente Frisur gezaubert. Da mein Haar mir nur bis knapp zu meinen Schultern reicht, kann man damit nicht allzu viel machen. Sie hat die ersten Strähnen auf beiden Seiten genommen und die Haare locker verflochten und mit ein paar Dekonadeln verziert.

SchattendiebWhere stories live. Discover now