Der Dieb und der Besuch

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Hey Leute,

hier ist das Kapitel für diese Woche.
Es kommt wieder eine kleine Abwechslung vor. Diese wird auf jeden Fall auch für die nächsten Kapitel halten.
Viel Spaß beim Lesen.

LG Juzo-chan

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Kapitel 58: Der Dieb und der Besuch

Müde richte ich mich auf, während ich mir über die Augen reibe. Verwundert muss ich feststellen, dass ich mich in meinem Zimmer im Anwesen befinde.
>Waren wir eben nicht noch in der Höhle?<, frage ich mich im Stillen. Langsam sickern die Erinnerungen der vergangenen Stunden wieder in mein Gehirn durch. Freude und Erleichterung macht sich in mir breit. Die Erkenntnis, dass meine Erinnerungen durch einen Zauber gehindert wurden zurückzugelangen und eben dieser Zauber nun aufgehoben ist, lässt diese Gefühle in mir entstehen. Es bedeutet nämlich, dass es von nun an wirklich möglich ist, dass ich mich wieder erinnern kann. Zwar habe ich keine Ahnung, wer diesen Zauber auf mich gelegt hat, aber das ist für mich auch nur zweitrangig. Viel wichtiger ist es für mich, dass ich nun herausfinden kann, wer ich eigentlich war, ehe ich zu der Organisation gekommen bin. Apropos, es gibt noch immer eine Akte bei der Organisation, die mich brennend interessiert.
Zielstrebig schlage ich die Decke zurück und schwinge meine Beine über die Bettkante. Doch noch ehe ich vom Bett aufstehen kann, schlägt die Tür lautstark auf. Erschrocken zucke ich zusammen und rücke meinen Blick zur Tür. Mit einem breiten Grinsen steht dort Pluto in seiner menschlichen Form. Zu meiner Überraschung trägt er tatsächlich einen schwarzen Butlerfrack.
>Ist etwas Besuch im Anwesen?<, frage ich mich. Immerhin ist Pluto nur dann in seiner menschlichen Form und trägt Kleidung. Nach einem freudigen Quietschen hockt Pluto vor dem Bett. Ohne wirklich darüber nachzudenken, lege ich meine Hand auf seinem Kopf und kraule ihn dort. Es ist schon ein bisschen seltsam einem jungen Mann den Kopf zu kraulen, aber sofern ich mich besinne, dass Pluto nur aussieht wie ein Mensch und in Wirklichkeit ein riesiger Hund ist. Und eben dieser liebt es gekrault zu werden. Sehr zum Enttäuschen von Pluto nehme ich meine Hand von seinem Kopf und stehe nun schließlich vom Bett auf. Barfuß gehe ich zum Fenster und schaue aus diesem heraus. Es ist bereits hell draußen und die Sonne ist deutlich zu erkennen, allerdings steht diese noch nicht sehr weit oben. Der untere Teil ist sogar noch hinter dem Horizont verschwunden. Der hintere Teil des Gartens ist sogar noch hinter dichten Nebenschwarten versteckt, welche aber immer dünner werden je näher sie dem Anwesen kommen. Also habe ich zumindest nicht verschlafen, wenn ich auch etwas länger geschlafen habe, als sonst. Da ich aber auch nur einen Abend weg war, sollte nicht sonderlich viel Arbeit anfallen. Nur gewöhnliche Abschlussarbeiten eines Monats kommen zu den üblichen Tagesaufgaben hinzu. Es ist wirklich kaum zu glauben, dass schon wieder ein Monat vergangen ist. Mittlerweile bin ich seit mehr als 5 Monaten hier im Anwesen, aber es füllt sich deutlich länger an. Es fühlt sich tatsächlich, wie ein Zuhause an.
„Na los Pluto, raus mit dir.", sage ich, als ich mich vom Fenster wegdrehe. Mit schief gelegtem Kopf und einen traurigen Blick schaut Pluto mich an.
