Der Dieb und der Butler

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Hey Leute,

Es ist zwar noch nicht Freitag, aber es gibt trotzdem schon heute ein neues Kapitel. Ich habe mir vorgenommen in den nächsten zwei Wochen (also diese und die nächste) sowohl am Montag, als auch am Freitag ein Kapitel hochzuladen. Ich hoffe, dass ihr euch darüber freut.
Nun aber lasse ich euch dieses Kapitel lesen: Also viel Spaß dabei ;)

LG JUzo-chan

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Kapitel 10: Der Dieb und der Butler

~*~ Sicht von Sebastian ~*~

Einen Moment lange schaue ich auf den Punkt, an welchem eben noch dieser Mensch stand. Sie ist schon wieder einfach so verschwunden. Obwohl es durchaus eine Neugierde weckt, was genau hinter dieser Frau steckt, so sehr nervt es mich auch, dass sie erneut durch diesen Weg geflohen ist. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sie fliehen würde. Immerhin gab es keine Anzeichen darauf. Menschen machen auch nichts außer Ärger. Allerdings kann ich ihre Aura spüren. Sie ist nur wenige Kilometer von hier aus entfernt.
Ohne noch einmal meine Aufmerksamkeit auf den Shinigami zu richten, mache ich mich auf den Weg. Sollte sie mir erneut entkommen, dann würde der junge Herr wenig erfreut sein. In solchen Situationen ist dieser kleine Bastard einfach unausstehlich. Also beeile ich mich besser und fange diese Frau schnell wieder ein.
Nur wenige Sekunde später bin ich ihr dicht auf der Verse. Sie wird mir nicht noch einmal entkommen. Es scheint auch nicht so, als hätte sie mich bereits bemerkt. Also ist der Überraschungseffekt auf meiner Seite. Lautlos nähere ich mich ihr weiter bis ich sie sehen kann. Uns trennen nun nur noch ein paar hundert Meter. Ein Mensch könnte sie aus dieser Entfernung in dunkler Nacht wohl nicht erkennen, aber ich kann es. Ebenso kann ich die vielen Kratzer und Schrammen auf ihrer Haut sehen und auch den leichten Geruch von Blut in der Luft riechen. Allerdings ist mir das ziemlich egal. Daran wird dieser Mensch nicht sterben, auch wenn Menschen so unglaublich einfach sterben.
Lautlos nähere ich mich der jungen Frau ohne dabei bemerkt zu werden. Der Abstand wird immer kürzer. Ich mache einen letzten Satz und kann ihre Wärme bereits an meiner Hand spüren, als sie plötzlich in eine andere Richtung abbiegt.
>Sie hat mich also doch bemerkt.<, denke ich mir. Die Frage ist nur, wann sie das getan hat. Schnell nehme ich die Verfolgung wieder auf. Es dauert nicht lange und ich bin wieder direkt in ihr. Da ich sie dieses Mal nicht entkommen lassen möchte, stoße ich mich nun vom Boden ab und lande nur wenige Meter vor ihr. Kaum zwei Sekunden später rennt sie mir auch schon buchstäblich in die Arme. Ich sehe noch ihren geschockten Blick und bemerke ihre erbärmlichen Versuche sich zu befreien. Da ich keine Lust darauf habe, dass sie den ganzen Rückweg so herumzappelt, lege ich meine Hand in ihren Nacken. Meine Augen leuchten rot in der Dunkelheit auf und kurz darauf sackt sie auch schon in sich zusammen. Ohne länger zu warten, da ich keine weitere Zeit verschwenden möchte, hebe ich die junge Frau hoch und mache mich auch schon auf den Rückweg.
Als ich aus dem Wald heraustrete, scheint mir der Mond entgegen. Mein Blick geht noch einmal auf die junge Frau herunter, um sicher zugehen, dass sie noch immer schläft. Wie erwartet, liegt sie regungslos in meinem Armen. Nur ihr flacher Atem verrät, dass sie noch am Leben ist. Menschen sehen so leblos aus, wenn sie schlafen. Und gleichzeitig sind sie in diesen Moment auch am verletzlichsten und hilflosesten.
Mein Blick richtet sich noch einmal auf die bewusstlose Frau in meinen Armen, als ich aus dem Wald heraustreten. Im Mondlicht wirkt ihre Haut beinahe schon weiß und bildet einen noch stärkeren Kontrast zu ihrem dunkeln Haar. Irgendetwas an diesem Menschen ist anders. Es zieht mich regelrecht an. Noch bin ich mir nicht sicher, was es ist, aber ich werde es schon noch herausfinden.

