Der Dieb erhält einen Befehl

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Hey Leute,

hier ist nun das nächste Kapitel.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

LG Juzo-chan

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Kapitel 40: Der Dieb erhält einen Befehl

Kaum schließt Sebastian die Tür geräuschlos hinter sich, blicke ich ihn auch schon abwartend an. Einen Moment lang stehen wir einfach nur so da. Er steif, wie immer, und ich mit vor der Brust verschränkten Armen.
„Was meintest du eben?", frage ich, da er noch immer keine Anstalten macht zu reden. Kurz bleibt sein Blick weiterhin unbeeindruckt auf mir liegen, dann schließt er kurz seine Augen und seufzt. Ehe er beginnt zu reden, geht er allerdings auf den Stuhl zu und lässt sich auf diesen nieder. In einer eleganten und fließenden Bewegung setzt er sich und schlägt die Beine übereinander. Da er nun sitzt, setze ich mich ebenfalls. Allerdings nicht auf den Stuhl, der ist ja nun besetzt, sondern auf das Bett.
„Es scheint, als hätten diese Leute Informationen von jemanden innerhalb des Klosters bezogen. Daher wussten sie stets, zu welcher Zeit Gäste im Kloster waren und vor allem, welche sie der Nutzung schwarzer Künste verdächtigen müssten.", erklärt Sebastian gelassen. Kurz schaue ich ihn ungläubig an. Allerdings ergibt das Sinn. Wie hätten diese Leute es sonst bei mehreren Personen in so kurzer Zeit herausfinden sollen.
„Und du meinst, es wäre diese Mary gewesen, die jetzt verschwunden ist?", frage ich nach.
„Zumindest würde das Sinn ergeben. Ich glaube kaum, dass eine Nonne ihr Kloster ohne irgendwelche Anzeichen verlassen hätte.", antwortet der Butler: „Außerdem habe ich sie gestern dabei erwischt, wie sie in der Gegend unseres Zimmers herumgeschlichen ist."
„Kann das kein Zufall gewesen sein?", frage ich skeptisch nach. Es kann immerhin wirklich nur ein Zufall gewesen sein. Vielleicht hatte sie eine Aufgabe, die sie hierhergeführt hat oder hatte hier etwas gesucht.
„Um 3 Uhr nachts, als alles schlief?", kontert Sebastian mit einer Gegenfrage. Die Uhrzeit macht es tatsächlich deutlich verdächtiger.
„Und was willst du jetzt machen?", frage ich ihn: „Du wirst doch sicherlich dem Earl Bericht erstattet und danach?"
„Ganz recht. Meine Aufgabe ist es nun dem Earl Bericht zu erstatten. Das werde ich noch diese Nacht erledigen. Zuvor allerdings werde ich einige Informationen zu dieser vermissten Nonne einholen. Da ich Zugang zu den Unterlagen des Klosters habe, konnte ich bereits erste Informationen einholen, welche ich nun noch überprüfen muss.", erklärt Sebastian ruhig. Verstehend nicke ich. Also wird er diese Nacht wieder unterwegs sein. Langsam frage ich mich, ob er jede Nacht irgendwo unterwegs ist und den Aufträgen des Earls nachgeht.
„Doch zuvor würde ich deine Verbrennung behandeln wollen.", kommt es ruhig von Sebastian, als er auch schon plötzlich vor mir steht.
„D-Das musst... du nicht. D-Das kann i-ich auch allein.", stottere ich vor mich her, da mich seine plötzliche Nähe mich doch sehr irritiert. Ich spüre mein Herz schneller und stärker pochen. Allerdings geht Sebastian nicht weiter darauf ein, sondern zieht eine kleine Dose irgendwo heraus. Noch ehe ich reagieren kann, schiebt er sachte seinen Frack von meinen Schultern und ebenfalls mein Unterkleid ein Stück zur Seite. Sofort spüre ich die Hitze in meine Wangen steigen und kann wende mein Gesicht ab. Leise kann ich sein Kichern hören. Allerdings sagt er nichts weiter, wofür ich ihm im Moment auch wirklich dankbar bin. Kurz zucke ich zusammen, als er seine Hand auf meine Haut legt. Zum einen, da es tatsächlich ein bisschen brennt, zum anderen aber auch, da mich wieder dieses prickeln erfasst, als er mich berührt. Es sind allerdings nicht direkt seine Finger, die meine Haut berühren. Es ist etwas Kühleres und Dickflüssiges.
>Stimmt ja, er sagte, dass er eine Salbe hätte.<, denke ich mir.
Als die Verbrennung mit der Salbe bedeckt ist, zieht er seine Hand allerdings nicht zurück. Stattdessen fährt mit seinem Finger über mein Schlüsselbein. Seine Finger streichen berühren meine Haut federleicht und hinterlassen überall dieses Prickeln. Als er die empfindliche Haut neben dem Halsansatz entlang streicht, läuft mir ein Schauer den Rücken herunter.
„Woher stammt diese Narbe?", fragt er mit gedämpfter Stimme. Ich brauche einen Moment, um mich zu sammeln. Es ist mir immer noch ein Rätsel, wieso gerade dieser Mann mich so aus der Fassung bringen kann. Vielleicht liegt es ja wirklich einfach nur daran, dass er ein Teufel ist.
„Das... Das weiß ich nicht.", bringe ich leicht stotternd heraus. Mein Blick richtet sich auf Sebastian. Unsere Blicke treffen sich und halten aneinander fest.
„Du weißt es nicht?", fragt er nach.
„Nein. Ich habe die seit ich mich erinnern kann.", antworte ich wieder. Weder ist es nötig ihn diesbezüglich anzulügen, noch denke ich, dass es überhaupt möglich wäre. Ich bin mir sicher, dass er eine Lüge auf der Stelle erkennen würde. Allerdings bin ich mir noch allzu sicher, dass ich ihm im Moment überhaupt anlügen könnte.
„Und wie weit reichen deine Erinnerungen zurück?", fragt er weiter nach.
„Bis etwa mein 13 Lebensjahr.", antworte ich erneut.
„Dein 13. Lebensjahr?", fragt er erstaunt nach. Er scheint nicht damit gerechnet zu haben. Leicht nicke ich nur.
„Davor ist alles weg.", antworte ich ihm ruhig: „Meine Erinnerungen beginnen mit meinem Eintritt in die Organisation."
„Das ist äußert interessant.", kommt es nur von Sebastian: „Dann wirst du auch keine Erinnerungen an deine Familie haben?"
„Nein.", antworte ich mit einem leichten Kopfschütteln: „Wieso fragst du?"
„Darin könnte der Schlüssel zum Ursprung deiner Fähigkeiten liegen.", antwortet der Butler. Verwundert schaue ich ihn an.
„Was meinst du damit?", frage ich schließlich verwundert nach, als er nicht antwortet.
„Nun... Ich kann es noch nicht mit Sicherheit sagen. Allerdings schienen diese Menschen zumindest bei einer Person eine Hexe gefasst zu haben.", kommt es schließlich von ihm. Ungläubig sehe ich ihn an.
„Du denkst, ich sei eine Hexe?", frage ich vorsichtig nach.
„Es spricht einiges dafür. Besonders deine Fähigkeiten. Allerdings kann ich dies noch nicht mit Sicherheit sagen.", antwortet Sebastian.
„Und wann kannst du das?", frage ich wieder nach.
„Auf dem Bergfest in der Walpurgisnacht.", antwortet er: „Dieses Fest enthüllt jede Hexe."
„Aber die Walpurgisnacht ist doch erst knapp 2 Monaten.", überlege ich.
„Die Zeit wirst du wohl auch noch auf eine Antwort warten können.", sagt Sebastian nur. Dann aber fällt mir noch etwas ein.
„Aber erhalten Hexen ihre Kräfte nicht von einem Teufel?", frage ich verwundert nach.
„Unter anderem.", antwortet Sebastian nur, ohne meine Frage wirklich zu beantworten.
„Was meinst du mit unter anderem?", frage ich also genauer nach.
„Es gibt zwei Arten, wie eine Hexe ihre Fähigkeiten erhalten kann.", antwortet Sebastian: „Die bekanntere ist die, dass sie ihre Fähigkeiten von einem Teufel im Tausch gegen ihre Seele und für ihre Dienste verliehen bekommen."
„Und die andere?", frage ich nach.
„Es gibt durchaus Hexen, und natürlich auch Hexer, die mit ihren Kräften geboren werden.", antwortet Sebastian: „Diese haben Vorfahren, welche übernatürliche Wesen sind." Staunend schaue ich ihn an. Davon habe ich bisher noch nie etwas gehört.
„Und nun Schluss damit.", sagt Sebastian plötzlich mit mehr Nachdruck und geht wieder auf etwas Abstand. Sofort spüre ich eine seltsame Kälte in mir drinnen.
>Was ist nur los mit mir?<, frage ich mich im Stillen.
„Ich werde jetzt aufbrechen und du wirst schlafen, dass du morgen wieder fit bist für was auch immer uns erwarten wird.", sagt Sebastian streng. Noch ehe ich antworten kann, ist der Butler auch schon verschwunden. Seufzend lasse ich mich nach hinten auf die Matratze fallen. Ich starre einen Moment lang die Decke an. Dann raffe ich mich auf und mache mich Bett fertig.

