Der Dieb hat etwas vergessen

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Hey Leute,

hier ist nun das nächste Kapitel.
Ich hoffe, dass ihr ab und an mal beim Lesen etwas schmunzeln können werdet.

LG Juzo-chan

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Kapitel 62: Der Dieb hat etwas vergessen

Schweigend sitze ich in einem Baum im Garten und beobachte, wie die Lichter nach und nach gelöscht werden. Bei den meisten Zimmern kann ich mir sicher sein, dass es Sebastian ist, welcher gerade das Licht löscht. Aber diese Zimmer sind mir momentan ziemlich egal. Mein Blick geht auf die Taschenuhr in meiner Hand. Es ist kurz vor 23 Uhr. Es dauert nur wenige weitere Minuten und schon sind alle Fenster im Anwesen dunkel. Verwundert ziehe ich die Augenbrauen zusammen, als auch die Fenster im Fundament allesamt dunkel sind. Dort befinden sich, neben der Küche und das Bedienstetenzimmer, welches eigentlich nur von Sebastian genutzt wird, auch die Schlafzimmer der männlichen Angestellten. Ich hätte zumindest erwartet, dass in einem dieser Zimmer noch Licht brennt, da Sebastian nachts oft weitere Arbeiten erledigt. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass er ausgerechnet heute Nacht tatsächlich schläft. Wie er selbst sagt, braucht er Schlaf nicht wirklich und nutzt es eher als Genuss. Und diesem Genuss würde er mit Sicherheit nicht nachgehen, wenn Gäste im Anwesen zu Besuch sind.
>Vielleicht sitzt er im Dunkeln?<, frage ich mich und grüble etwas darüber. Ich habe mir bisher noch nie zu seiner Nachtsicht Gedanken gemacht. Es spielte ja auch nie eine Rolle.
Als ich neben mir das Rascheln von Laub hören kann, löse ich vorsichtig in die Halterung an meinem Unterarm, in welcher sich ein kleiner Dolch befindet. Beinahe sofort spüre ich, wie sich der Dolch lockert und nun bei der kleinsten Bewegung meines Armes in meine Hand fallen sollte. Als der Ast, auf welchem ich im Moment sitze, sich auch noch ein Stück senkt, so als würde er nun weiteres Gewicht tragen müssen, lasse ich in einer fließenden Bewegung den kleinen Dolch aus seiner Halterung an meinem Unterarm in meine Hand fallen und drehe mich schnell zu dem Neuankömmling um. Erst als der Dolch am Hals meines Gegenübers liegt, kann ich dessen Gesicht erkennen. Das erbleichte Gesicht mit dem erschrockenen Ausdruck sticht in der dunklen Nacht geradezu ins Auge. Ich kann nicht genau sagen, ob das kreideweiße Gesicht, die roten Haare oder die stechend grünen Augen auffälliger sind. Kurz blinzle ich verwundert, dann senke ich den Dolch und lasse ihn wieder in meinem Ärmel verschwinden.
„Was machst du hier?", frage ich verwundert nach, als ich den Dolch wieder in der Halterungbefestige: „Also nicht, dass ich mich nicht freuen würde dich zu sehen."
„So begrüßt du also deine beste Freundin?", kommt es theatralisch von Grell, der den Kopf etwas in den Nacken wirft und den Handrücken an die Stirn legt. In seinen geschlossenen Augenwinkeln kann ich sogar ein paar Tränen erkennen.
„Du hättest mich beinahe getötet!", redet er auch schon mit weinerlicher weiter. Okay, jetzt bin ich mir sicher, dass er es nur spielt.
„Ähm... Grell... Du bist ein Shinigami. Du kannst nicht durch einen einfachen Dolch sterben.", meine ich nur. Beinahe sofort, nachdem ich das gesagt habe, lässt er seinen Oberkörper nach vorne fallen. Dabei senkt er den Kopf, sodass sein Haar sein Gesicht verdeckt und faltet die Hände ineinander. Verwundert beobachte ich den Rothaarigen dabei und bin mir nicht ganz sicher, was ich dazu sagen soll.
„Er mag mich vielleicht nicht töten, doch tief im Herzen verletzen.", legt er auch schon gleich die nächste Show hin. Mit dem ersten Wort hebt er ruckartig den Kopf und ich kann den Tränenfluss nur zu deutlich sehen.