„Na los, ich muss mich anziehen.", sage ich noch einmal leicht lachend. Pluto ist manchmal wirklich zu süß. Mit gesenktem Kopf geht er schließlich aus meinem Zimmer heraus. Ich kann darüber nur den Kopf schütteln, wenn auch mit einem Lächeln auf den Lippen. Schnell entledige ich mich meines Nachthemdes und ziehe meine Arbeitskleidung über. Dann noch schnell einem schlichten Haarreif auf den Kopf, um meinen Pony zurückzuhalten. Bei meinen schulterlangen, glatten Haaren hält nun einmal kein Haarband, so fest ich es auch binde.
Ich ziehe die Tür zu und gehe die Treppe herunter. In dem Moment kommt Maylene eilig die Treppe heraufgelaufen. In ihrem Gesicht ist etwas Panisches zu erkennen.
„Maylene, was ist denn los? Hast du wieder einen Stapel Teller fallen lassen?", frage ich sie, als sie direkt vor mir zum Stehen kommt.
„Nein, das ist es dieses Mal nicht.", kommt es aufgeregt von dem Dienstmädchen.
„Was ist dann los?", frage ich skeptisch nach. Ich habe sie bisher nur so aufgeregt erlebt, wenn sie wieder einmal etwas bei der Arbeit versemmelt hat.
„Sebastian hat uns eben gesagt, dass heute Lady Elisabeth zu Besuch kommt.", sagt sie viel zu schnell.
„Aber das ist doch nicht das erste Mal. Lady Elisabeth kommt doch mehrmals im Monat zu Besuch.", frage ich verwundert nach. Erst letzte Woche war die Lady im Anwesend.
„Dieses Mal kommt sie in Begleitung von Lord und Lady Midford und Lord Edward.", erklärt sie noch immer aufgebracht. Überrascht schaue ich sie an. Das ist tatsächlich ein Grund zur Aufregung. Bisher kam Lady Elisabeth nur mit ihrer Zofe Paula. Ich habe bisher nur Geschichten gehört und die lassen mich die Aufgebrachtheit des Dienstmädchens verstehen.
„Sebastian meinte, dass alle Angestellten zum Empfang kommen sollen.", redet sie noch immer viel zu schnell weiter. Überrascht schaue ich sie an. Natürlich ist mir klar, dass Lady Midford die Schwester des Vaters des Earls ist und Lord Midford sein Vormund, dennoch ist es ungewöhnlich. Bisher musste ich, als Buchhälterin, nicht mit antreten. Wobei ich wohl eher ein Laufbote des jungen Herrn bin, sofern er einen solchen braucht. Aber zumindest kann ich nicht sagen, dass ich nicht genügend Arbeit hätte.
„Lady Midford scheint von einem Neuzugang in der Dienerschaft gehört zu haben und will dich nun inspizieren.", kommt es wieder von Maylene.
„Du meinst begutachten?", frage ich verwundert nach. Inspizieren gilt im Zusammenhang mit einem Menschen doch recht seltsam. Begutachten ist zwar auch nicht das netteste Wort, aber alle Mal besser als inspizieren.
„Nein, leider inspiziert Lady Midford.", kommt es bedrückt von Maylene: „Du solltest wirklich akkurat darauf achten, dass du ein vortreffliches Äußeres vorzeigen kannst. Sie belehrt jedes Mal Sebastian, dass sein Haar zu lang ist. Lady Midford ist wirklich sehr streng, was das angeht und der erste Eindruck zählt bei ihr besonders." Okay, langsam macht Maylene mich auch nervös. Bis vor ein paar Sekunden hat mich dieser Besuch in keinster Weise gestört, doch nun spüre ich die Nervosität und leichte Angst in mir aufsteigen.
„Wann kommen sie denn an?", frage ich nach.
„Wohl nicht vor 12 Uhr. Deshalb wird es heute auch etwas später Mittagessen geben.", antwortet das Dienstmädchen schnell. Verstehend nicke ich.
>Bis dahin sollte ich zumindest einen Teil der Arbeit erledigt haben und mich dann noch schnell zurechtmachen können.<, geht es mir durch den Kopf.

