Der Dieb erfährt mehr

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Hey Leute,

da ich momentan wirklich gut beim Schreiben bei bin, habe ich diese Woche gleich noch ein weiteres Kapitel für euch.
Ich hoffe, dass es euch gefällt.
Viel Spaß beim Lesen.

LG Juzo-chan

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Kapitel 56: Der Dieb erfährt mehr

Mit einem leicht mulmigen Gefühl stehe ich neben Sebastian vor dem Eingang einer Höhle. Sie ist nicht riesig, aber auch nicht winzig. Ohne Probleme sollten wir darin stehen können. Noch dazu liegt sie gut verborgen hinter mehreren Tannen und ist somit nicht sofort erkennbar. Dennoch habe ich ein ungutes Gefühl, wenn ich in das finstere Innere der Höhle blicke. Seit ich mich erinnern kann, bin ich nie ein sonderlicher Fan der Dunkelheit gewesen.
„Wir scheinen zuerst angekommen zu sein.", sagt Sebastian plötzlich neben mir. Ohne etwas Weiteres zu sagen oder zu warten geht er auf den Höhleneingang zu. Kurz bleibe ich unentschlossen stehen. Allerdings will ich auch nicht alleine hier stehen bleiben, weshalb ich dem Teufel dann doch in die Höhle hinein folge.
Es verstehen nur wenige Minuten, ehe ich auch schon Schritte aus Richtung des Einganges hören kann. Ich drehe mich in die Richtung, doch kann wegen der Dunkelheit nur Silhouetten näherkommen sehen. Die eine ist deutlich kleiner, als die andere. Die größere Silhouette müsste Jolene sein, wenn ich mich jetzt nicht total verschätze. Im nächsten Moment stehe ich auch schon wieder hinter jemanden. Ähnlich wie Jolene vorhin, schirmt mich nun Sebastian leicht ab. Ich gucke schräg hinter ihm vor und erkenne Jolene und eine alte Frau. Die Frau ist deutlich kleiner als Jolene. Sie reicht ihr nur bis knapp zur Brust und läuft stark nach vorne gebeugt. Ihr Haar ist hell, soweit ich es in der Dunkelheit erkenne. Ich kann mir gut vorstellen, dass es längst grau, wenn nicht sogar weiß ist. Über ihre Schulter liegt ein Tuch, soweit ich es erkennen kann. Es ist in dieser Dunkelheit wirklich schwer etwas zu erkennen. Aber zumindest kann ich erkennen, dass sie einen langen Rock trägt.
„Du meinst also etwas zu wissen, dass mich interessieren könnte?", fragt Sebastian und durchschneidet mit seiner Stimme beinahe die Stille in der Höhle. Ich kann sogar das Echo seiner Stimme im hinteren Teil der Höhle hören.
>Wie tief ist diese Höhle?<, frage ich mich im Stillen mit einem kurzen Blick nach hinten.
„Das tue ich in der Tat.", ertönt eine alte Stimme: „Wie ich sehe, habt Ihr bereits einen Zauber über diese Höhle gewirkt." Verwundert schaue ich zwischen der alten Frau und Sebastian hin und her.
„Ganz recht.", bestätigt Sebastian: „Du sagtest, dass dieses Gespräch nicht für alle Ohren bestimmt sei, deshalb habe ich Sicherheitsvorkehrungen getroffen."
„Das war weise von Euch.", kommt es von der alten Stimme.
„Und nun sprich.", meint Sebastian nur knapp.
„Ich habe zwar einen Verdacht. Doch zuvor würde ich gerne das besagte Fräulein sehen, um mich vergewissern zu können.", sagt die alte Frau daraufhin nur. Ich kann von Sebastian ein leises Knurren hören. Es scheint ihm wirklich nicht zu gefallen, wenn etwas nicht so abläuft wie er es möchte.
„Gut.", stimmt er aber schließlich zu und macht einen Schritt zur Seite. Nun stehe ich im direkten Blickfeld der alten Frau. Zumindest nehme ich es an. Ihr wisst schon: Die Dunkelheit hier in der Höhle.
„Komm näher, Kindchen.", fordert die Stimme der alten Frau mich an. Ich schaue noch einmal kurz zu Sebastian. Da dieser aber keine Anstalten macht, mich davon abzuhalten, gehe ich schließlich zu der Frau. Als ich vor ihr stehe, greift sie plötzlich nach meiner Hand. Verwundert schaue ich zu ihr herunter. Ich bin ja schon nicht gerade groß mit meinen knappen 1,60 m, aber sie ist ja noch kleiner als ich. Sie ragt mir nur knapp bis zur Schulter. Plötzlich und ohne Vorwarnung zieht sie mich auf ihre Höhe herunter, sodass ich nun leicht gebückt vor ihr stehe. Ihre Hand liegt dabei an meinem Kinn und dreht meinen Kopf nach links und nach rechts. Dann schaut sie mir direkt in die Augen. So verharren wir einen Moment. Genauso plötzlich, wie sie mein Kinn gepackt hat, lässt sie es auch schon wieder los und ich kann mich wieder aufrecht hinstellen. Sicherheitshalter gehe ich einen Schritt zurück. Wer weiß, was ihr noch in den Sinn kommt.
„Und?", fragt Sebastian mit einem Hauch von Ungeduld in der Stimme nach.
„Sie ist definitiv eine Hexe.", antwortet die alte Frau nur. Unglaublich schaue ich sie an. Schweigen legt sich auf die Höhle. Es ist Sebastian, der dieses Schweigen bricht.
„Dessen bin ich mir bereits bewusst.", kommt es mit warnendem Ton von ihm. Als ich meinen Blick zu ihm wende, sehe ich seine leuchtenden Augen.
>Okay. Nicht unnötig weiter reizen.<, denke ich mir bei dem Anblick.
„Was wollt ihr denn ansonsten wissen?", fragt die Alter allerdings weiter nach. Innerlich schlage ich mir die Hand vor das Gesicht. Sie sollte doch auch erkennen können, dass Sebastian im Moment gereizt ist. Anstatt einer Antwort ist nur ein erneutes Knurren zu hören. Doch die alte Frau geht noch immer nicht darauf ein.
„Wir wollen wissen, ob Lucia wirklich eine geborene Hexe ist. Außerdem scheinen ihre Erinnerung verschwunden zu sein und wir wollen auch dessen Ursache wissen.", kommt es schnell von Jolene, ehe Schlimmeres passieren kann.
„Nun, wenn das so ist.", sagt die alte Frau nun wieder: „Ja, dieses Mädchen ist gewiss eine geborene Hexe." Ich kann Jolene erleichtert ausatmen hören. Auch Sebastian scheint sich nun wieder zu beruhigen. So gereizt habe ich ihn bisher noch nicht erlebt. Aber wenn ich so darüber nachdenke, ist er schon die ganze Zeit deutlich zurückhaltender.
>Mag er solche Feste vielleicht überhaupt nicht?<, frage ich mich im Stillen. Den Earl muss er wegen seiner Pflicht als Butler zwar ständig überall hin begleiten, aber selbst habe ich ihn selten zu irgendwelchen Feiern gehen sehen. Selbst im Anwesen hält er sich zurück, wenn die Dienerschaft des Besuches mit uns allen abends in der Küche sitzt.
„Und was ist mit ihren Erinnerungen? Kannst du erkennen, wessen Einfluss dahinter steckt?", fragt Jolene noch einmal genauer nach.
„Nun...", beginnt die Alte wieder. Erneut, schneller als dass ich reagieren hätte könnten, packt sie mein Kinn und dreht meinen Kopf von links nach rechts. Jede Seite begutachtet sie dabei genau.
>Wieso ist sie so schnell und kräftig?<, frage ich mich. Ich schaffe es tatsächlich nicht mich ihrem Griff zu entziehen. Durch die Nähe zu ihr kann ich deutlich ihr leises Murren hören. Dann hebt sie auch noch die zweite Hand und streicht mein Haar nach hinten. Es ziept ein bisschen, aber ansonsten ist sie dabei wirklich vorsichtig. Als ihre Hand aus meinem Haar heraus ist, bleibt ihr Blick kurz an meiner Schulter hängen. Genau dort, wo sich meine Narbe befindet.
„Dreh dich einmal um, Kindchen.", fordert sie mich auf. Schnell folge ich ihrer Anweisung, nicht dass sie da noch nachhilft. Ihr Griff zeigt mir bereits, welche Kraft sie für ihr Alter noch hat.
„Würdest du dich bitte in die Knie gehen?", bittet sie mit freundlicher Stimme. Schnell komme ich dieser Bitte nach. Kurz darauf spüre ich auch schon, wie sie mit ihren Händen erneut durch mein Haar fährt. In diesem Moment bin ich sogar sehr dankbar dafür, dass Jolene mein Haar einfach offen gelassen hat. Mit einem Zopf wäre dies wohl deutlich schmerzhafter geworden. Es hätte sicherlich ziemlich geziept.
