Der Dieb spekuliert

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Hey Leute,

hier nun das nächste Kapitel. Ich hoffe, dass es euch gefällt und wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
Das nächste Kapitel ist im Übrigen wieder aus der Sicht eines gewissen Teufels ; )

LG Juzo-chan

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Kapitel 31: Der Dieb spekuliert

Natürlich komme ich bei dem Essen nicht drum herum neben Sebastian zu sitzen. Eine ältere Nonne mit Kochschütze und einer großen Holzkelle in der Hand hat uns grinsend nebeneinander an den Tisch gesetzt. Wir sitzen nicht weit von der Äbtin entfernt. Während des gesamten Essens wird geschwiegen. Nur hin und wieder bemerke ich die neugierigen Blicke der Nonnen und Novizinnen. Allerdings gelten diese Blicke eher dem großgewachsenen Teufel neben mir. Irgendwie schon paradox, dass die Nonnen ein kleines bisschen für den Teufel zu schwärmen scheinen.
>Dieser miese Teufel.<, denke ich mir, als ich eine Hand auf einem Bein spüre. Ich gebe mir wirklich Mühe jetzt nicht allzu auffällig zu reagieren. Weder kann ich ihn darauf hinweisen, dass er seine Hand bei sich behalten soll, noch kann ich sie wegschlagen. Allerdings scheint gerade deshalb der Teufel seinen Spaß daran zu haben. Leider würde es auch auffallen, wenn ich meine Hand nun unter den Tisch legen würde, wo seine Hand doch auch nicht auf dem Tisch liegt. Zu allem Überfluss kann ich auch noch sein leises Kichern neben mir hören und aus den Augenwinkeln die leicht nach oben gezogenen Mundwinkel. Nur durch die Nähe zu dem Butler kann ich das leichte Grinsen auf seinem Gesicht sehen.