>Oh man...<, geht mir nur durch den Kopf, als ich ihn bei seinem Theater schweigend beobachte.
Erst als ich ein seltsames Geräusch über mir hören kann, wende ich meinen Blick von Grell ab und schaue in den Himmel hinauf. Auch wenn ich mir sicher bin, dass er es ebenfalls bereits gehört hat, geht er überhaupt nicht auf dieses Geräusch ein. Vielleicht kennt er ja auch einfach dessen Ursprung und bleibt deshalb so ruhig. Dann ist es vermutlich keine Gefahr, aber neugierig bin ich dennoch. Als ich aber sehe, was dieses Geräusch auslöst, klappt mir der Mund auf. Dort steht ein junger Mann auf einen fliegenden Rasenmäher.
„Ronald, jetzt hast du mir die Aufmerksamkeit gestohlen.", kann ich Grell hinter mir beleidigt sagen hören. Okay, er kennt diesen Mann auf jeden Fall.
„Die junge Dame hat allerdings recht. Ein gewöhnlicher Dolch könnte keinen von uns töten.", antwortet er allerdings nur, ohne dabei auf Grells Aussage einzugehen. Durch die Aussage des Mannes, welcher scheinbar Ronald heißt, kann ich wohl davon ausgehen, dass auch er ein Shinigami ist.
„Aber die junge Dame scheint uns tatsächlich sehen zu können.", sagt er und befindet sich plötzlich direkt vor meinem Gesicht. Seine stechend grünen Augen blicken mir direkt in meine blauen und scheinen mich zu mustern, so als würde er nach etwas suchen. Nervosität macht sich in mir breit und lässt mich ein Stück nach hinten lehnen.
„Wieso kannst du es?", fragt er direkt: „Hast du etwa auch ein Vertrag mit diesem Teufel?"
>Er weiß von Sebastian?<, geht es mir durch den Kopf. Er kann eigentlich keinen anderen gemeint haben. Der junge Herr ist zwar ebenfalls ein Teufel, aber mein Gefühl sagt mir, dass Ronald nicht den Earl meint.
„Nein.", bringe ich etwas stotternd heraus.
„Was ist es denn?", hackt er weiter nach. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm antworten soll. Sebastian hat mir bereits mehrfach ausdrücklich gesagt, dass ich es niemanden einfach so sagen darf. Und gerade nach dem Vorfall mit de Hexenjägern vor einigen Monaten halte ich mich nur zu gerne daran.
Erleichtert atme ich aus, als plötzlich eine gewisse Distanz zwischen Ronald und mir ist. Dann erst wird mir klar, dass weder ich noch er sich bewegt haben. Als ich den schwarzhaarigen Butler sehen kann, wird mir aber klar, dass Ronald sich auch nicht bewegt hat, sondern bewegt wurde. Sebastian hat ihn am Kragen gepackt und ein Stück nach hinten gezogen. Mit hektischen Bewegungen versucht der Blonde den Griff des Teufels in seinem Nacken zu lösen. Als Sebastian ihn loslässt, landet er auf seinem Rasenmäher und Sebastian klopft sich die Handschuhe ab, als würde er Staub oder Schmutz abklopfen.
„Es gehört sich nicht sich einer Dame derartig aufzudrängen.", kommt es ruhig von Sebastian. Seine Stimme ist beinahe gefährlich ruhig, sodass mir ein Schauer über den Rücken läuft.
„Basti~", kommt es auch schon singend von Grell und passt so überhaupt nicht in die Stimmung. Aber zumindest lockert sich so die Stimmung. Sebastian seufzt einmal genervt auf und auch Ronald grinst nun breit, wenn er dabei auch die Augen verdreht. Er scheint nicht gerade Grells Begeisterung für Sebastian zu teilen. Ich würde eher sagen, dass Ronald eher abgeneigt ist. Zumindest, wenn ich seine Aussage von vorhin berücksichtige.
„Diese junge Dame hat des weiteren noch Arbeit zu erledigen.", redet Sebastian auch schon weiter.
„Ich wollte auch nur den Grund dafür wissen, warum die junge Dame uns Shinigami sehen kann.", erklärt Ronald sich, als sei nichts gewesen: „Grell hat mir bereits einiges über sie erzählt und mich somit ziemlich neugierig gemacht." Verwundert schaue ich zu Grell.
