Der Dieb bereitet sich vor

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Hey Leute,

hier ist das nächste Kapitel. Ich hoffe, dass es euch gefällt.
Auch in diesem Kapitel geht es noch etwas ruhiger zu, aber es geht schon bald richtig los ; )

LG Juzo-chan

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Kapitel 2: Der Dieb bereitet sich vor

Die nächsten zwei Tage vergingen eher ruhig. Ich hatte die Stadtvilla weiterhin beobachtet und weitere Informationen gesammelt. Es stimmte wirklich, dass diese beiden Männer dort wohnen. Mittlerweile hatte ich auch herausgefunden, wer die beiden sind. Der Jüngere der beiden ist Prinz Soma aus Indien und der Weißhaarige ist sein Butler Agni. Sie leben in dieser Stadtvilla bereits seit einigen Jahren. Auch kam am vergangenen Tag eine junge Dame mit deren Diener vorbei. Was mich an ihr allerdings erstaunte, waren zwei Tatsachen. Erstens die junge Dame wurde von ihrem Diener in einem fein verzierten Rollstuhl geschoben, sie scheint nicht in der Lage zu sein zu laufen. Und zweitens konnte ich sie und ihren Diener kurzzeitig reden hören. Sie sprachen Deutsch. Wäre ich nicht wegen eines Auftrages in der Stadt, dann würde ich dem wohl weiter nachgehen. Es schien auf jeden Fall interessant zu sein. Auch war und bin ich mir sicher, dass da mehr dahinter steckt. Da ich aber wegen eines Auftrages hier bin, habe ich dafür keine Zeit. Nach der Erfüllung dieses Auftrages werde ich auch sofort verschwinden müssen. Leider werde ich dem also nicht weiter nachgehen können. Was allerdings auch interessant war, war die Tatsache, dass die junge Dame erst am späten Nachmittag zur Stadtvilla kam. Wäre sie am Tage dagewesen, hätte ich sie vermutlich gar nicht bemerkt. Meine Beobachtungen der vergangenen zwei Tage fanden nämlich ausschließlich am Abend und in der Nacht statt. Zu dieser Tageszeit kann ich mich besser im Schatten verbergen und unauffälliger meinen Nachforschungen nachgehen. Auch gibt es deutlich weniger Passanten, vor denen ich mich verstecken muss.
Neben meinen Beobachtungen an der Stadtvilla und das Auskundschaften dieser habe ich auch im Untergrund versucht weitere Informationen zu meiner Zielperson zu erlangen. Allerdings war das alles andere als einfach. Dadurch, dass er dort fast überall präsent ist und fast überall seine Finger im Spiel hat, war es ganz und gar nicht einfach ihn bei meiner Recherche zu umgehen. Es hat mich wirklich einiges an Kreativität gekostet, meine Spuren zu verwischen und im Nichts verlaufen zu lassen.