„Du hast dich unmöglich verhalten.", bringe ich leicht gereizt an, als wir wieder auf unserem Zimmer sind. Der Teufel sagt nichts dazu, sondern schaut mich nur an. Obwohl seine Miene ungerührt bleibt, funkeln seine Augen belustigt auf.
„Konntest du etwas herausfinden?", fragt er stattdessen und bleibt ungerührt neben dem Tisch stehen. Seine Augen liegen direkt auf mich und er wartet auf eine Antwort. Kurz bleibe ich still und gehe noch einmal alle Informationen im Kopf durch, damit ich auch nichts vergesse.
„Die Nonnen benutzen für ihren Parfüms Pflanzen, die sie entweder selbst anbauen oder im Wald sammeln.", beginne ich zu erzählen: „Dazu müssen sie zu verschiedenen Tageszeiten und verschiedenen Monatsphasen in den Wald. Früher haben sie das allein getan, aber seitdem diese Vorfälle begonnen haben, bilden sie dazu kleine Grüppchen und gehen zusammen die Pflanzen sammeln." Hin und wieder nickt Sebastian.
„Bevor diese Vorfälle begannen, erbaten deutlich mehr Reisende eine Unterkunft für ein paar Tage. Doch nun, wo es sich scheinbar herumgesprochen hat, meiden die Reisenden diese Gegend. Die Nonnen scheinen aber auch keine auffälligen Personen bemerkt zu haben.", rede ich weiter. Wieder nickt der Teufel nur und scheint zu überlegen.
„Zum Opfer selbst wurden bisher nur zwei Nonnen und das war ziemlich am Anfang und auch außerhalb des Klosters. Es scheint generell niemand im Kloster ermordet worden zu sein, sondern nur in dessen Umkreis.", rede ich erneut weiter: „Die Täter scheinen die Klöster selbst zu meiden. Aus welchem Grund auch immer."
„Ich habe mich diesem Nachmittag über die Opfer selbst erkundigt. Bei den meisten handelte es sich um Reisende.", erklärt Sebastian: „Außerdem konnte ich einige kursierende Gerüchte betreffend die Opfer herausfinden." Erwartungsvoll schaue ich den Butler an, der nun eine Pause in seiner Ausführung macht.
„Und welche?", hake ich nach, als er eine längere Pause in seiner Ausführung macht.
„Sie sollen sich der Magie verschrieben haben. Darauf habe ich allerdings noch keine konkreten Beweise, sondern gelegentlich unhaltbare Gerüchte.", erklärt er.
„Magie?", frage ich verwundert. Wieder nickt der Butler nur und scheint wieder nachzudenken.
„Auch die Art und Weise, wie die ermordet wurden, verstärkt diesen Verdacht.", antwortet Sebastian.
„Wie meinst du das?", frage ich verwundert nach.
„Von einer der Novizinnen konnte ich in Erfahrung bringen, dass scheinbar Spuren von Weihrauchrückständen an den Tatorten gefunden wurden. Auch scheint vor der ersten Tat ein großer Krug mit Weihwasser abhandengekommen zu sein."
„Weihwasser und Weihrauch? Wollten die Täter ihnen böse Geister austreiben?", überlege ich.
„Es scheint so.", bestätigt der Butler.
„Ob die Täter vielleicht doch etwas mit dem Kloster zu tun haben?", überlege ich weiter.
„Das wäre durchaus möglich, doch ich bezweifle es.", meint der Butler: „Immerhin ist nicht nur dieses Kloster betroffen. Und die Nonnen verlassen das Kloster nur sehr selten."
„Gibt es diese Gerüchte ebenfalls über die Opfer bei den anderen Klöstern?", frage ich nach.
„Ja.", antwortet der Butler: „Wobei es dort weniger Opfer gibt. Bei einem sind allerdings auch verhältnismäßig mehr Nonnen betroffen."
„Wie meinst du das?", frage ich erneut nach: „Wie viele Nonnen wurden denn dort zum Opfer?"
„5.", antwortet der Butler monoton: „Und 6 Reisende, die der Magie bezichtigt wurden."
„Das ist wirklich bedenklich.", murmle ich vor mich her.
„In der Tat, deswegen wird dieses Kloster auch unser nächstes Ziel sein.", antwortet Sebastian mir. Verstehend nicke ich.
„Ach ja.", sage ich, als mir wieder etwas einfällt, sofort liegt die Aufmerksamkeit des Teufels auf mir: „Eine der Nonnen hat mir vorhin bei der Gartenarbeit gesagt, dass heute Nacht wieder eine kleine Gruppe von Nonnen in den Wald gehen wird."
„Dann werde ich sie im Auge behalten.", sagt die Teufel nach kurzem Überlegen. Sein Blick legt sich auf meinen verdreckten Rock, welcher noch immer über das Bettende hängt. Seufzend nimmt er ihn in die Hand und beschaut sich die Flecken genauer.
„Ich werde das wohl am besten gleich reinigen.", kommt es ernüchtert vom Butler: „Ansonsten bleiben wohl möglich Spuren der Flecken übrig." Irritiert schaue ich ihn an. Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet.
>Der kann seine Rolle als perfekter Butler wohl nie ablegen.<, geht es mir durch den Kopf.
„Immerhin färbt das Auftreten der Bediensteten auch immer auf den Herrn ab.", fügt er dann noch hinzu.
>Ist das sein Ernst? Jetzt denkt er an den Ruf des Earls?<, frage ich mich ein wenig gereizt.
„Solltest du etwas einzuwenden haben, kannst du mich gerne in die Waschküche begleiten.", kommt es grinsend vom Butler, als er meinen Blick bemerkt. Erschrocken halte ich die Luft an, als sein Gesicht plötzlich nur wenige Zentimeter vor meinem hängt und sein Zeigefinger mich daran hindert, meinen Blick zu senken.
So kam es also, dass ich nun auf einer Bank sitze, während Sebastian meinen Rock mit zwei verschiedenen Flüssigkeiten bearbeitet. Sein Jackett liegt neben mir auf der Bank und seine Ärmel hat er bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt. Sein Blick liegt konzentriert auf dem Rock.
„Du solltest sorgsamer mit deiner Kleidung umgehen.", meint Sebastian irgendwann, ohne vom Rock aufzusehen.
„Entschuldigung.", ist alles, was mir einfällt. Was sollte ich auch sagen? Ich meine, der Rock ist bei der Gartenarbeit schmutzig geworden. Aber ich bezweifle, dass es den Teufel wirklich interessieren wird. Er könnte vermutlich einen gesamten Acker pflügen und Saat pflanzen, ohne danach auch nur einen Sandkorn an sich zu haben.
„Huch... Was machen Sie denn zu so später Stunde noch hier in der Waschküche?", fragt plötzlich eine erstaunte Stimme. Als ich mich zur Tür umdrehe, sehe ich dort eine Nonne stehen. Verwundert schaue sie mich und Sebastian an, dann auf den Rock in Sebastians Händen.
„Ist der schöne Rock etwa schmutzig geworden?", fragt sie nach und stellt den großen Wäschekorb neben der Tür ab, ehe sie auf Sebastian zu geht und ihm den Rock aus der Hand nimmt. Der Gesichtsausdruck des Teufels ist wirklich zu genial, als die Nonne ihn beiseite schiebt und den Rock nun genauer inspiziert.
„Ach Kindchen, was hast du da nur gemacht?", wendet sie sich nun tadelnd an mich. Nun vergeht mir das Grinsen schlagartig und taucht auf Sebastians Zügen wieder auf.
„Ich habe heute Nachmittag Ihren Schwestern etwas im Garten geholfen.", antworte ich leicht verlegen. Kurz beäugt sie sich die Flecken im Rock genauer, ehe sie resigniert aufseufzt.
„Diese Flecken werden Sie wohl nicht mehr entfernt bekommen.", seufzt sie schließlich an Sebastian und mich gerichtet.
„Wieso nicht?", fragt Sebastian nach.
„Sie werden diese Flecken vermutlich stark ausbleichen können, aber ganz entfernt bekommen Sie sie nicht.", beginnt sie zu erklären: „Es handelt sich hierbei um Grasflecken. Und diese verschlimmern sich durch Wasser nur. Anstatt Wasser hätten sie Zitronensaft oder Essig verwenden sollen."
„Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen machen. Ich habe die Flecken bereits mit einer Mischung aus Essig und Zitronensaft eingeweicht. Beides konnte ich mir freundlicher Weise von einer Ihrer Schwestern aus der Küche leihen.", sagt Sebastian freundlich lächelnd und tritt nun näher an die Nonne heran: „Da es sich hierbei um den Lieblingsrock meiner Frau handelt, habe ich gleich zu diesen Mitteln gegriffen. Nur um sicher zu sein, dass die Flecken wieder rückstandslos aus dem Stoff gewaschen werden können."
>Woher weiß er das? Im Anwesen trage ich doch ausschließlich meine Uniform.<, denke ich mir verwirrt: >Und wenn ich in die Stadt gehe, dann ist er nie dabei. Meisten nutze ich dazu ja auch meine Portale, weshalb kaum einer meine normale Kleidung sieht.<
„Ach, das wissen nur noch sehr wenige Leute. Seit es deine neumodischen Waschmittel gibt, vergessen die Leute zunehmen, wie man die hartnäckigen Flecken entfernt.", gibt die Nonne beeindruckt von sich: „Aber den Geruch werden Sie wohl eine Zeit lang nicht aus den Stoff herauskriegen. Vermutlich auch dann nicht, wenn Sie ihn die restliche Zeit, die Sie noch in unserem Kloster verbringen, durchgehend durchlüften lassen würden." Der Blick der Nonne geht noch einmal auf den Rock.
„Den können Sie auf jeden Fall für eine Weile nicht mehr tragen, tut mir leid.", sie lächelt mich entschuldigend an, wendet sich dann aber noch einmal an Sebastian: „Woher wissen Sie das eigentlich? Männer wissen nicht oft, wie man Wäsche richtig wäscht." Ein leichtes Grinsen legt sich auf mein Gesicht, was den Teufel misstrauisch schauen lässt.
„Sie müssen wissen, dass mein lieber Sebastian und ich für den Earl Phantomhive arbeiten. Dort haben wir uns auch kennengelernt. Sebastian ist in Anwesen der Oberbutler und als solcher ist es seine Pflicht solch etwas zu wissen. Stellen Sie sich nur vor der Earl hätte Personal, dass solche Flecken in der Kleidung hätte oder gar selbst Flecken in der Kleidung hätte.", antworte ich in scheinbarer Ernsthaftigkeit. Mit großen Augen mustert uns die Nonne.
„Sie arbeiten beide für den gleichen Herrn? Ich habe bisher zwar von dem Earl Phantomhive gehört und auch von dessen begabten Butler, doch mir ist neu, dass dieser verheiratet ist.", kommt es erstaunt von der Nonne.
„Das haben wir bisher auch lieber für uns behalten.", kommt es lächelnd von Sebastian, mit großen Schritten kommt er auf mich zu, legt einen Arm scheinbar liebevoll um mich und drückt meinen Arm mit seiner Hand etwas zu fest: „Da hat sie meine Frau wohl ein wenig verplappert. Könnten Sie uns bitte den Gefallen tun und dies für sich behalten? Wir bevorzugen es unser Privatleben auch privat zu halten."
„Aber natürlich!", stimmt sie sofort nickend hinzu. Dankend lächelt Sebastian ihr zu. Gerade als ich etwas erwidern möchte, scheint ihr aber eine Idee zu kommen.
„Da fällt mir etwas ein!", sofort kommt sie auf mich zu und greift nach meiner Hand: „Ich habe noch ein altes Kleid, aus meiner Zeit vor dem Kloster in meinem Schrank hängen. Es ist mittlerweile zwar aus der Mode gekommen, aber es sollte Ihre Größe haben. Wollen Sie es sich nicht vielleicht anschauen, als Ersatz für Ihren schönen Rock?"
„Das kann ich wirklich nicht annehmen.", kommt es etwas überrumpelt von mir.
„Ach Kindchen, das ist doch das Mindeste. Immerhin werden Sie nach unserem Kloster weiterreisen und Ihren schönen Rock können Sie erst einmal nicht tragen.", sagt sie und zieht mich auch schon aus Sebastians Umarmung heraus und hinter sich her aus der Waschküche. Hilfesuchend blicke ich zu Sebastian, welcher allerdings nur mit den Schultern zuckt.
>Du Verräter!<, schreie ich ihm in Gedanken entgegen. Natürlich kann er es nicht hören. Sein teuflisches Grinsen allerdings verrät, dass er meinen Blick richtig gedeutet hat.

Nur wenige Minuten später stehe ich hinter einem Paravent in einem schlichten, hellgrünes Kleid. An den Ärmeln sitzt es locker und auch an der Hüfte liegt es nicht allzu eng an. Der Rock fällt schlicht herunter. Es ist zwar wirklich etwas altmodisch, doch allemal bequemer, als die Kleidung, die ich sonst tragen muss. Außerdem gefällt mir der Ausschluss. Er ist das Highlight an diesem Kleid und verleiht ihm eine schlichte Eleganz.
„Dieses Kleid steht dir ausgezeichnet.", raunt mir plötzlich die Stimme Sebastians ins Ohr. Erschrocken erstarre ich in meiner Bewegung. Als sich seine Hand auf meine Hüfte legt, bin ich kurz davor mich umzudrehen und dem Teufel die Leviten zu lesen.
„Das solltest du noch einmal überdenken. Bedenke die Nonne auf der anderen Seite des Paravents.", flüstert er mir erneut in mein Ohr, als könnte er meine Gedanken lesen.
„Es ist zwar recht altmodisch, doch schmeichelt es dir durchaus.", raunt er mir wieder ins Ohr, als er mit seiner anderen Hand mein Haar nach hinten streicht und damit meine Schulter freilegt. Ich spüre, wie mir ein Schauer über den Rücken läuft. Als seine Hand hauchzart über meine Haut fährt, trifft es mich urplötzlich, wie ein Blitz. Zwar habe ich immer ein Prickeln gespürt, wenn er mich berührt hat – was er durchaus öfters getan hat, um mich zu provozieren – doch dieses Gefühl war bisher nicht so stark, wie eben gerade. Obwohl es sich so anfühlt, als würde mich ein Schlag durchfahren, fühlt es sich doch angenehm an. Als Sebastian seine Hand ruckartig von mir zurückzieht, bin ich mir sicher, dass er es ebenfalls gespürt haben muss.
„Was war das eben?", frage ich ihn leise und drehe mich teils zu ihm herum. In seinen Blick liegt etwas, das ich nicht deuten kann. Es ist eine Mischung aus Wissen und... Unbehagen? Ist es ihm etwa so unangenehm, mich zu berühren? Es wundert mich selbst, dass dieser Gedanken ein Ziehen in meiner Brust auslöst und lässt eine schwache Wut auf mich selbst in mir entstehen. Beleidigt schlage ich seine Hand beiseite. Gerade als der Teufel seinen Mund öffnet und etwas sagen will, kommt ihm die Stimme der Nonne zuvor.
„Und Kindchen, passt Ihnen das Kleid?", fragt sie. Sofort nutze ich die Chance und trete hinter den Raumtrenner hervor. Lächelnd blicke ich die Nonne an.
„Das tut es.", sage ich. Sie schaut mich einen Moment lang still an. Dann beginnt sie um mich herumzugehen und mich genau von jeder Seite zu inspizieren. Mir wird bereits mulmig, doch als sie freudig in die Hände klatsch, atme ich erleichtert aus.
„Das Kleid steht Ihnen wirklich gut.", sagt sie freundlich: „Ihr Mann wird sicherlich Augen machen." Kurz durchzuckt es mich bei dem Gedanken an Sebastian. Ich kann seinen Blick nur zu deutlich auf meinem Rücken spüren. Aber auch dieses Ziehen in meiner Brust kehrt zurück. Allerdings lasse ich es mir nicht anmerken und lächle weiterhin freundlich.

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