Der Dieb hat eine Freundin

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Hey Leute,

hier ist das dritte Kapitel.
Ich hoffe, dass es euch gefällt und ihr viel Spaß beim Lesen habt.
Es kommt nun auch ein weiterer Charakter vor, allerdings noch immer weder der Earl noch der Butler XP

LG Juzo-chan

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Kapitel 3: Der Dieb hat eine Freundin

Erschöpft richte ich mich in meinem Bett auf. Mein Blick wandert zum Fenster. Verwundert stelle ich fest, dass es draußen bereits dunkel ist. Dabei war ich eben doch erst auf diesem Markt. Seufzend lasse ich mich zurück in die Kissen fallen. Die Erinnerungen an das Geschehene kommen mir wieder in den Sinn. Verwirrt fasse ich mir an den Kopf. Sowohl die Kopfschmerzen, als auch dieses Bild sind verschwunden. Und damit meine ich wirklich verschwunden. So sehr ich es auch versuche, es mir noch einmal in Gedanken aufzurufen, es will einfach nicht wieder auftauchen. Auch habe ich noch immer keine Ahnung, was Lady Midford von mir wollte. Sie ist mir über den Markt gefolgt, schien mich gekannt zu haben. Aber das ist absolut unmöglich. Sie muss mich verwechselt haben. Dennoch macht sich ein seltsames Gefühl in mir breit. Ein Gefühl, dass ich schon lange nicht mehr so gefühlt habe.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich ein leises Geräusch vor dem Fenster hören kann. Ich richte mich wieder auf und schaue zum Fenster. Da es hier drinnen genauso dunkel ist, wie draußen, kann ich problemlos durch das Fenster hindurch sehen. Obwohl ich alles draußen sehen kann, kann ich doch nichts finden. Dort ist nichts, was dieses leise Geräusch hätte verursachen können. Verwundert stehe ich also vom Bett auf und gehe auf das Fenster zu. Dabei achte ich darauf, dass ich von draußen nicht zu sehen bin und bleibe auch seitlich neben dem Fenster stehen. Vorsichtig schaue ich nun noch einmal nach draußen. Aber es ist noch immer nichts zu sehen. Allerdings bin ich mir auch sehr sicher, dass ich mir dieses Geräusch nicht eingebildet habe.
Als ich hinter mir ein Schaben hören kann, fahre ich erschrocken herum. Sofort gehe ich in Angriffsstellung und mache mich dazu bereit jederzeit nach dem kleinen Dolch in meinem Schuh zu greifen. Nur weil ich keine Auftragsmorde erledige und bisher auch noch nie jemanden getötet habe, heißt es nicht, dass ich keinen Menschen angreifen würde. Auch, wenn ich das mehr als alles hasse, kann ich es dennoch. Mein Blick geht durch den Raum. Ich rechne mit so ziemlich allem. Allerdings nicht mit dem, was ich sehe. Auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch sitzt jemand. An sich wäre das wohl schon Grund genug, um auf der Hut zu sein. Allerdings sitzt dort ein Mann, der mehr als nur seltsam aussieht. Er sieht so ganz anders aus, als alle anderen. Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, was ich von diesem halten soll. Allerdings würde ich niemals den Fehler machen und einen potenziellen Gegner unterschätzen. Und noch dazu habe ich nicht bemerkt, wie dieser Mann in dieses Zimmer kam. Ich kenne zwar einige Menschen, die es schaffen sich kurzzeitig meiner Aufmerksamkeit zu entziehen, allerdings nicht derartig lang und dieser Mann gehört definitiv nicht dazu. Ich meine, dieser Mann könnte wohl kaum auffälliger sein. Sein langes, rotes Haar ist an sich schon auffällig genug. Allerdings kann man für sein Haar in den meisten Fällen nichts. Was aber viel auffälliger als sein Haar ist, sind seine Kleider. Er trägt zwar eine schwarze Hose und damit ein weißes Hemd mit brauner Weste und rot-weiß gestreifte Schleife. Bis auf die Schleife mag das wohl nicht sonderlich auffällig sein. Allerdings ist es sein langer roter Mantel extrem ausfällig. Diesen trägt er auch nicht normal, sondern bis auf die Ellenbogen heruntergerutscht. Er sitzt dort auf den Stuhl und hat das eine Bein mit dem anderen überschlagen. Seinen Arm stützt er auf dem Bein ab und seinen Kopf auf der Hand. So sitzt er dort und grinst vor sich hin. Mit seinem Grinsen entblößt er eine Reihe weißer, spitzer Zähne. Ich weiß wirklich nicht, was ich von ihm halten soll. Sein Aussehen stört mich überhaupt nicht, allerdings machen mir seine spitzen Zähne doch etwas Angst, das Funkeln in seinen Augen lässt mich unruhig werden und die Tatsache, dass er einfach hier aufgetaucht ist, ohne dass ich ihn bemerkt hätte. Irgendetwas ist an diesem Mann anders.