~*~ Sicht von unserem Dieb ~*~

Durch ein leichtes Rütteln werde ich langsam wieder wach. Ein stumpfer Schmerz geht durch meinen Kopf und hinterlässt ein unangenehmes Pochen. Aber dieses Pochen sollte auszuhalten sein. Das Rütteln allerdings irritiert mich ziemlich. Eigentlich müsste ich jetzt in dem Häuschen im Wald sein. Aber wieso rüttelt es hier dann so? Das Häuschen kann es nicht sein, außer es stürzt gerade in sich zusammen. Und das würde ich wohl mitbekommen. Dieses Rütteln erinnert mich deutlich mehr an eine Kutschfahrt. Aber was sollte ich in einer Kutsche tun und wie soll ich dorthin gekommen sein?
Schließlich schaffe ich es mich dazu durchzuringen meine Augen zu öffnen und mich vorsichtig umzuschauen, immer bereit mich zu wehren oder ein Portal zur Flucht zu erschaffen. Erstaunt stelle ich fest, dass ich mich wirklich in einer Kutsche befinde. Es ist allerdings keine normale Kutsche, wie ich sie bisher kannte. Anstatt aus leichten, dünnen Polstermaterial und normalen Stoff besteht die Sitzbank aus hochwertigen, weichen Stoff und ist deutlich besser gepolstert, als ich es sonst von Kutschen kenne – es gibt sogar eine gepolsterte Rückenlehne. Vor den Fenstern befinden sich sogar Vorhänge aus demselben Stoff, der auch die Sitzbank bespannt. Das ist definitiv keine normale Kutsche. Diese hier muss eine private Kutsche eines Reichen, wenn nicht sogar eines Adeligen sein.
„Entschuldigen Sie bitte vielmals die grobe Behandlung, allerdings musste ich den Auftrag meines jungen Herrn ausführen.", kann ich plötzlich eine Stimme gegenüber mir hören. Erschrocken wende ich meinen Blick nach vorn. Dort sitzt der Butler des Earls und ein charmantes Lächeln ziert sein Gesicht. Allerdings erreicht es seine Augen nicht im geringsten. Diese strahlen vielmehr etwas Gefährliches und Geheimnisvolles aus.
>Ich darf in seiner Nähe auf keinen Fall unachtsam werden.<, besinne ich mich schnell wieder und fixiere den Butler geradezu mit meinen Augen.
„Wohin bringst du mich? Und was hast du mit mir gemacht?", frage ich ihn nun direkt. Kurz schaut der Butler mich schweigend an. Ich wüsste wirklich nur zu gerne, was in seinem Kopf vorgeht. Normalerweise kann ich die Gedanken der Leute durch ihren Gesichtsausdruck und ihren Handlungen erahnen, aber bei ihm schaffe ich es nicht. Er hat sich selbst so gut unter Kontrolle, dass ich einfach nichts erahnen kann.
„Wie bereits erwähnt, wünscht mein junger Herr nach einem Treffen, um Ihnen ein Angebot zu unterbreiten.", antwortet er nur auf meine erste Frage. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er meine zweite nicht einfach vergessen oder überhört hat. Er will darauf nicht antworten, da bin ich mir sicher. Und mein Gefühl sagt mir, dass ich darauf keine Antwort bekommen werden.
„Und was hast du mit mir gemacht?", frage ich noch einmal nach. Ich höre zwar oft auf mein Gefühl, aber nicht immer. Und meine Dickköpfigkeit ist nun einmal auch nicht zu unterschätzen.
Genau in diesem Moment bleibt die Kutsche plötzlich stehen. Sofort und ohne auf meine Frage zu antworten, steigt der Butler aus der Kutsche aus und hält die Tür weiterhin geöffnet. Er hält mir eine Hand entgegen, welche ich allerdings gekonnt ignoriere und ohne seine Hilfe aussteige. Mich zu weigern, würde vermutlich sowieso nichts bringen.
„Sie sollten dieses trotzige Verhalten nicht gegenüber dem jungen Herrn zeigen. Er kann dadurch sehr ungehalten reagieren.", raunt mir der Butler beinahe schon ins Ohr. Ich spüre, wie ein Schauer meinen Rücken herunterläuft. Warnend schaue ich ihn an, worauf er allerdings nur leise kichert und sich schließlich auf den Weg zur Eingangstür macht.
„Wenn Sie mir bitte folgen würden, Miss.", sagt er dabei und schaut in meine Richtung. Ich schaue ihn noch einmal böse an, was ihn natürlich schon wieder nicht stört, und gehe ihm dann nach.
