Der Dieb beginnt

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Hey Leute,

hier ist das nächste Kapitel.
Ich hoffe, dass es euch gefällt und ihr Spaß beim Lesen habt.
Nun geht es auch richtig los bei unserem Dieb, aber mehr möchte ich nicht verraten ; )

LG Juzo-chan

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Kapitel 4: Der Dieb beginnt

Der Tag verging schnell und ohne weitere Ereignisse, wenn man von den Ermittlungen der Polizei absieht. Diese haben allerdings nichts herausfinden können. Es scheint keine Anhaltspunkte zu dem Mörder zu geben. Das ist allerdings auch deren Aufgabe und nicht meine. Meine Aufgabe ist es etwas aus der Stadtvilla, die ich mir nun seit zwei Tagen genauer ausgekundschaftet habe, zu holen und dann unbemerkt wieder zu verschwinden. Noch gestern Abend ist der Earl, dem diese Villa gehört, in London angekommen. Er hat nur seine Butler mitgebracht und keinen seiner weiteren Bediensteten. Ehrlich gesagt, hat mich das ganz schön gewundert. Wie soll auch ein einzelner Butler alle Aufgaben schaffen und dann noch jeder Zeit für den Earl zur Verfügung stehen. Das allerdings ist ebenfalls nicht mein Problem und könnte mir diesen Auftrag sogar vereinfachen. Es kann ja nicht allzu schwer sein an zwei Butlern und zwei Adeligen unbemerkt vorbeizukommen, etwas zu holen und dann unbemerkt wieder zu verschwinden. Und sollten sie mich durch einen unglücklichen Zufall doch bemerken, werde ich es schon schaffen sie auszutricksen.
Mein Blick geht noch einmal über meine Ausrüstung, ehe ich ihn aus dem Fenster auf den Himmel richte. Die Sonne wird erst in ein paar Stunden untergehen. Bis dahin habe ich noch Zeit. Ich kann also noch etwas unternehmen.
>Ich sollte ihm doch Süßigkeiten mitbringen.<, fällt es mir wieder ein. Kurz vor meiner Abreise hat er mich noch einmal aufgehalten und damit gebeten, ihn doch ein bisschen Fudge und Toffee mitzubringen. Ich esse zwar gerne Süßigkeiten und auch mal dieser Karamellbonbons, allerdings nicht in diesem Ausmaß. Wie gerne er diese Bonbons isst, ist ja nicht mehr normal. Und nur weil er sagt, er brauche nur ein bisschen, heißt das noch lange nicht, dass er wirklich nur ein bisschen braucht. Ich werde also ein bisschen mehr mitbringen müssen. Aber was man nicht alles tut, um die Person glücklich zu machen, die einen zumindest so etwas wie eine Familie geworden ist.
Mit einem leichten Lächeln also schließe ich die kleine Tasche, die ich heute Nacht brauchen werde, und lege diese zusammen mit meiner ... nennen wir es einfach mal Arbeitsuniform unter das Bett. Nicht, dass doch noch jemand hereinkommt und diese sieht. Das wäre wirklich sehr ungünstig. Nachdem ich noch einmal geprüft habe, dass man auch wirklich nichts mehr sieht, verlasse ich auch mein Zimmer. Unten in der Eingangshalle, die gleichzeitig auch eine Schankstube zu sein scheint, bleibe ich noch einmal an der Rezeption stehen. Fragend schaue ich mich nach der Frau um. Es dauert einen Moment, ehe sie dann aus dem Hinterzimmer hervorkommt. Mit hochgezogener Augenbraue schaut sie mich an.
>Die scheint der Mord ja auch nur bedingt zuzumuten.<, denke ich mir.
„Es gibt kein Geld zurück, auch wenn Sie früher gehen wollen.", sagt sie nur monoton. Verwundert schaue ich sie an. Normalerweise würden wohl nicht sehr viele Leute nach einem Mord bleiben wollen, da ich aber sowieso noch diese Nacht verschwinden werde, interessiert es mich weniger.
„Nein, das ist es nicht.", meine ich nur: „Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich bereits am frühen Morgen abreisen werden. Sie werden mich morgen also wohl nicht sehen." Die Frau nickt nur unbeeindruckt, es scheint ihr egal zu sein. Schulterzuckend wende ich mich nun auch ab und mache mich auf den Weg. Immerhin muss ich noch einen Süßigkeitenladen finden, ehe die Dämmerung beginnt.