Am nächsten Morgen wache ich durch ein leises Geräusch auf. Sofort bin ich hellwach und in Alarmbereitschaft. Vorsichtig öffne ich meine Augen. Als ich erkenne, wer in das Zimmer eingetreten ist, beruhige ich mich wieder. Langsam setze ich mich im Bett auf und reibe mir über die Augen. Die Morgenmüdigkeit übermannt mich plötzlich.
„Du bist wieder da.", stelle ich fest und blicke den Butler an.
„Ganz recht.", antwortet dieser: „Ich habe den nächsten Befehl des jungen Herrn."
„Dann müssen wir wohl bald aufbrechen.", sage ich und schiebe die Decke beiseite.
„Genau. Wir haben Befehl zum Anwesen zurückzukehren und das schnellstmöglich.", gibt er zurück.
„Gut, dann mache ich mich schnell fertig.", sage ich und stehe vom Bett auf. Die Kälte kriecht mir in die Füße, als ich diese auf den Boden absetze.
„Ich war bereits zu frei und habe sowohl deinen Koffer vorbereitet, als auch der Äbtissin Bescheid gegeben.", gibt Sebastian zurück.
„Du hast meinen Koffer gepackt?", frage ich leicht erschrocken. Immerhin liegt da auch meine Unterwäsche drinnen. Zwar hat er mich gestern bereits im Unterkleid gesehen, doch ist dies ein älteres Modell, dass ich in der kalten Jahreszeit trage. In der Regel trage ich darunter durchaus moderne Unterwäsche. Sebastian allerdings zieht nur eine Augenbraue hoch.
„Du hast keinen Grund zur Sorge. In diesem Koffer gab es nicht, was ich nicht bereits kennen würde.", meint er nur ungerührt.
>Das interessiert mich doch nicht!<, geht es mir durch den Kopf.

SchattendiebOù les histoires vivent. Découvrez maintenant