Der Dieb kriegt Besuch

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Hey Leute,

nun gibt es wieder ein Kapitel. Ich hoffe, dass es euch gefällt und ihr Spaß beim Lesen habt ;)
Habt ihr eigentlich auch irgendwelche Wünsche, welche Charaktere mal auftreten könnten? Vielleicht lässt sich da ja etwas machen ;)

Bis Montag, Juzo-chan

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Kapitel 6: Der Dieb kriegt Besuch

Zitternd lasse ich mich auf dem Boden sinken, als das Regal den Tunnel wieder geschlossen hat. Meine Hände lege ich vor mein Gesicht und starre durch meine Finger einfach nur auf den grauen Steinboden. Ich spüre mein Herz bis in meine Ohren schlagen. Es fühlt sich beinahe so an, als würde es jeden Moment aus meiner Brust springen. Vor dem Boss hatte ich schon immer Angst, doch konnte man mir das vorhalten? Ich habe bisher nur Geschichten darüber gehört, wie weit er bereit ist zu gehen. Zum Glück musste ich es noch nie selbst erledigen.
>Ich will gar nicht wissen, welche Strafe ich bekommen werden für mein Versagen.<, denke ich mir leicht panisch. Bestenfalls kriege ich für die nächsten Wochen nur zusätzliche Drecksarbeit, ehe ich wieder ordentliche Aufträge erfüllen kann. Schlimmstenfalls werde ich aus der Organisation geworfen. Das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam, wenn man bedenkt, dass niemand freiwillig hier ist, aber gleichzeitig ist jeder hier auch abhängig von der Organisation. Ich wüsste nicht einmal wohin ich sollte, geschweige denn könnte. An ein Leben vor der Organisation kann ich mich nicht erinnern. Ich habe keine Ahnung, ob ich irgendwo noch Familie habe. Einen Beruf habe ich auch nicht gelernt und generell habe ich keine wirkliche Erfahrung mit meinem Mitmenschen. Alle Menschen, die ich kenne und mit denen ich zu tun habe, stammen ebenfalls alle aus der Organisation. Mit einem Rauswurf würde ich also alleine dastehen. Ich hätte niemanden mehr und würde vermutlich nicht einmal einen Beruf finden. Ich bezweifle auch, dass Meisterdieb ein anerkannter Beruf in der Oberwelt ist. In der Unterwelt würde ich niemals einen neuen Auftragsgeber finden und sollte ich es auch nur versuchen, würde der Boss sich um mich kümmern. Es ist wirklich grausam, wie abhängig man doch von dieser Organisation ist. Es ist zum Verzweifeln.
Ich zucke leicht zusammen, als sich zwei Hände auf meine Schultern legen. Verwundert schaue ich auf. Es kann nur einer sein. Niemand sonst würde in dieses Haus kommen, wieso auch? Kurz blicke ich in die vertrauten braunen Augen und beruhige mich tatsächlich wieder. So war es schon immer, seit ich in dieser Organisation bin. Er war immer da, hat mir immer geholfen und mir immer beigestanden. Er ist für mich wie eine neue Familie geworden, wie ein großer Bruder.
„Was ist passiert?", dringt seine besorgte Stimme zu mir durch. Kurz schaue ich ihn schweigend an – überlege, ob ich es ihm sagen soll. Aber er würde es sowieso herausfinden. Er steht höher als ich und gelangt damit an so ziemlich alle Informationen.
„Ich habe einen schweren Fehler bei meinem Auftrag gemacht, Albert.", murmle ich leise vor mich hin. Obwohl ich leise spreche, bin ich mir sicher, dass er mich verstanden hat.
„Was für einen Fehler?", fragt er nach. In seiner Stimme kann ich den Schock hören. Ihm ist auch klar, dass das noch Konsequenzen haben wird. Aber auch er kann nicht wissen, welche. Das ist alleine die Entscheidung des Bosses.
„Ich wurde vom Butler entdeckt, als ich in der Stadtvilla des Earl Phantomhive war.", antworte ich. Ich muss nicht hoch in sein Gesicht schauen, um zu wissen, dass er mich schockiert anschaut. Ich kann seinen Blick nur zu deutlich spüren.
„Das wird schon wieder.", murmelt er beruhigend, als er plötzlich seine Arme um mich schließt und mich in eine Umarmung zieht: „Du bist der beste Dieb, den der Boss hat. Er wird dich nicht verstoßen." Seine Stimme ist leise und alles andere als fest. Es klingt eher so, als wolle er sich selbst beruhigen und von seinen Worten überzeugen und nicht mich. Wir sitzen noch eine Weile so aus dem Boden – ich in seinen Armen und er beruhigende Worte murmelnd.