„Du kannst gerne wieder aufstehen.", sagt sie, nachdem sie mir leicht auf die Schulter geklopft hat. Schnell stehe ich wieder auf und wende mich wieder ihr zu. Mich interessiert es immerhin auch, was sie zu sagen hat.
„Der Verlust ihrer Erinnerungen liegt nicht an dem Einfluss eines Zaubers.", sagt sie schlicht.
„Du musst dich täuschen! Ich konnte deutlich einen Zauber an ihr ausmachen.", spricht Jolene dazwischen.
„Es liegt auch ein Zauber auf dem Mädchen, aber dieser hat nichts mit ihren fehlenden Erinnerungen zu tun. Zumindest nicht direkt.", meint die alte Frau nur.
„Und womit hängt dies zusammen?", fragt Sebastian nun.
„Sie hat an ihrem Hinterkopf eine kleine Narbe. Wenn ich mich nicht täusche, ist diese bereits mehrere Jahre alt, vielleicht 10 Jahre oder sogar noch mehr.", erklärt sie. Überrascht schaue ich sie an. Vor etwa 10 Jahren setzen meine Erinnerungen erst ein.
„Das heißt also ihre Erinnerungen verschwanden durch Gewalteinwirkung auf den Kopf.", schlussfolgert Sebastian: „Und wieso liegt ein Zauber auf ihr?"
„Nun, wenn ich mich nicht täusche, bewirkt dieser Zauber, dass ihre Erinnerungen nicht zurückkehren können. Jemand hat aus irgendeinem Grund den Umstand des Gedächtnisverlustes ausgenutzt und diesen Zauber gewirkt. Erst wenn der Zauber aufgehoben wird, können die Erinnerungen zurückkehren. Doch selbst dann gibt es keine Garantie dafür.", erklärt die alte Frau. Plötzlich, noch während sie redet, erinnere ich mich wieder an den Traum, den ich vor einiger Zeit hatte.
„Und meine Erinnerungen können auch wirklich nicht wieder auftauchen, solange der Zauber wirkt?", frage ich vorsichtig nach. Die Bilder meines Traumes und auch die Szene in London damals, als ich hier ankam vor meinem Auftrag den Earl zu bestehlen, kommen mir wieder in den Sinn. Sie kommen mir so vertraut vor und gleichzeitig sind sie mir völlig fremd.
„Nun...", beginnt sie wieder zu reden: „Bei einem normalen Menschen sicherlich nicht. Allerdings bist du eine Hexe und noch dazu sind dir deine Fähigkeiten angeboren. Unter diesen Umständen könnte die Sache schon anders aussehen."
>Vielleicht zeigen mir diese Bilder ja Teile aus meiner Vergangenheit.<, denke ich mir.
„Wieso fragst du?", kann ich Sebastians Stimme dicht an meinem Ohr hören. Er redet leise. So leise, dass vielleicht nur ich ihn hören kann.
„Damals noch bevor wir das erste Mal aufeinander trafen, hatte ich ein seltsames Bild im Kopf. Ich kenne es definitiv nicht, aber gleichzeitig fühlt es sich so vertraut an. Außerdem hatte ich vor einiger Zeit einen seltsamen Traum, der aber sehr verschwommen ist.", erkläre ich genauso lange.
„Den Zauber kann ich gerne von ihr nehmen.", unterbricht uns plötzlich die Frau: „Ich habe mich vor einiger Zeit darauf spezialisiert Zauber und Flüche zu brechen und rückgängig zu machen." Überrascht schaue ich zu der alten Frau.
„Kannst du das auch hier auf der Stelle tun? Ansonsten kann ich nicht mit Gewissheit sagen, wann wir dazu Zeit haben werden.", kommt es von Sebastian.
„Ich weiß. Ihr befindet Euch aktuell in einem Vertrag.", sagt die Alte: „Natürlich ist das möglich." Überrascht kneife ich die Augen zusammen und wedel mit der Hand vor meinem Gesicht herum, als mir etwas ins Gesicht fliegt. Es ist ein Puder, das einfach nicht verschwinden will. Im nächsten Moment spüre ich auch schon die Müdigkeit in mir aufkommen. Zuerst versuche ich gegen die Müdigkeit anzukämpfen, doch schnell verliere ich diesen Kampf und meine Augen fallen mir zu.

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*Eigenwerbung*
Ich habe vor Kurzem eine neue Geschichte online gestellt. Dieses Mal ist es eine Prosa-Story. Die Geschichte heißt "Weltenbummler" und ist ene Fantasy-Story. Vielleicht interessiert es euch ja und ihr lest mal rein. Würde mich auf jeden Fall freuen.

SchattendiebWhere stories live. Discover now