Tatsächlich vergeht der Vormittag für meinen Geschmack viel zu schnell. Ehe ich mich versehe, ist es halb 12. Ich lege also den Füller beiseite und möchte aufstehen. Mit einem kurzen Blick auf meine Finger muss ich feststellen, dass diese mit Tinte beschmiert sind.
>Das wird doch ewig dauern, die abzubekommen.<, denke ich mir. In dem Moment, indem ich einen Schritt nach hinten mache, höre ich auch schon das Geräusch von Holz auf Holz. Im selben Moment spüre ich den Ruck, der durch den Schreibtisch geht. Dann ist das dumpfe Geräusch des Tintenfasses zu hören und schon breitet sich ein riesiger dunkler Fleck auf meiner weißen Bluse aus. Mit entsetztem Gesicht beobachte ich den immer größer werdenden Fleck. Mein Blick geht zur Uhr. Ich habe noch eine knappe halbe Stunde Zeit, ehe der Besuch ankommt. Ein wenig hektisch wische ich die Tinte auf, ehe diese eintrocknen kann. Zu meinem Glück lässt diese sich noch vom lackierten Tisch rückstandsfrei entfernen.
>Die kann ich sicherlich nicht mehr retten. Aber ich müsste noch eine im Schrank haben.<, geht es durch meinen Kopf. Schnell mache ich mich auf den Weg in mein Zimmer, um meine Bluse zu wechseln und meine Haare noch einmal zu richten.
Auf dem Weg hoch in mein Zimmer laufe ich natürlich auch noch in Sebastian herein. Da ich mit meinen Gedanken bereits dabei war, wie ich meine Bluse wieder sauber bekommen kann, habe ich ihn nicht bemerkt. Nun liege ich in seinen Armen und sein Oberkörper ist zu mir nach vorne gebeugt.
„Du solltest auf deinen Weg achten.", sagt er nur mit ruhiger Stimme ohne die Distanz zwischen uns aufzuheben. Ich spüre sofort, wie sich mein Herzschlag beschleunigt und mir die Hitze in die Wangen steigt. Er ist mir definitiv zu nah. Unweigerlich fallen mir wieder die Worte der alten Hexe ein. Ich solle mich meinen Gefühlen stellen. Es wäre sicherlich einfach, wenn es dabei nicht um einen Teufel gehen würde. Sind Teufel überhaupt in der Lage zu lieben?
„Entschuldige.", gebe ich nur leise von mir. Im nächsten Moment stehe ich wieder ein Stück von Sebastian entfernt. Mit zusammen gezogenen Augenbrauen mustert er mich, wodurch ich die Hitze noch stärker in meine Wangen steigen spüre.
„Die Bluse solltest du am besten gleich Maylene geben. Ansonsten wird der Tintenfleck wohl kaum noch zu entfernen sein.", sagt er dann schlicht. Ich nicke nur leicht.
„Gut. Du solltest dich nun umziehen. Die Gäste werden bald eintreffen.", sagt er noch, ehe er auch schon weitergeht. Einen kurzen Moment schaue ich ihm noch nach, dann gehe ich auch schon rauf auf mein Zimmer.
Schnell habe ich die schmutzige Bluse gegen eine saubere getauscht und eine zum Rock passende Weste darüber gezogen. Den Haarreif habe ich aus meinem Haar herausgenommen, um es noch einmal zu kämmen und den Haarreif dann wieder auf den Kopf zu setzen. Mit einer Bürste versuche ich meine Hände von der Tinte zu befreien.
Nach ein paar Minuten betrachte ich mir meine Finger genauer. Das meiste der Tinte ist weg, aber blasse blaue Flecken sind noch immer zu sehen. Ich bekomme den Rest einfach nicht ab. Meine Hände sind mittlerweile auch schon rot vom Schrubben.
>Was mach ich jetzt?<, frage ich mich und schaue auf meine Hand. Die Fleckreste kann ich wohl unmöglich vor einer so peniblen Frau verbergen, wie Lady Midford immer beschrieben wird. Handschuhe wären auch seltsam und dazu viel zu auffällig.
>Dann muss ich da wohl jetzt durch.< geht es mir durch den Kopf: >Hoffentlich hasst sie mich dafür mich.<

SchattendiebHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin