Der Dieb ist eine Teufelsgefährtin

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Hey Leute,

hier ist das Kapitel für diese Woche.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

LG Juzo-chan

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Kapitel 66: Der Dieb ist eine Teufelsgefährtin

Noch während ich langsam realisiere, was hier gerade geschieht, breitet sich ein ungewohntes, aber angenehmes Kribbeln in meinem Bauch aus. An meinen Lippen kann ich dieses vertraue und doch seltsam unbekannte Prickeln spüren, welches ich bei jeder Berührung des Teufels spüre.
>Was ist das nur?<, frage ich mich nur am Rande. Wie von selbst erwidere ich den Kuss zaghaft. Ich habe natürlich schon zuvor Menschen geküsst... und auch diesen Teufel. Doch nur bei Sebastian fühlt es sich so an. Beim letzten Mal – als wir in dem Zug waren – habe ich dieses Prickeln noch nicht sonderlich ernst genommen und auf die Aufregung der Situation geschoben. Doch jetzt bin ich mir sicher, dass es an Sebastian liegen muss. Zumal es seit dem öfters aufgetreten ist, sobald Sebastian mich berührt hat oder mir nahe war.
Der zarte, zaghafte Kuss wird schnell leidenschaftlich. Instinktiv öffne ich meine Lippen einen Spalt breit, als ich die Zunge des Teufels gegen diese stupsen spüren kann. Überrascht keuche ich auf, als er mich plötzlich mit einem Ruck näher zu sich heranzieht. Ich bin ihm nun so nah, wie noch nie zuvor. Nur zu deutlich kann ich die Spannung und Anziehung zwischen uns spüren.
Erst als mir die Luft auszugehen droht, muss ich mich unweigerlich von Sebastian lösen. Noch immer mit leicht beschleunigten Atemzügen schaue ich den Butler an. Seine Augen leuchten mir entgegen. Er sitzt über mich gebeugt am Bettrand, hat seine Arme um mich gelegt und hält mich auf diese Weise nah an seinen Körper. Während seine eine Hand an meinem Rücken liegt, liegt die andere auf meiner Hüfte. Ich kann seinen warmen Atem an meinen Lippen spüren, so nah sind wir uns.
„Was war das?", frage ich außer Atem und blicke dem Butler direkt in seine leuchtenden Augen. Kurz kann ich etwas sehr Seltenes in seinen Augen erkennen - zaudern und eine leichte Unsicherheit. Es ist für den Bruchteil einer Sekunde dort und dann auch schon wieder auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Wäre ich mir nicht so sicher, es gesehen zu haben, könnte ich glauben, dass ich es mir nur eingebildet habe.
„Ich bin dir wohl eine Erklärung schuldig.", kommt es mit ruhiger Stimme von Sebastian. Nie hätte ich geglaubt diese Worte von ihm zu hören.
„Doch zuvor: Dir liegt noch eine weitere Frage auf dem Herzen.", sagt er dann nach einer kurzen Pause. Fragend schaue ich ihn an, da ich nicht ganz verstehe. Ein sanftes Lächeln legt sich auf seine Lippen. Okay, es passieren gerade definitiv einige Dinge, die nicht gerade üblich für den Butler sind.
„Dein Gespräch mit Mister Sutcliff.", haucht er mir plötzlich ins Ohr. Ich kann spüren, wie mir ein Schauer den Rücken herunterläuft. Erschrocken schaue ich Sebastian an.
>Woher weiß er davon?<, frage ich mich. Aber er scheint genau zu wissen, was ich Grell gefragt habe. Also warum kann er es mir nicht einfach sagen? Warum muss ich ihn das erst fragen?
„Ich werde dir darauf erst antworten, sobald du gefragt hast.", haucht er mir wieder ins Ohr. Ich kann einen belustigten Unterton in seiner Stimme hören.
>Dieser sadistische Teufel.<, geht es mir durch den Kopf.
„K-Können Teufel lieben?", frage ich stottert und leise. Ich kann spüren, wie mir die Hitze in die Wangen steigt. Die Sekunden, in denen es still ist, ehe Sebastian beginnt zu sprechen, werden zu einer qualvollen Unendlichkeit.
„Das können wir in der Tat...", beginnt er zu reden. Mein Herz macht Freudensprünge in meiner Brust, bleibt dann aber mit einem Schlag stehen, als er weiter spricht: „...wenn es auch äußerst selten vorkommt. Es gibt nur eine bestimmte Gruppe, die diese Gefühle in uns auslösen können"
„Was meinst du damit? Welche Gruppe? Und was ist das zwischen uns?", frage ich vorsichtig nach. Ehrlich gesagt habe ich Angst vor der Antwort. Die Sekunden, in denen er mich einfach nur schweigend anschaut, ziehen sich in die Länge und spannen mich geradezu auf die Folter. Kann er mir nicht einfach antworten? Auch wenn ich es nicht zu 100% weiß, bin ich mir doch sicher, dass auch Sebastian dieses Prickeln und diese Anziehung spüren kann.
„Sie werden allgemein als Teufelsbraut oder Teufelsgefährte bezeichnet. Beides sind Synonyme für einander und unabhängig vom Geschlecht. Eine Teufelsbraut kann durchaus auch männlich sein.", beginnt er schließlich zu erklären, aufmerksam höre ich ihm dabei zu: „Es können Menschen, andere Dämonen oder aber auch Hexen sein." Überrascht schaue ich ihn an. Da er aber noch nicht fertig mit seiner Erklärung scheint, bleibe ich weiterhin still und warte darauf, dass er weiterredet. Allein sein intensiver auf mir liegender Blick lässt mein Herz schneller schlagen. Es ist doch eigentlich mehr als nur töricht sich Hoffnungen zu machen, dass ein Teufel etwas für einen empfinden könnte. Auch wenn er mich eben geküsst hat, selbst wenn ich jedes Mal dieses Kribbeln im Bauch und diese Prickeln an meiner Haut habe, ist es töricht. Nachdem, was Grell mir erzählt hat, schafft Sebastian es selbst eine Nonne zu verführen.