Misstrauisch beobachte ich ihn und versuche nebenbei abzuwägen, ob er eine Bedrohung darstellt oder nicht. Er sitzt einfach nur dort und grinst mich an, während er mich ebenso mustert. Seinen Blick nach zu urteilen, weiß er etwas. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wissen will, was er weiß. Aber ich muss es wohl oder übel wissen. Wenn er in der Lage ist hier plötzlich und unbemerkt aufzutauchen, dann muss ich so viel über ihn wissen, wie möglich. Er könnte nach wie vor ein potenzieller Gegner sein.
„Wer bist du und wie bist du in das Zimmer gekommen?", frage ich ihn schließlich und breche somit die Stille. Es sind vermutlich nur wenige Minuten von dem Zeitpunkt, an dem er hier aufgetaucht ist, bis eben gerade vergangen, aber es wirkte deutlich länger. Sein Grinsen wird auf meine Frage hin noch breiter.
„Du kannst mich also wirklich sehen.", kommt es nur von ihm, ohne auch nur im geringsten auf meine Frage zu antworten. Verwundert schaue ich ihn an, allerdings nicht ohne weiterhin auf meine Deckung zu achten. Ich verstehe nicht, was das heißen soll.
„Natürlich kann ich das. Wieso sollte ich dich auch nicht sehen können.", meine ich nur verständnislos. Daraufhin ist von ihm ein belustigtes Glucksen zu hören, wodurch ich nun noch verwirrter bin.
>Was stimmt mit dem denn nicht?<, frage ich mich im Inneren.
„Du bist wahrlich interessant.", kommt es von ihm, als er vom Stuhl aufsteht. Sofort spannen sich meine Muskeln an und meine Sinne schärfen sich weiter. Ich bin bereits mich jeder Zeit zu verteidigen. Der kleine Dolch in meinem Stiefel kommt mir in den Sinn. Zwar erledige ich keine Auftragsmorde und hasse es Menschen anzugreifen, allerdings tue ich es durchaus, wenn mir keine andere Fall bleibt. Und die Selbstverteidigung gegen einen unbekannten Eindringling, gilt als solcher Fall. Langsam geht es um mich herum, scheint mich genau zu mustern. Ich kann jedenfalls aus jedem Winkel seinen Blick auf mir spüren und das ist ein mehr als unangenehmes Gefühl.
Direkt vor mir bleibt er wieder stehen und schaut mir neugierig in die Augen. Kurz scheint es so, als würde er erstaunt sein, aber das ist genauso schnell wieder verfolgen, wie es begonnen hat. Ich bin mich nicht einmal sicher, ob ich mir das nur eingebildet habe.
„Du bist definitiv kein normaler Mensch.", kommt es von ihm und er beginnt wieder mich anzugrinsen.