Neugierig umherschauend laufe ich den Markt entlang. Ich habe ihn zufällig vorhin gesehen und schlendere nun an den Ständen vorbei. Es ist wirklich alles dabei - von Kleidung zu Obst und Gemüse. Sogar ein paar Stände mit Süßigkeiten und Spielzeugen sind dabei. Es sind so viele Stände, dass ich das Ende des Marktes gar nicht sehen kann. Dieser Markt wurde beidseitig der Themse entlang aufgebaut. So kann man die Themse entlang spazieren, diese sogar direkt sehen, und sich nebenbei die verschiedenen Stände anschauen. Auf den Brücken wurden Stände mit Essen aufgebaut, dort kann man sowohl Süßspeisen, als auch Herzhaftes bekommen. Schon von weiten kann ich den süßlichen Geruch von kandierten Mandeln und Mutzen riechen. Allein der Geruch lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ich liebe süße Sachen einfach, davon kann ich nicht zu viel essen. Meistens habe ich sogar ein paar Bonbons in meiner Jackentasche.
Interessiert halte ich vor einem Stand an. Auf dem Tisch liegen in verschiedenen Körben verschiedenes Obst. Kurz schaue ich mir dieses genauer an, dann bleibt mein Blick aber an den Birnen hängen.
>Ich habe schon eine Weile kein Obst mehr gegessen.<, denke ich mir und überlege, ob ich eine Birne für später mitnehmen soll. Mitten in meiner Überlegung bemerke ich allerdings einen Blick von der Seite. Unauffällig suche ich aus den Augenwinkeln nach der Ursache dafür. Kurz habe ich die Befürchtung, dass mich doch jemand während meinen Nachforschungen bemerkt haben könnte. Als ich allerdings kein bekanntes Gesicht sehen kann, beruhige ich mich wieder etwas und suche weiter nach dem Auslöser dieses Gefühles.
Es dauert auch nicht lange und ich finde ihn schließlich. Es ist eine junge Dame, die mich unverhohlen anschaut. Sie steht ein paar Meter von mir entfernt. Selbst aus dieser Entfernung kann ich ihre leuchtend grünen Augen sehen. Ihr blondes Haar ist zu einem seitlichen Zopf zusammengebunden und in einer riesigen Locke gewickelt. Ihre Kleidung lässt darauf schließen, dass sie mindestens der Oberschicht angehört, wenn nicht sogar dem Adel. Verwundert darüber, dass solch eine Person mich so unverhohlen anstarrt, wende ich meinen Blick wieder ab. Doch was mich am meisten wundert ist die Tatsache, dass sie einen nachdenklichen Ausdruck auf ihrem Gesicht hat, so als würde sie versuchen mich zuzuordnen. Allerdings bin ich mir sehr sicher, dass ich ihr noch nie in meinem Leben über den Weg gelaufen bin. Sie kann mich also gar nicht kennen und erkennen schon einmal gar nicht.
>Mal sehen, wie weit sie gehen wird.<, denke ich mir, als ich die Birne in meiner Umhängetasche lege, nachdem ich diese bezahlt habe. Nur weil ich ein Dieb bin, heißt es nicht, dass ich für nichts bezahle. Zielstrebig gehe ich dann durch die Menschenmenge. Als ich einige Meter gegangen bin, lasse ich meinen Blick unauffällig nach hinten gehen. Sie folgt mir tatsächlich. Allerdings tut sie das sehr unauffällig und mit Abstand. Wäre ich es nicht gewohnt immer auf meine Umgebung zu achten, würde ich sie wohl nicht einmal bemerken. Mit ernstem Ausdruck folgt sie mir. Selbst als ich einige Male abbiege und versuche in der Menschenmenge unterzutauchen, folgt sie mir weiterhin.
>Was soll das?<, frage ich mich und lege nun doch einen Zahn zu. Langsam wird mir doch mulmig. Sollte ich sie vielleicht doch kennen? Das kann ich mir aber nicht vorstellen. Ich war schon einige Jahre nicht mehr in London oder dessen nähere Umgebung. Mein letzter Auftrag in England ist auch schon mehr als ein Jahr her. Außerdem merke ich mir die Gesichter meiner Opfer und dessen Familie und Freunde stets. Ihr Gesicht allerdings will mir nicht in den Sinn kommen. Also kann ich sie nicht durch einen Auftrag kennen. Und da ich noch nie in England war, wenn es nicht um einen Auftrag ging, kann ich sie auch so nicht kennen. Zumal ich nicht in adeligen Kreisen verkehre.