In der Eingangshalle, welche wir zuerst betreten, läuft gerade im oberen Stock ein Dienstmädchen mit zwei roten Zöpfen und einer großen, runden Brille entlang. Sie trägt einen ziemlich hohen und wackeligen Turm von Wäsche. Es sieht so aus, als würde dieser jeden Moment umkippen und dann überall in der Eingangshalle verteilt liegen. Dann wäre die Wäsche wohl umsonst gewaschen worden. Als der Butler die Tür schließt, wird das Dienstmädchen auf uns aufmerksam. Als sie den Butler sieht, breitet sich sofort ein Lächeln auf ihren Lippen und ein Rotschimmer auf ihren Wangen aus. Mich hat sie kurz mit ihrem Blick angeschaut. Mit diesem einen Blick hat sie mich kontrolliert und vermutlich eingeschätzt, welche Gefahr ich darstellen würde. Allerdings zweifle ich keine Sekunde daran, dass sie mich nicht als Gefahr wahrnimmt, den Butler – für den sie offensichtlich Sympathie empfindet – bezirzen zu wollen. Es wirkte viel eher, als würde sie mich wie einen eventuellen Gegner und Feind kontrollieren.
>Mit diesem Dienstmädchen stimmt auch etwas nicht.<, denke ich mir und erwidere ihren Blick kurz. Sie scheint zwar etwas tollpatschig, allerdings sollte ich sie wohl auch nicht unterschätzen.
„Maylene, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht solche Türme tragen sollst?", fragt der Butler mit strengem Ton: „Sie fallen dir nur wieder herum und dann herrscht wieder ein riesiges Durcheinander." Es ist, als würde etwas durch das Dienstmädchen fahren.
„Entschuldige, Sebastian.", kommt es sofort von ihr in einer etwas lauteren Tonlage.
„Gut, dann wiederhole es nicht immer wieder.", kommt es genervt vom Butler: „Ich werde unseren Gast nun zum jungen Herrn führen. Ich wünsche, dass es keine Störungen in der Zwischenzeit geben wird." Mit diesen Worten setzt er seinen Weg auch schon fort. Ich schaue noch kurz das Dienstmädchen an, welche tatsächlich den Wäscheturm auf einen kleinen Tisch ablegt und nun einen deutlich kleineren Stapel herunternimmt und nun damit ihren Weg fortführt.
„Wenn Sie mir bitte folgen würden, Miss.", reist mich die Stimme des Butlers aus meinen Gedanken. Schnell folge ich ihm.
>Es ist ein so großes Anwesen. Wieso habe ich bisher nur ein Dienstmädchen gesehen?<, frage ich mich nach einigen Minuten, dir wir nun schon stillschweigend durch das Anwesen laufen.
Schließlich halten wir vor einer dunkelbraunen Holztür. Ohne eine weitere Sekunde zu verschwenden, klopft der Butler zweimal an, ehe er die Tür öffnet.
„Junge Herr, ich bin zurück und habe Euren Auftrag erfüllt.", kommt es vom Butler. Dadurch, dass er direkt vor mir steht, kann ich nicht in das innere des Raumes sehen. Allerdings weiß ich dennoch, dass dies das Arbeitszimmer ist. Ich hatte nicht nur den Grundriss der Stadtvilla in London, sondern auch vom Anwesen des Earls auf dem Land.
„Das hat länger gedauert als erwartet.", kommt es gelangweilt von der Person – vermutlich dem Earl – im Inneren des Raumes.
„Bitte verzeiht vielmals. Es gab leider einige, unvorhergesehene Behinderungen.", kommt es prompt vom Butler, während er leicht den Kopf senkt. Da er aber so groß ist, kann ich dennoch nicht so weit an ihm vorbeischauen, dass ich den Earl auch sehen könnte.
„Unvorhergesehene Behinderungen?", kommt es belustigt vom Earl: „Sei es drum. Wo ist der Dieb?"
„Der Dieb...", der Butler betont diese Worte belustigt: „... steht direkt hinter mir, my Lord." Dann macht der Butler auch schon einen Schritt zu Seite und gibt somit den Blick frei. An dem Schreibtisch sitzt der Earl. Würde ich nicht bereits wissen, dass er noch ein Kind war, als er zum Earl ernannt wurde, wäre ich nun wohl von seinem jungen Alter erstaunt. Da ich es aber weiß, bin ich es nicht. Der Earl dahingegen schaut mich kurz mit erstaunten Augen an.
„Eine Frau?", fragt er dann leicht zähneknirschend seinen Butler.