>Was soll das heißen?<, frage ich mich im Stillen. Mit einem ähnlichen Blick schaue ich ihn auch an. Worauf er nur kurz auflacht.
„Du bist anders, als die anderen Menschen. Nicht so langweilig. Es verbirgt sich wohl noch eine Menge hinter diesen Augen.", lacht er kurz auf und schaut mich euphorisch an. Irritiert setze ich einen Schritt zurück und schaue ihn einfach nur sprachlos an.
>Wenn er so etwas sagt, kann er doch auch kein normaler Mensch sein.<, denke ich mir und schaue ihn genauer an. Erst jetzt fallen mir seine stechend gründen Augen auf, die einen starken Kontrast zu seinem roten Haar darstellen. Irgendwie kommt mir dieses Grün bekannt vor, aber ich kann es nicht zuordnen.
„Ich wiederhole mich nicht gerne. Wer bist du und wie bist du in das Zimmer gekommen?", frage ich noch einmal nach. Kurz schaut er mich irritiert an, dann aber grinst er auch schon wieder.
„Ich bin Grell.", antwortet er nur auf die erste Frage.
„Und wie bist du in das Zimmer gekommen? Wie hast du es geschafft unbemerkt hereinzukommen?", frage ich ein weiteres Mal nach. Doch bekomme ich wieder keine Antwort darauf.
„Was genau bist du? Was ist dein Geheimnis?", fragt er und beugt sich zu mir vor.
„Was meinst du?", frage ich ihn misstrauisch.
>Weiß er es etwa?<, frage ich mich. Es würde mich doch sehr wundern, wenn er es wissen würde. Kurz mustert er meinen Blick, dann seufzt er aber enttäuscht auf.
„Du weißt es selber nicht, wie schade.", kommt es theatralisch von ihm, wobei er sich kurz von mir abwendet, die Arme hebt und mit den Schultern zuckt. Ich behalte ihn dabei genau im Auge.
„Aber daran kann man wohl nichts ändern. Noch nicht.", meint er nur, dann wendet er sich wieder mir zu und grinst wieder breit.
„Aber sag mal, wieso hast du das Stadthaus die letzten Tage so ausgekundschaftet? Was planst du?", fragt er nun neugierig.
„Das geht dich nichts an.", sage ich ruhig, obwohl ich doch mehr als nervös werde. Wie konnte er mich auch bemerken? Das hat seit Jahren niemand mehr geschafft. Kurz mustert er mich schweigend.
„Weißt du was? Ich werde Basti nichts verraten, dieses Mal nicht.", meint er nur und tritt nun hinter mich. Aus den Augenwinkeln behalte ich ihm im Blick, achte genau darauf, was er tut. Als er seine Hand auf meine Schulter legt, bin ich kurz darauf mich zu ihm umzudrehen und ihn anzugreifen. Doch er legt zuvor seinen Kopf auf meine Schulter.
„Ich mag dich. Du bist anders. Lass uns Freundinnen sein.", meint er dann und reißt mich somit komplett aus dem Konzept. Es dauert nur einen Augenblick und ich habe mich wieder gefangen.
„Wir kennen uns gar nicht. Wieso sollte ich mit dir befreundet sein wollen?", frage ich ihn etwas harsch.
„Weil ich eine gute Freundin bin, das wirst du schon noch sehen.", meint er nur und entfernt sich wieder von mir. Ich bin mir sehr sicher, dass es ein Mann ist... zumindest biologisch gesehen. Aber er redet von sich selbst als eine Frau und auch sein Erscheinungsbild ist sehr feminin.
„Aber jetzt muss ich leider wieder los, sonst meckert Will wieder mit mir.", sagt er und steht plötzlich wieder am Fenster. Erschrocken schaue ich ihn an.
>Wie kann er so schnell sein?<, frage ich mich.
„Warte!", halte ich ihn auf, als er gerade das Fenster geöffnet hat. Er hält tatsächlich inne und schaut mich fragend an.