>Was bitte hat er über mich erzählt?<, frage ich mich im Stillen. Grell scheint an meinen Blick meine stille Frage zu erkennen und winkt etwas unbeholfen ab. Wortlos sagt er „Später". Verstehend nicke ich und wende mich dann wieder Ronald und Sebastian zu, welche sich gerade ziemlich grimmig anstarren. Ich wusste gar nicht, dass Sebastian grimmig schauen kann.
Während Sebastian und Ronald sich weiterhin schweigend anstarren, bleiben Grell und ich auf dem Ast sitzen und beobachten die beiden dabei. Verwundert drehe ich mich um, als ich ein ungewöhnliches Geräusch hinter uns hören kann.
„Was ist los?", fragt Grell und dreht sich ebenfalls um.
„Mir war so, als hätte ich etwas gehört.", antworte ich und schaue mich weiterhin um. Allerdings kann ich nichts erkennen.
„Ich sehe nichts.", kommt es von Grell. Mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend, so als würde jeden Moment etwas passieren, drehe ich mich wieder nach vorne um. Sebastian und Ronald sind noch immer mit ihrem Anstarrwettbewerb beschäftigt. Als ich dasselbe Geräusch noch einmal hören kann, drehe ich mich erneut um und suche noch einmal alles ab. Doch wieder kann ich nichts finden. Gerade als ich mich wieder umdrehen möchte, sehe ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Überrascht lehne ich mich schnell zur Seite und spüre im nächsten Moment auch schon, wie ich falle. Nun endlich unterbrechen Ronald und Sebastian ihren Wettbewerb. Während Ronald ziemlich erschrocken schaut, bleibt Sebastian ruhig. Allerdings kann ich mich nicht länger auf die beiden konzentrieren, da ich nun auch dieses Etwas erkennen kann.
>Eine Schlange?!<, frage ich mich erschrocken. Da ich mich aber gerade im freien Fall von einem Baum Richtung Boden befinde, öffne ich erst einmal ein Portal unter mir. Durch dieses komme ich schließlich sicher, wenn auch etwas holprig auf dem Boden an. Da ich noch immer den Schwung vom Fall hatte, musste ich zum Boden vertikal verlaufendes Portal öffnen, durch welches ich rückwärts ins Stolpern geraten und schließlich auf meinem Po gelandet bin. Doch zu meiner Überraschung hat die Schlange ebenfalls mein Portal genutzt und schlänget sich nun langsam auf mich zu. Als sie zischend immer näher kommt, wache ich endlich aus meiner Starre aus.
„Snake, ruf deine Schlange zurück!", rufe ich schließlich in die Dunkelheit hinein. Tatsächlich hält die Schlange nun auf in ihrer Bewegung inne, richtet sich allerdings auf, anstatt zurückzuweichen. Beinahe zeitgleich kommt der weißhaarige Schlangenmensch zwischen den Bäumen angelaufen. Seine gelben Augen schauen mir erschrocken entgegen. Vermutlich hat er selbst nicht damit gerechnet, dass eine seiner Schlangen auf einen seiner Kollegen losgehen würde.
„Bronte, komm zurück.", kommt es ein wenig hektisch von Snake. Seine Schlange dreht ihren Kopf in seine Richtung und zischt irgendetwas.
„Was meinst du damit?", fragt Snake verwundert nach. Ich schaue von Bronte zu Snake und wieder zurück. Es ist wirklich erstaunlich, wie er mit seinen Schlangen kommuniziert. Noch einmal zischt seine Schlange, dann dreht sie sich auch schon wieder um und kommt auf mich zu. Ehe ich weiter wegkommen könnte, schlängelt sich die Schlange auch schon mein Bein hoch und hält dann auf meinem Knie wieder inne. Kurz schauen wir uns direkt an.
„Snake, bitte sag mir, dass Bronte nicht giftig ist.", bringe ich überfordert heraus.
„Bronte ist giftig.", antwortet Snake allerdings sehr zu meinem Missfallen: „Aber..." Verwundert schaue ich vorsichtig von Bronte zu Snake auf. Er sieht ein wenig unsicher aus, als wüsste er nicht, was er tun soll.
„Was aber?", frage ich leise nach.

SchattendiebDonde viven las historias. Descúbrelo ahora