„Habe ich das etwa vergessen zu erwähnen. Bei dem Dieb, nach dem Ihr verlangt habt zu sehen, handelt es sich um eine Diebin.", kommt es grinsend vom Butler. Ich bin mir sicher so etwas wie Schadenfreude in seinem Gesicht zu sehen. Er hat es dem Earl wohl nicht sagt, also dass ich kein Mann bin. So ziemlich jeder glaubt, dass sich hinter der Maske des Schattendiebes ein Mann verbirgt. Mir hat das immer die Arbeit erleichtert, weshalb ich die Menschen in dem Glauben gelassen habe. Wenn die Leute einen Mann suchen, dann beachten sie eine Frau nicht – vor allem keine so unscheinbare wie mich.
„Das hast du in der Tat.", kommt es zähneknirschend vom Earl. Er fixiert seine Butler mit einem bösen Blick: „Aber es spielt keine Rolle, welches das Geschlecht der Dieb hat. Ein Meisterdieb bleibt ein Meisterdieb, ob er nun eine Frau oder ein Mann ist."
„Weise Worte, junger Herr.", kommt es leicht hämisch vom Butler.
>Der nimmt sich ganz schön viel für einen Butler heraus.<, denke ich mir nur.
„Gut, dann bist du entlassen, Sebastian. Widme dich deinen Aufgaben.", kommt es vom Earl. Unzufriedenheit ist in den Augen des Butlers zu sehen. Es scheint ihm nicht zu gefallen, dass er nun den Raum verlassen soll. Allerdings kommt er der Aufforderung seines Herrn nach und verlässt den Raum.
Die Blicke des Earl und mir treffen sich und bleiben aneinander hängen. Ich wusste zwar schon, dass das Blau seiner Augen meinem sehr ähnlich ist, aber es jetzt so in der Wirklichkeit zu sehen, ist doch verblüffend. Zufälle gibt es.
„Nun... kommen wir gleich zum Geschäft, weswegen ich dich habe kommen lassen.", kommt es vom Earl, als er sich in seinem Stuhl zurücklehnt, die Beine überschläft, die Ellenbögen auf die Lehne seines Stuhles abstützt und die Fingerspitze aneinanderlegt. So wie er dort sitzt, wirkt er ziemlich überlegen, allerdings lasse ich mich davon nicht einschüchtern. Hätte er nicht ernsthaftes Interesse an diesem Deal, dann hätte er mich nicht erbringen lassen. Vermutlich wäre ich dann zusammen mit der Organisation für immer verschwunden.
„Du hast mir etwas gestohlen, dass die Geschäfte meiner Funtom Corpotation ziemlich erschwert hat.", beginnt der junge Earl zu reden.
>Dem Süßigkeitenladen?<, frage ich mich irritiert. Um ehrlich zu sein, habe ich mir die Akte nicht genauer angesehen, als ich sie gestohlen habe. Sie war nur ein weiteres Zielobjekt in einem weiteren Auftrag. Noch dazu war der Auftragsgeber ein unbedeutender Geschäftsführer, der nicht viel in der Unterwelt zu melden hatte. Es war also kurz gesagt ein weiterer, langweiliger Auftrag, den ich erledigt habe.
„Die gestohlenen Informationen beinhalten die Geheimrezeptur meiner neusten Süßigkeiten. Würde eine andere Firma diese nutzen, würde dies enorme Gewinneinbußen bedeuten.", redet der Real weiter. In seinem Blick erkenne ich, dass es ihm nur zweitrangig um den Gewinn geht, den seine Firma macht. Es scheint viel mehr sein Trotz und seine Sturheit zu sein, die darin ein Problem sehen. Das kann ich nur zu gut verstehen, mir würde es wohl ähnlich gehen.
„Es geht Euch allerdings nicht um die Einbußen des Gewinnes. Es gefällt Euch viel eher nicht, dass ein anderer es gewagt hat euch die neuen Rezepturen zu stehlen, um sie nun selbst zu nutzen und euch somit zuvorzukommen.", spreche ich meine Vermutung aus: „Und daher wollt Ihr nun wohl auch, dass ich die Rezeptur zurückhole und alle Kopien und eventuell bereits gefertigten Süßigkeiten zerstöre." Kurz schaut der Earl mich schweigend an, dann breitet sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus.
„So ist es. Nimmst du den Deal an und wirst zu meinem Handlanger, meinem persönlichen Meisterdieb?", fragt er nun grinsend.
„Was würde passieren, wenn ich ablehnen würde – also rein theoretisch versteht sich?", frage ich nun nach.
„Nun, denn würde ich mich wohl gezwungen fühlen, der Polizei den Schattendieb ausliefern zu müssen oder meinen Butler sich um ihn kümmern zu lassen.", kommt es nun süffisant grinsend vom Earl.
>Wieso war mir das jetzt klar?<, frage ich mich.

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Wie fandet ihr eigentlich den Sichtwechsel zu Sebstian? Meint ihr er ist gelungen oder habe ich Sebastian zu OC gemacht?

SchattendiebWhere stories live. Discover now