Ich laufe schon einige Minuten durch die Straßen der Stadt, als mir plötzlich ein süßer Geruch in die Nase steigt. Allein bei dem Geruch läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Definitiv kommt dieser wunderbare Geruch von einem Süßigkeitenladen, also laufe ich meiner Nase nach. Und diese führt mich wirklich zu einem Süßwarenladen. Allerdings nicht irgendeinen, sondern einer der derzeit Beliebtesten. Ein leichtes Grinsen legt sich auf meine Lippen. Manchmal frage ich mich wirklich, ob es nur Zufall oder doch Schicksal ist. Auf dem Glas des Schaufensters befindet sich nicht zu übersehen das Logo der Firma – ein Oval mit der Silhouette einer Katze darin. Im Schaufenster selbst sind verschiedene Süßigkeiten ausgelegt und präsentiert. Kurz überlege ich, ob ich wirklich in diesen Laden gehen soll. Entscheide mich dann doch dafür.
Zielstrebig gehe ich auf die Karamellbonbons zu und greife nach denen, die ich haben möchte. Ich nehme gleich zwei größere Packungen – einmal mit Fudge und einmal mit Toffee. Als ich mich damit zum Kassentresen umdrehe, bemerke ich die Menschentraube mitten im Laden.
>Wieso sind sie mir nicht vorher aufgefallen?<, denke ich mir. Immerhin ist es ganz und gar nicht meine Art so unaufmerksam zu sein. Verwundert beschaue ich mir das Szenario genauer. Es ist zwar etwas schwierig an den ganzen Leuten vorbeizuschauen – die seltsamerweise nur Frauen zu sein scheinen – dann aber erkenne ich den Grund. Leicht erschrocken erkenne ich den großgewachsenen, schlanken Mann. Wie als würde er meinen Blick auf sich spüren, wendet er seinen Blick zu mir. Schnell schaue ich wieder weg. Es ist der Butler des Earl Phantomhive.
>Was macht er hier?<, frage ich mich, dann wird es mir aber klar: >Dieser Laden gehört zur Firma des Earls. Sicherlich will er nur etwas kontrollieren.< Schnell gehe ich zum Tresen, der dank des Butlers komplett leer ist. Gerade als ich bezahlen will, spüre ich jemanden neben mir treten.
„Die Karamellbonbons sind wirklich sehr beliebt. Wenn man die Menge beachtet, die Sie kaufen, müssen Sie sie wirklich gerne mögen, Miss.", kann ich dann auch schon eine samtweiche aber dennoch tiefe Stimme hören. Ein Schauer läuft mir über den Rücken.
>Was ist los mit mir? So reagiere ich doch sonst auch nicht.<, denke ich mir und wende mich mit einem aufgesetzten Lächeln zu der Person. Es ist der Butler, wer auch sonst?
„Tatsächlich, mag ich diese Karamellbonbons nicht sonderlich.", erwidere ich nur. Verwundert blickt er mich nun an. Immerhin widersprechen meine Worte meiner Tat.
„Ein guter Freund mag sie sehr gerne. Und da weder er noch ich aus England kommen, bringe ich ihm welche mit.", erkläre ich ihm ruhig. Ein seltsames Gefühl macht sich in mir breit. Es ist, als würde es mich zu diesem Mann hinziehen. Verwundert betrachte ich ihn kurz. Er schaut mich einen Moment lang verwundert an, dann lächelt aber auch er mich wieder an. Ein Lächeln, dass aber nicht seine Augen erreicht.
„Welche Süßigkeiten bevorzugen Sie denn, Miss?", fragt er höflich nach. Kurz überlege ich.
„Ich esse sehr gerne kleines Gebäck und Gummibärchen.", antworte ich ehrlich. Wieso sollte ich ihm das auch nicht verraten. Diese Information bringt ihm überhaupt nichts.
„Das ist sehr interessant.", kommt es lächelnd von ihm. Die Dame auf der anderen Seite des Tresens reicht mir eine kleine Tüte mit den Süßigkeiten. Allerdings scheint sie nur Augen für den Butler zu haben. Schnell und mit einem leisen „Danke" nehme ich ihr die Tüte ab. Ich wende mich wieder dem Butler zu, welcher noch immer neben mir steht.
„Ich muss weiter, wenn Sie mich bitte entschuldigen würden.", meine ich dann und gehe an ihm vorbei ohne auf eine Antwort zu warten.
„Natürlich, Miss.", sagt er wieder höflich. Kurz darauf bin ich dann auch schon aus dem Laden getreten und verschwinde schnell in den Straßen Londons
>Was ist bitte los mit mir?<, frage ich mich verwirrt. Ein seltsames Gefühl, dass ich nicht zu ordnen kann, erfüllt mich. Es füllt sich so warm und sicher in mir drinnen an. Er hat dieses Gefühl mit nur ein paar Worten ausgelöst.

Als es dann endlich Abend wird, schwirrt mir dieser Butler noch immer durch den Kopf. Ich verstehe es einfach nicht, wieso er diese Reaktion bei mir auslösen konnte. So etwas ist mir noch nie passiert.
Ich schüttle meinen Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Ich muss mich konzentrieren. Es darf mir kein Fehler unterlaufen. Jeder Fehler, der geschieht, ist in meinem Beruf eine Gefahr, die einen alles kosten kann. Deshalb mache ich keine Fehler. Es ist einfach viel zu gefährlich, Fehler zu machen. Mit geübten Griffen ziehe ich die Schnürsenkel meiner hohen, aber flachen Stiefel enger und überprüfe noch einmal den Halt der Haarnadeln. Einen richtigen Zopf kann ich durch mein schulterlanges Haar nur schwer machen. Also habe ich dieses mit ein paar Haarnadeln befestigt, besonders die vorderen Strähnen. Ich kontrolliere noch einmal den Sitz meines Oberteils und vor allem des Gürtels um meine Hüfte. Meine derzeitigen Kleider bestehen aus einer dunkelgrauen Hose, hohen Stiefeln, einem dunkelgrünen Pullover mit weiteren Ärmeln und Kapuze und einem Gürtel für meine wichtigsten Werkzeuge. Dazu trage ich dunkelgraue Handschuhe und eine blaue venezianische Halbmaske, die mein Gesicht verbergen soll. Diese Maske ist schon seit Beginn meiner Kariere mein Markenzeichen. Geschickt binde ich sie an meinem Hinterkopf zusammen, ehe ich meine Kapuze über den Kopf ziehe. Ich schaue mich noch einmal mein Spiegelbild an. Wieder schauen mir statt meiner blauen Augen braune entgegen. Es ist immer wieder sehr praktisch farbige Kontaktlinsen zu haben. Vor allem, wenn kaum ein Mensch überhaupt Kontaktlinsen kennt.