„Wer bist du? Du weißt, dass ich kein normaler Mensch bin, das wissen nicht viele.", frage ich ihn. Ein breites Grinsen legt sich wieder auf sein Gesicht.
„Ich verrate es dir, aber nur, weil wir jetzt Freunde sind.", sagt er. Ich will einen Moment widersprechen, beiße mir aber auf die Zunge. Ich brauche die Antwort.
„Ich bin Grell Sutcliff.", sagt er und dreht sich noch einmal zu mir um: „Grell Sutcliff, der Shinigami – ein Todesgott." Erstaunt schaue ich ihn an. Ich habe schon von Shinigami gehört, bin aber noch nie einem begegnet. Erstaunt schaut aber auch Grell.
„Du bist nicht erschrocken über diese Tatsache. Wieso nicht?", fragt er nach.
„Ich habe schon viel Übernatürliches erlebt. Das ist mir nichts Neues.", meine ich nur schulterzuckend. Ich bin mit übernatürlichem praktisch aufgewachsen... zumindest soweit ich mich erinnern kann.
„Du hast mir deinen Namen noch nicht verraten. Freundinnen sollten den Namen des anderen wissen.", meint er nun und klingt tatsächlich sogar kurz etwas beleidigt. Ich schaue ihn aber nur verwundert an.
„Meinen Namen?", frage ich leise und schaue ihn nur an. Er nickt kräftig.
>Meinen Namen...<, denke ich mir. Wenn ich ehrlich sein soll, kann ich mich an diesen gar nicht mehr erinnern. Ich wurde, seit ich mich erinnern kann, nicht mehr mit einem Namen angesprochen.
„Ich habe keinen Namen.", meine ich nur, nachdem ich überlegt habe. Verblüfft schaut Grell mich nun an.
„Du musst doch einen Namen haben. Nun verrate ihn mir doch, wir sind doch Freundinnen.", regt er sich auf, schaut mich dann aber kurz darauf mitleidig an: „Du lügst nicht." Er kommt noch einmal auf mich zu und bleibt kurz vor mir stehen. Und dann tut er etwas, womit ich nun wirklich nicht gerechnet habe. Im nächsten Moment zieht er mich auch schon in seine Arme und zieht mich somit in eine feste, warme Umarmung. Einen Moment stehe ich steif da, dann aber ergreift mich die Wärme und ich lasse mich kurz in die Umarmung sinken. Es ist auf einmal so, als könnte ich ihm komplett vertrauen. So etwas habe ich bisher noch nie erlebt.
„Dann gebe ich dir eben einen Namen.", meint Grell dann plötzlich grinsend, als er sich wieder von mir löst. Er schaut mich einen Moment überlegend an, dann scheint ihm eine Idee zu kommen: „Wie wäre es mit Lucia schlägt er vor.
„Wieso Lucia?", frage ich verwundert.
„Weil deine Augen einen noch verborgenen Schein wahren.", meint er nur grinsend und lässt mich nun gänzlich los.
„Jetzt muss ich aber wirklich los, sonst bekomme ich wirklich Ärger mit Will.", sagt er und geht mit schnellen Schritten auf das Fenster zu: „Wir sehen uns bestimmt bald wieder, Lucia." Mit diesen Worten springt er einfach aus dem Fenster. Erschrocken schaue ich ihm hinterher und stürme praktisch schon auf das Fenster zu. Immerhin befinden wir uns hier im dritten Stock. Als ich aus dem Fenster herausschaue, muss ich aber feststellen, dass ich Grell nirgendwo sehen kann. Verwundert trete ich wieder vom Fenster weg. Die vergangenen Minuten gehen wir noch einmal durch den Kopf und ein kleines Lächeln legt sich auf meine Lippe.
>Ein Freund.<, denke ich mir und schaue in den Nachthimmel hinauf. Ich habe schon lange keinen neuen Freund mehr gefunden.

SchattendiebWhere stories live. Discover now