„Es besteht eine Bindung zwischen einem Teufel und seiner Braut, die nichts und niemand trennen kann. Keiner der beiden ist auf Dauer in der Lage diese Bindung zu ignorieren. Umso länger dies versucht wird, umso katastrophaler werden die Folgen.", redet er schließlich weiter, wobei er mir während er spricht wieder näher kommt. Nun schwebt sein Gesicht nur noch knapp über meines.
„Was willst du mir damit sagen?", frage ich vorsichtig nach. Angst macht sich in meiner Brust breit. Einem Teufel ist an Sadismus wohl so ziemlich alles zuzutrauen. So sehr ich es mir auch wünsche.
„Es gibt ein Mal, dass ein Wesen deutlich als Teufelsbraut identifiziert.", spricht er weiter. Ich kann seinen warmen Atem an meinen Lippen spüren: „Es gleicht einer geschlossenen Rose, wenn es auch einer Narbe ähnelt. Obwohl sie alle dasselbe Mal tragen, so reagiert nicht jeder Teufel auf eine Braut, sondern immer nur ein einziger." Für einen Moment schaue ich ihn nur an, weiß nicht, was ich sagen soll. Wie automatisch legt sich meine Hand neben meinem Schlüsselbein. Kann es solch einen Zufall geben? Doch noch ehe ich auch nur ein Wort von mir geben kann, wird meine Hand plötzlich von Sebastians umgriffen, während seine Lippen sich erneut auf die meinen legen. Dieses Mal aber wird der Kuss nicht leidenschaftlich, sondern bleibt zärtlich und ist auch schnell wieder beendet.
„Ich hege keinen Zweifel daran, dass meine Braut gerade vor mir sitzt.", haucht er leicht.
„Ist das dein Ernst?", frage ich leise noch: „Du lügst mich nicht an?"
„So lange ich im Dienst des jungen Herrn stehe, ist es mir nicht möglich zu lügen.", kommt es mit ruhiger Stimme vom Teufel: „Doch selbst in einer anderen Ausgangssituation wäre ich diesbezüglich nicht in der Lage zu lügen." Obwohl mich diese Aussage sehr beruhigt, weiß ich dennoch nicht, wie das zwischen uns funktionieren soll. So sehr ich mich auch danach sehne, würde es wohl alles andere als einfach werden.
„Wie wird es jetzt weitergehen?", frage ich und blicke ihm direkt in die Augen. Für einen Augenblick kann ich nicht anders, als ihm wie gebannt in die leuchtenden Augen zu schauen.
„Dir wird sicherlich ebenfalls diese unsichtbare Anziehungskraft aufgefallen sein. Wir können ihr nicht ewig widerstehen und umso mehr sich einer von uns dagegen weigert, umso katastrophaler wird es enden.", erklärt er noch immer mit ruhiger Stimme, allerdings ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.
„Was für Folgen?", hake ich weiter nach.
„Das wahre Wesen des Teufels wird früher oder später zum Vorschein treten.", antwortet er noch immer ruhig.
„Du meinst, so wie deine leuchtenden Augen?", frage ich ihn direkt und lege sachte meine Hand auf seine Wange.
„Das bildet gelegentlich den Anfang.", erklärt Sebastian und legt seine Hand auf meine: „Eine Braut wird niemals in der Lage sein dem Teufel zu entkommen. Ein Teufel wird sie überall finde, egal wo sie sich versteckt."
„Waren die Menschen, die spurlos verschwunden sind, auch Teufelsbräute?", stelle ich die Frage, die sich im Moment in meinem Kopf bildet.
„Ja.", antwortet der Teufel nur knapp.
„Was ist mit ihnen wirklich geschehen?", hake ich weiter nach. Ich muss es wissen, immerhin könnte es auch mein Schicksal werden.
„Sie leben im Dämonenreich. Sie sind die Beispiele für die Folgen der Ignoranz der Bande zwischen ihnen und den Teufeln.", antwortet er wieder: „Die Dämonen nahmen sie mit, da sie den Gedanken nicht mehr ertrugen, jemand könnte ihnen ihre Bräute rauben. Dort leben sie nun beinahe gänzlich isoliert." Bei dem Gedanken an ihr Schicksal bildet sich eine Gänsehaut auf meinen Armen.
„Und wie wird es mit uns weitergehen?", stelle ich die nächste und wohl wichtigste Frage, die es im Moment zu klären gibt.
„Wie gesagt, dir ist diese Anziehungskraft ebenfalls bereits aufgefallen. Weder du, noch ich können sie leugnen.", spricht er schon wieder um eine Antwort herum. Das ist wirklich frustrierend, wieso kann er es nicht einfach sagen. Sonst hat er damit ja auch kein Problem und spricht alles direkt, wenn auch mit Bedacht gewählten Worten, aus.
„Wenn ich etwas vorschlagen dürfte.", kommt es plötzlich von einer weiteren Stimme. Erschrocken zucke ich zusammen und wende meinen Blick ruckartig zur Tür. Dort steht niemand anderes als Tanaka mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

SchattendiebWhere stories live. Discover now