Nur wenige Minuten später sitze ich auch schon in einem Baum gegenüber des Anwesens. Es ist ruhig, sowohl hier draußen, als auch im Inneren. Nur aus wenigen Fenstern scheint Licht.
>Das Arbeitszimmer ist im zweiten Stockwerk.<, überlege ich innerlich. Zu meinen Unterlagen für diesen Auftrag gehörte immerhin auch ein Grundriss dieses Stadthauses. Die Fenster dort sind dunkel.
Kurz schließe ich meine Augen und atme noch einmal tief durch. Auch wenn das definitiv nicht mein erster Auftrag ist, beruhige ich mich vorher immer wieder gerne. So bekomme ich einen freien Kopf und kann konzentriert an die Arbeit gehen.
>Die Akte muss im Schreibtisch liegen.<, geht es mir durch den Kopf. Dann rufe ich mir den Grundriss des Gebäudes in Gedanken und denke an das Arbeitszimmer. Ich atme noch einmal durch. Kurz darauf spüre ich auch schon, wie der Ast unter meinen Füßen verschwinden. Komplett lautlos komme ich auf dem Boden auf. Obwohl es dunkel ist, kann ich problemlos alles sehen. Das ist wohl der Vorteil, wenn man einige Zeit draußen im Dunkeln gehockt hat. Zwar wollte ich von außen in das Gebäude eindringen, allerdings bietet sich diese Möglichkeit deutlich besser an. Und da es so ruhig im Haus ist, kann mich dabei auch keiner erwischen. Es ist nur wichtig, dass diese Fähigkeit mein Geheimnis bleibt.
Zielstrebig gehe ich auf den Schreibtisch zu und versuche eine der Schubladen zu öffnen. Natürlich sind sie alle verschlossen. Innerlich seufze ich einmal auf.
„Clavis.", murmle ich leise und zeige mit dem Finger auf die verschlossene Schublade. Es ist ein leises Klacken zu hören und schon lässt sich die erste Schublade öffnen. Schnell suche ich sie durch. Allerdings befindet sich die Akte nicht darin. Das Ganze wiederhole ich noch mit zwei weiteren Schubladen, bis ich dann endlich in der vierten Schublade fündig werde. Ich überfliege fix die Akte und lasse sie dann in meiner Tasche verschwinden.
>Das war es schon.<, denke ich mir und will mir gerade ein neues Portal erschaffen, um das Anwesen wieder zu verlassen. Als ich mich allerdings umdrehe, blicke ich direkt in zwei leuchtend rote Augen. Sie befinden sich in einer Ecke dieses Raumes und schauen mich einfach nur an.
>Scheiße.<, denke ich mir und mache einen Schritt zurück. Gerade als ich mit einer Handbewegung ein Portal öffnen will, entblößt diese Person ein gefährlich wirkendes Grinsen.
„Was für einen unhöflichen Gast wir heute doch haben. Da kommen Sie einfach in unser Haus, ohne Einladung und ohne sich vorzustellen, dann wollen sie dem jungen Herrn etwas entwenden und gehen wieder ohne eine Verabschiedung.", kommt es gefährlich ruhig von der Person. Sofort erkenne ich seine Stimme. Es ist der Butler.
>Was für ein Mensch ist er?<, frage ich mich. Unauffällig beginne ich meinen Finger in einem Kreis zu drehen, um mir so ein Portal zu erschaffen.
„Das sollten Sie lieber lassen.", kommt es nur von ihm. Erschrocken stolpere ich ein paar Schritte nach hinten, als er sich plötzlich in Bewegung setzt. Glücklicherweise stolpere ich durch das Portal. Kurz bevor der Butler das Portal erreicht, schließt es sich wieder. Doch ich kann noch genau sein Gesicht sehen. Es zeigt nur zu deutlich, wie unzufrieden er gerade damit ist.
Mein Herz schlägt mir bis in die Ohren. Ich muss einige Male tief durchatmen, um mich wieder zu beruhigen. Als ich mich wieder gefangen habe, springe ich sofort auf und schnappe mir meinen Koffer. Ich sollte so schnell, wie möglich von hier verschwinden.

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SchattendiebWhere stories live. Discover now