Am Nachmittag dann stehe ich im Laden hinter dem Tresen und kritzle auf dem Block vor mir herum. Immerhin müssen wir, ganz gleich welche Probleme und Sorgen wir haben, den Anschein eines Tierbedarfsgeschäftes aufrecht halten. Albert ist im Lager und überprüft das Inventar. Im Laden selbst sind nur wenige Leute. Es gibt hier zwar viele Tiere, aber die Menschen kaufen ihr Zeug fast immer in großen Mengen, weswegen es meistens eher ruhig hier im Laden ist.
Als das kleine Glöckchen über der Tür klingelt, schaue ich kurz von dem Block auf. Sofort erkenne ich den alten Mann mit der Halbglatze und dem mittlerweile weißen Haarkranz und dem ebenso weißem Schnauzer. Freundlich nickt er mir zu, als sich unsere Blicke treffen und ich nicke ebenfalls lächelnd. Wie gesagt, der Schein muss gewahrt werden.
„Guten Tag, Herr Schmidt. Brauchen Sie wieder Futter für ihre Hühner oder dieses Mal für die Schafe?", frage ich ihn freundlich, als ich einige Schritte auf ihn zugegangen bin.
„Dieses Mal tatsächlich für beides.", sagt er. Obwohl er lächelt, wirken seine Augen bedrückt.
„Stimmt etwas nicht?", frage ich vorsichtig nach. Vielleicht will er ja nicht darüber reden.
„Die Hühner legen nicht mehr allzu viele Eier und die Wolle wird auch erst in einigen Wochen geschoren. Wir haben kaum noch Geld. Ich kann also nicht allzu viel Futter kaufen und auch nur das Günstigste, dass ihr hier habt.", gesteht er niedergeschlagen. Die Menschen hier in der Gegend leben meistens von ihren Tieren und deren Erzeugnisse. Es ist für viele wirklich eine bedrängende Situation, wenn die Tiere keine guten Produkte mehr geben.
„Ich helfe Ihnen. Sicherlich finden wir genügend für all ihre Tiere. Ich hole gleich mal meinen Bruder, mal sehen, ob ihm eine Lösung einfällt.", sage ich lächelnd und gehe in das Lager. Die Menschen hier denken, dass Albert und ich Geschwister sind. Anders hätten wir hier auch nicht zusammenleben können, ohne viel Aufmerksamkeit erregen zu können. Immerhin sind wir beide erwachsen und nicht verheiratet.
„Hey Albert, kommst du mal kurz?", frage ich in das Lager herein und schaue mich nach dem Braunhaarigen um. Ich finde ihn vor dem Heu. Verwundert schaut er mich an, nickt aber und kommt sofort auf mich zu.
„Was ist los? Gibt es ein Problem?", fragt er, als wir wieder aus dem Lager heraustreten.
„Ja, Herr Schmidt hat ein Problem mit seinen Tieren.", sage ich und schaue Albert ernst an. Da das hier immer mal wieder vorkommt, versteht er sofort, was ich meine. Er nickt verstehend und wendet sich dann lächelnd an Herrn Schmidt.
„Was genau brauchen Sie denn?", fragt Albert und geht einen Schritt auf den alten Mann zu.
„Nur etwas Futter für die Hühner und die Schafe.", sagt er etwas verlegen. Die meisten Menschen hier ist es unangenehm über ihre Probleme zu sprechen. Sie alle wollen ihre Probleme alleine lösen, dabei wäre es soviel einfacher, wenn sie sich einfach gegenseitig helfen würden. Immerhin würde das auch allen nützen. Albert nickt kurz und überlegt, dann scheint ihm eine Idee zu kommen.
„Haben Sie letztes Jahr nicht auch Mais angebaut?", fragt er dann. Verstehend schaut Herr Schmidt den deutlich jüngeren an und nickt leicht.
„Ja, aber alles, was ich den Hühnern von der Ernte geben konnte, habe ich ihnen bereits gegeben. Wenn ich ihnen noch mehr gebe, kann ich meine Abgaben nicht zahlen und auch keine neue Saat ziehen.", erklärt er.
„So ist das also.", überlegt Albert und geht mit seinem Blick durch den Laden: „Kommen Sie mit, Herr Schmidt. Ich glaube, wir haben noch etwas älteres Futter. Es hat zwar nicht mehr die beste Qualität, aber es ist noch gut und ich kann es ihnen zu einem etwas geringeren Preis verkaufen.", sagt er:. Verwundert schaue ich ihn an, aber sodass Herr Schmidt es nicht sieht.
„Wäre das denn wirklich in Ordnung? Immerhin müsst ihr ja auch von etwas leben.", fragt Herr Schmidt nach.
„Natürlich, ist das in Ordnung. Das ältere Futter wollen viele Leute nicht mehr haben, weshalb wird es günstiger verkaufen müssen oder es sonst gar nicht mehr loswerden.", versichert Albert ihm.

SchattendiebWhere stories live. Discover now