Als ich dem Ende des Marktes immer näher komme, ist die junge Blondine nur noch wenige Meter hinter mir. Sie hat aufgeholt.
„Lizzy!", kann ich aus der Ferne eine Stimme hören. Abrupt hält die Blondine inne und dreht sich nach hinten um. Sofort nutze ich ihre kurze Unaufmerksamkeit und verschwinde zwischen zwei Ständen in eine dunkle Gasse. Ich drücke mich in den Schatten und warte einen Moment ab. Von hier aus kann ich sie noch immer sehen, sie mich allerdings nicht. Kaum bin ich in der Gasse verschwunden, schaut sie sich suchend um. Allerdings kann sie mich nicht mehr finden. Sie hat ja auch nicht die Richtung gesehen, in welche ich verschwunden bin und noch dazu ist es geradezu unmöglich für einen normalen Menschen mich im Schatten zu finden. Das schaffen ja selbst die Besten von Scotland Yard nicht. Es dauert nicht lange und schon kommt ein junger Mann dazu. Er ist älter als die blonde Lady, vermutlich sogar ein wenig älter als ich. Allerdings sieht er ihr sehr ähnlich.
„Lizzy, du kannst doch nicht einfach loslaufen.", kommt es tadelnd von dem jungen Mann. Allerdings scheint er nicht wütend zu sein, viel eher besorgt.
„Es tut mir leid, Edward.", entschuldigt sich das Mädchen. Verwundert schaue ich die beiden an.
>Lizzy und Edward.<, wiederhole ich ihre Namen in Gedanken und schaue sie mir noch einmal genauer an. Bilder flackern in meinem Gedächtnis auf.
>Die Verlobte und ihr Bruder.<, fällt es mir wieder ein. Informationen zu den beiden stehen ebenfalls in meinen Aufzeichnen. Beide sind talentierte Schwertkämpfer. Ich sollte es also nicht auf einen direkten Kampf ankommen lassen. Allerdings erklärt, dass nicht ihr seltsames Verhalten.
Mit der Hand an der Stirn taumle ich ein paar Schritte nach hinten bis ich gegen die Wand lehne. Immer wieder taucht ein Bild in meinen Gedanken auf. Allerdings flackert es viel zu stark, als das ich es wirklich erkennen könnte. Ich sehe viel grün und daneben noch ein paar bunte Farben. Das war es dann aber auch schon. Und doch habe ich das Gefühl, dass ich es deutlicher sehen können müsste.
>Was ist das?<, frage ich mich innerlich und stehe einfach nur dort an der Wand gelehnt. Dieses eine Bild will einfach nicht aus meinem Kopf verschwinden, aber es wird auch nicht schärfer. Ich schaffe es einfach nicht es zuzuordnen. Noch dazu bemerke ich einen leichten Schwindel aufkommen. Mein Gefühl sagt mir, dass ich ohne die Wand in meinem Rücken nun wohl schwanken würde. Also bleibe ich erst einmal an der Wand gelehnt stehen.
„Wieso bist du denn so plötzlich losgelaufen?", kann ich die Stimme des jungen Mannes gedämpft hören. Seine Stimme dringt nur schwach zu mir durch.
„Ich dachte, dass ich jemanden gesehen habe.", antwortet die junge Lady ihm. Ihre Stimme ist deutlich ruhiger als die ihres Bruders. Kurz ist es still zwischen den beiden.
„Ich habe mich aber wohl getäuscht.", kommt es dann aber von der Blondine.
Es dauert noch ein paar Minuten bis der Schwindel endlich nachlässt und auch dieses verschwommene Bild aus meinem Kopf verschwindet. Dennoch bleibt es in meinen Gedanken hängen.
>Am besten ich gehe erst einmal zurück.<, denke ich mir und tippe mit meinen Fingern die Wand hinter mir an. Fast augenblicklich spüre ich den Widerstand in meinem Rücken verschwinden und lasse mich nach hinten fallen. Dadurch sieht es so aus, als würde die Welt um mich herum umstürzen. Noch während ich die gegenüberliegende Wand der Gasse sehen kann, spüre ich das weiche Bett in meinem Rücken und liege auf dem Bett. Als ich meine Augen erschöpft schließe, verschwindet auch die Wand über mir und ich bin wieder in dem Zimmer der Herberge ohne eine Spur meines Aufenthaltes in der Gasse hinterlassen zu haben.

SchattendiebWhere stories live. Discover now